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Das geht mir ans Herz - Herzerkrankungen und Ihre Therapie

Georg August Universität Göttingen  
Herzzentrum Göttingen / Abteilung Kardiologie und Pneumologie
Prof. Dr. Gerd Hasenfuß
Direktor der Abteilung und Vorsitzender des Herzzentrums
Innere Medizin / Kardiologie
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Tel.: 0551/39-6351 und 0551/39-6350
Fax.: 0551/39-6389
E-Mail: hasenfus@med.uni-goettingen.de
Internet: www.herzzentrum-goettingen.de

Anmeldung Herzkatheter
Tel.: 0551/39-8892
Fax.: 0551/39-8896
 
Anmeldung Elektrophysiologie
Tel.: 0551/39-10265
Fax.:0551/39-10267

 
Schwerpunkte

•    Rhythmusstörungen
      Katheterablation
      Implantation von Defibrillatoren

•    Interventionelle Therapie
 


Dilatation, Stentimplantation, Katheterbehandlung von Herzinfarkten
 
•    Herzinsuffizienz
    Biventrikuläre Stimulation durch Schrittmachergeräte
 
•    Ambulanzen
      Vorhofflimmerambulanz
      Herzinsuffizienz
      Lungenerkrankungen


PROTOKOLL

Das geht mir ans Herz - Herzerkrankungen und Ihre Therapie

Kruemel : Meine Bitte: Der Experte möge einmal die Anzeichen von Herzschwäche nennen. Ich frage extra nicht nach speziellen Symptomen, sondern ganz wertfrei, damit ich das dann bei mir zuordnen kann.

PROF. HASENFUß : Luftnot, zunächst bei stärkerer Belastung, im fortgeschrittenen Stadium auch bei leichterer Belastung und bei Ruhe, Abgeschlagenheit, Beinschwellungen, Müdigkeit

Tiramisu : Können stechende Schmerzen im Schulterblattbereich auf eine Herzerkrankung hinweisen?

PROF. HASENFUß : Ja, eine weitere ärztliche Abklärung ist erforderlich.

Muellner : Ich habe seit einem 1/2 Jahr einen ICD. Wie viel Sport darf ich wieder treiben?

PROF. HASENFUß : ICD bedeutet Schrittmacher, der schnelle Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern behandeln kann. Das Ausmaß der sportlichen Betätigung hängt in erster Linie von der zugrunde liegenden Herzerkrankung ab. Grundsätzlich können Patienten mit ICD - und sollen sich auch - körperlich belasten. Der Kardiologe kann bei dem Patienten ein Belastungs-EKG durchführen und die Belastbarkeit festlegen.

anonym : Nächste Woche soll ich zu einer Katheter-Untersuchung. Ich habe eine Überweisung zu einem niedergelassenen Kardiologen. Mein Kollege, mit dem ich das Büro teile, erwähnte in einem Nebensatz, dass er in eine Klinik gehen würde, da sei das Risiko geringer. Stimmt das? Bedanke mich bei dem Experten für die Beantwortung meiner Frage.

PROF. HASENFUß : Nein, eine Herzkatheter-Untersuchung kann in einer erfahrenen niedergelassenen Katheter-Praxis mit der gleichen Sicherheit wie in einer Klinik durchgeführt werden. Die Sicherheit hängt immer von der Erfahrung des Durchführenden und der Einrichtung ab.

Norbert : Bekommt man automatisch nach einem Herzinfarkt einen Defibrilator implantiert?

PROF. HASENFUß : Nein, sondern nur, wenn durch den Herzinfarkt die Herzfunktion deutlich beeinträchtigt wird. Auswurfleistung (Ejektionsfraktion) weniger als 35 %

Conny : Was bedeutet der Begriff closed Lup Stimulation?

PROF. HASENFUß : Es tut mir leid, diesen Begriff habe ich noch nie gehört. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen falschen Begriff.

Hed_Hilmar : War immer müde und wurde kurzatmig. Da ist vor 8 Monaten bei einer Röntgenkontrolle bei mir ein zu großes Herz festgestellt worden. Außerdem habe ich Extraschläge, offenbar mehr als man darf. Mit einem Implantat von einem Schrittmacher soll das jetzt geregelt werden. Der Gedanke, dass ich dann Drähte im Herzen liegen habe, macht mich völlig verrückt und durch die Angst davor beschleunigt sich mein Herzschlag. Dann geht es mir noch viel schlechter. Habe große Angst davor, dass da jemand an meinem Herzen was macht. Wie kann ich damit umgehen?

