Prof. Dr. med. Markus Kuczyk
Medizinische Hochschule Hannover
Klinikdirektor
Klinik und Poliklinik für Urologie
Carl-Neuberg-Str. 1.
30625 Hannover
Tel.: 0511 / 532 - 3650
Fax: 0511 / 532 - 5634
kuczyk.markus@mh-hannover.de
Schwerpunkte
• Zystektomie, alle operativen und rekonstruktiven Verfahren
• Nierenzellkarzinom
• Urothelkarzinom der Harnblase
• Prostatakarzinom
• Medikamentöse Tumortheapie
PCA Zentrum
Kontakt: OA Dr. F. Imkamp / Nadja Bergen 0511 / 532 – 6672
Interdisziplinäre PCA Sprechstunde
Kontakt: Prof. Dr. A. Merseburger / A. Wollmann 0511 / 532 – 3647
Onkologische Zweitmeinungssprechstunde
Kontakt: Prof. M. Kuczyk / S. Glemnitz 0511 / 532 - 5847
PROF. KUCZYK: Wir beginnen um 19 Uhr.
Nursen_Kurt : Kann eine Niere in der 3 Tumore waren (herausoperiert) noch wieder vernünftig funktionieren?
PROF. KUCZYK: Dies kann dann gegeben sein, wenn die Tumore keine allzu große Ausdehnung hatten und noch ausreichend funktionstüchtiges Nierengewebe nach der Operation vorhanden ist. Prinzipiell aber steht dem nichts entgegen.
Kervern : Ich weiß, dass man in der Leber kleinere Tumore verschmoren kann. Geht das auch in den Nieren? Kann man die Niere dann behalten und funktioniert sie dann weiter?
PROF. KUCZYK: Es gibt die sogenannte Radiofrequenztechnik, mit der man ähnlich zur Behandlung von Lebertumoren oder Absiedelungen in der Leber auch Tumore im Bereich der Niere behandeln kann. Dies ist allerdings im Vergleich zur Operation mit einem erhöhten Risiko für das Wiederauftreten der Tumore verbunden, so dass die Behandlung häufig wiederholt werden muss. Die Obergrenze für einen solchen Behandlungsansatz liegt bei einer Tumorgröße von etwa 5 cm. Insgesamt ist aber der operative Behandlungsansatz zu bevorzugen. Die Niere funktioniert dann aber normal weiter.
Heidorn : Mein Vater leidet ganz fürchterliche Schmerzen durch eine fortgeschrittene Nierenkrebserkrankung. Ich verstehe nicht, warum das in der heutigen Zeit nicht anders geht. Meine Brüder und ich sind einer Meinung, dass das nicht sein muss. Sind die Schmerzen auch abhängig von der Art der Behandlung? Sollten wir mit dem behandelnden Arzt sprechen wegen einer Schmerzbehandlung, oder gibt es auch Therapien, die das beinhalten? Bitte helfen Sie uns, wie wir unserem Vater helfen können! Danke im voraus!
PROF. KUCZYK: Prinzipiell ist das Ziel der Behandlung fortgeschrittener Nierenkrebserkrankungen u.a. die Schmerzfreiheit des Patienten. Im vorliegenden Fall stellt sich die Frage, ob die Schmerzen beispielsweise durch den großen Tumor im Bereich der Niere oder z. B. durch Absiedelungen im Knochen hervorgerufen werden. Im letzteren Fall wäre beispielsweise eine Bestrahlung zu erwägen. Es gibt aber auch Substanzen, wie die sogenannten Bisphosphonate, die schmerzlindernd wirken. Auf jeden Fall sollte der Patient einer Basiseinstellung durch entsprechende Schmerzmittel zugeführt werden. Hier wäre z.B. die Kombination eines Nicht-Morphins wie Paracetamol oder Novalgin mit einem schwachen Morphiumpräparat als Einstieg zu wählen.
Schniewind : Als Folge von ursprünglich Nierenkrebs hat meine Schwester jetzt Knochenmetastasen im Becken. Sie ist zusätzlich zur Krebsbehandlung mit Bisphosphonaten behandelt worden, aber das war nicht wirklich erfolgreich. Gibt es andere knochenstärkende Mittel, die Schmerzen reduzieren?
PROF. KUCZYK: Als Alternative zur Gruppe der Bisphosphonate steht heute Denosumab zur Verfügung, das ähnlich wie die Bisphosphonate wirkt, wobei dieser Behandlung aber ein anderer Wirkmechanismus zugrunde liegt. Eine solche Behandlung sollte in Erwägung gezogen werden, eventuell in Kombination mit einer Bestrahlung.
Gunda : Soweit ich weiß bekommen mehr Männer Nierenkrebs, als Frauen. Klingt zunächst mal nicht so schlecht, aber wenn man dann liest, dass man Nierenkrebs auch durch Rauchen bekommen kann fühle ich mich schon wieder total unsicher. Ich rauche seit 20 Jahren und ich habe seit einiger Zeit links hinten im Rücken ein Ziehen und Drücken ca. eine Hand breit unterhalb vom Schulterblatt und drei Finger breit oberhalb der Taille. Das ist der Nierenbereich, oder? Wie zeigt sich Nierenkrebs?
