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anonym : Gibt es bei Krebs in der Speiseröhre unterschiedliche Arten, mehr oder weniger gefährlich?
PROF. WEISER : Es gibt beim Krebs der Speiseröhre unterschiedliche Arten von Speiseröhrentumoren. Zum einen Krebse, die direkt aus der Schleimhaut der Speiseröhre entstehen, sog. Plattenepithelkarzinome und eine weitere an Häufigkeit zunehmende Art von Speiseröhrenkrebsen, die sog. Adenokarzinome im Endobrachyösophagus oder Barretkarzinome. Ursache dieser Tumoren ist häufig ein lang dauernder Rückfluß von Magensäure und Dünndarminhalt in die Speiseröhre. Es gibt einige weitere sehr seltene gut- und bösartige Tumoren, die in ihrer klinischen Bedeutung aber eher von nachgeordneter Bedeutung sind.
Elke_Wimmer : Wer kriegt so etwas, wie kann man diese Krankheit verhindern?
PROF. WEISER : Bei den sog. Plattenepithelkarzinomen ist die Ursache häufig Nikotin- und Alkoholmißbrauch. Es gibt einige weitere Dinge, die für die Entstehung solcher Tumoren verantwortlich gemacht werden können. Ernährungsbedingte Probleme, wie Vitaminmangel und bestimmte chemische Verbindungen in den Nahrungsmitteln. Bezüglich der Adenokarzinome liegt die Ursache vornehmlich in einem nicht funktionsfähigen Verschlußsystem zwischen Magen und Speiseröhre, so daß Magensäure und Dünndarminhalt in die Speiseröhre zurücklaufen können und dort über eine chronische Entzündung zu tumorösen Veränderungen der Schleimhaut führen. Weitere Formen beim Adenokarzinom sind extremes Übergewicht, auch hier Rauchen und Alkohol, allerdings in geringem Ausmaß als beim Plattenepidhelkarzinom und ebenfalls, auch in geringerem Ausmaß, ernährungsbedingte Probleme, wie Vitamin C- und Vitamin E-Mangel.
Soltau : Ich kann in letzter Zeit ziemlich schwer schlucken bei Fleischstücken, die ich nicht gut genug gekaut habe. Mein Hausarzt hat mich zur Spiegelung geschickt, aber ich trau mich nicht. Hab richtig Angst. Helfen Sie mir, nehmen Sie mir die Angst. Ich bekomme Zittern beim Gedanken daran.
PROF. WEISER : Sie sollten in jedem Fall zu der von Ihrem Hausarzt empfohlen Spiegelung gehen, um so möglicherweise einen Tumor in der Speiseröhre auszuschließen. Sie brauchen aus mehreren Gründen keine Angst zu haben, zum einen wird diese Untersuchung in der Regel nach Gabe einer Beruhigungsspritze durchgeführt, so daß Sie von dem ganzen Vorgang subjektiv nur wenige oder überhaupt keine Beschwerden haben werden. Zum anderen brauchen Sie keine Angst zu haben, weil die allermeisten Erkrankungen, die zu Schluckbeschwerden führen, ihre Ursache nicht in bösartigen Erkrankungen der Speiseröhre, sondern in gutartigen, meist mit Medikamenten zu behandelnden Gründen finden.
sogner : Was ist eine Ernährungsfistel? Auf dem Zettel steht dazu: Perkutane endoskopische Gastrostomie. Ist das eine Vorstufe von Krebs?
PROF. WEISER : Eine Ernährungsfistel ist eine vom Gastroenterologen oder Chirurgen künstlich angelegte Zuleitung in den Magen oder Dünndarm, um so Patienten über ein spezielles Schlauchsystem ernähren zu können. Eine perkutane endoskopische Gastrostomie ist keine Vorstufe zum Krebs, sondern eine Ernährungshilfe bei passagebedingten Erkrankungen.
alan : Welche chirurgischen Operationsverfahren gibt es zur Behandlung des Speiseröhrenkrebses und worin unterscheiden sie sich? Muss immer die ganze Speiseröhre entfernt werden?
PROF. WEISER : Es gibt eine Reihe von Operationsverfahren zur Behandlung des Speiseröhrenkrebses, allen gemein ist, daß die Speiseröhre nahezu komplett entfernt werden muß. Des Weiteren sollten aus dem Brustkorb alle regionalen Lymphknoten als Filterstationen für Tumorzellen mit entfernt werden. So genannte En-Block-Resektion der Speiseröhre. Unterscheiden tun sich die Operationsverfahren in der Art der Rekonstruktion des Speiseweges. Die am häufigsten verwandte Rekonstruktion ist die sog. Mageninterposition mit einer Nahtverbindung zwischen dem verbliebenen Rest der Speiseröhre und dem in den Brustkorb hineingezogenen schlauchförmig umgewandelten Magen. Weitere Rekonstruktionen können durchgeführt werden, indem bestimmte Anteile des Dickdarmes oder des Dünndarmes zwischen Magen und dem verbliebenen Rest der Speiseröhre interponiert werden.
holtrus : Wie macht sich Speiseröhrenkrebs bemerkbar?
