OrthopädieZentrum
Dr. med. Knut Behle
Facharzt für Orthopädie
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21220 Seevetal-Maschen
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Fax: 04105-5805629
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Chirotherapie
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Osteoporose
• Knochendichtemessung (DEXA)
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DR. BEHLE: Wir beginnen um 19 Uhr.
YoYo : Macht es einen Unterschied, ob die Chemotherapie einen hormonabhängigen oder hormonunabhängigen Tumor behandeln soll in Bezug auf eventuelle Folgen für die Knochen?
DR. BEHLE: Es spielt keine Rolle, ob die Chemotherapie für einen hormonabhängigen oder hormonunabhängigen Tumor vorgesehen ist. Denn die Wirkung der Chemotherapie auf den Knochen ist unabhängig.
Christy : Wie hoch ist der familiäre Risikofaktor, wenn Mutter und Tante betroffen sind. Bei Großmutter gibt es keine Erkenntnisse, weil früh verstorben?
DR. BEHLE: Der Risikofaktor, bezogen auf Frakturen, beträgt in der Regel zwischen 1,5 und 2.
Ursula : Warum wird Osteoporose als Krankheit eingestuft. Ist das nicht nur eine normale Alterserscheinung, die öfter auftritt, weil wir immer älter werden?
DR. BEHLE: Das ist eine gute Frage. Man muss bei der Osteoporose differenzieren. Es gibt einen altersbedingten Knochenmassenverlust. Das ist richtig. Die Osteoporose geht aber über diesen normalen "altersbedingten Knochenmassenverlust" hinaus. In jedem Fall spielt das Alter als Risikofaktor alleine bereits eine große Rolle. Mit jeder Dekade verdoppelt sich etwa das Frakturrisiko.
Ditta : Ich hatte bereits mit knapp 40 Jahren Osteoporose. Das wurde bei einer Schulterfraktur festgestellt, nachdem ich beim joggen gestürzt war. Dann wurde viel gemacht, um meine Situation zu verbessern und auf diesem Stadium QUOT1einzufrierenQUOT2, was auch recht gut gelang. Mein neues Problem ist aber ein sehr großes. Inzwischen bin ich 54 Jahre. Nach einer brusterhaltenden Operation soll ich eigentlich eine Chemotherapie bekommen, wovon mir aufgrund meiner Vorgeschichte abgeraten wurde. Es wurde nur lokal bestrahlt. Könnte mir Dr. Behle sagen, wo das größere Risiko besteht beim Krebs oder der Osteoporose?
DR. BEHLE: Zunächst müsste man wissen, wie die Osteoporose diagnostiziert worden ist, denn alleine eine Schulterfraktur bei einem Sturz im Alter von 40 Jahren, wäre ja jetzt nicht etwas ungewöhnliches. Es wäre weiterhin die Frage, warum von einer Chemotherapie bei der Vorgeschichte abgeraten wurde. Bezieht sich das auf die "Knochenqualität"? Definitiv hat der Tumor Vorrang bei der Behandlung.
Annabelle : Mit Beginn der Wechseljahre hatte mein Gynäkologe mir eine Szintigraphie vorgeschlagen, um meinen Knochenstatus festzustellen. Erstaunlicherweise stellte er eine beginnende Osteoporose fest. Ich soll jetzt mindestens für zwei Jahre Protelos, 2g nehmen. Nach drei Wochen merkte ich eine Lichtempfindlichkeit abends beim Autofahren oder auch am Bildschirm. Kann das sein, oder bilde ich mir das ein?
DR. BEHLE: Die Szintigraphie ist keine geeignete Methode, um einen Knochenstatus festzustellen. Da die Szintigraphie die Stoffwechselaktivität des Knochens misst, wird sie in der Regel eingesetzt, um Metastasen aufzuspüren oder z. B. Prothesenlockerungen zu diagnostizieren. Eine Osteoporose kann man mit der Szintigraphie definitiv nicht diagnostizieren. Insofern muss man die Indikation, für zwei Jahre Protelos einzunehmen, zumindest hinterfragen. Eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit gehört nicht zu den typischen unerwünschten Wirkungen beim Protelos.