PROF. KUCZYK: Schmerzen im Bereich der Nierenregion können die unterschiedlichsten Ursachen haben, beispielsweise auch durch degenerative Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule oder durch Nierensteine hervorgerufen werden. Zur Abklärung sollte auf jeden Fall ein Urologe aufgesucht werden. Schmerzen durch Nierenkrebs werden erst dann hervorgerufen, wenn diese Tumore eine sehr große Ausdehnung haben. Dennoch ist es richtig, dass Rauchen einer der Risikofaktoren für Nierenkrebs ist. Wenn man Angst vor der Entwicklung von Nierenkrebs hat, sollte man mit dem Rauchen aufhören.
Sergen : Während der Behandlung mit Sutent habe ich eine Lungenentzündung bekommen und es ging mir so schlecht, dass die Behandlung unterbrochen werden musste. Dabei war sie erfolgreich und ich habe mich zuerst dagegen gewehrt, aber mein behandelnder Arzt sagt, er könne das nicht verantworten, wenn mein Gesamtzustand sich derart verschlechtert. Es würde mir sehr helfen, wenn Herr Prof. Kuczyk mir sagen könnte, ob das häufig vorkommt, dass die Behandlung erfolgreich ist, aber die Begleitumstände so negativ sind, dass man die Behandlung abbrechen muss? Es soll jetzt weitergehen mit Votrient. Was wird dadurch anders?
PROF. KUCZYK: Hierzu ist zu sagen, dass einen Lungenentzündung nicht zu den typischen Nebenwirkungen von Substanzen wie Sutent gehört. Typische Nebenwirkungen einer solchen Behandlung sind Durchfall, das sogenannte Hand-Fuß-Syndrom, Bluthochdruck und chronische Müdigkeit. Allein eine Lungenentzündung würde nicht dazu führen, dass man bei gutem Ansprechen die Substanz wechselt. Nach der kürzlich veröffentlichente Comparz-Studie ist Votrient aber gleich wirksam wie Sutent. Dennoch würde allein eine Lungenentzündung, wie gesagt, nach Erholung von dieser Infektion, keinen Grund darstellen, die Substanz zu wechseln. Zudem ist eine abakterielle Lungenentzündung eher eine der typischen Nebenwirkungen von Substanzen wie Afinitor.
Herr : Wie ist die unterschiedliche Wirkweise zwischen Sutent, Torisel und Votrient?
PROF. KUCZYK: Die Substanzen Sutent und Votrient gehören zur gleichen Wirkklasse, also den sogenannten Tyrosinkinase-Inhibitoren, während Torisel zu den m-Tor-Inhibitoren gehört.
Steinladen : Was genau ist unter einer zielgerichteten Therapie zu verstehen? Ich habe diesen Begriff in den letzten 2-3 Jahren öfter gelesen und jetzt ist dieser Begriff gefallen in Zusammenhang mit dem Therapieplan von meinem Bruder, 54 Jahre, 2 tumore in re Niere, OP und eben diese zielgerichtete Therapie.
PROF. KUCZYK: Unter einer zielgerichteten Therapie ist zu verstehen, dass solche Substanzen im Gegensatz zu den klassischen Chemotherapeutika keine bloße Hemmung der Zellteilung bewirken, sondern solche genetischen Mechanismen beeinflussen, von denen man weiß, dass sie an der Entstehung und am Fortschreiten des jeweiligen Tumors, gegen den sie eingesetzt werden, beteiligt sind. Bei den Nierenzellkarzinomen bedeutet dies im wesentlichen eine Hemmung der Gefäßneubildung im Bereich der primären Tumore und der Metastasen. Zum vorliegenden Fall ist zu sagen, dass wenn Tumore im Bereich der Niere ohne gleichzeitiges Vorliegen von Fernabsiedelungen komplett herausoperiert werden, keine Notwendigkeit zur zielgerichteten Therapie besteht.
Gülzow : Meine Frau hatte eine rapide abnehmende Nierenfunktion ? aber noch nicht dialysepflichtig, die unter Beobachtung war. Aus völlig heiterem Himmel kam die Diagnose Nierenkrebs. Wir fragen uns hätte das nicht früher bemerkt werden können, da sie doch in regelmäßiger Kontrolle war? Es soll keine Operation geben, dafür zunächst eine Chemotherapie. Wir sind stark verunsichert und haben das Vertrauen verloren. Macht es Sinn eine Zweitmeinung einzuholen?
PROF. KUCZYK: Die Frage, ob ein Tumor, wenn er denn einmal vorliegt, nicht früher hätte diagnostiziert werden können, ist ausgesprochen schwer zu beantworten und wird sehr häufig gestellt. Gerade bei Patienten, die aufgrund von chronischen Veränderungen im Bereich der Niere letztlich die Nierenfunktion verlieren, kann es manchmal, wie beispielsweise bei Zystennieren, sehr schwer sein, Nierentumoren zu erkennen. Im vorliegenden Fall mit einer akuten Bedrohung der Nierenfunktion und drohenden Dialysepflichtigkeit, wäre es aber sicher nicht schlecht, eine Zweitmeinung einzuholen.