PROF. WEISER : In der Regel macht sich der Speiseröhrenkrebs durch Schluckbeschwerden bemerkbar. Vorläufer dieser Schluckbeschwerden können lang anhaltendes Sodbrennen und Schmerzen hinter dem Brustbein sein.
Peter6 : Wie wird das Loch in der Speiseröhre verschlossen, da wo der Tumor herausgeschnitten wird? Mann kann das Loch ja nicht zunähen, oder?
PROF. WEISER : Es wird immer die ganze oder nahezu die ganze Speiseröhre entfernt und der Defekt bzw. das Loch zwischen dem verbliebenen Speiseröhrenrest und dem am Mageneingang abgeschnittenen Magen wird dadurch überbrückt, daß der Magen schlauchförmig umgeformt wird und dann durch den Brustkorb im alten Bett der Speiseröhre bei Bedarf bis in den Hals hinaufgezogen wird und dort wieder mit dem verbliebenen Speiseröhrenrest vernäht wird. In gleicher Art und Weise können Anteile des Dickdarmes oder des Dünndarmes in den Brustkorb hinaufgeführt werden und zwischen Magen und Speiseröhrerest vernäht werden.
Froehlich : Im Jahre 2000 wurde durch Zufall im Zuge einer Magenspiegelung im Marienkrankenhaus Hamburg ein Frühkarzinom entdeckt. Es erfolgte nach einem Konsilargespräch mit Prof. Dr. Ell eine Aufnahme in das HSK-Klinikum Wiesbaden. Prof. Ell hat den Tumor mit der Schlinge entfernt. Jetzt ist jährlich Endoskopie ambulant in Hamburg zur Kontrolle und alle 2 Jahre stationär in Wiesbaden verfügt, reicht das aus? Bisher fanden die Kontrollen alle 6 Monate statt.
PROF. WEISER : Nach endoskopischer Entfernung eines Frühkarzinoms und anfänglich sechsmonatiger endoskopischer Kontrolle reicht jetzt eine endoskopische Kontrolle in der Tat alle zwei Jahre aus. Hinzugefügt werden sollte allerdings in regelmäßigen Abständen eine Ultraschall-untersuchung des Bauchraumes, vornehmlich der Leber, ggf. eine Computertomogramm-Untersuchung von Leber und Brustkorb. Eine in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnende Untersuchung ist das sog. FDG-PET, mit der es beim Speiseröhrenkarzinom nach einer Operation oder auch nach einer endoskopischen Abtragung besonders gut gelingt, mögliche postoperative Lymphknotenmetastasen oder neu aufgetretene kleine Fernmetastasen zu identifizieren. Das Risiko eines neuerlichen Tumorbefalls von Lymphknoten oder anderen Organen dürfte allerdings bei der bei Ihnen behandelten Tumorform äußert gering sein.
Franzl_Mosleitner : Ich habe ein Adenokarzinom, ist das auch richtiger Krebs? Ich dachte, diesen Begriff „Adeno“ gibt es ja auch bei anderen Erkrankungen z.B. „Adenom“. Ist das etwas Ähnliches?
PROF. WEISER : Die histologisch gesicherte, d. h. feingeweblich gesicherte Diagnose eines Adenokarzinoms ist immer ein richtiger Krebs. Adenokarzinom heißt, daß dieser Tumor von bestimmten Drüsenstrukturen ausgeht, die es in einer Reihe von Regionen und Organen des menschlichen Körpers gibt. Das Gleiche trifft zu für den Begriff des Adenoms, auch hier handelt es sich um eine von Drüsen ausgehende Gewebsformation, die allerdings als gutartig anzusehen ist.
Platz : Ösophagus CA, TN. Habe bereits mit der Bestrahlung begonnen und vertrage das recht gut. Tumor geht auch zurück. Besteht die Möglichkeit nach der Operation auf Chemo zu verzichten? (45 Jahre, männlich)
PROF. WEISER : Wenn Sie bereits bei einem gesicherten Ösophaguskarzinom mit der alleinigen Bestrahlung begonnen haben, müßte ich wissen, was durch ihre Ärzte nach der Bestrahlung geplant ist. Ob dann über eine Operation nachgedacht wird oder ob möglicherweise die Gesamttherapie als Strahlentherapie, ggf. als Radiochemotherapie im Sinne einer palliativen Therapie beendet werden soll. In der Regel ist heutiger Stand der Dinge, daß je nach Tumortyp und Tumorgröße entweder primär operiert wird oder zunächst eine sog. neoadjuvante Radiochemotherapie durchgeführt wird, um den Tumor zu verkleinern, d. h. um ihn anschließend im Gesunden herausopiereren zu können. Wenn diese Option nicht gegeben ist, weil der Tumor schon zu groß ist oder Nachbarorgane infiltriert hat oder bereits Tochtergeschwülste gesetzt hat, sollte heute in der Regel eine sog. palliative Therapie aus Bestrahlung und Chemotherapie durchgeführt werden. Wichtig ist allerdings, daß Sie eine solche kombinierte Therapie aus Bestrahlung und Chemotherapie in den dafür speziell ausgewiesenen Zentren durchführen lassen.