Jette : Veträgt sich Prolia mit begleitenden Therapien? Ich denke da an Mistel, oder Homöopathie.
DR. BEHLE: Prolia ist eines der Osteoporose-Medikamente, das sich besonders dadurch auszeichnet, dass es so gut wie keine Interaktionen mit anderen Medikamenten gibt. Insofern verträgt es sich auch mit Mistel und Homöopathie. Wobei ich nicht hoffe, dass Sie Osteoporose mit Mistel oder Homöopathie behandeln.
Ledy : Seit 3 Jahren mache ich mit Pausen eine intensive Calciumtherapie, um einer Osteoporose vorzubeugen. Die gibt es bei uns in der Familie bei Mutter, Tante, Oma. Mein Problem ist, dass ich davon Durchfall bekomme, deshalb auch die Pausen. Vielleicht kann der Experte mir einen anderen Vorschlag machen?
DR. BEHLE: Eine intensive Calciumtherapie wird heute nicht mehr vorgeschlagen. Lediglich bei einer ernährungsbedingten Calciumminderaufnahme sollte Calcium ergänzt werden. In jedem Fall sollten nicht mehr als 1.500 mg Calcium pro Tag insgesamt zugeführt werden. Als Basistherapie muss man insbesondere Wert auf die ausreichende Versorgung mit Vitamin D achten.
Petra : Ab welchem Alter reicht die normale frei verkäufliche Knochenvorsorge nicht mehr und man sollte nach den Wechseljahren mit stärken Mitteln vorbeugen gegen Osteoporose?
DR. BEHLE: Bei der Empfehlungen bezüglich der Calciumaufnahme werden Mengen von 1.000 mg Calcium mit der Nahrung als ausreichend angesehen. Nur, wenn die Calciumzufuhr mit der Nahrung nicht erreicht wird, sollte eine Ergänzung durchgeführt werden. Diese Empfehlung gilt zunächst einmal altersunabhängig, vorausgesetzt, es gibt keine Aufnahmestörungen, z. B. durch Darmerkrankungen.
Siggi : Ich weiß, dass auch Männer Osteoporose bekommen. Dennoch wundert es mich, denn eigentlich gilt Osteoporose ja eine Frauenkrankheit ist?
DR. BEHLE: Auch das ist eine gute Frage. Lange Zeit hat man tatsächlich angenommen, es handelt sich um ein Phänomen, welches lediglich ältere Frauen betrifft. Nach wie vor ist die Osteoporose nach den Wechseljahren in der Tat die häufigste Form der Osteoporose. Osteoporose bei Männern ist häufig Folge anderer Grunderkrankungen.
Rinteln : Gibt es einen typischen Schmerz, der auf eine Osteoporose hindeutet?
DR. BEHLE: Leider nicht, sonst wäre die Diagnostik der Osteoporose sicherlich einfacher. Osteoporose macht zunächst keine Schmerzen.
Mabel : Wovon hängt ab, wo die Osteoporose beginnt durch die Chemotherapie? Bei mir ist der Hüftknochen betroffen. Ich soll jetzt Spritzen bekommen. Wirken die dort am Hüftknochen oder überall?
DR. BEHLE: Die Osteoporose ist eine systemische Erkrankung, die zunächst generell den gesamten Knochen betrifft. Es gibt Formen, bei denen mehr die Wirbelsäule im Vordergrund steht (corticoid-indizierte Osteoporose). In der Regel ist es aber eine generelle Erkrankung aller Knochen. Deswegen greifen die meisten Therapien auch, unabhängig wo sich der Schwerpunkt der Osteoporose befindet.
Camilla : Ich hatte einen hormonabhängigen Tumor in der Brust. Es folgte OP und jetzt wird über eine nachfolgende Chemotherapie diskutiert. Einerseits würde es die Sicherheit verstärken, dass versprengte Krebszellen zerstört werden, betrifft aber wohl nur die letzten 3-5 Prozent Sicherheit. Andererseits kann man sich erhebliche Behandlungsfolgen zuziehen wie z.B. eine Osteoporose. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen und die Meinung von Dr. Behle wäre sicherlich hilfreich. Brauche ich eine zusätzliche Einschätzung eines Gynäkologen?