Sonia_Silva : 63 Jahre, weibl., Nierenkrebs Rezidiv nach zunächst erfolgreicher OP 2009, ohne weitere Behandlung, jetzt totale Op mit nachfolgender Tabletten-Kur Votrient. Wie lange ist richtig, wie hoch dosiert? Danke für eine Antwort von Herrn Prof. Kuczyk.
PROF. KUCZYK: Auch zu dieser Frage ist zu sagen, dass eine Behandlung beispielsweise mit Votrient nur dann erforderlich ist, wenn der Nierentumor durch die Operation nicht komplett entfernt werden kann und schon Absiedelungen vorliegen. Sollte ein solcher Fall einer ausgeprägten Absiedelung in die Lymphknoten, wobei diese in der Bildgebung erkennbar sein muss (CT), oder beispielsweise Fernabsiedelungen vorliegen, und fängt man mit einer Behandlung wie beispielsweise Votrient an, so ist dies eine Dauertherapie, die in der Regel nicht mehr abgesetzt werden kann. Dosierung 800 mg pro Tag.
RHD : Anstelle von Sutent soll ich auf Votrient umsteigen, weil damit weniger Nebenwirkungen verbunden sind. Andererseits ist der Tumor unter Sutent erheblich kleiner geworden. Soll ich trotzdem den Umstieg wagen?
PROF. KUCZYK: Die allgemeine Maßgabe ist, dass wenn eine Behandlung mit einer zielgerichteten Substanz erfolgreich ist, und die Nebenwirkungen für den Patienten akzeptabel sind, kein Wechsel des Medikamentes erfolgen soll. In einem solchen Fall würde man eher dazu neigen, die Dosis von Sutent in Anlehnung an die Ausprägung der Nebenwirkungen zu reduzieren, beispielsweise auf 37,5 mg.
Klütz : Mein Onkologe hat mich vor Durchfall gewarnt. Den habe ich aber nicht, sondern Verstopfung und zwar so schlimm, dass ich Bifiteral zum Abführen nehme. Ich hatte 4 Zyklen Sutent (2x 50 mg, 2x 37,5 mg) genommen. Weil ich ganz große Sensibilitätsstörungen in den Füßen und etwas abgeschwächt auch in den Händen hatte, soll ich jetzt auf Votrient wechseln. Aber ich bin nicht dafür, weil ich mich dann wieder auf etwas einlassen muss, das ich nicht kenne. Sutent kenne ich jetzt mit den Auswirkungen. Würde der Experte mir dennoch zu einer veränderten Therapie raten? Sind die Schäden an Händen und Füßen dauerhaft, sind sie geringer bei Votrient?
PROF. KUCZYK: Hierzu ist zu sagen, dass das sogenannte Hand-Fuß-Syndrom, das hier angesprochen wird, unter Votrient seltener auftritt. Die Bedenken, die Substanz bei gutem Ansprechen zu wechseln, kann ich sehr gut nachvollziehen, insofern würde man bei gutem Ansprechen gegenüber der Substanz eher ein angemessenes Management der Nebenwirkungen anstreben, als die Substanz zu wechseln. Insgesamt ist eine Unterbrechung der Therapie dann zu empfehlen, wenn ein Ausprägungsgrad im Sinne von Grad 3 oder 4 Toxizität zu beobachten ist. Um die Frage aber wirklich genau beantworten zu können, müsste man sich hier ein persönliches Bild vom Ausmaß der Nebenwirkungen verschaffen.
Z_Dahlke : Als Wunderwaffe soll ich nach OP eine Tablettenbehandlung mit Tyrosinkinasehemmer erhalten. Allein der Gedanke nur Tabletten schlucken zu müssen weckt große Hoffnung in mir. Der Onkologe hat dann noch gesagt, dass bei mir Chance auf Heilung besteht. Ich hatte eine Nierenentfernung, 1 Lungenmetastasen, sonst alles clean. Ist das wirklich so, kann ich davon noch gesund werden?
PROF. KUCZYK: Wenn der Nierentumor einschließlich der Lungenmetastase komplett entfernt ist, gibt es keinen Grund für eine Behandlung mit einem Tyrosinkinasehemmer. Da die diesbezüglich laufenden Studien, die die Wertigkeit von Tyrosinkinasehemmern zusätzlich zu Operationen im Sinne eines adjuvanten Konzeptes noch nicht ausgewertet sind oder noch laufen, wird eine einzige Lungenmetastase mit einem Tyrosinkinaseinhibitor unter der Vorstellung eines abgesiedelten Krankheitsbildes behandelt und treten im Verlauf keine weiteren Absiedelungen auf, sollte man die operative Entfernung der Lungenmetastase in Erwägung ziehen. Insgesamt ist die komplette operative Entfernung, so sie im Bereich der Fernabsiedelungen möglich ist, der einzige Ansatz, der eine Heilung ermöglicht.
Welzel : Welche Besonderheiten oder Einschränkungen sollte mein Mann im Alltag beachten? Ich muss das genau wissen, weil ich für ihn mitdenken muss. Er vergisst sonst entscheidende Dinge, wie Tabletten einnehmen usw.