Peter_Feller : Ich habe 20 Jahre geraucht. Bin jetzt 6 Jahre rauchfrei. Wegen Schluckbeschwerden bin ich gespiegelt worden und es ist ein Adenokarzinom festgestellt worden. Bin völlig entsetzt. Kann das noch eine Spätfolgen vom Rauchen sein?
PROF. WEISER : Beim Adenokarzinom der Speiseröhre ist die Entstehungsursache Rauchen eher nachgeordnet zu betrachten. In aller Regel ist das Adenokarzinom der Speiseröhre Folge eines lang dauernden Rückflusses von Magensaft und Dünndarminhaltes in die Speiseröhre.
AndreaSteder : Was ist ein Plattenepithel-Krebs?
PROF. WEISER : Ein Plattenepithelkrebs ist ein bösartiger Tumor, der von der Speiseröhrenschleimhaut, dem sog. Plattenepithel, direkt ausgeht. D. h. in diesem Fall kommt es zu einer bösartigen Umwandlung der ursprünglichen Plattenepithelzellen.
Eggers : Stimmt es, dass man auch eine Speiseröhre transplantieren kann? Ich dachte Krebspatienten bekommen keine Spenderorgane.
PROF. WEISER : Speiseröhren lassen sich bis heute nicht transplantieren, zumindest ist mir aus dem vorhandenen Schrifttum keine solche Operation bzw. keine Klinik bekannt, die Speiseröhren transplantieren würde. Ganz prinzipiell haben Sie Recht, daß Krebspatienten nicht oder nur sehr eingeschränkt als Transplantatempfänger in Frage kommen.
WEITE3 : Kann man nach einer Operation noch Sprechen, oder ist der Kehlkopf bei einem hohen Speiseröhrenkrebs so betroffen, dass es die Stimmbänder beeinträchtigt?
PROF. WEISER : Bei einer regelhaft durchgeführten Speiseröhrenentfernung mit anschließender Wiederherstellung des Speiseröhrenweges durch Magen oder andere Interponate ist die Stimme nicht beeinträchtigt. Es kann allerdings in wenigen Fällen bei der Entfernung der Speiseröhre aus dem oberen Bereich des Brustkorbes zur Verletzung des rechten Stimmbandnerven kommen, so daß in wenigen Fällen nach der Operation eine dauerhafte Heiserkeit resultiert.
Rachel : Warum erkranken fast nur Männer an Speiseröhrenkrebs, gibt es dafür genetische Gründe?
PROF. WEISER : In der Tat erkranken hauptsächlich Männer am Speiseröhrenkrebs, vor allem am sog. Plattenepithelkarzinom. Hier spielt sicher die Hauptrolle ein krankhafter Alkohol- und Nikotinkonsum. Hinzu kommt häufig ein starkes Übergewicht mit einer zu großen Aufnahme tierischer Fette sowie entsprechender Vitamindefekte. Genetische Ursachen für die Bevorzugung des männlichen Geschlechtes werden immer wieder diskutiert, sind aber in der Literatur nicht bewiesen.
Irene : In meiner Familie gibt es einen Fall von Speiseröhrenkrebs. Aber er ist inoperabel! Was heißt das? Welche Gründe machen eine OP unmöglich?
PROF. WEISER : Eine inoperable Situation eines Speiseröhrenkrebses bedeutet, daß der Tumor zum einen die Organgrenzen verlassen hat und mit großer Wahrscheinlichkeit Nachbarorgane, wie das Bronchialsystem, ergriffen hat. Ebenfalls inoperabel eingestuft werden Tumoren, die bereits zur Absiedlung von Tochtergeschwülsten in entfernten Lymphknoten oder anderen Organen, wie z. B. der Leber geführt haben. In einigen Fällen wäre trotz dieses erheblichen Tumorbefalls eine Operation, d. h. die Entfernung der Speiseröhre möglich, allerdings weiß man heute, daß wenn bei der Operation auch nur geringe Tumormengen verbleiben, der Patient keinen Vorteil, sondern nur ein erhebliches Risiko von der Operation hat. In solchen Fällen kommt heute eine sog. palliative Therapie durch Bestrahlung oder Chemotherapeutika zum tragen.
angela : Ich bin im April dieses Jahres wegen eines Ösophaguskarzinoms operiert worden, wobei die Speiseröhre entfernt und der Magen als Schlauch hochgezogen wurde. Seit 2 Wochen leide ich unter Halsschmerzen und habe kaum noch Stimme. Inwiefern könnte das mit der Operation zusammenhängen?
PROF. WEISER : Nachdem Ihre Operation nun ca. sechs Monate her ist und ich davon ausgehe, daß zunächst alles in Ordnung war, sollten Sie sich jetzt bei einem Gastroenterologen vorstellen, der die verbliebene Speiseröhre im Halsbereich, die Verbindung zwischen Speiseröhre und Magen sowie den Schlauchmagen spiegeln sollte. Grund für dieses Vorgehen ist, daß es durch Rücklaufen von Mageninhalt und Speiseresten im verbliebenen Bereich der Halsspeiseröhre aber auch im Kehlkopf zu Entzündungen kommen kann, die dringend mit Medikamenten behandelt werden sollten.
