Medizinische LIVE-Sprechstunde mit Patientenfragen und Expertenantworten zu den unterschiedlichsten medizinischen Themen, Symptomen, Krankheiten Bitte besuchen Sie auch unsere Hauptseite www.experten-sprechstunde.de


Metastasen in Knochen - Feste Knochen, gutes Gerüst

CGG Klinik Mannheim
Prof. Dr. med. Ingo J. Diel
(Mitinhaber und Gesellschafter)
Gynäkologischer Onkologe
Quadrat P7, 16-18
68161 Mannheim

Tel.: 0621/ 12 50 64 20
Fax: 0621/ 12 50 64 29

E-Mail: diel@cgg-mannheim.de

 

Schwerpunkte

Knochenmetastasen
Systemische Therapie
Bisphosphonate
Multimodale Therapie

Primäre Therapie des Brustkrebses
Chemotherapie
Endokrine Therapie
Antikörpertherapie
Prognosefaktoren
Neoadjuvante Therapie

Osteoporoseprophylaxe
beim Mammakarzinom
Postmenopausal


Anmeldung Sprechstunde
Tel.: 0621/ 12 50 64 20
Fax.: 0621/ 12 50 64 29

Anmeldung Brustzentrum
Tel.: 0621/ 12 50 64 30
Fax: 0621/ 12 50 64 39

PROTOKOLL

Metastasen in Knochen - Feste Knochen, gutes Gerüst

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir beginnen um 19 Uhr.

Augleitner : Gibt es deutliche oder sogar sichere Hinweise auf Knochenmetastasen? Wie sind die?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Typische Hinweise auf Knochenmetastasen sind Knochenschmerzen. Schmerzen im Skelett, die neu aufgetreten sind und einen bohrenden Charakter haben und im Liegen wie im Stehen gleich sind, können auf Knochenmetastasen hinweisen. Das ist aber nicht ein sicheres Kriterium, denn oft werden Gelenkbeschwerden, insbesondere im Rücken, als Knochenschmerzen beurteilt. Jede Patientin, die neu aufgetretene Knochenschmerzen hat, sollte abklären lassen, ob eine Metastase die Ursache sein könnte. Dabei hilft in aller Regel schon eine normale Röntgenaufnahme.

Monster : Die Statistik sagt, dass 80 Prozent der Patientinnen, die an Brustkrebs erkranken geheilt werden können, was den Krebs anbelangt. Klingt ja nicht schlecht. Aber bei näherer Betrachtung stimmt das doch aber so nicht. Denn unabhängig davon, ob der Krebs in der Brust wiederkommt, geht er im Körper meist weiter mit Metastasen in Organen und Knochen. Ich traue diesen Statistiken nicht mehr, weil dieser Aspekt offenbar nicht korrekt berücksichtigt wird. Meiner Mutter wurde auch gesagt, sie sei geheilt, aber was bedeutet das jetzt für uns wirklich? Kann sie vorbeugend etwas machen, was Knochenmetastasen verhindern hilft? Das erscheint wohl gegenwärtig die größte Gefahr zu sein.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Tatsächlich werden ca. 80 % aller Patienten mit Brustkrebs geheilt. Insofern stimmen die Statistiken sehr wohl. Allerdings ist es verhängnisvoll, wenn Ärzte nach der Erstbehandlung den Patienten sagen, sie seien geheilt. Denn Brustkrebserkrankungen können, insbesondere in den ersten Jahren nach Diagnose, leider aber auch später, in andere Organe metastasieren. In manchen Fällen kann das auch nach sieben bis zehn Jahren geschehen. Das ändert aber nichts an der Statistik. Denn diese Frauen gehören zu den 20 %, bei denen die Krankheit wiederkommt.

Alois : Als Folge von Prostatakrebs haben sich 3 kleine Metastasen bei mir im Becken gebildet. Manchmal habe ich da Schmerzen, aber eigentlich komme ich ganz gut damit klar. Können sich ausgehend von diesen Knochenmetastasen auch weitere Metastasen in den Organen bilden?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Leider bin ich kein Urologe und kann auch nur schwer abschätzen, wie der Krankheitsverlauf von Knochenmetastasen beim Prostatakrebs sich entwickelt. Um Ihre Frage zu beantworten: Leider können von diesen Metastasen auch weitere Metastasen verursacht werden. Wichtig ist eine konsequente Therapie des Knochens mit Substanzen, die eine weitere Zerstörung verzögern (z. B. Bisphosphonate oder Denosumab).