PROF. KUCZYK: Diese Frage muss näher erläutert werden.
Price : In 2005 habe noch Interferon-alpha bekommen (kriegt man das heute eigentlich noch?) Das ging recht gut und mit den Nebenwirkungen kam ich zurecht. Ich habe jetzt einen Rückfall und soll mit Tabletten behandelt werden. Das finde ich unglaublich, weil es fast zu simpel klingt. Andererseits höre ich, dass damit erhebliche Nebenwirkungen verbunden sind. Ist das immer so oder bei jedem anders?
PROF. KUCZYK: Die ersten zielgerichteten Substanzen für die Behandlung des Nierenkrebses wurden 2006 eingeführt. Zwar ist Interferon Alpha noch zu bekommen, jedoch gibt es im Prinzip keinen Grund mehr, diese Substanz aufgrund der unterlegenen Wirksamkeit gegenüber zielgerichteten Substanzen zu verabreichen. Wenn sich das Krankheitsbild über einen so langen Zeitraum mit Interferon Alpha hat stabilisieren lassen, sollte man noch einmal in Erwägung ziehen, ob man nicht mit einer operativen Behandlung einen Heilungsansatz verfolgen kann. Die Nebenwirkungen, die mit diesen Substanzen verbunden sind, sind bezüglich des Ausprägungsgrades von Patient zu Patient sehr verschieden und lassen sich in der Regel aber sehr gut beherrschen.
Siatowski : Erst OP, dann Chemotherapie. Ich habe Bluthochdruck dadurch und Geschmacksstörungen. Ist das normal?
PROF. KUCZYK: Ja, Bluthochdruck und Geschmacksstörung gehören zu den typischen Nebenwirkungen der Tyrosinkinaseinhibitoren.
Kroll : Meine Mutter hatte 2009 einen Nierentumor. Es wurde die ganze Niere entfernt und es ging ihr gut. Aber Anfang 2012 wurden Metastasen in Nähe der Wirbelsäule gefunden und seither geht es Schlag auf Schlag. Gibt es überhaupt noch eine Möglichkeit? Wir wissen, dass sie nicht mehr gesund werden kann, aber Erleichterung nur über Schmerztherapie hinaus muss doch möglich sein.
PROF. KUCZYK: Insgesamt würde in einer solchen Situation die Behandlung mit einer zielgerichteten Substanz in Erwägung gezogen werden müssen, wobei eine solche Behandlung natürlich immer bezüglich der Intensität, an das Alter und den Allgemeinzustand des jeweiligen Patienten angepasst werden muss. Insbesondere bei Absiedelungen im Bereich der Wirbelsäule, die mit Schmerzen verbunden sind, sollte auch immer die Möglichkeit einher Bestrahlungsbehandlung mit dem Ziel der Schmerzlinderung in Erwägung gezogen werden. Eine dezidierte Beantwortung dieser Frage ist jedoch nur möglich, wenn man sich ein Bild vom Zustand der Patientin auch anhand der Röntgenbilder verschaffen kann.
Hakim : Allein die Aussage, das der Nierenkrebs meines Onkels nicht operiert werden soll, sondern nur die Metastase in der Lunge ist doch merkwürdig. Ist das richtig? Kann man die Lunge während der Operation ganz genau angucken, um weitere kleinste Metastasen zu entdecken, um eine Wiederholungsoperation nach kurzer Zeit zu verhindern?
PROF. KUCZYK: Hierzu ist zu sagen, dass dieses Konzept ausgesprochen ungewöhnlich ist, da man in der Regel keine Entfernung von Metastasen anstrebt, ohne auch den Primärtumor zu behandeln. Dieses Konzept sollte noch einmal intensiv überdacht werden.
Spitzke : Wir wünschen uns dringen Rat von dem Herrn Professor. Mein Vater hat Nierenkrebs und wurde gerade operiert. Ergänzend sollen mehrere Knochenmetastasen im Becken bestrahlt werden, die meinem Vater viele Schmerzen bereiten. Ich weiß, dass so eine Strahlenbehandlung außerordentlich kräftezehrend ist. Gibt es keine Möglichkeit das zu vermeiden und da anders heranzugehen?
PROF. KUCZYK: Die Einschätzung, dass eine Bestrahlungsbehandlung mit einer ausgesprochenen körperlichen Belastung verbunden ist, ist so nicht zutreffend. Im Gegenteil profitiert der Patient im Einzelfall in erheblicher Weise von einer Schmerzlinderung durch die Bestrahlung, wodurch sich meist auch der Allgemeinzustand wieder bessert.
ChrisMüller : Wie weit ist die Entwicklung von Tumorimpfungen? Hat sich der Forschungsansatz bewährt? Wie weit ist man damit? Gibt es eine Zeitschiene?
PROF. KUCZYK: Tumorimpfungen sind im Augenblick dabei, im Rahmen von Studien geprüft zu werden. Eines der wenigen Karzinome, für das eine durch Impfung hervorgerufene Lebensverlängerung durch eine Studie belegt ist, ist das Prostatakarzinom. Für das Nierenkarzinom wird ein solcher Ansatz derzeit in Kombination mit Sutent untersucht. Derzeit ist nicht abzusehen, wann ein solcher Behandlungsansatz die "Marktreife" erhalten wird. Noch weniger ist geklärt, wieviel ein solcher Ansatz, wenn er denn überhaupt einmal verfügbar sein wird, dann kosten wird.