Korbinian : Wie kommt man darauf, dass es sich vielleicht um Krebs in der Speiseröhre handeln könnte?
PROF. WEISER : Die beste Methode, um einen Speiseröhrenkrebs nachzuweisen oder auszuschließen ist die Speiseröhrenspiegelung. Bei dieser Untersuchung können zu dem aus verdächtigen Schleimhautbezirken Proben entnommen werden, die feingeweblich untersucht werden und die eine eindeutige Diagnose zwischen einer gut- und bösartigen Erkrankung ermöglichen. Initiiert werden sollte eine derartige Spiegelung immer dann, wenn Schluckbeschwerden, Sodbrennen oder Schmerzen hinter dem Brustbein auftreten.
rau : Kann eine Hyperthermie empfohlen werden?
PROF. WEISER : Zur Hyperthermie beim Speiseröhrenkarzinom ist grundsätzlich zu sagen, daß bislang keine statistisch abgesicherten und nachvollziehbaren Daten über den Benefit dieser Methode beim Speiseröhrenkarzinom vorliegen. Es gibt eine Reihe von anderen Tumoren, bei denen die Hyperthermie zum Teil in Kombination mit Chemotherapeutika mit unterschiedlichen Erfolg eingesetzt wurden. Beim Speiseröhrenkarzinom hat die Hyperthermie, wenn überhaupt, rein experimentellen Charakter.
Frau Stahmer : Frage zur postoperativen Nachsorge nach erfolgtem Magenhochzug im Juni 05 bei bestehender Schwierigkeit der Nahrungsaufnahme: Ist eine nachträgliche Erweiterung der Nahtstelle hilfreich? Wie kann die Nahrungszufuhr erleichtert werden? Gibt es spezielle Ernährungstipps?
PROF. WEISER : Die postoperative Nachsorge nach Operation sollte zunächst zweimal in sechsmonatigem Abstand und dann bis zum Ende des fünften postoperativen Jahres in jährlichen Abständen stattfinden. Bei einer Verengung der Naht zwischen verbliebenem Speiseröhrenrest und dem Magenschlauch sollte keine neuerliche Operation erfolgen, hier reicht eine endoskopische Dehnung der Naht in der Regel aus. In wenigen Fällen muß eine solche Dehnung mehrfach im Abstand von einigen Wochen wiederholt werden. Bezüglich der von Ihnen angefragten Ernährungstips muß darauf hingewiesen werden, daß nach subtotaler Entfernung der Speiseröhre es in der Regel zu Anschluckstörungen im verbliebenen Speiseröhrenrest kommt. Hier ist sehr gutes Kauen, das Formen von kleinen Speisebrocken oder -kugeln und eine ausreichende Aufnahme von Flüssigkeit extrem wichtig. Grobfaseriges Fleisch oder grobfaseriges Gemüse wie Spargel sollten tunlichst gemieden werden.
Jürgen Hipp : 1. Ich nehme wegen einer Refluxösophagitis seit über 2 Jahren täglich das Medikament Pantozol 40 ein und bin dadurch praktisch beschwerdefrei. Liegen zu diesem oder ähnlichen Medikamenten Langzeitstudien bezüglich Nebenwirkungen vor und ist es erforderlich, in bestimmten zeitlichen Abständen (welche?) eine Magenspiegelung vornehmen zu lassen? Besten Dank für eine Antwort.
PROF. WEISER : Wenn Sie bei einer bekannten Refluxösophagitis langfristig sog. Protonenpumpenhemmer einnehmen und dadurch beschwerdefrei sind, ist keine operative Therapie der Refluxkrankheit erforderlich. Sie sollten allerdings regelmäßig, d. h. in jährlichen Abständen, die Schleimhaut der unteren Speiseröhre endoskopisch, d. h. durch Spiegelung, überprüfen lassen. Der Endoskopiker kann dann sehen, ob es möglicherweise durch den Rückfluß von noch vorhandenem nicht mehr saurem Magen- und Dünndarmsaft doch zu entzündlichen Veränderungen oder Gewebsveränderungen im Sinne von Tumorvorstufen gekommen ist. In diesen Fällen ist in der Regel eine endoskopische Therapie, d. h. das endoskopische Entfernen von veränderten Schleimhautarealen, ausreichend.
Woog : Meiner Mutter wurde Anfang des Jahres eine Brust amputiert. Die Diagnose lautete Brustkrebs. Nach der Operation wurden angeblich keine weiteren Befunde festgestellt und man entließ sie als geheilt. Nun liegt meine Mutter wieder im Krankenhaus mit Speiseröhrenkrebs. Kann ein absolut neuer Krebs sich so schnell ausbreiten?