PROF. HASENFUß : Ein Schrittmacher ist heute ein Routineverfahren, das in der Regel die Lebensqualität verbessert und die Belastbarkeit nicht negativ beeinträchtigt. Gegebenenfalls müssten Sie mit Ihrem Arzt die Funktion des Gerätes noch einmal besprechen oder auch einen Psychosomatiker konsultieren.

Gudat : Verbraucht sich die Batterie nach Beanspruchung, bei höherem Herzschlag schneller, als bei weniger schnellem Herzschlag?

PROF. HASENFUß : Ja, da der Schrittmacher jedoch nur bei Bedarf aktiv ist, hängt die Lebensdauer von Schrittmacher und Batterie in erster Linie davon ab, ob der Schrittmacher den Rhythmus vorgibt oder das eigene Herz überwiegend aktiv ist. Schlussendlich ist aber die Gesamtaktivität ausschlaggebend für den Energieverbrauch.

Jobst_Achem : Wie lange nach Einsetzen eines Defibrilators muss ich warten mit Sex?

PROF. HASENFUß : Das hängt nicht so sehr von dem Defibrilator ab, sondern von der Funktion des Herzens und der Funktion der Herz-Kranz-Gefäße.

Kwak : Betablocker machen mich langsam in allem. Mein Hausarzt sagt, das soll auch so sein. Aber ich kann so nicht leben und vor allem nicht meiner Familie gerecht werden. Wir haben eine Spedition, da muss alles klappen. Ich schaffe das aber nicht. Wäre ein Schrittmacher oder Defibrilator eine Alternative. Ich kenne den Unterschied nicht genau und es wäre nett, wenn der Professor mir das erklären könnte.

PROF. HASENFUß : Manche Patienten werden durch eine Betablocker-Behandlung in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Dann muss der Arzt prüfen, ob der Betablocker wirklich dringend eingenommen werden muss. Ein Betablocker lässt sich nicht mit einem Schrittmacher oder Defibrilator vergleichen. Das eine kann in keinem Fall durch das andere ersetzt oder ausgetauscht werden.

Poth : Ich trage einen Schrittmacher mit einer zusätzlichen Überwachung. Das ist ziemlich beruhigend. Aber ich habe mir das doch noch anders vorgestellt. Neulich hatte ich ganz unterwartetes Flimmern, ohne dass ich das groß gemerkt habe. Mein Arzt hat mir das später berichtet. In diesem Zusammenhang habe ich aber erfahren, dass es keine Datenübertragung bei einem Vorkommnis gibt. Ich dachte da gibt es eine Sonderübertragung. Ich bin jetzt ganz überrascht, weil die Details nur einmal am Tag überspielt werden. Worin liegt dann der Vorteil, wenn doch nicht gleich, wenn was auftritt, die Werte vorliegen?

PROF. HASENFUß : Die telemetrische Überwachung von Patienten mit Schrittmacher oder Defibrilatoren ist noch in einem frühen Stadium und von Gerät zu Gerät verschieden. Deswegen ist die Kommunikation mit dem behandelnden Arzt beim Auftreten von irgendwelchen Ereignissen nach wie vor das Wichtigste. Im Laufe der Zeit wird sich sicherlich die Überwachungsmöglichkeit verbessern, man muss allerdings auch bedenken, dass die direkte Überwachung aller Patienten per Funk einen erheblichen Personalaufwand bedeuten würde, dessen Kosten möglicherweise nicht zu tragen wären.

Schnaddel : Was genau wird beschädigt durch den Bluthochdruck?

PROF. HASENFUß : Die Blutgefäße und viele Organe, die von den Blutgefäßen versorgt werden. Bluthochdruck führt zur Entstehung von Gefäßverengungen mit den Folgen Herzinfarkt und Schlaganfall. Außerdem kann die Niere geschädigt werden und natürlich auch das Herz, was bei jedem Schlag ja den erhöhten Druck aufbringen muss, d. h. erzeugen muss.