Becker : Wie sinnvoll ist Denosumab s.c. bei Knochenmetastasen (Prostatakarzinom)wenn Zameta in keinster Weise vertragen wird.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Denosumab ist eine perfekte Alternative zu Zometa. Die Studienergebnisse haben sogar gezeigt, dass die Wirksamkeit stärker und die unerwünschten Wirkungen geringer sind.

Atze : Als der Prostatakrebs bei mir entdeckt wurde, war der schon über die Kapsel raus und hat Metastasen gebildet. Deshalb habe ich zwei Knochenmetastasen im Rücken. Die sind bestrahlt worden und jetzt soll ich Sport treiben. Das macht mir aber Angst, weil ich immer denke, da bricht mir ein Wirbel weg und dann habe ich ein richtiges Problem. Könnte Prof. Diehl was dazu sagen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Prinzipiell ist Sport (ich spreche jetzt nicht von Zehnkampf) sinnvoll und positiv auch bei Metastasen. Es muss allerdings von einem Radiologen beurteilt werden, ob eine Bruchgefahr besteht. Da die Knochenmetastasen bei Prostatakrebs zumeist mit einer Knochenvermehrung einhergehen, sehe ich keine Probleme. Der Sport kräftigt die Knochen und könnte eventuell sogar das Wachstum von Knochenmetastasen verzögern. Nicht vergessen: Eine gute Osteoprotektion (Bisphosponate oder Denosumab).

Zirper : Meine Mutti hat starke Schmerzen durch 3 kleinere Metastasen an der Wirbelsäule ausgelöst durch Darmkrebs. Das war für uns überraschend, weil die Hauptsorge auf der Leber lag, weil Metastasen dort wohl eher hingehen. Kann man außerhalb von Schmerzmedikation noch was machen gegen die Knochenschmerzen? Kann man dann vielleicht die allgemeinen Schmerzmittel reduzieren?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Schmerzhafte Knochenmetastasen sollten, egal ob durch Darmkrebs oder Brustkrebs verursacht, bestrahlt werden. Alleine diese Maßnahme verringert schon den Knochenschmerz. Auch Bisphosphonate und Denosumab senken das Schmerzniveau. Zusätzlich können Schmerzmedikamente eingesetzt werden. Aber zumeist einige Wochen nach der Strahlentherapie wieder reduziert werden.

Andy : Meine Tante erhält ein Medikament zur Knochenstabilisierung. Frage für mich ist jetzt, ob das in Kombination auch die inzwischen vorhandenen Knochenmetastasen bekämpft?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Bedauerlicherweise weiß ich nicht, welches Medikament Ihre Tante bekommt. Sollte es sich um die mehrfach erwähnten Knochenschutzpräparate handeln (s. o.), dann haben diese Medikamente selbstverständlich auch eine Wirkung auf die früheren Metastasen.

Rickers : Was genau versteht man unter einer palliativen Therapie? Meine Mutter hat nach Darmkrebs inzwischen überall Metastasen im Becken, Rücken und Schulter. Sie kann sich kaum noch bewegen. Gegen die Schmerzen bekommt sie Morphinpflaster und sie ist eben in dieser palliativen Behandlung.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Der Begriff palliative Therapie kann mehrdeutig sein. Manche Ärzte nutzen das Wort für eine Behandlung mit Schmerzmedikamenten und Infusionen, wenn keine spezifischen Medikamente mehr helfen. Allerdings muss bei einer Knochenmetastasierung mit Schmerzen auch eine Strahlentherapie eingesetzt werden (siehe die bereits oben geschriebenen Beiträge). Das Erreichen der Schmerzfreiheit bei Knochenmetastasen ist das oberste Gebot. Und dazu muss man unterschiedliche Therapieformen kombinieren.