PROF. WEISER : Prinzipiell ist es möglich, daß eine Person in kurzen Abständen unterschiedliche Formen und Tumortypen entwickelt. Bei der bei Ihrer Frau Mutter durchgeführten Brustoperation in Folge Brustkrebs erscheint es allerdings wahrscheinlicher, daß es sich um das Einwachsen einer Tochtergeschwulst des ursprünglich operierten Brustkrebses in die Speiseröhre handelt. Eine genaue Differenzierung, ob eine Brustkrebsmetastase oder doch ein neuer Speiseröhrentumor vorliegt, läßt sich durch endoskopische Probeentnahme und feingewebliche Untersuchung erreichen.
venividivici : Habe gelesen, dass Heiserkeit ein Anzeichen von Speiseröhrenkrebs sein kann? Wie zuverlässig ist das? Die Stimme entsteht doch im Kehlkopf über der Luftröhre und nicht in der Speiseröhre!
PROF. WEISER : Heiserkeit ist in der Regel kein Anzeichen des Speiseröhrenkrebses. Sie haben Recht, daß die Stimme durch die Stimmbänder im Kehlkopf und nicht durch die Speiseröhre entsteht, trotzdem kann Heiserkeit durch Erkrankungen der Speiseröhre bedingt sein. Und zwar immer dann, wenn die beiden Schließmuskeln der Speiseröhre am Anfang und am Ende der Speiseröhre nicht ausreichend funktionieren und so große Mengen Magen- und Dünndarminhalt vornehmlich im Liegen oder beim Bücken aus der Speiseröhre in den Kehlkopf hineinlaufen und dort zu Entzündungen führen.
Woog : Aufgrund von Speiseröhrenkrebs lag meine Mutter die letzte Woche im Krankenhaus und bekam ihre erste Chemo- und Strahlentherapie. Heute ist sie entlassen worden und muss zunächst in der nächsten Woche jeden Tag zur Strahlentherapie ins Klinikum Hanau. Man versucht den Tumor auf diese Art zu verkleinern, damit er operabel wird. Wie lang wird die Therapie bis dahin erfahrungsgemäß dauern und wie sind die Heilungschancen. Der Tumor befindet sich im mittleren Teil der Speiseröhre und meine Mutter hatte schon mehrfachen Verschluss der Speiseröhre. Welche Therapieplanung würden Sie in diesem Fall empfehlen? Gibt es Ihrerseits eine Empfehlung für Spezialisten in unserer Umgebung (Hanau bei Frankfurt)?
PROF. WEISER : Wenn der Speiseröhrenkrebs bei Ihrer Frau Mutter gesichert ist und Sie jetzt vor einer geplanten Operation eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie bekommt, dann können Sie davon ausgehen, daß diese Therapie zunächst ca. 14 Tage bis drei Wochen dauern wird. In der Regel werden solche Tumoren mit ca. 30 bis 40 gy über 14 Tage bestrahlt, parallel dazu wird in der ersten Woche eine Chemotherapiekombination appliziert. Man muß davon ausgehen, daß nach Abschluß dieser Therapie ein etwa dreiwöchiges Intervall einzuhalten ist und dann die Operation mit einem nur unwesentlich erhöhten perioperativen Risiko durchgeführt werden kann. Die Heilungschancen liegen je nach Tumortyp und Tumorausdehnung heute ca. zwischen fünf bis 30 Prozent. Eine genaue Therapieplanung kann ich Ihnen auf diesem Weg leider nicht geben, dazu bräuchte ich den genauen feingeweblichen Tumortyp sowie das sog. Tumorstaging. Bezüglich der Empfehlung rate ich Ihnen, ein Krankenhaus der Maximalversorgung bzw. die Universitätklinik Ihrer Region aufzusuchen.
anonym : Ist bei Krebs der Speiseröhre mit Lungenmetastasen eine Operation der Speiseröhre noch anzustreben oder gibt es andere - evtl. gleich gute - Behandlungsmöglichkeiten?
PROF. WEISER : Bei Vorliegen von Lungen- oder anderen Organmetastasen ist eine neuerliche Operation nur anzustreben, wenn es sich um einzelne oder mehrere im jeweiligen Organ gut entfernbare Metastasen handelt. In aller Regel kommt eine solche operative Entfernung von Lungen- oder meist Lebermetastasen beim Speiseröhrenkarzinom allerdings nicht in Frage und würde, wenn man sie denn durchführen würde, nicht zu einer Verbesserung der Lebenssituation und der Lebenserwartung des Patienten führen. Hier kommt als alternative Therapie die palliative Chemotherapie zum Tragen. Zu diesem Zweck gibt es heute eine Reihe von Medikamentenkombinationen, z. B. mit platinhaltigen Medikamenten, die ein gutes Wirkungsspektrum aufweisen. Zur Durchführung bzw. zur Planung eines solchen palliativen Chemotherapiekonzeptes sollten Sie sich mit einem ausgewiesenen Onkologen in Ihrer Region in Verbindung setzen.
karen : Ich würde gern wissen, ob Sie eine Mistel-Therapie empfehlen würden. Die erste Chemo (6-Wochen-Block) ist absolviert bei SRK mit Met. in Leber/Lymph. Vielen Dank !
