Dr. med. Kirstin Golombeck
Fachärztin Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktion
Ärztekammer Niedersachsen
Rundestr. 10
30161 Hannover
Tel.: 0511 21 55 58 2000
Fax: 0511 21 55 58 2119
www.endokrinologikum.com
Schwerpunkte
• Psychotherapie, Pränataldiagnostik DEGUM II
• Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin
• Hormonsprechstunde
• Expertenkreis Sexuelle Gesundheit der Frau (ESEG)
• Interdisziplinäres Hormon- und Stoffwechselzentrum MVZ
Ingrid : Liebe Frau Dr. Golombeck, mir geht es genauso, wie in dem kleinen Artikel beschrieben. Mein Mann und ich hatten seit eineinhalb Jahren keinen Sex mehr (ich bin 54). Außerdem habe ich innerhalb von 2 Jahren 12 Kilo zugenommen, die ich nicht wieder loswerde. Was kann ich tun? Ich nehme "La femme", was mir gut gegen die Hitzewallungen hilft, sonst aber nicht.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Ingrid, die von Ihnen beschriebenen Beschwerden passen gut zu klimakterischen Beschwerden bzw. dem klimakterischen Syndrom. Häufig kommen Stimmungsschwankungen, Energieverlust, Schlafstörungen und auch ein vermindertes sexuelles Verlangen hinzu. Wenn Sie vermindertes sexuelles Verlangen nur gelegentlich verspüren, kann das durchaus normal sein. Denn vermindertes sexuelles Verlangen viele Ursachen. Denn die weibliche Sexualität ist komplex. Auch beziehungsbedingte Faktoren spielen eine Rolle. Bezüglich der Problematik sollten Sie sich noch einmal an Ihren Frauenarzt wenden und auch bezüglich der Gewichtszunahme, dass zwischen den menopausalen Veränderungen auch Stoffwechselveränderungen und Veränderungen der männlichen Hormone aus den Nebennieren stattfinden und viele Frauen einfach leichter und schneller Gewicht zunehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt die von Ihnen beschriebenen wichtigen Probleme an und erklären Sie, dass Sie durchaus Leidensdruck durch diese Probleme haben. Es lässt sich allerdings nur im persönlichen Gespräch klären, ob Abhilfe geschaffen werden kann.
Silbermond : Vor einem Jahr ist mir ein Eierstock entfernt worden, weil dort undefinierbares Gewebe war. Patho sagte gutartig. Kurz vor der OP fragte mich der Operateur, ob er nicht gleich auch den zweiten mit wegnehmen soll. Da habe ich ihm geantwortet, auf keinen Fall, weil ich den noch brauche wegen Testos, um meinen Kampfgeist nicht zu verlieren. Was denken sich Männer eigentlich dabei? Glaubt dieser erfahrene Facharzt, dass Frauen voller innerer Organe seien, auf die sie verzichten können? Ich bin immer noch stocksauer. Gesunde Organe erhält man, man entfernt sie nicht beliebig. Aber vielleicht kann mir die Expertin erklären, woher solche unsinnigen Vorschläge kommen.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Silbermond, ganz nachvollziehbar, ohne detaillierte Vorkenntnisse ist dieser Vorschlag des Facharztes wirklich nicht. Denn Sie haben recht, wenn Sie noch vor dem Wechseljahren sind oder auch danach, werden im Eierstock wichtige Hormone produziert, Testosteron, und dieses ist für die Libido ganz entscheidend. Es könnte aber sein, dass eben dieses undefinierbare Gewebe am Eierstock den Operateur so beeindruckt hat, dass aus vorbeugenden Maßnahmen geraten wurde, den zweiten Eierstock zu entfernen. Aber rein medizinisch nachvollziehbar, wenn der Eierstock völlig in Ordnung ist, ist es nicht, er ist wirklich wichtig für die weitere Hormonproduktion.
crazy : Wenn im Fernsehen darüber gesprochen wird erzählen Kolle, Berger und Co. immer was von der großen erotischen Ausstrahlung der reifen Frau. Klingt super. Genau deswegen suchen sich Männer in fortgeschrittenem Alter ja auch Frauen die halt so alt sind wie sie selbst, oder habe ich da was verpasst und den gesellschaftlichen Sinneswandel nicht mitbekommen?.?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Crazy, es gibt durchaus gute Studien, die zeigen, dass eine befriedigende und gute Sexualität bis ins hohe Alter gelebt werden kann! Die weibliche Sexualität wird auch nicht immer nur durch Lust angeregt, sondern häufig wird Sexualität gelebt, um körperliche Nähe, Attraktivität und andere zwischenmenschliche Dinge zu leben. Es gibt viele Männer und gerade auch viele Frauen, die an sich selbst beobachten, dass mit dem Alter und der Reife die sexuelle Erfahrung und sexuelle Attraktivität zunimmt. Es scheint eher ein Problem der Männer und dessen Selbstbildnis zu sein, dass sie sich jüngere Frauen suchen, die ihnen von der Reife gar nicht auf Augenhöhe begegnen können.