DR. BEHLE: Die Therapie des Tumors hat absoluten Vorrang. Da die Osteoporose gut behandelbar ist, kann man die mögliche schädliche Wirkung auf den Knochen gleich zu Beginn der Chemotherapie auffangen.
Marie : Gibt es so etwas wie eine lokal begrenzte Osteoporose? Ich dachte, das würde immer das ganze Skelettsystem betreffen. Wie behandelt man so was?
DR. BEHLE: Es gibt lokal begrenzte Osteoporosen, so genannte transiente Osteoporosen, die häufig das Hüftgelenk und da insbesondere den Schenkelhals betreffen. Häufig treten diese transienten Osteoporosen bei Schwangeren auf. Es gibt leider keine zugelassenen Medikamente aus der Osteoporose-Schiene, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass einige Osteoporose-Medikamente dort helfen. Bei fortgeschrittenen transienten Osteoporosen kommt eine Verbesserung der Durchblutung durch eine Infusionstherapie in Betracht.
Telse : Ich bin 65 und bin eigentlich mein ganzes Leben lang sportlich gewesen. Mache drei Mal pro Woche leichtes Lauftraining. Seit einiger Zeit habe ich danach fast immer Schmerzen im linken Hüftgelenk. Mein Arzt sagt, dass sind altersbedingte, normale Abnutzungen. Meine sportlichen Aktivitäten mache ich besonders, um Osteoporose zu verhindern. Jetzt soll ich das Laufen aber lassen. Bewegen soll ich mich trotzdem. Alles nicht so einfach. Schwimmen kommt nicht in Frage aus Zeitgründen. Bin voll im Beruf. Was rät mir der Experte?
DR. BEHLE: Erst einmal finde ich es gut, dass der Mensch aktiv ist. Denn das ist ein ganz ganz wichtiger Teil der Osteoporose-Prophylaxe. Lokale Schmerzen im linken Hüftgelenk haben in der Regel nicht Osteoporose als Ursache, sondern deuten häufig auf arthrotische Veränderungen hin. In jedem Falle sollte man mit einer vernünftigen Krankengymnastik die Beweglichkeit des Hüftgelenkes erhalten. Das kann man auch im warmen Wasser, im Rahmen einer Wassergymnastik, hervorragend selbst tun. Die meisten Patienten kommen damit sehr gut zurecht. Sollten die Veränderungen jedoch zu einer Limitierung der schmerzfreien Gehstrecke führen, müsste man sich in der Tat Alternativen zum Lauftraining überlegen.
Karin-9 : Bisher habe ich eine normale Calcium-Vitamin-D Vorbeugung gemacht seit ich vor 4 Jahren in die Wechseljahre kam. Das war immer alles ok. Aber jetzt heißt es nach einer Knochendichtemessung plötzlich ich solle umsteigen auf Raloxifen. Das sind aber Hormone und ich will keine Hormone mehr nehmen. Ich hatte schon mit der Pille Schwierigkeiten, bin da aufgegangen wie ein Hefekuchen und frühzeitig auf Spirale umgestiegen. Da fange ich jetzt ganz gewiss nicht damit an. Was für Alternativen bieten sich?
DR. BEHLE: Offensichtlich ist es bei Ihnen so, dass die so genannte Basistherapie (Calcium und Vitamin D) für die Behandlung der Osteoporose nicht ausreicht. Insofern ist es folgerichtig, ein zusätzliches Medikament zu verwenden. Hierbei nimmt Raloxifen eine Sonderstellung ein. Raloxifen ist ein so genannter selektiver Östrogen-Rezeptor-Modulator. D. h. er wirkt auf den Knochen in der Tat wie ein Östrogen, aber nicht auf die Brustdrüse und die Gebärmutterschleimhaut. Deshalb ist Raloxifen auch zur Behandlung typischer Wechseljahresbeschwerden nicht geeignet. Trotzdem bieten sich natürlich eine Menge anderer Therapieoptionen an. Diese sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt durchsprechen und sich noch einmal genau über die Wirkung von Raloxifen informieren lassen.