PROF. WEISER : Die bislang einzigen in ihrer Wirkung beim Speiseröhrentumor belegten Therapieformen sind die Chirurgie, die Strahlentherapie und die Chemotherapie. Mistelhaltige oder andere alternative Verfahren können durchaus zur Verbesserung der Lebensqualität in Einzelfällen sogar zu einer Tumorreduktion führen. Wichtig ist allerdings, daß die immer wieder nach Misteltherapie beschriebenen Erfolge bislang wissenschaftlich nicht belegt sind.
karen : Gibt es irgendetwas, begleitend zu der Chemo, damit der Gewichtsverlust gestoppt wird?
PROF. WEISER : Begleitend zur Chemotherapie gibt es sog. supportive also unterstützende Medikamente, die mögliche Übelkeit und Erbrechen oder anderweitige intestinale Beschwerden lindern helfen, häufig leider nicht ganz unterdrücken können. Um einen möglichen Gewichtsverlust zu stoppen, der durch reguläre Nahrungsaufnahme nicht kompensiert werden kann, ist die Aufnahme von hochkaloriger Sondenkost zu empfohlen. Hilfreich kann auch die Aufnahme von Kindernahrung sein.
Operasansibar : Was bedeutet TNM-Klassifikation und wofür steht dieses Kürzel? Geht um die Kategorisierung der Schwere der Tumorerkrankung?
PROF. WEISER : Die TNM-Klassifikation beschreibt die gesamte Tumorsituation, das T steht für die Größe und die Infiltrationstiefe des Tumors in das Gewebe, das N steht für einen möglichen Lymphknotenbefall, hierbei handelt es sich um Lymphdrüsen, deren Aufgabe darin zu sehen ist, daß sie z. B. wenn der Tumor Tumorzellen ausschwemmt, diese Tumorzellen auffangen und wie ein Filter zurückhalten, das M steht für Tochtergeschwülste des Tumor in entfernten Organen wie z. B. Lunge oder Leber. D. h. Sie haben Recht in Ihrer Vermutung, daß es sich um die Kategorisierung der Schwere der Tumorerkrankung handelt.
anonym : Gibt es Stadien?
PROF. WEISER : Es gibt in der Tat unterschiedliche Stadiengruppierungen der Tumorerkrankung, beginnend mit dem Stadium 0 und endend mit dem ausgedehntesten Stadium der Erkrankung 4 b. Die einzelnen Kombinationen von Tumorgröße, also T, Lymphknotenbefall, also N, und metastatischer Aussaat, also M, darzustellen, wäre in diesem Rahmen zu kompliziert.
OlafRichter : Wozu soll bei mir ein Skelettszintigramm gemacht werden? Es besteht ein erster Anfangsverdacht auf Speiseröhrenkrebs festgestellt? Wo ist der Zusammenhang?
PROF. WEISER : Bei Vorliegen eines Speiseröhrenkrebses können u. U. auch Tochtergeschwülste im Skelettsystem auftreten. Ich gehe davon aus, daß Sie bei entsprechenden Beschwerden im Bewegungsapparat Ihr Arzt eine entsprechende Untersuchung indiziert hat.
KACHTA : Wann macht man CT (Computertomographie) und PET (Positronen-Emissions-Tomographie)? Kommen da unterschiedlich „feine“ Ergebnisse? Zahlt das die Kasse? Muß ich Glück haben, auf einen Arzt zu stoßen, der so eine umfangreiche Diagnostik macht? Bin bei der DAK.
PROF. WEISER : Ein Computertomogramm wird in der Regel im Rahmen der Primärdiagnostik bei einem Speiseröhrentumor zur Überprüfung der Tumorausdehnung und zur Überprüfung eines möglichen Befalls von Nachbarorganen durchgeführt. Das Positronen-Emissions-Tomogramm ist eine neuere Untersuchung, die bis dato nur an wenigen Kliniken in Deutschland durchgeführt werden kann. Sie wird in der Regel eingesetzt, um nach einer durchgeführten medikamentösen oder operativen Therapie nach noch befallenen oder wieder befallenen Lymphknoten oder Nachbarorganen zu fahnden. Für diesen Zweck hat das PET eine deutlich bessere und empfindlichere Aussagekraft als das Computertomogramm. Bezüglich der Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse muß ich Ihnen leider mitteilen, daß das PET in der Regel nicht oder nur nach einem sehr aufwändigen Antragsverfahren von den Kassen übernommen wird.
Ruggers : Was bedeutet ein Umbau vom Plattenepithel zum Drüsenepithel in der Speiseröhre? Ist man dadurch kränker, ist das also eine Verschlechterung? Kann man das aufhalten? Verändert sich dadurch die Behandlung?