Tato : Der Gedanke, von so einer Batterie abhängig zu sein, dass die gut funktioniert, da muss ich mich schon sehr daran gewöhnen. Bin gern tauchen gewesen auf den Malediven, aber ich traue mich nicht so weit weg von zu hause. Kann sich eine solche Batterie auch durch den Kontakt anderer elektronischer Geräte spontan entladen?

PROF. HASENFUß : Die Schrittmacherbatterie wird in regelmäßigen Abständen überprüft. Sie ist heute, falls diese Überprüfungen durchgeführt werden, absolut sicher. Ich würde mich 100 %ig auf eine solche Batterie verlassen.

anonym : Ist der Einsatz von digitalishaltigen Medikamenten überhaupt noch zeitgemäß? Nach meinem Kenntnisstand ist das ein Gift und heute geht doch die Bestrebung hin zu schonenden Verfahren und schonenden Medikamenten.

PROF. HASENFUß : Der Einsatz ist noch zeitgemäß für verschiedene Erkrankungen. Darunter zählt die Puls-Frequenz-Kontrolle beim Vorhofflimmern. Weiterhin wird Digitalis eingesetzt bei Patienten mit Herzmuskelschwäche, auch ohne Vorhofflimmern, dann wenn die Leistungsfähigkeit deutlich reduziert ist. Die Dosis ist entscheidend.

Ingrid_X : Meine Mutter ist in Ohnmacht gefallen. Wie sich herausstellte durch eine Arythmie. Sie bekam einen Schrittmacher eingesetzt, aber der „Fremdkörper“ führt zu großen Ängsten bei ihr, so dass der Wert für mich eher zweifelhaft ist. Ist das öfter so oder gewöhnt man sich daran. Was kann ich dazu beitragen, meine Mutter zu beruhigen?

PROF. HASENFUß : Wie zuvor schon gesagt, zählt ein Schrittmacher seit Jahren zur Routinetherapie. Man kann sich als Patient darauf verlassen und wenn die Ohnmacht durch eine langsame Herzrhythmusstörung bedingt war, dann sollte sie jetzt nicht mehr auftreten. Das Fremdkörpergefühl kurz nach der Implantation verschwindet in der Regel rasch.

anonym : Habe eine technische Frage zu Monitoring von zu Hause aus zum Arzt und ob das evtl. für meinen Vater in Frage kommt. So weit ich weiß, werden da Daten übermittelt mit der gleichen Technik, die auch für Handys eingesetzt wird. Nun hört man ja immer wieder, dass diese Wellen schädlich sein sollen. Wieso sind die für das Herz weniger schädlich, oder wird das billigend in Kauf genommen?

PROF. HASENFUß : Die Abfrage des Schrittmachers bzw. des Monitors erfolgt in der Regel nicht kontinuierlich, sondern nur zu bestimmten Zeitpunkten. Es gibt außerdem keine klaren Hinweise darauf, dass diese Funkwellen für Herzgewebe schädlich sind. Lediglich wenn Patienten einen Schrittmacher oder Defibrilator tragen, sollte das Handy, wenn telefoniert wird, in einem Abstand von 30 cm zum Gerät gehalten werden. Das bedeutet in der Regel, auf der gegenüberliegenden Seite zur Implantation. Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen über eine durch Radiowellen bedingte Schädigung in dem Falle Ihres Vaters machen.

Silber : Bezieht sich Herzschwäche immer auf das ganze Herz oder kann man auch eine linke oder eine rechte Kammerschwäche haben?

PROF. HASENFUß : Es gibt unterschiedliche Formen der Herzschwäche. Eine Rechts-Herz-Schwäche kann z. B. durch eine Lungenembolie oder eine Lungenerkrankung bei völlig intaktem linkem Herzen bedingt sein. Eine Links-Herz-Schwäche z. B. nach Herzinfarkt führt erst zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Belastung auch des rechten Herzens und einer Rechts-Herz-Schwäche.