Sonni : Ich hatte vor 5 Jahren eine Knochendichtemessung die war völlig in Ordnung. Trotzdem soll ich Osteoporose haben. Ist das möglich? Ich habe mein Leben nicht geändert, bin keine Sportkanone, bewege mich aber in Maßen und ernähre mich gut. Soll ich eine zweite Messung machen lassen?
DR. BEHLE: Die Knochendichtemessung mittels DXA ist aktuell der Goldstandard der Knochendichtemessung. Sollten Sie eine solche Messung durchgeführt haben und der Wert besser als -2,5 SD sein, ist die Diagnose einer Osteoporose eigentlich nicht zu stellen. Es kann sich aber in fünf Jahren schon die Knochendichte erheblich verändern. Insofern sind fünf Jahre Abstand auch sinnvoll, mit einer erneuten Knochendichtemessung mittels DXA sich genau über die Situation in Kenntnis zu setzen.
Deiss : Es gibt so viele unterschiedliche Behandlungsarten mit unterschiedlichen Substanzen. Wie weiß ich als Patientin, dass mein Arzt die richtige Wahl getroffen hat? Bei der Fülle der Wirkstoffe kann man doch kaum den Überblick behalten und ganz viele Ärzte bilden sich ja auch nicht ausreichend fort. Auf der einen Seite bin ich gern seit langem bei meinem Frauenarzt, aber ich höre niemals, dass er mal was neues erwähnt von einer Veranstaltung o.ä. Das verunsichert mich mehr und mehr, denn ich werde älter, gehöre zwar zu den informierten bisher, aber es kommt ja der Tag an dem ich weitgehend auf das angewiesen bin, was mir mein Arzt sagt.
DR. BEHLE: Ich beobachte in der Tat, dass die Kenntnisse über Osteoporose-Diagnostik und -Therapie häufig nicht so gut entwickelt sind, wie für andere Erkrankungen. Das ist sicherlich ein Grund dafür, dass die Versorgungslage für Osteoporose-Patienten in Deutschland eher ungünstig ist. In der Tat gibt es eine Vielzahl von Medikamenten, die völlig unterschiedliche Wirkweisen haben. Wichtig ist, dass man mit dem Patienten das für ihn geeignete Medikament ermittelt. Allein Art (tägliche Einnahme, wöchentliche Einnahme, Ein-Monats-Spritze, Drei-Monats-Spritze, Halbjahres-Spritze, Jahresinfusion) zeigt, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten gibt, mit wirksamen Medikamenten Patienten zu helfen. Wichtig ist, dass man mit dem Patienten das für ihn geeignete Mittel herausfindet, da ein großes Problem bei den täglichen oder wöchentlichen Gaben ist, dass nach einem Jahr vergleichsweise Patienten noch diese Dauertherapie zuverlässig durchführen.
Anna69 : Ich habe 2 Tumore im Lendenwirbebereich 4+5 und 3+4. Da wird jetzt bestrahlt und ich gehe davon aus, dass das nicht so schlimm wird. Aber etwas macht mir dennoch Sorge, denn ich soll im Anschluß gleich eine Infusionsbehandlung zur Knochenstärkung bekommen. Das Problem ist nur, dass ich rechts und links unten 5 Implantate mit Brücke habe. Gerade ist mir ein Zahn gezogen worden, wo letztlich auch ein Implantat rein soll. Das ist gegenwärtig nicht gut mit den monatlichen Infusionen. Warum nicht? Ich bitte den Experten eine Reihenfolge nach Wichtigkeit sortiert aufzustellen, was ich machen soll. Vielen Dank dafür.
DR. BEHLE: Nach der Schilderung gehe ich davon aus, dass Sie zur Metastasen-Vorsorge (-Behandlung?) eine Infusion mit einem Bisphosphonat bekommen sollen. Auch hier steht die Behandlung der Tumore und ggf. der Metastasen absolut im Vordergrund. Nach Abschluss der Infusionstherapie kann dann auch nach einer gewissen Pause mit der Implantatversorgung fortgesetzt werden.