Kock : Meine hat eine Mutter Interleukin2-Behandlung bekommen und wenn ich es richtig erinnere waren da noch Zytostatika dabei. Das war im September 2010. Ich habe nun recherchiert und lese ganz häufig, dass Patienten wechseln sollten und es ist bei mir der Eindruck entstanden, dass diese Behandlung gar nicht mehr zeitgemäß ist und auch vor zwei Jahren nicht mehr war. Dieser Eindruck wird verstärkt, weil meine Mutter jetzt Knochen-Metastasen hat. Ich weiß Prof. Kuczyk kann nicht einfach so nach diesen wenigen Informationen einen Kollegen kritisieren, aber es bleibt die Frage ist eine Interleukinbehandlung noch auf der Höhe der Zeit und was sich jetzt anbietet für meine Mutter?
PROF. KUCZYK: Ihren Einwänden kann man nur zustimmen. Der sogenannte Zytokin-basierte Behandlungsansatz, der hier gewählt wurde, ist im Prinzip im Zeitalter der zielgerichteten Substanzen obsolet. Eine Behandlung mit Interleukin2 hat nur eine entsprechende Wirksamkeit, wenn diese als Hochdosis-Therapie durchgeführt wird, wobei dieser Ansatz noch von einzelnen Zentren in den USA, im Prinzip aber nicht mehr in Europa, verfolgt wird. Standardbehandlung für die Behandlung des abgesiedelten Nierenkarzinoms ist heute eine Behandlung mit zielgerichteten Substanzen. Eine solche kann natürlich jederzeit nach Vorbehandlung mit Interleukin oder Interferon begonnen werden. Welche Substanz man hier auswählt, muss anhand des Einzelfalls entschieden werden.
Welzel : Mein bekommt eine Tablettenbehandlung mit Votrient. Ich bin aber berufstätig und mein Mann ist tagsüber allein. Meine Sorge ist, dass er sein Medikament nicht regelmäßig zur gleichen Zeit einnimmt.
PROF. KUCZYK: In diesem Fall ist anzuraten, Ihrem Mann eine Medikamentenschachtel bereit zu stellen.
Tati : Ich habe einen sehr guten Hausarzt, noch richtig Arzt nach alter Tradition, der seinen Patienten wirklich helfen will und immer die ganzen Familien betreut. Er sonographiert einmal im Jahr alle Organe meiner Familie. Alles ok. Aber ich habe so ein merkwürdiges Druckgefühl in der Nierengegend rechts und rein subjektiv würde ich sagen ich scheide weniger Urin aus, als früher bei annähernd gleicher Trinkmenge. Mir macht das Angst. Soll ich mich trotzdem zum Urologen überweisen lassen?
PROF. KUCZYK: In einem solchen Fall, wobei ja schon darauf hingewiesen wurde, dass Schmerzen oder Druckgefühle in der Nierengegen ganz unterschiedliche Ursachen haben können, wäre in der Tat die Vorstellung beim Urologen einmal zu empfehlen. Dieser wird dann auch einmal die Nierenwerte und die urologischen Organe sonographieren. Was Sie selbst tun können, ist sich in der Apotheke einen Messbecher zu besorgen und den ausgeschiedenen Urin abzumessen, wobei das Urinvolumen bei etwa 1,5 l pro Tag liegen sollte.
Siggi Goldammer : Nach OP und Chemo soll ich erst in 6 (!) Monaten wiederkommen. Das erscheint mir eine lange Zeitspanne (oder ist das ein gutes Zeichen, dass wirklich alles weg ist?) Was ist der richtige Abstand für Nachsorge im ersten und zweiten Jahr?
PROF. KUCZYK: Unter chemotherapeutischer Behandlung, womit Sie damit mit Bezug auf das Nierenzellkarzinom wohl eine zielgerichtete Therapie meinen, ist eine Überwachung im 3-monatlichen Rhythmus anzuraten. Nach erfolgter Operation wird die Nachsorge in der Regel in 3-6 monatlichen Intervallen innerhalb des ersten Jahres nach Operation und danach in 6-monatlichen Abständen vom 2. bis zum 5. Jahr durchgeführt.
Wollnick : Kann ich mich als Patient darauf verlassen, dass ich trotz Einsparungen alle notwendigen Untersuchungen erhalten, wenn Verdacht auf eine Nierenerkrankung besteht? Welche Untersuchungen sind notwendig, um Nierenkrebs zu diagnostizieren?
PROF. KUCZYK: Sie können sich darauf verlassen, dass in Deutschland alle erforderlichen Untersuchungen von den Krankenkassen bezahlt werden. Die gängigste Untersuchungsmethode für die Diagnose von Nierenkrebs ist die durch den Hausarzt oder Urologen durchgeführte Ultraschalluntersuchung.