Nicky : Mein Kardiologe diagnostizierte im letzten Jahr als Ursache für meine Herzrhythmus-störungen einen kranken Sinusknoten und empfahl mir einen Herzschrittmacher. Im Winter hatte ich kaum Rhythmusstörungen. Sie sind jetzt, nachdem wir einige leichte Fahrradtouren gemacht haben, abends von ca. 21.00 Uhr bis morgens ca. 10.00 Uhr aufgetreten und das etwa einmal wöchentlich. Können diese Rhythmusstörungen mein Herz schädigen? Welche Möglichkeiten gibt es noch, die Rhythmusstörungen zu beseitigen, außer dem Herzschrittmacher. Ist auch eine Ablation sinnvoll und an wen könnte ich mich noch wenden? Danke für Ihre Bemühungen.

PROF. HASENFUß : Bei dem kranken Sinusknoten können sowohl langsame als auch schnelle Herzrhythmusstörungen auftreten. Nur gegen die langsamen hilft der Herzschrittmacher. Gegen die schnellen werden aber in der Regel Medikamente eingesetzt, die das Herz langsam machen. Ein Schrittmacher muss daher gelegentlich auch eingesetzt werden, um bei Neigung zu langsamen Herzrhythmusstörungen die schnellen Herzrhythmusstörungen effektiv behandeln zu können. Nur, wenn bei Ihnen als eine Form der schnellen Herzrhythmusstörungen Vorhofflimmern auftritt, wäre eine Ablation bei krankem Sinusknoten zu diskutieren. Ich empfehle Ihnen, das mit Ihrem Kardiologen zu besprechen und ggf. eine zweite Meinung einzuholen.

anonym : Das mit dem Monitoring klingt an sich interessant - wird das von der Kasse übernommen?

PROF. HASENFUß : Es gibt einige Versuchsprojekte, an denen sich die Kassen beteiligen. Die Geräte werden in aller Regel finanziert. Die Finanzierung der Überwachung ist bisher nicht definitiv geregelt. Die meisten Projekte haben daher Prototyp-Charakter. Sie müssten das mit Ihrem Kardiologen besprechen.

Riko : Können diese Gefäßstützen auch bei Herzinsuffizienz helfen? Diese Dinger die auch Stoffe abgeben sind ja wohl doch nicht nur gut. Aber es soll welche geben, die sich auflösen. Das klingt ja richtig gut, wenn man nicht dauerhaft mit einem Fremdkörper leben muss. Ist das für Herzinfarktpatienten oder auch bei Insuffizienz geeignet?

PROF. HASENFUß : Zunächst zur Herzinsuffizienz: Die Stents haben nur dann eine Bedeutung bei herzinsuffizienten Patienten, wenn dadurch ein verengtes Blutgefäß aufgeweitet bzw. offen gehalten werden soll. Nur bei einem Teil der Patienten mit Herzinsuffizienz liegt aber die Ursache in einer Verengung von Kranzarterien bzw. Herzinfarkten. Stents sind eine segensreiche Einführung für die Behandlung von Herzkranzgefäßverengungen. Die medikamentenbeschichteten Stents werden nur dann eingesetzt, wenn das Risiko der Wiedereinengung des erweiterten Gefäßes bei Implantation eines nicht beschichteten Stents besonders hoch ist. Hierfür gibt es Richtlinien. Ich würde den Stent nicht als Fremdkörper betrachten. Er wird in der Regel komplett in das Gefäß eingebaut.

anita hesse : Muss ich bei einem Herzschrittmacher für ein besseres Modell zubezahlen?

PROF. HASENFUß : Nein. Der Patient sollte sich darauf verlassen, dass der behandelnde Arzt das richtige Gerät für ihn aussucht. Wenn der Arzt die Indikation zur Implantation des Gerätes nach den entsprechenden Leitlinien stellt, wird das Gerät in der Regel auch von den Kassen finanziert. Die Möglichkeit einer Zuzahlung ist in unserem System gar nicht vorgesehen.

Sven_Seiffer : Unser 82jähriger Vater lebt seit 7 Monate allein, nach dem Tod unserer Mutter. Das geht ganz gut, aber wir machen uns Sorgen wegen seines Herzens. Er hat drei Bypässe und uns wurde gesagt, dass einer davon eine beginnende Engstelle aufweist. Seine Herzleistung ist auch nicht gut. Wir haben ihn in einem Alarmsystem angemeldet, aber er vergisst immer, sich den Alarmknopf um den Hals zu hängen. Unsere größte Sorge ist, dass er stürzt und keine Hilfe holen kann. Jetzt haben wir von einem Überwachungssystem von Herzpatienten gehört. Was ist das und für welche Patienten macht das Sinn?