Zwoa : Erst habe ich verschiedene Bisphosphonate erhalten jetzt soll ich auf Prolia-Injektion wechseln. Da gab es einen Hinweis mit den Zähnen. Müsste doch gut für die Zähne sein, ist es offenbar nicht. Soll ich mit meinem Zahnarzt sprechen? Meine Zähne sind sehr gut gepflegt, aber viel Zahnersatz.
DR. BEHLE: Sowohl bei den Bisphosphonaten als auch bei Prolia muss man auf die Zahnbehandlung, insbesondere auf die Versorgung mit Implantaten hinweisen. Es gibt in ganz seltenen Fällen Osteonekrosen im Kiefer ("Knochenfraß"). In jedem Falle sollten zwischen der Einnahme von den Bisphosphonaten und den Prolia-Einnahme oder der Implantatversorgung auf der anderen Seite einige Zeit vergehen.
Toro : Was ist mit den Venen wenn man so wie ich konzentriert Injektionen bekommt gegen Osteoporose. Verkalken die dann schneller? Mache mir da Sorgen.
DR. BEHLE: Es ist unerheblich, ob Sie Injektionen im Drei-Monats-Rhythmus bekommen oder die Jahres-Infusion. Eine vorzeitige oder schwerere Verkalkung der Venen ist nicht zu erwarten. Venen neigen ohnehin nicht zur Verkalkung, in der Regel ist die Arterien-Verkalkung das größere Problem.
Sarani : Ich kann gar nicht so viel Sport treiben, wie ich sollte, um den Knochenstoffwechsel anzukurbeln. Es soll da so ein Vibrationsgerät geben, das den gleichen Effekt hat. Ist das was vernünftiges, oder Geldschneiderei?
DR. BEHLE: Es gibt Untersuchungen darüber, dass Therapieeinheiten auf dem Vibrationsgerät einen Effekt haben. Diese Erkenntnisse rühren insbesondere aus der Forschung bei Astronauten. Der Zeitaufwand, um den Knochenstoffwechsel so anzukurbeln, ist aber nicht kleiner. Die Zeit, die Sie auf dem Vibrationsgerät verbringen, sollten Sie lieber in eine gezielte Sportaktivität investieren, die den Knochenstoffwechsel stimuliert.
Jana : Habe gerade erfahren, ich soll mit 31 Jahren Osteoporose haben. Das ist der Hammer. Geht das überhaupt? Mir geht es bestens, außer, dass ich gelegentlich Knochenschmerzen habe. Aber nicht viel.
DR. BEHLE: Rein theoretisch ist es natürlich möglich, mit 31 Jahren Osteoporose zu bekommen. Das ist aber so ungewöhnlich, dass es sich eigentlich nur um eine sekundäre Osteoporose handeln kann. Wenn die Osteoporose mit Hilfe einer DXA-Messung zweifelsfrei nachgewiesen ist, sollte man in jedem Falle eine knochenspezifische Labordiagnostik anschließen, um eine sekundäre Osteoporose (aufgrund einer anderen Erkrankung) auszuschließen.
Inge : Kann Dr. Behle in Prozenten ausdrücken, wie sich der Knochen abbaut durch die Wechseljahre?
DR. BEHLE: Der normale Knochenmassenverlust ab dem 40. Lebensjahr beträgt ca. 1 % pro Jahr. In den Wechseljahren steigt der Verlust auf bis zu 3 % pro Jahr. Insofern kommt dieser Zeit eine besondere Bedeutung bei der Therapie zu.
Fazilet : Durch eine Schilddrüsen Unterfunktion, die lange nicht entdeckt war habe ich nicht altersgemäße Knochen, obwohl ich erst 40 Jahre bin. Meine Knochen sind die einer 70zigjährigen. Inzwischen bin ich richtig eingestellt und alles funktioniert wieder. Ich nehme auch wieder ab. Regenieren sich meine Knochen jetzt von selbst?