Bischi : Vor 6 Jahren bin ich an Brustkrebs erkrankt mit OP und Chemo. Vor einem Jahr hatte ich dann im Schmerzen im Oberschenkel. Es dauerte drei Monate bis die Dianose einer Osteolyse im Femurhals feststand. Durch eine Spezialuntersuchung war dann auch klar, dass der Krebs nicht hormonabhängig ist. Seither stabilisiert ein Nagel den Knochen. Zusätzlich erhalte ich knochenaufbauende Medikamente. Durch diese ganze Geschichte bin ich viel stärker sensibilisiert und informiere mich konsequent. Dabei stoße ich regelmäßig auf die Substanz Denosumap. Ist die effektiver als andere, oder warum liest man so viel darüber?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich hoffe, dass Ihr Oberschenkelhals neben der Nagelung auch eine Strahlentherapie zur Stabilisierung bekommen hat. Es gibt zwei Sorten von knochenschützenden Medikamenten, das sind die Bisphosphonate und Denosumab. Denosumab ist ein Antikörper, der unter die Haut gespritzt wird und in allen klinischen Studien seine Überlegenheit gegenüber dem Bisphosphonat gezeigt hat.

Morena : Gibt es gerade irgendwo Studien für die Verhinderung von Knochenmetastasen für die ich mich als Patientin bewerben kann? Ich weiß, dass man im Rahmen einer Studie ganz besonders gut beobachtet wird. Vielleicht würde mir das en Stück innerer Sicherheit zurückgeben.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Derzeit gibt es keine aktuelle Studie zur Prävention von Knochenmetastasen. Die beiden Studien mit Denosumab werden sicherlich in den nächsten zwei bis drei Jahren Resultate liefern. Bis dahin sollten Sie abklären lassen, ob Sie ein erhöhtes Risiko für Knochenmetastasen haben und eventuell einen Therapeuten finden, der Ihnen Bisphosphonate verordnet.

Assi-4 : Wer bekommt häufiger Knochenmetastasen, wenn man einen hormonpositiven oder nicht positiven Brust-Tumor hat?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Antwort ist nicht ganz leicht. Wenn man Patientendaten analysiert, dann findet man bei Frauen mit Knochenmetastasen signifikant mehr Patientinnen mit einem hormonpositiven Tumor. Allerdings ist der Nachweis eines hormonpositiven Tumors kein Prognosefaktor. Prinzipiell haben Frauen mit einem hormonpositiven Tumor eine bessere Prognose. Bei Frauen mit hormonnegativen Tumoren gibt es dafür etwas häufiger Metastasen in anderen Organen.

Papaya : Habe seit 5 Jahren eine Osteoporose. Bin ich dadurch anfälliger für Knochenmetastasen im Falle eines Rezidivs? Hatte vor 3 Jahren Brustkrebs.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Für diese Vermutung gibt es keinen sicheren Hinweis. Wir wissen sogar, dass Patientinnen, die wegen einer Osteoporose Knochenschutzpräparate erhalten (siehe oben), einen gewissen Schutz vor Knochenmetastasen haben.

Krützelmann : Sind Knochenmetastasen schmerzlos bis zu einem gewissen Punkt, oder gibt es schon ganz frühzeitig Anzeichen? Wie unterschiedliche sind Merkmale und Hinweise, je nachdem, in welchem Knochen sich Metastasen ansiedeln?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Bedauerlicherweise sind Knochenmetastasen nicht immer mit Schmerzen verbunden, so dass sie häufig unerkannt weiter wachsen können. Manchmal können sehr kleine Metastasen erhebliche Knochenschmerzen bereiten, manchmal sind große Metastasen über lange Zeiträume unauffällig. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die meisten Knochenmetastasen durch typische Schmerzen auffallen und erkannt werden (siehe oben).

Husti : Sind feste, solide Knochen ein natürlicher Schutz vor Knochenmetastasen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Auch, wenn ich das nicht beweisen kann, glaube ich, dass ein gesunder und durch Sport trainierter Knochen widerstandsfähiger ist, auch im Hinblick auf Metastasen.