PROF. HASENFUß : Ich befürchte, dass das Alarmsystem, das Sie sich vorstellen, in der Form nicht existiert. Sie sollten vielmehr versuchen, mehrmals täglich einen Besuch durch Nachbarn oder ambulante Pflegekräfte zu organisieren.

anonym : Alles und überall wird überwacht. Auch mein Herz soll überwacht werden mit einem Monitor zu Hause. Finde ich auch gut. Ist damit auch eine Standortbestimmung möglich, so wie beim Handy?

PROF. HASENFUß : Eine Standortbestimmung ist damit in der Regel nicht möglich.

Reil : ACE-Hemmer hat meine Mutter (76) nicht so gut vertragen. Auch die AT1Blocker führen nicht wirklich zum Erfolg. Jetzt wurde ihr eine Resynchronisation mit Schrittmacher empfohlen. Meine Mutter lebt allein. Ich lebe 340 Kilometer entfernt und kann nicht mal eben nach Mutter schauen. Wie hoch ist die Erfolgsrate? Wie zuverlässig sind diese Geräte?

PROF. HASENFUß : Die Resynchronisationsbehandlung führt bei den meisten Patienten (80 %) zu einer Verbesserung der Lebensqualität. Die Geräte sind heute sehr zuverlässig. Vor Implantation muss natürlich sichergestellt sein durch den behandelnden Arzt, dass die Voraussetzungen gegeben sind. Die Behandlung ist heute ein Routineverfahren.

daCosta : Gibt es auch einen Defibrilator für Kinder?

PROF. HASENFUß : Ja, auch für Kinder gibt es Defibrilatoren. Wobei sich die Geräte in der Regel nicht von denen für Erwachsene unterscheiden. Ihr Kinderkardiologe weiß da Bescheid.

mülermax : Meine Mutter soll einen so genannten implantierbaren Schrittmacher mit Schockfunktion bekommen. Man sagte uns jetzt, dass wir alle drei Monate zur Kontrolle kommen müssen. Gibt es nicht vielleicht auch Möglichkeiten diese Intervalle zu verlängern?

PROF. HASENFUß : Die Kontrolle dauert maximal 20 Minuten. Wenn Sie sich überlegen, was die Geräte leisten müssen und was Sie von den Geräten erwarten, dann sollte man diese Zeit alle drei Monate gerne investieren.

Noshy : Was löst Herzschwäche aus?

PROF. HASENFUß : Die häufigste Ursache für Herzschwäche ist hoher Blutdruck und der Herzinfarkt. Sie kann aber auch durch Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelentzündungen oder andere Ursachen ausgelöst werden.

Schmack : Bekommt man Herzschwäche durch mangelnde Bewegung, Medikamente oder woher kommt das?

PROF. HASENFUß : Herzschwäche selbst wird durch mangelnde Bewegung nicht ausgelöst. Bewegungsmangel stellt jedoch einen Risikofaktor für die Entwicklung einer Herz-Kranz-Gefäß-Erkrankung dar. Auch hoher Blutdruck wird dadurch begünstigt. Somit kann Bewegungsmangel indirekt zur Entstehung einer Herzschwäche beitragen.

franny : Wie viel Sport ist sinnvoll und schütz den Körper (joggen!), ab wann ist eine Belastung, ab wann eine Gefahr?

PROF. HASENFUß : Dreimal wöchentlich 30 Minuten mittlerer Belastung sind sinnvoll und beugen vor vielen Erkrankungen vor. Bei Gesunden kann allenfalls eine extreme Belastung in untrainiertem Zustand schädlich sein. Auch bei den meisten Herzerkrankungen ist körperliche Belastung wichtig. Das Ausmaß der Belastung kann Ihnen Ihr Arzt mitteilen.

anonym : Mein Vater hat seit einem halben Jahr einen Defibrilator. Lt. Arzt schließen die Herzklappen nicht ganz. Trotz 3 Wassertabletten und einer Flüssigkeitszunahme von max. 1 l. pro Tag hatte er zweimal Wasser in der Lunge. Kann man dem vorbeugen? Lt. Arzt ist er schwer herzkrank, könnte man ihn dann mit 68 auf eine Spenderliste setzen?