DR. BEHLE: Eine Schilddrüsenfehlfunktion ist eine der häufigsten Ursachen für eine sekundäre Osteoporose. Hier spielt allerdings die Schilddrüsenüberfunktion die deutlich größere Rolle. Ganz grundsätzlich ist die Einstellung bezüglich der Schilddrüsenfunktion essentiell. Eine DXA-Messung würde die Situation des Knochens richtig einschätzen helfen. Ob dann eine zusätzliche Therapie erforderlich ist, hängt vom Ergebnis der DXA-Messung ab. In der Regel erreicht der Knochen von alleine nicht mehr seine ursprüngliche Festigkeit.
Star : Wirken sich Aromatasehemmer auf den Knochenstoffwechsel aus?
DR. BEHLE: Ja, negativ.
Babs : Es wird immer von Knochenabbau in den Wechseljahren gesprochen. Nun sind Wechseljahre ja durchaus unterschiedlich lang. Meine beste Freundin war nach 4 Jahren damit durch. Bei mir geht das schon 15 Jahre und ich habe immer noch wieder Schweißausbrüche. Sagt die Länge der Wechseljahre über den Knochenstatus etwas aus?
DR. BEHLE: Solange die Frau die Wechseljahre erlebt, wird immer noch etwas Östrogen produziert, was den Knochen schützt. Wenn also die Wechseljahre relativ früh beginnen und sehr schnell beendet sind, fällt auch der Knochenschutz durch das Östrogen weg. Insofern gibt es zwei gegenläufige Entwicklungen. Inwiefern jetzt eine behandlungsbedürftige Osteoporose resultiert, ist in jedem Falle vom Einzelfall abhängig und muss ggf. durch eine DXA-Messung bestimmt werden.
ERwa : Wieso hat die Chemotherapie Einfluss auf die Knochen? Die Chemotherapie soll doch Metastasen in den Organen verhindern.
DR. BEHLE: Es gibt unterschiedliche Formen der Chemotherapie. In den meisten Fällen sollen ja bestimmte Zellen vernichtet werden. Häufig ist die Spezifität der Medikamente und die Dosierung jedoch nicht individuell zu bestimmen, dass man nur die Zellen erwischt, die man erwischen möchte, sondern man erwischt in der Regel immer auch mehr oder minder große Teile der intakten Zellen. Das ist aber von Chemotherapie zu Chemotherapie außerordentlich unterschiedlich.
Katze : Kann ich durch entsprechende Medikamente die Osteoporose wieder zurückdrehen in meinem Alter? Bin 61 Jahre. Früher habe ich Actonel genommen jetzt ACARA 35 mg Trio. Ich merke da keinen Unterschied. Wie lange muss ich das nehmen?
DR. BEHLE: Die Osteoporose-Medikamente können in jedem Fall den altersbedingten Knochenabbau verhindern, zum Teil sogar auffangen. Sie schreiben leider nicht, wie lange Sie Actonel bzw. ACARA genommen haben. Wichtig ist, den Verlauf der Knochenmasse in jedem Fall nach zwei Jahren Therapie zu kontrollieren, um festzustellen, ob das Medikament greift. Risedronat sollte in der Regel nicht länger als vier bis fünf Jahre genommen werden. Danach sollte nach momentaner Datenlage eine Umstellung auf ein Alternativpräparat erfolgen.
Bigi : Durch Bestrahlung einer Metastase an der Wirbelsäule habe ich zwar keine Metastase mehr, aber einen erheblich geschädigten Wirbel. Es besteht die Gefahr, dass der Wirbel brechen kann. Ich bin entsetzt und frage mich, ob das ein Behandlungsfehler ist, denn solche Folgen müssen doch vorher bekannt sein und möglicherweise zu verhindern sein. Kann mir Dr. Behle einen Rat geben, ich wäre sehr dankbar!