Stadler : An die Operation schloss sich eine Chemotherapie mit Torisel an. Da bekam ich Spritzen mit relativ geringen Einheiten. Ich habe einen Rückfall mit Metastasen im Brustbein und soll jetzt ein Medikament bekommen, dass sich Votrient nennt. Das sind Tabletten, allerdings in hohen Einheiten. Das verunsichert mich jetzt. Muss man das immer in hohen Dosen nehmen? Warum werden die Tabletten nicht mit stärkerer Konzentrierung hergestellt?
PROF. KUCZYK: Hierzu kann man Sie beruhigen. Die Dosierung für die einzelnen Substanzen unterscheidet sich deutlich. Die Wirksamkeit ist hieran nicht abzulesen. Warum die Tabletten nicht mit stärkerer Konzentrierung hergestellt werden, hat Gründe, die sich aus der sogenannten Medikamentengalemik ergeben bzw. die sich aus dem im Blut erzielbaren Wirkspiegeln ergibt.
Michael W. : Bei mir ist im Rahmen eines CT eine inhonogene, teils kontrastmittelaufnehmende teils hypodense Raumforderung im ventro-laterialen Parenchym der linken Niere mit max. Querdurchmesser 4 cm und einer Breite von 3,2 cm festgestellt worden. Lymphknoten, Nierenvene und alle anderen Oberbauchorgane ohne Befund. Jetzt will man die Niere entfernen, ist dieses die einigste Möglichkeit der Behandlung? Zumal mir niemand vor der OP sagen kann, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
PROF. KUCZYK: Insgesamt ist hierzu zu sagen, dass eine Tumorverdächtige Formation in der hier angegebenen Größe prinzipiell dazu führen sollte, dass ein organerhaltenes Vorgehen angestrebt werden sollte. Eine Entfernung der Niere wäre nur bei ausgesprochen ungünstiger Tumorlokalisation mit sehr zentralem Wachstum erforderlich, aber auch dies würde nur dann durchgeführt, wenn der maligne Befund vorher durch eine feingewebliche Untersuchung bspw. mittels einer Biopsie gesichert worden wäre. Der hier beschriebene Befund wäre mit einer sogenannten komplizierten Nierenzyste vereinbar, wobei sich dabei Bösartigkeit in etwa 40% der Fälle nachweisen lässt. Auch vor diesem Hintergrund wäre auf jeden Fall ein organerhaltendes Vorgehen anzustreben.
Wittmund : Sutent musste abgesetzt werden, weil beim 3. Durchgang die Nebenwirkungen außer Kontrolle gerieten. Dann kam ein Wirkstoff Temsirolimos, leider weiß ich den Medikamentennamen nicht mehr. Dann war fast 1,5 Jahre Ruhe. Aber jetzt hat mein Vater einen Rückfall mit Metastasen im Lendenwirbelbereich. Kann es weitergehen, wenn ja wie? Ich bitte Herrn Prof. Kuczyk sehr herzlich um Antwort.
PROF. KUCZYK: In einem solchen Fall wäre nicht Temsirolimus sondern Everolimus die Zweitlinienbehandlung der Wahl gewesen. Nachdem sich jetzt ein Fortschreiten der Erkrankung gezeigt hat, wäre das Zurückwechseln auf ein Tyrosinkinaseinhibitor wie beispielsweise Sorafineb in Erwägung zu ziehen.
MatteSumpf : Vater 78J,Tumor in der Niere 2,5cm, Nach Diagnose Operation 2010, Lymphknoten entfernt, Nebenniere erhalten. Jetzt Lungenmetastase, Verdacht auf Knochenmetastase. Es wäre sehr freundlich wenn Prof. Kuczyk uns noch ein wenig Hoffnung machen könnte.
PROF. KUCZYK: In einem solchen Fall ist vor Beginn einer Behandlung beispielsweise mit einer Targeted-Therapie die feingewebliche Sicherung der Metastasen anzustreben, um auszuschließen, dass es sich hierbei wirklich 1. um bösartige Veränderungen und 2. um Absiedelungen des vermutlichen Nierenzellkarzinomes handelt und nicht um Absiedelungen eines anderen Tumors. Dies ist umso wichtiger, als Tumoren in der Niere mit einem Durchmesser von 2,5 cm relativ selten absiedeln. Die Möglichkeit einer feingeweblichen Abklärung kann aber nur beurteilt werden, nach persönlicher Einsicht der Röntgenbilder.
Jule_Dreessen : Mein Papa hatte eine radikale Operation, also die ganze rechte Niere wurde entfernt samt Lymphknoten. Da war aber nichts drin und mein Papa hatte keine weitere Behandlung. Das hat uns natürlich sehr gefreut, aber ich dachte, das kann doch nicht sein, da muss doch eine Chemotherapie zur Sicherheit folgen. War aber nicht. Deshalb nutze ich hier die Gelegenheit zu erfahren, ob so was öfters gemacht wird, dass nach der Operation Ende-Gelände ist? Danke für eine Antwort, würde die ganze Familie beruhigen. Danke.