PROF. HASENFUß : Man muss zwischen einem reinen Defibrilator und einem Defibrilator mit zwei Kammer-Stimulation unterscheiden. Ich gehe davon aus, dass Ihr Vater das letztgenannte Gerät besitzt. Er muss täglich sein Körpergewicht bestimmen und bei Zunahme von mehr als 500 gr pro Tag Rücksprache mit seinem Arzt halten oder zusätzliche Wassertabletten gemäß Absprache mit seinem Arzt einnehmen. Die grobe Regel besagt, Herztransplantation bis 65, das schließt aber nicht aus, dass man bei einem 68-jährigen Patienten, der klar von einer Herztransplantation profitieren könnte, eine solche durchführt.

Webber : Habe drei Kinder, bin 32 Jahre alt. Während der letzten Schwangerschaft hatte ich Rhythmusstörungen. Bei den anderen Schwangerschaften nicht. Hängt das noch mit der hormonellen Umstellung zusammen und soll ich erstmal abwarten oder gleich der Sache nachgehen?

PROF. HASENFUß : Hier wäre entscheiden zu wissen, welche Rhythmusstörungen vorlagen. Viele Rhythmusstörungen sind harmlos. Entscheidend ist auch, ob es während oder nach der Schwangerschaft zu einer Einschränkung der Herzfunktion gekommen ist. Dies sollten Sie mit Ihrem Kardiologen besprechen.

Pelle : Kann Übergewicht Auslöser für Herzschwäche sein?

PROF. HASENFUß : Nicht direkt. Übergewicht kann jedoch zu Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kranz-Gefäß-Verengung und anderen Erkrankungen führen, die dann Herzschwäche auslösen können.

anonym : Seit meinem 25 Lebensjahr, jetzt bin ich 44 Jahre alt, leide ich an Asthma. Wurde irgendwie durch meine Scheidung ausgelöst und ist irgendwie nicht wieder weggegangen. Ich habe starke Anfälle, dann kommt der Notarzt und spritzt mir Cortison. Das hilft dann zwar aber Cortison ist ja nicht nur gut, sondern hat viele Nebenwirkungen. Nun wurde eine verminderte Herzleistung bei mir festgestellt. Ist da eine Verbindung? Wie soll das weitergehen? Ich bekomme dann zwar Luft, aber dafür geht mein Herz kaputt, oder?

PROF. HASENFUß : Cortison führt in der Regel nicht primär zur Herzschädigung. Man muss ausschließen, dass eine andere Erkrankung für die Abnahme der Herzleistung verantwortlich ist. Der Asthma-Anfall ist - wie Sie wissen - ein Notfall, der lebensbedrohlich sein kann, so dass auf Cortison nicht verzichtet werden kann. Ich gehe davon aus, dass Sie auch ein Cortison-Spray, das in der Regel nur auf die Lunge einwirkt, zur Verhinderung von Asthma-Anfällen einnehmen.

SChmitz : Wie zuverlässig sind die Herstellerangaben für die Lebensdauer der Batterie meines Schrittmachers?

PROF. HASENFUß : Die vom Hersteller angegebene Lebensdauer ist nur ein Anhaltspunkt. Der tatsächliche Batteriestatus muss durch regelmäßige Kontrollen festgestellt werden.

Max : Mein Vater steht demnächst vor einem ICD-Wechsel. Ich hab den Eindruck, er kommt insgesamt ganz gut mit seinem Gerät zurecht, obwohl er auch schon Erfahrungen mit Schocks gemacht hat, die eigentlich nicht auftreten hätten sollen. Meine Eltern wohnen allerdings relativ weit draußen auf dem Land und es ist ein ziemlicher Aufwand, ins nächste Krankenhaus zu kommen. Halten Sie eine automatische Überwachung in diesem Fall für sinnvoll oder ist das alles nur reines Marketinggeplänkel?

PROF. HASENFUß : Eine automatische Überwachung kann durchaus sinnvoll sein, wenn Ihnen Ihre Klinik das anbietet. Der ICD-Wechsel sollte Anlass dazu geben, dass Sie sich über ein entsprechendes Gerät beraten lassen.

anonym : Was ist eigentlich mit niedrigem Blutdruck. Ist der harmlos, oder doch nicht? Es gibt dazu ja widersprüchliche Berichte in den Medien. Was gilt, wonach kann ich mich richten? Wie kommen solche unterschiedlichen Berichte zustande?