DR. BEHLE: Die Bestrahlung einer Metastase in der Wirbelsäule ist eine gesicherte Therapie. Als Folge der Bestrahlung kann theoretisch eine mechanische Inkompetenz des Wirbels eintreten. Dieses würde in das "normale" Spektrum einer unerwünschten Wirkung reingehören. Insofern kann die Frage nach einem Behandlungsfehler selbstverständlich nicht erschöpfend raumgreifend beantwortet werden.
KathiBrandt : Mutter, Oma, zwei Tanten, alle haben Osteoporose. Ich habe daher mit 47 Jahren mein erstes Szintigram erstellen lassen, was nicht schlecht sondern gut im Mittel war. Reicht es, wenn ich das nach den Wechseljahren wiederhole ? bin da gerade am Anfang ? oder wann ist das sinnvoll?
DR. BEHLE: Die familiäre Belastung mit einer Osteoporose ist eine der wichtigsten Risikofaktoren, um selbst eine Osteoporose zu bekommen. Eine Szintigraphie ist zur Diagnostik einer Osteoporose ungeeignet. Da Sie am Anfang der Wechseljahre stehen und Sie eine erhebliche familiäre Belastung haben, würde ich in jedem Falle eine DXA-Messung empfehlen, damit Sie sicher sein können, ob Sie an einer Behandlungsbedürftigen Osteoporose leiden oder nicht.
Silvi : Wegen einer Brustkrebserkrankung habe ich Knochenschäden durch die Chemotherapie bekommen. Keiner hat mir gesagt, dass man das verhindern kann. Arme und Kniegelenke tun mir sehr weh. Auch einige Finger der rechten Hand. Ist da jetzt noch was möglich?
DR. BEHLE: Knochenschädigungen durch Chemotherapie gehören in das normale Spektrum von unerwünschten Wirkungen. Je nach Chemotherapie gibt es Möglichkeiten der Prophylaxe bezüglich Knochenschädigungen. Diese bestehen aber nicht bei jeder Chemotherapie. Die Gelenkprobleme in Armen, Knien und Fingern dürften mit einer etwaigen Osteoporose nicht in Zusammenhang stehen. Ob eine behandlungsbedürftige Osteoporose, egal welcher Herkunft, vorliegt, kann nur nach DXA-Messung entschieden werden. Die Gelenkprobleme sollte man mit einer konventionellen Röntgendiagnostik untersuchen.
Ellen : Tomaten sollen ja so gesund sein. Trotzdem die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen Nachtschattengewächsen und Arthrose gibt. Habe gelesen, die sollen den Knochen Calzium entziehen.
DR. BEHLE: Die wichtigsten Ernährungsfaktoren, die dem Knochen Calcium entziehen, sind in der Regel die Phosphate, die in konservierten Wurstwaren, Cola und ähnlichem besonders vorkommen. Bei der Arthrose handelt es sich um eine komplett andere Erkrankung. Dem Verlust des Knorpels in den Gelenken liegt nach neuen Erkenntnissen im Wesentlichen ein Entzündungsprozess zugrunde. Insofern sind Nahrungsmittel mit entzündungshemmender Wirkung (Vitamin C, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren) zu empfehlen.
Betty : Bisher habe ich die üblichen Kalziumtabletten von Aldi genommen und fühlte mich da im sicheren Bereich. Durch eine Brustkrebserkrankung mit Chemotherapie geht es jetzt um ganz andere Medikamente, um die Knochen stabil zu halten. Das finde ich alles gut. Was mir missfällt ist die Tatsache, dass ich die wohl bis ans Lebensende bekommen soll. Ist das wirklich erforderlich? Es ging zunächst um monatliche Spritzen, jetzt bin ich in der QUOT1ErhaltungQUOT2 2 Mal im Jahr. Ich habe aber das ganz starke Bedürfnis möglichst von allen Medikamenten herunter zu kommen. Ist das verantwortbar?
DR. BEHLE: Ich finde es gut, dass Sie die Calciumtablette zur Prophylaxe bereits frühzeitig verwendet haben. Die Brustkrebserkrankung mit Chemotherapie greift allerdings in den Knochenstoffwechsel in einer ganz anderen Ebene ein. Welche Basistherapieformen und welche spezifische Osteoporose-Medikation für Sie sinnvoll ist, muss man mit Hilfe einer DXA-Messung und einer Laboruntersuchung feststellen. Es gibt Situationen, in denen in der Tat eine lebenslange Gabe erforderlich ist, da ja der altersbedingte Knochenmassenverlust zu dem krankheitsbedingten hinzukommt.