PROF. KUCZYK: Wenn ich Ihre Frage so verstehen darf, dass sich in der Niere gar kein Tumor befunden hat, dann wäre die Indikation zur Nierenentfernung sicherlich noch einmal zu diskutieren. Hat sich aber in der Niere ein bösartiger Tumor befunden, der durch eine Entfernung des Organs komplett entfernt werden konnte, dann ergibt sich keine Notwendigkeit zu einer weiteren Behandlung. In diesem Fall wären nur regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich.
Beilke : Was ist besser gegen ausgedehnte Knochenschmerzen durch Metastasen (urspr. Nierenkrebs links, erhaltend operiert, später radikal) eine Radio-Behandlung oder medikamentöse Schmerztherapie?
PROF. KUCZYK: In der Regel erfolgt eine Grundeinstellung mit einer medikamentösen Schmerztherapie, wobei im Einzelfall geprüft werden muss, ob eine Bestrahlung eine zusätzliche Schmerzbekämpfung zu ermöglichen verspricht.
Trier : Bei der Leber habe ich gehört, dass die nachwächst, wenn man da was wegschneidet. Ist das bei den Nieren auch so? Kann eine operierte Niere (Krebstumore) wieder mit gleicher Leistung wie vorher arbeiten
PROF. KUCZYK: Im Bereich der Niere ist es nicht so, dass die entfernten Anteile nach Tumoroperationen nachwachsen würden. Lediglich nach Entfernung einer Niere ist es so, dass sich die verbleibende Niere kompensatorisch vergrößert, so dass häufig im Verlauf eine komplett erhaltene Nierenfunktion zumindest anhand der bestimmbaren Laborwerte vorliegt. Eine operierte Niere, so lang nach Entfernung von Tumoren noch ausreichend funktionstüchtiges Nierengewebe vorhanden ist, muss nicht unbedingt eine Verringerung der Gesamtfunktion zeigen.
Prütz : Das hat ja seinen guten Sinn, wenn Organe doppelt angelegt sind, wobei man sich das auch fürs Herz sehr wünschen würde. Glücklicherweise gibt es zwei Nieren. Meine Frau hat Nierenkrebs, ich möchte anfügen sie raucht nicht. Danach wurde sofort gefragt. Momentan sieht es so aus, dass nur die rechte Niere betroffen ist. Wir machen uns natürlich große Sorgen, dass auch die linke erkranken wird. Wie häufig greift das über?
PROF. KUCZYK: Ein Tumor im Bereich der anfänglich nicht tumorbefallenen Gegenniere wird im Verlauf in etwa 3% der Fälle beobachtet.
Burger Parbs : Wenn die Diagnose Nierenkrebs heißt ist man geschockt. Dann fängt die Informationsphase an. In der bin ich und sauge alles auf, was ich erfahren kann. Dabei ist auch viel Müll dabei, aber ich bin schon so weit, dass ich das ganz gut erkennen kann. Jetzt geht es bei mir um einen möglichen Marker, der die Wirksamkeit von Therapien im Vorwege einschätzen hilft. Ich weiß, dass daran gearbeitet wird. Deshalb meine Frage, ob es so was schon gibt für Nierenkrebs? Es würde mir evtl. unnötige Therapien ersparen, oder auch Klarheit geben, was ich zu erwarten habe.
PROF. KUCZYK: Derzeit gibt es keinen Marker, der es erlauben würde, die Wirksamkeit zielgerichteter Therapien im Vorfeld einzuschätzen, obwohl hieran, wie Sie richtig sagen, intensiv gearbeitet wird.
Kpachim : Ich baue Narkosen immer sehr schnell ab, weshalb ich mehr bekomme, als normal. Hinterher geht es mir dann ganz schrecklich mit Übelkeit, Erbrechen usw. Meine linke Niere soll entfernt werden und das soll ca. 2 Stunden dauern. So lange bin ich noch nie operiert worden. Wird diese Narkosereaktion für mich damit noch schlimmer als sonst?
PROF. KUCZYK: Im Einzelfall ist es sehr schwierig, die Nebenwirkungen von Narkosen vorherzusagen, wobei diese nicht unbedingt mit der Narkosedauer in Verbindung stehen müssen. Insofern ist die von Ihnen gestellte Frage nicht wirklich zu beantworten.
Rischmüller : Mein Vater gilt als austherapiert, heisst im Klartext - nichts geht mehr. Ist das wirklich so? Als letztes bekam er Sutent. Ist da Schluss? Mein Vater ist 72 Jahre und war bis zur Diagnose Nierenkrebs immer gesund und besonders leistungsfähig.
PROF. KUCZYK: Die von Ihnen gestellte Frage ist ohne dezidierte Kenntnis des gegenwärtigen Zustandes Ihres Vaters und der Anzahl und Art der Vortherapien nicht zu beantworten.
Alt : Ich mache mir Gedanken darüber, ob meine Kinder eventuell durch meine Nierenkrebs Erkrankung erblich belastet sind. Ist das möglich?