PROF. HASENFUß : Grundsätzlich ist niedriger Blutdruck keine Erkrankung. Lediglich dann, wenn Schwindel oder ähnliche Symptome auftreten, muss man sich über eine Behandlung Gedanken machen.

Mahler4 : Was ist mit Stress, verursacht der Herzschwäche?

PROF. HASENFUß : Was man so allgemein unter Stress versteht, verursacht selbst keine Herzschwäche. Aber auch hier gilt, dass Stress zu Herz-Kranz-Gefäß-Verengungen führen kann, diese wiederum zu Herzinfarkten und Herzschwäche. Stress ist allerdings ein sehr subjektiver Begriff, der von den unterschiedlichen Menschen verschieden erlebt und verarbeitet wird.

Kleen : Wenn die Herzkurven aufgezeichnet werden, dann hängt die Herztätigkeit doch auch von der seelischen Verfassung ab. Gibt es eigentlich ein Gerät, das solche seelischen Werte berücksichtigt?

PROF. HASENFUß : Ein solches Gerät existiert nicht. Die seelische Situation muss von Ihrem Arzt erfasst und entsprechend interpretiert werden.

Mikusch : Mein Lebensgefährte wurde 12/05 mit 3 Bypässen in einer Notoperation versorgt. Seit dieser Zeit kommt es immer wieder dazu, dass er aus heiterem Himmel ohnmächtig wir und umfällt. Langzeit- und Belastungs-EKGs, sowie Herz(stress)echo sind nicht auffällig. Lediglich bei einer Untersuchung in der Schlafklinik wurde festgestellt, dass er immer wieder bis zu 45 Sekunden im Schlaf nicht atmet und seine Herzfrequenz im Schlaf bis zu 42 min. heruntergeht. Seit der Operation hat er fortgesetzte Schmerzen im Brustkorb und regelmäßig extreme Schwindelzustände. Welche weitergehenden Untersuchungen würden Sie anraten und wo. Wir leben im Schwarzwald.

PROF. HASENFUß : Die Ohnmachtsanfälle sind besorgniserregend. Auch schwere Rhythmusstörungen werden gelegentlich im Langzeit-EKG nicht erfasst. Gegebenenfalls muss eine Herzkatheter-Untersuchung auch mit Elektrophysiologie durchgeführt werden. Darüber hinaus muss die Schlafklinik entscheiden, ob eine nächtliche Beatmung erforderlich ist. Es gibt mehrere Kliniken in Ihrer Nähe, die über entsprechende Ausrüstungen verfügen.

Maurynna : Habe aktiv Leistungsschwimmen gemacht mit größerem Herzen und vor 2 Jahren angefangen zu reduzieren. Kann ich darauf hoffen, dass sich mein Herzvolumen auf eine gesunde Maß zurückbildet, oder bleibt das für mich immer eine Gefahr?

PROF. HASENFUß : Ich sehe hier keine Gefahr. In aller Regel ist die Herzvergrößerung beim Sportler nicht krankhaft zu bewerten. Ich empfehle Ihnen, dass Sie nicht abrupt mit der körperlichen Belastung aufhören. Wie Sie das sagen, sollten Sie in der Tat langsam reduzieren und dann aber sich kontinuierlich auf einem niedrigeren Niveau weiter belasten. Eine Gefahr besteht nicht.

Uwe S. : Mein Kardiologe empfiehlt mir eine Kipptischuntersuchung, was hat das für eine Bedeutung?

PROF. HASENFUß : Eine Kipptischuntersuchung wird dann durchgeführt, wenn Patienten im Stehen unter kurzen Bewusstseinsverlusten leiden. Dann wird mit dem Kipptisch überprüft, wie sich Blutdruck und Puls verhalten, wenn sich die Patienten längere Zeit in fast aufrechter Position befinden.

He_Burkhardt : Mir schwellen immer öfter die Beine abends an. Aber nicht jeden Tag. An warmen Tagen mehr, als an kalten Tagen. Hat das mit dem Herzen zu tun? Meine Schwester behauptet das.