Phili : Vitamine in Pillenform sollen nahezu sinnlos sein, aber wie ist das mit Vitamin D, kann man das durch Nahrung genügend zu sich nehmen, oder helfen in diesem Fall doch Medikamente?
DR. BEHLE: Sie sprechen ein ganz wesentliches Problem an. Während man vor Jahren sehr viel Wert auf die Calciumversorgung gelegt hat, hat sich das in den letzten 10 Jahren erheblich geändert. Die Forschungen zum Vitamin-D-Stoffwechsel haben neue Erkenntnisse ans Tageslicht gebracht. Vitamin D ist ein Bestandteil der Nahrung, ist aber auch eines der Vitamine, die nach den Beobachtungen in unserer Praxis am häufigsten nicht ausreichend zu sich genommen werden. Hier wird heute je nach Laborkonstellation eine Gabe von 800 bis 2.000 internationalen Einheiten Vitamin D empfohlen. Vitamin D wird nur durch UV-Bestrahlung in der Haut aktiviert. Insofern sollte man gerade zu Beginn der dunklen Jahreszeit den Vitamin-D-Spiegel bestimmen, um eine bestimmte Medikation zu empfehlen. Diese ist vergleichsbar preiswert und arm an unerwünschten Wirkungen.
Destanovic : Meine Frau hat erst spät erfahren, dass sie eine fortgeschrittene Osteoporose hat. Da waren schon länger Schmerzen, aber sie hat gedacht, das hängt mit dem älter werden zusammen, oder ist vielleicht Rheuma o.ä. Inzwischen bekommt sie Medikamente aber die Schmerzen werden schlimmer anstatt besser. Ich surfe viel im Internet und habe herausgefunden, dass in Deutschland sehr viel weniger Schmerzmittel eingesetzt werden, als in anderen europäischen Ländern, weil viele von denen opiodhaltig sind. Welche Schmerzmittel kommen für meine Frau in Frage? Wie lange darf sie die nehmen und was soll sie machen, wenn sie pausieren soll?
DR. BEHLE: Bei der Versorgung mit Schmerzmitteln in der Bundesrepublik gibt es tatsächlich vereinzelt Defizite, weil opioidhaltige Schmerzmittel relativ wenig und niedrig dosiert verschrieben werden. Es gibt zwar ein WHO-Schema für die Schmerztherapie. Dies ist aber bei tatsächlich osteoporosebedingten Schmerzen häufig ineffizient. Insofern würde ich wahrscheinlich mich in schmerztherapeutische Behandlung begeben, da man dort in der Regel die beste Einstellung (ggf. auch mit Kombination von Präparaten) vornehmen kann.
Ilka : Gibt es Unterschiede wie wenig oder wie stark sich die Knochen durch die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren abbauen?
DR. BEHLE: Die Unterschiede im Knochenabbau in den Wechseljahren hängen in der Tat insbesondere von der hormonellen Ausstattung ab. Es kommen noch wesentliche Einflüsse dazu, die man berücksichtigen muss. Z. B. gibt es bei den Menschen mit etwas mehr Hüftgold das Phänomen, dass im Fettgewebe es noch eine Aromatase gibt, die noch ein wenig Östrogen für den Knochenschutz bildet. Ganz wesentlich ist aber, auf welchem Knochenmassenniveau man in die Wechseljahre eintritt.
Katja : Gibt es eine Altersgrenze, wo man sagt, es lohnt nicht mehr wirklich Knochentraining und Calciumsubstitution zu machen?
DR. BEHLE: Nein.
DR. BEHLE: Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern dieser Sprechstunde für die rege Teilnahme und die vielen interessanten Fragen. Ich wünsche Ihnen nun allen einen schönen Abend!
Ende der Sprechstunde.