PROF. KUCZYK: Prinzipiell besteht die Möglichkeit einer genetischen Veränderung, die auch bei den Kindern vorliegt, die letztlich zur Entstehung von Nierenzellkarzinomen führen kann. Insbesondere ist hier die Mutation des Von-Hippe-Lindau-Gens zu erwähnen. In der Regel treten aber Nierenzellkarzinome von denen die Kinder im Sinne eines Erbganges betroffen sein können, bei den eigentlich Erkrankten in sehr frühem Alter auf. Sollten Sie diesbezüglich Bedenken haben, ist eine genetische Untersuchung leicht möglich.
Kim Frank : Mir ist klar, dass keiner sagen Kann, wo Krebs herkommt, aber dass man weiß, wie er sich im Körper entwickelt, aber nicht warum. Bei einigen Krebsarten ist das anders. Bei Lunge weiß man, dass Rauchen zu Krebs führt. Weiß man auch was zu Nierenkrebs führt?
PROF. KUCZYK: Nierenkrebsentstehung wird ebenfalls durch Rauchen begünstigt. Als weiterhin auslösende Faktoren werden Belastungen des Trinkwassers durch Schwermetalle diskutiert. Jedoch ist der diesbezügliche Zusammenhang mit der Entstehung von Nierenkrebs nicht so gut gesichert.
Schriever : Welche Schmerzmittel führen zu Nierenkrebs? Ich meine welche Substanzen und in welcher Stärke über welchen Zeitraum werden diese Schmerzmittel gefährlich für die Nieren?
PROF. KUCZYK: Bezüglich des Gebrauchs von Schmerzmitteln ist in Bezug auf die Entstehung von bösartigen Veränderungen im Bereich der Nieren zwischen den eigentlichen Nierentumoren und den Tumoren des Nierenbeckens also den sogenannten Urothelkarzinomen zu unterscheiden. Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen den eigentlichen Nierenkarzinomen und der Einnahme von Schmerzmitteln besteht nicht.
Jügte_Erhardt : Ist eine laparoskopische Entfernung von Tumoren in der Niere gefährlich? Mir hat jemand gesagt, dass dadurch der Krebs erst richtig verteilt wird. Jetzt habe ich große Angst, denn ich bin so operiert worden und bekomme gerade Bestrahlungen. Was genau wird da bestrahlt? Die Niere, oder alles rundherum, was mit dem Tumor in Berührung gekommen ist bei der Operation?
PROF. KUCZYK: Die laparoskopische Entfernung von Tumoren im Bereich der Niere ist sicher. Die Einschätzung, dass hierdurch der Krebs erst richtig verteilt wird, ist nicht zutreffend. Was genau in Ihrem Fall bestrahlt wird, lässt sich anhand Ihrer Schilderung nicht beurteilen. In der Regel wird eine Bestrahlung dann eingeleitet, wenn der Patient Veränderungen im Bereich der Knochen aufweist.
Günes : Radikale Nephrektomie (Kapsel weg), ebenso Lymphknoten, aber vorsorglich, war dann doch kein Befall. Nebenniere ist geblieben. Was für Vorteile bringt mir dass, wenn die Nebenniere noch da ist?
PROF. KUCZYK: Das Belassen der Nebenniere ist prinzipiell nur dann von Vorteil, wenn sich irgendwann einmal die Notwendigkeit zur Entfernung der Nebenniere auf der Gegenseite ergibt. Gehörte früher die Entfernung der Nebenniere zur Entfernung einer tumorbefallenen Niere dazu, so ist man mittlerweile davon abgegangen, die Nebenniere zu entfernen, die lebenswichtige Hormone produziert, da eine Absiedelung in die Nebenniere ausgesprochen selten ist und man daher nicht unnötig Organe entfernt, die der Patient in Zukunft vielleicht noch einmal brauchen wird. Bei jetzt gesunder Nebenniere auf der Gegenseite bringt Ihnen das Belassen der Nebenniere auf der vom Tumor betroffenen Seite keine Vorteile.
Linzer : Warum führt Übergewicht zu Nierenkrebs und wie viel Prozent Übergewicht muss man haben, damit es gefährlich wird?
PROF. KUCZYK: Dies ist eine ausgesprochen interessante, aber sehr schwer zu beantwortende Frage. Es gibt keine wirklich enge Verbindung zwischen einem bestimmten Ausmaß an Übergewicht und der Entwicklung von Nierenkrebs. Was bekannt ist, ist dass Fettgewebe Substanzen produziert, die prinzipiell mit einem erhöhten Entartungsrisiko von Nierengewebszellen verbunden sind bzw. diese stimulieren. Erstaunlicherweise ist es so, dass stark übergewichtige Patienten zwar ein erhöhtes Risiko haben, an Nierenkrebs zu erkranken, hat sich ein solcher aber entwickelt, ist die Prognose aber besser, als bei nicht übergewichtigen Patienten. Zumindest weisen in der jüngeren Vergangenheit veröffentliche Arbeiten auf eine solchen Zusammenhang hin.
PROF. KUCZYK: Ich hoffe, Ihnen mit diesen Auskünften, die teilweise natürlich eher allgemeiner Natur sind, weitergeholfen zu haben. Sollten Sie sich mit Ihrem individuellen Krankheitsbild in unserer Klinik vorstellen wollen, ist dies unter den angegebenen Kontaktdaten natürlich jederzeit möglich.
Ende der Sprechstunde.