PROF. HASENFUß : Es kann mit dem Herzen, d. h. mit einer Herzschwäche, zusammenhängen, muss aber nicht. Gelegentlich sind Beinschwellungen auch durch Medikamente verursacht. So können z. B. Calcium-Antagonisten zu Beinschwellungen führen. Aber auch andere Erkrankungen, wie z. B. Nierenerkrankungen. Sie sollten das von Ihrem Arzt abklären lassen.

Sören : Ich habe Angst, dass ich künftig nicht mehr so sorgfältig untersucht werde wie bisher weil doch überall gespart wird. Mein Herz hat keine volle Leistung mehr. Muss ich mir jetzt sorgen machen? Eigentlich brauche ich in Abständen eine Kontrolle ob sich die Leistung vermindert hat.

PROF. HASENFUß : Bisher haben sich die Einsparmaßnahmen glücklicherweise nicht nachteilig auf die Qualität der Patientenversorgung ausgewirkt. Grundsätzlich muss die Ursache für die reduzierte Herzleistung bei Ihnen abgeklärt werden. Dann sollte eine medikamentöse Therapie erfolgen und Kontrollen müssen durchgeführt werden. Diese sind in unserem System gewährleistet.

Betty_Schürmann : Es ist so viel von Kompetenzzentren die Rede. Was genau ist das? Der Name ist ja nicht geschützt, so weit ich weiß. Was sagt mir als Patient das, wenn sich eine Herzabteilung Kompetenzzentrum nennt?

PROF. HASENFUß : Nicht allzu viel. Wie Sie sagen, ist der Begriff nicht geschützt. Ich würde mich näher darüber informieren, welche Leistungen dieses Kompetenzzentrum erbringt. Als Kompetenzzentrum verfügt es sicher über eine Homepage.

anonym : Gibt es eine Einteilung wie z.B. Schweregrad/Fortschritt etc. bei Herzschwäche?

PROF. HASENFUß : Ja, die gängige Einteilung ist die nach NYHA. NYHA 1 bedeutet Herzerkrankung ohne Beschwerden. NYHA 2 Beschwerden bei starker Belastung. NYHA 3 Beschwerden bei leichter Belastung und NYHA 4 Beschwerden (Luftnot) schon bei Ruhebedingungen.

Mira : Wüsste gerne, ob Herzschwäche erblich ist?

PROF. HASENFUß : Grundsätzlich nicht. Es gibt allerdings relativ seltene Kardiomyopathien, das sind Herzmuskelerkrankungen, die erblich bedingt sind. Darüber hinaus kann es ein familiäres Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kranz-Gefäß-Erkrankung geben. Hierdurch könnte dann wiederum eine Herzschwäche entstehen.

SchirmerChr : Bei einer erworbenen Krankheit bleibt ja irgendwie immer im Raum, dass man selbst Schuld hat. Zu wenig Sport falscher Lifestyle usw. Gibt es auch angeborene Herzschwäche?

PROF. HASENFUß : Es gibt angeborene Störungen, die zu Herzschwäche führen können. Es gibt auch angeborene / familiäre Risikokonstellationen, die zu Bluthochdruck, Herzinfarkten und Herzschwäche führen können.

Jaci : Es gibt ja sehr gute Sportgruppen für Herzpatienten. Aber da sind meistens Infarktpatienten. Das bin ich nicht. Ich habe ein schwaches Herz. Ich wüsste gern von dem Herrn Professor, ob ich da trotzdem mitmachen kann?

PROF. HASENFUß : Ja, Sie können trotzdem mitmachen. In der Regel kann je nach Herzerkrankung und Belastbarkeit ein Sportprogramm für Sie konzipiert werden. Infarktpatienten sind deswegen die häufigsten Patienten in Sportgruppen, weil der Herzinfarkt selbst leider eine der häufigsten Herzerkrankungen darstellt.

Siegfried : Gibt es einen zuverlässigen Tipp, wie man Herzschwäche vorbeugen kann?

PROF. HASENFUß : Durch Vermeiden oder Behandeln der Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, Zigarettenkonsum, Fettstoffwechselstörung, Übergewicht, Bewegungsmangel.

PROF. HASENFUß : Ich bedanke mich sehr herzlich für die vielen interessanten Fragen und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend!



Ende der Sprechstunde.


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