PROF. WEISER : Der Umbau von Plattenepithel im unteren Teil der Speiseröhre in ein Drüsenepithel ist Folge eines lang dauernden Rückflusses von Magen- und Dünndarminhalt in die Speiseröhre. Das Plattenepithel der Speiseröhre ist ausgelegt auf mechanische und thermische Belastungen, nicht aber auf chemische Belastungen, wie sie saurer Magensaft oder alkalischer Dünndarminhalt darstellt. Eine solche chemische Belastung, so sie denn längerfristig besteht, führt zu Entzündungen im unteren Anteil der Speiseröhre. Folge dieser Entzündungen ist ein langsamer Umbau des Plattenepithels in eine drüsige Schleimhaut, die sog. Zylinderzellmetaplasie. Diese Umwandlung ist als regenerative Ausheilung der refluxbedingten Entzündung zu verstehen. Sie ist aber auch gleichzeitig die Vorstufe zur Entwicklung von Speiseröhrentumoren. Diese Form des Speiseröhrentumors, das sog. Adenokarzinom oder Barretkarzinom der unteren Speiseröhre ist ein Tumor, der in den letzten 20 bis 30 Jahren exponentiell zunimmt und heute die häufigste Form des Speiseröhrenkarzinoms darstellt.
Leibold : Mein Bruder hat Speiseröhrenkrebs und soll einen Stent eingesetzt bekommen. Man hat mir zwar erklärt, warum das Sinn macht, aber ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er damit besser schlucken kann als jetzt, weil er mit so einer Stütze da ja einen Fremdkörper drin hat, an dem sich alles festhakt. Hätte gern die Experten-Meinung dazu.
PROF. WEISER : Bei ausgedehnten nicht mehr operablen Speiseröhrentumoren ist das Einlegen eines Stents in den Tumor heute eine sehr gute Möglichkeit, um den Speiseweg offen zu halten. Es gibt heute hochmoderne selbst expandierende Kunststoffstents, die zu einer langen Funktionsfähigkeit des Speiseweges führen, bei deren Lage trotzdem z. B. bestrahlt werden kann und bei denen die Patienten nach Einlage keine Schmerzen oder kein Fremdkörpergefühl empfinden. Einziges Problem dieser Stents ist, daß die Patienten sehr genau darauf achten müssen, alle aufgenommene Nahrung gut zu kauen, kleine Brocken zu schlucken und diese gut mit Flüssigkeit zu durchmischen.
Mohrenhaupt_Gustav : Ich habe gehört, im Extremfall muss die komplette Speiseröhre entfernt werden. Wie lebt man so weiter? Geht das über Sondennahrung?
PROF. WEISER : Bei bösartigen Speiseröhrentumoren sollte wenn immer möglich, die Speiseröhre sowie die angrenzenden Lymphknoten entfernt werden. Nach Entfernung der Speiseröhre lassen sich entweder der Magen oder Anteile des Dickdarmes oder des Dünndarmes so umformen und in den Brustkorb einbringen, daß nach der Operation eine nahezu ungestörte Speiseaufnahme sowie ein nahezu ungestörtes Leben möglich ist.
rau : Welche Möglichkeiten gibt es, die bei mir vorhandene Fatigue zu mildern oder zu beseitigen?
PROF. WEISER : Bei einer postoperativen Fatigueminderung empfehlen wir die Kontaktaufnahme zu einem klinischen Psychologen in Kombination zu einer entsprechenden Diätberatung. Möglicherweise kann Ihnen auch ein Kursprogramm in einer ambulanten Rehabilitation, die sich speziell mit Patienten nach großen Eingriffen im Brust- und Bauchbereich beschäftigen, helfen.
Wraage : Gilt bei Speiseröhrenkrebs auch, wenn Lymphknoten befallen sind, sieht es schlecht aus?
PROF. WEISER : Prinzipiell ist zu sagen, daß bei Speiseröhrentumoren, die bereits zu einer Tumorzellaussaat in regionäre oder entfernte Lymphknoten geführt haben, ein höheres Tumorstadium mit einer schlechteren Prognose vorliegt, als das bei Tumoren mit niedrigem Tumorstadium der Fall ist. Trotzdem können auch Speiseröhrentumoren mit regionalem Lymphknotenbefall unter kurativer Absicht operativ entfernt werden. Hinzu kommt, daß je nach Tumorausdehnung und Lymphknotenbefall vor einer geplanten Operation durch eine Radio-Chemo-Therapie eine Verkleinerung der Tumormasse angestrebt werden kann bzw. nach einer erfolgten Operation je nach endgültigem Tumorstadium eine Radio-Chemo-Therapie angeschlossen werden kann.
Isora : Wann und wie wird eine Gewebeentnahme gemacht, tut das weh?
PROF. WEISER : Eine Gewebeentnahme wird vor einer möglichen Operation endoskopisch, d. h. mit einem Gastroskop bei einer Speiseröhrenspiegelung durchgeführt. Im Rahmen dieser Untersuchung wird durch das Instrument eine kleine Zange bis an den Tumor vorgeführt und unter Sicht kleine Gewebspartikel zur feingeweblichen Untersuchung entnommen. Diese Untersuchung wird in der Regel nach Gabe einer Beruhigungsspritze durchgeführt, so daß die subjektiven Unannehmlichkeiten als gering zu bewerten sind, Schmerzen treten dabei nicht auf.
Volker : Wie kann der Speiseröhrenkrebs erkannt werden - durch Ultraschall vielleicht. Gibt es die Möglichkeit einer Vorsorgeuntersuchung?