Raudi : Es ist alles bekannt. Die Kochen sind so gut durchblutet und deshalb prädestiniert für Metastasen. Waaarum schenkt man diesem Umstand nach wie vor so wenig Aufmerksamkeit. Ich verstehe es wirklich nicht. Als ich Prostatakrebs bekam habe ich mich rundum informiert und immer wieder nachgefragt. Am Ende wusste ich, dass ich was für meine Knochen machen muss. Weder mein Urologe noch der Onkologe haben mir das gesagt. Das kommt wohl erst später, wenn der medizinische Fall schon eingetreten ist. Ich meine, diese allumfassende Information ist vielleicht nicht für jeden Patienten geeignet, vielleicht ist es auch anstrengender, wenn der Patient mitdenkt, aber Ärzte sollten sich ihre Patienten genau angucken. Es gibt viel mehr Patienten, als allgemein bekannt, die durchaus zu guten Managern ihrer Krankheit werden können. Warum machen sich Ärzte das nicht zu Nutze?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Da sind wir einer Meinung, auch bin ich der Ansicht, dass Patienten ein Recht auf umfassende Aufklärung und Beratung haben. Der Arzt muss sich der Diskussion und den Fragen der Patienten stellen. Ich weiß, dass das manchmal nicht der Fall ist, dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen, mit dem Sie zusammenarbeiten können. Abgesehen davon, ist der Knochen und das Knochenmark deswegen so gut durchblutet, weil in diesen Skelettabschnitten die zum Leben notwendigen Blutkörperchen gebildet werden. Es ist zwar richtig, dass dadurch eine Metastasierung erleichtert wird, das gilt aber für andere Organe auch.

Lele : Bilden sich weitere Knochenmetastasen aus bereits vorhandenen, oder woher kommt die Ausbreitung?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Es ist typisch für die Knochenmetastasierung, dass die Erkrankung voranschreitet und mit der zusätzlichen Bildung von Knochenmetastasen einhergeht. Ob diese neuen Metastasen alle aus schon vorhandenen Metastasen hervorgegangen sind oder schon früher angelegt waren, aber noch sehr klein, ist derzeit eine heiß diskutierte Frage unter den Forschern.

Warnemünde : Zur Ergänzung einer umfangreichen Blutuntersuchung wurde mir ein Span vom Hüftgelenk entnommen. Das war nicht so einfach, weil ich besonders starke Knochen habe für mein Alter, 65J, weibl. Das habe ich sehr gern gehört. Glücklicherweise hat sich nicht bestätigt, dass ich möglicherweise Blutkrebs habe. Weil hier jetzt gerade die Möglichkeit besteht die Frage, ob ich im Falle einer Krebserkrankung besser geschützt wäre gegen Knochenmetastasen, wenn die Knochen besonders stabil sind?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Auch, wenn ich es mir jetzt etwas einfach mache, verweise ich auf die Frage und Antwort etwas zuvor, zu der ich meine Meinung geäußert habe.

Haidmaier : In unserer Familie gibt es verschiedene Fälle von Darmkrebs. Gehen Knochenmetastasen auch vom Darm aus, oder gehen die mehr in die Organe?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Auch Darmkrebs kann in den Knochen metastasieren, allerdings ist das nicht so häufig wie bei Brust- oder Prostatakrebs. Bei Darmkrebs ist zumeist die Leber von Metastasen betroffen. Aber in einem späteren Stadium kann es auch das Skelett sein.

Tomo : Brauche dringend eine Schmerztherapie gegen Knochenmetastasen für meine Frau? Weil es sich bisher nur um eine einzelne Metastase handelt glauben die behandelnden Ärzte meiner Frau nicht, dass sie starke Schmerzen hat. Welche Schmerztherapie kommt in Frage?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Zunächst einmal muss es sicher sein, dass Ihre Frau von einer Knochenmetastase betroffen ist. Wenn das der Fall ist (manchmal hilft aber nur eine Probeentnahme), dann sollte umgehend eine Strahlentherapie eingeleitet werden. Des Weiteren sollten Knochenschutzpräparate eingesetzt werden. Aber auch eine vorübergehende Therapie mit klassischen Schmerzmedikamenten kann sinnvoll sein.

Ferry : Meine Freundin hat mit 32 jahren Brustkrebs und ich frage mich, warum so viele junge Frauen neuerdings davon betroffen sind. Uns wurde gesagt, dass Knochenmetastasen eine große Gefahr sind. Nun frage ich mich, ob junge, grundsätzlich gesunde Knochen weniger von Metastasen angegriffen werden? Dann hätten wir wenigsten einen Vorteil.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ob Brustkrebs tatsächlich bei jungen Frauen signifikant häufiger geworden ist, ist nicht gesichert. Manchmal werden Brustkrebserkrankungen heute einfach früher diagnostiziert. Auch junge Frauen können von Knochenmetastasen betroffen sein. Eventuell sind starke und gesunde Knochen ein gewisser Schutz vor Metastasen (siehe bereits oben gemachte Kommentare).

Korthauer : Es gibt ja mehrere wohl auch gute Medikamente, die Knochenmetastasen verhindern sollen, oder deren weitere Ausbreitung. Mein Vater bekommt Bondronat. Erkrankt ist er an Prostatakrebs vor 2 Jahren. Ist das jetzt die optimale Behandlung?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich denke, dass die Behandlung mit Bondronat eine gute ist. Optimal wäre sicher die Anwendung Denosumab. Diese Medikamente verringern die Ausbreitung und schützen vor Komplikationen (z. B. Brüche). Ob dadurch neue Metastasen verhindert werden, wage ich zu bezweifeln. Das Behandlungsziel ist einfach die Verzögerung der Ausbreitung von Knochenmetastasen.

Abasina : Ist Größe und Stadium entscheidend, wie sich eine Brustkrebserkrankung weiter entwickelt, oder was spielt da noch rein? Wann sollte man prophylaktisch was für die Knochen tun, um zu verhindern, dass die Krankheit da weitergeht?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Für die Prognose einer Brustkrebserkrankung gibt es zahlreiche Faktoren, die für eine Therapie von Entscheidung sein können. Das beste Beispiel dafür sind befallene Lymphknoten. Es gibt aber keine sicheren Prognosefaktoren für das Auftreten von Knochenmetastasen. Zu einer Prophylaxe würde ich raten, wenn die Prognose der Erkrankung schlecht ist und / oder wenn eine Behandlung durchgeführt wird, die den Knochenstoffwechsel negativ beeinflusst (z. B. antihormonelle Therapie).

Ritter : Meine Mutter hatte vor 1 Jahr 9 Monaten ein Mammakarzinom (G3, T2, Hormonpositiv, HER2 negativ). Bekam nur eine Chemo 4 x EC ohne Taxane. Jetzt wurde im Mai bei einer CT ein 3 mm großer Runderherd in der Lunge entdeckt. Außerdem waren am Aortabogen sowie bei der Trachealbifurkation vereinzelt Lymphknoten sichbar (8,8 x 5mm). Nach 3 Monaten hat sich nichts verändert. Der Arzt will weiter beobachten. Was empfehlen Sie? Versuchen den Rundherd zu operieren oder Chemo?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Hier fällt eine Empfehlung, ohne dass ich mehr über den Krankheitsverlauf Ihrer Mutter weiß, sehr schwer. Allerdings kann man sich überlegen, ob man den Rundherd in der Lunge entfernt und weiter untersucht. Wenn sich innerhalb von drei Monaten nichts verändert hat, so kann man auch abwarten. Eine zielführende Empfehlung kann man in diesem Falle nur geben, wenn alle Informationen vorliegen.