PROF. WEISER : Die Erkennung des Speiseröhrenkrebses erfolgt in der Regel und am sichersten durch eine Spiegelung der Speiseröhre, d. h. durch die direkte Betrachtung der Schleimhaut durch den Arzt. Die Ultraschalluntersuchung ist zur Planung einer Operation, d. h. zur Überprüfung der Tumorausdehnung, eine heute unabdingbare und wichtige Untersuchung, ist aber zur Erkennung des Speiseröhrenkrebses ungeeignet. Vorsorgeuntersuchungen im eigentlichen Sinne gibt es aufgrund der geringen Zahl erkrankter Patienten im Sinne von Reihenuntersuchungen nicht. Sollten Sie zu einer Risikogruppe gehören, z. B. ein Patienten mit chronischen Refluxbeschwerden sein, sollten Sie sich in regelmäßigen Abständen spiegeln lassen.
anonym : Warum steigt die Anzahl der auftretenden Adenokarzinome in der deutschen Bevölkerung so stark? Stimmt es, dass das einer der zahlenmäßig am stärksten wachsenden Krebsarten ist?
PROF. WEISER : Die Speiseröhrentumoren befallen in Deutschland derzeit jährlich ca. 3.500 Männer und ca. 900 Frauen. Erwähnenswert ist, daß die Anzahl der sog. Plattenepithelkarzinome in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben ist, während die Anzahl der sog. Adenokarzinome der unteren Speiseröhre, die ihre Ursache in einem chronischen Rückfluß von Magen- und Dünndarminhalt haben, exponentiell ansteigen. Bei dieser Tumorart handelt es sich in der Zwischenzeit um den neunthäufigsten Krebs in Deutschland. Hinzukommen zusätzliche Risikofaktoren, wie Rauchen, Alkoholkonsum und falsche Ernährung. Ein weiteres Problem stellt die Gabe von Langzeitantireflux-Medikamenten dar, die häufig nicht in ausreichender Dosierung oder in falschen Intervallen eingenommen werden. Folge sind immer wieder auftretende Entzündungen in der unteren Speiseröhre mit der Umwandlung von originärem Plattenepithel in Zylinderepithel als Vorstufe von Speiseröhrentumoren.
Heidrun aus Magdebur: Kann eine Krampfader in der Speiseröhre zum Speiseröhrenkrebs führen?
PROF. WEISER : Eine Krampfader in der Speiseröhre ist in der Regel Folge einer durch eine Lebererkrankung bedingte Drucksteigerung im sog. portalen Venensystem. Folge solcher Krampfadern können Blutungen aus der Speiseröhre sein, derartige Krampfadern führen aber in keinem Fall zu der Entstehung eines Speiseröhrenkrebses.
palmito : Ist es theoretisch denkbar, dass eine Hiathusgleithernie und der nachfolgende Reflux durch eine Spiegelung verursacht werden kann?
PROF. WEISER : Eine Hiathusgleithernie und der sie begleitende Reflux können in keinem Fall durch Spiegelung von Speiseröhre und Magen ausgelöst werden. Zu bemerken ist auch, daß eine Hiathusgleithernie nicht ursächlich für einen Rückfluß von Magensäure in die Speiseröhre verantwortlich ist, sondern daß sie regelhaft vergesellschaftet ist mit einem funktionsunfähigen oder funktionseingeschränkten Schließmuskelsystem zwischen Speiseröhre und Magen. Nur diese Erkrankung des Schließmuskelsystems führt zum gastroösophagialen Reflux.
anonym : Und wieso kann die ganze Röhre voll Krebsgeschwüren sein, ohne dass man etwas merkt?
PROF. WEISER : Auch ausgedehnte Speiseröhrentumoren müssen nicht zwanghaft zu einer Verlegung des Speiseweges führen. Es gibt leider Tumorformen, die vornehmlich in der Speiseröhrenwand wachsen, ohne nach Innen das Speiseröhrenlumen zu verlegen. Leider führen diese Tumoren häufig nicht zu Schmerzen oder anderweitigen Beschwerden, so daß der betroffene Patient lange Zeit nichts von seiner Erkrankung bemerkt.
Meko_Micas : Habe gerade die Stadium II–Einstufung erhalten. Kann ich nach der OP noch schlucken oder geht das dann nicht mehr?
PROF. WEISER : Mit dem Stadium II haben Sie ein relatives günstiges Tumorstadium, daß sich gut für eine kurative Operation eignet. Sie werden nach der Operation gleich, ob zur Wiederherstellung des Speiseweges der Magen oder unterschiedliche Darmanteile verwendet wurden, wieder ausreichend schlucken und sich nach einer kurzen Trainingsphase wieder problemlos ernähren können.
PROF. WEISER : Meine Damen und Herren, ich bedanke mich für Ihr reges Interesse an dem Thema des heutigen Abends und wünsche allen Interessierten, daß sie durch unsere Ausführungen doch die eine oder andere nützliche Information erhalten haben. Allen am Speiseröhrentumor erkrankten, die sich heute Abend eingeschaltet haben, wünsche ich einen möglichst optimalen Erfolg einer noch erforderlichen oder vielleicht sogar bereits durchgeführten Therapie.
Ende der Sprechstunde.