Dozzy : Von meiner Migränebehandlung weiß ich, dass Kombinationsmedikamente nach heutiger Einschätzung nicht erwünscht sind. Das war mal vor 30 Jahren anders, jetzt geht es meistens um Monotherapien. Jedenfalls ist das bei mir so. Ist das bei anderen Krankheiten anders? Meine Frau hatte eine Darmkrebsoperation, bekam danach eine Mischung Chemo mit unterschiedlichen Substanzen und jetzt auch wieder weitere Medikamente für Knochen und Erhaltung. Das sind wahre Cocktails, obwohl die akute Behandlung ja eigentlich vorbei ist. Ist das normal?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Aussage, dass Kombinationstherapien schlechter, als Einzeltherapien sind, sind in der Onkologie, zumindest im Frühstadium, nicht haltbar. Im Fall Ihrer Frau Mutter kann ich mich zu dieser Frage nicht endgültig äußern, da ich weder weiß, ob Ihre Mutter Metastasen hat oder nicht. Prinzipiell muss das Wort Cocktail nicht unbedingt etwas Negatives bedeuten.

Joni : Wohin gehen Metastasen bei Eierstockkrebs? Hat meine Freundin. Letzte Woche ist ihr der rechte Eierstock entfernt worden, aber sehr frühzeitig. Sie bekommt keine Chemo. Kann sie sich darauf verlassen, dass das Herausnehmen allein reicht oder muss sie doch irgendwann mit Metastasen in den Knochen rechnen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Prinzipiell gehen Metastasen bei Eierstockkrebs in die Bauchhöhle. Wenn man bei Ihrer Freundin nur einen Eierstock entfernt hat, geht man davon aus, dass man dadurch die Heilung erreichen kann. Dann muss sie auch nicht mit Knochenmetastasen rechnen.

Marianne : Könnte mir Prof. Diel etwas zur Gefährdung von Zähnen sagen?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: In der Tat kann die Behandlung mit osteoprotektiven Substanzen (Bisphosphonate, Denosumab) zu Schädigungen des Kieferknochens führen. Deshalb sollte man diese Substanzen nur einsetzen, wenn der Kieferknochen, die Zähne und das Zahnfleisch gesund sind. Sonst ist es sinnvoll zuerst eine Behandlung der Zähne / des Zahnfleisches durchführen zu lassen. Diese Gefahr ist bei osteoprotektiver Behandlung bei Knochenmetastasen mäßig groß, bei der Behandlung der Osteoporose sehr gering, da die Dosierung extrem unterschiedlich ist.

Lioba : Ich weiß, dass Krebszellen Knochen zerstören können, aber wie kann man Metastasen erfolgreich zerstören?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Zu diesem Thema kann man sehr viel sagen und man kann Metastasen mit zahlreichen Methoden zerstören oder entfernen: Operation, Strahlentherapie, Therapie mit Medikamenten. Die Behandlung einer metastasierten Erkrankung verlangt eine große Erfahrung vom Therapeuten. Nur dann kann man erfolgreich gegen Metastasen vorgehen, wenn man alle Methoden kennt und weiß, wann solche Methode zum Einsatz kommt. Das klingt sehr theoretisch. Da aber das Metastasenmuster für einzelne Patienten sehr unterschiedlich sein kann, kann man nur eine generalisierte Aussage machen.

Eumelo : Wie zuverlässig ist die Aussage eines Knochenszintigramms? Ich dachte immer, dass sei eine sichere Bank. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Welche Untersuchungen braucht man für eine zuverlässige Diagnose und was muss dann in Intervallen zur Kontrolle wiederholt werden?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Durchführung eines Knochenszintigramms ist bei Metastasenverdacht weiterhin die Methode der Wahl. Knochenszintigramme zeigen aber nur Areale mit erhöhtem Knochenstoffwechsel an. D. h. ein Knochenszintigramm zeigt in den allermeisten Fällen einer Metastasierung einen positiven Befund. Ein positiver Befund spricht aber nicht zwangsläufig für eine Metastasierung. Im Verdachtsfall sollte eine Kernspinuntersuchung zur weiteren Abklärung erfolgen. Bei einem einzelnen Befund kann es sich in einer Vielzahl von Fällen auch um eine gutartige Veränderung handeln. Dann hilft neben dem Kernspintomogramm auch eine Gewebsentnahme. Bei zahlreichen Befunden handelt es sich leider oft um Metastasen.

Scheffke : Gibt es eine Hierarchie bei Knochenmetastasen? Ist z.B.eine Metastase im Becken weniger schlimm als an der Wirbelsäule?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Der Begriff Hierarchie ist in diesem Fall vielleicht nicht der beste. Allerdings sind Metastasen, die in einem tragenden Teil des Skelets gefunden werden (und dazu gehört sowohl das Becken wie auch die Wirbelsäule), problematischer sind, als z. B. in den Rippen. Knochenmetastasen, die schmerzhaft sind, insbesondere in der Wirbelsäule und im Becken oder im Schenkelhals, sollten unbedingt bestrahlt werden. Diese Therapie verringert die Schmerzen und verstärkt den Knochenaufbau. Eine Knochenschutztherapie muss unbedingt durchgeführt werden (siehe oben), ansonsten sollten die Medikamente eingesetzt werden, die für den bestimmten Tumortyp wirksam sind.

Kurt : Meine Lebensgefährtin hat Darmkrebs. Die Diagnose ist noch ganz neu für uns und es geht jetzt richtig los mit Operation usw. Wir haben sicherlich ein ganz schweres Jahr vor uns. Sie ist in guten Händen in einer großen Klinik in der Nähe von Mainz. Es wird alles getan für sie. Ich habe mich jetzt detailliert informiert und mir scheint ganz entscheidend zu sein zu verhindern, dass diese Krankheit in Leber und Knochen streut. Bisher ist das offenbar nicht der Fall. Was können wir dazu beisteuern, haben die Ärzte das auch im Blick zusätzlich zur unmittelbaren Beseitigung vom Tumor?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Typischerweise metastasiert der Darmkrebs nicht in den Knochen, zumindest nicht im frühen Stadium. Zumeist ist die Leber die erste Lokalisation von Metastasen. Deswegen sollte Ihr Onkologe auch besonderes Augenmerk auf dieses Organ legen. In bestimmten Fällen ist es sinnvoll, Lebermetastasen operativ zu entfernen. Das sollten Sie unbedingt mit dem behandelnden Onkologen besprechen.

Lala : Erst kam der Brustkrebs, nach 10 Monaten hatte ich Rückenschmerzen und am Ende kam heraus, dass ich Knochenmetastasen im unteren Lendenwirbelbereich habe. Diese Information war schrecklich, aber ich bin dabei das als chronische Krankheit anzusehen, mit der man durchaus leben kann. Ich bekomme Spritzen zur Knochenstabilisierung und gehe normal zur Arbeit. Das ist jetzt seit 8 Monaten so. Es sind keine weiteren Knochenmetastasen hinzugekommen. Wie kann ich diesen Zustand langfristig erhalten?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich hoffe, dass Sie, wenn Sie nur Metastasen in der Lendenwirbelsäule haben, auch bestrahlt worden sind, sonst würde ich dazu raten. Die Behandlung mit Spritzen (vermutlich Denosumab) ist sicherlich in Ordnung. Sie können diesen Zustand langfristig erhalten, wenn Ihr Onkologe dazu in der Lage ist, die Metastasen in der Lendenwirbelsäule unter Kontrolle zu halten.

Hand : Könnte Prof. Diel erklären warum Knochenmetastasen gern ins Zentrum eines Knoches gehen? Hängt das mit dem Blutzufluss im Knochen zusammen? Im weichen Knochenmark können die sich bestimmt leichter entwickeln, als an der harten Knochenaussenseite, oder?

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Da haben Sie völlig Recht, Knochenmetastasen entstehen sehr gerne zunächst im Knochenmark, können aber auch von dort bei Wachstum den harten und festen Knochen zerstören. Knochenmetastasen entstehen insbesondere deswegen im Knochenmark, weil die Durchblutung dort sehr hoch ist und der Blutfluss verlangsamt. Das erleichtert den Tumorzellen im Knochenmark zu verweilen und sich dort zu teilen.

PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich bedanke mich für die zahlreichen interessanten Fragen und die rege Teilnahme an dieser Sprechstunde. Nun möchte ich mich von Ihnen verabschieden und wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Bei speziellen Fragen, können Sie gerne die Informationen von unserer Website nutzen (www.praxisklinik-am-rosengarten.de)



Ende der Sprechstunde.


Bitte besuchen Sie auch unsere Hauptseite www.experten-sprechstunde.de