Diskretion : Durch die Wechseljahre habe ich zugenommen und finde mich alt und häßlich. Deshalb habe ich auch keine Lust mehr auf Sex. Ich mag mich nicht mehr ausziehen, optisch lohnt das auch nicht mehr. Abnehmen habe ich versucht bekomme ich nicht hin. Was bleibt?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Diskretion, das ist ein ganz häufiges und wirklich ernst zu nehmendes Problem, mit dem ich in meiner Sprechstunde auch häufig konfrontiert werde. Durch die Wechseljahre ändern sich Stoffwechselprozesse und das Problem der Gewichtszunahme ist bekannt. Dagegen lässt sich außer kalorienbewusste Ernährung und Sport nicht viel machen. Aber viel wichtiger finde ich ein positives Selbstbild, denn dieses ist ganz entscheidend für die Lust und Sexualität. Ihr Körper hat Ihnen so viele Jahre so gute Dienste getan und Sie sollten sehr liebevoll und wertschätzende mit Ihrem Körper umgehen, denn dieser ist einzigartig und Sie sollten sich nicht von Topmodel-Werbung beeinflussen lassen. Befriedigende Sexualität hat nichts mit einem wunderschönen Körper zu tun, sondern mit Intimität, Nähe, Vertrautheit und dem Sich-Fallen-Lassen.
antje, 48jahre : bei mir treffen alle kriterien der menopause zu. keine sexlust; entfremdung zum partner. nehme seit november hormone noch keine änderung. was kann ich tun?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Antje, das ist eine sehr gute und sehr wichtige Frage, denn hier wird deutlich, dass es einer individuellen Beratung bedarf. Durch die Wechseljahre verändern sich verschiedene Ebenen und mit der Hormoneinnahme können Sie Schlafstörungen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen verbessern, eventuell muss aber geschaut werden, ob Sie auch einer anderen medikamentösen Therapie, z. B. Testosteron, bedürfen und ob eine mehr psychosozial orientierte Therapie, wie Einzel-Psychotherapie oder Paartherapie, mit notwendig ist, da allein die Hormontherapie wie die jetzige, diese komplexen Zusammenhänge nicht alleine lösen kann.
Len : Kann der Testosteronwert vor den Wechseljahren schon zu niedrig sein?Ich bin Mitte dreißig und habe jetzt schon kein Verlangen mehr nach Sex mit meinem Mann,obwohl ich ihn liebe.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Len, es gibt durchaus Situationen, in denen quasi ein Mangel an Testosteron schon vor den Wechseljahren besteht. Das sollte auch unbedingt klinisch abgeklärt werden. Es gibt sowas wie eine Schwäche der Nebennieren, die für die Testosteronproduktion wichtig sind und es gibt eine vorzeitige Erschöpfung der Eierstöcke und diese sind auch für die Testosteron-Produktion wichtig. Sie sollten dennoch auch klären, ob andere Stressfaktoren bestehen. Denn die sexuelle Unlust ist ganz häufig auch durch interne und externe Stressfaktoren bedingt.
anonym : Seit 4 Monaten trage ich ein Hormonpflaster (Intrinsa) und bin sehr zufrieden damit. Allerdings habe ich seither unreine Haut. Mal größere mal kleinere Pickel, die weggehen, aber dann kommen die nächsten. Das hatte ich zuletzt in der Pubertät und finde das total lästig. Habe mich schon beim Clerasil meiner Tochter bedient. Erst habe ich das nicht miteinander verbunden und dacht, dass ich was Falsches gegessen haben. Aber mein Frauenarzt sagt, das kommt von dem Pflaster. Frage an Frau Dr. Golombeck kann man was degen machen, normaliesiert sich, oder ist das der Preis?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe anonym, es kann durchaus eine Nebenwirkung des Intrinsa-Pflasters sein, das Intrinsa ist das erste und einzige Testosteron-Pflaster für Frauen und dient zur Behandlung von vermindertem sexuellen Verlangen, dass zu einer seelischen Belastung führt. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass unter Intrinsa das sexuelle Verlangen gesteigert und die Häufigkeit befriedigender sexueller Aktivitäten erhöht ist. Die Nebenwirkungen sind u. a. leichte Akne und leichte Zunahme des Gewichts oder Körperbehaarung. Fragen Sie Ihren Frauen- oder Hausarzt, ob es lokale Lösungen oder Tinkturen gibt, die Pusteln oder Akne lindern können, denn diese gibt es, ohne dass Sie auf den libidosteigernden Effekt von Intrinsa verzichten müssen.
Colonia : Ich habe die Menopause ganz ohne Hormonsubstitution wegen Brustkrebsrisiko durchgestanden. War nicht immer einfach, weil ich voll im Beruf stehe und dann plötzlich kam ein Hitzeflush mitten im meeting, erst roter Kopf, dann Schweißausbruch. Aber jetzt kommt ein ganz unerwartetes Problem. Ich habe überhaupt keine Lust mehr auf meinen Mann, wobei das eher allgemein ist und ich es weniger an meinem Mann festmachen kann. Ich will diesen ganzen Hormonkram nicht. Wie kriege ich wieder mehr Lust auf Sex ohne Hormone?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Colonia, das ist auch eine sehr gute Frage, denn viele Frauen möchten keine Hormone einnehmen. Es gibt bei jeder Hormoneinnahme Risiken und das Brustkrebsrisiko, welches Sie erwähnten, ist nicht wegzudiskutieren. Wir wissen, dass für sexuelle Lust und für befriedigende sexuelle Aktivität auch sexuelle Stimuli nötig sind und der sexuelle Kontext nötig ist. D. h. Verhalten des Partners, wird der Partner als attraktiv erlebt, positives Körperbild, positive Stimmung. All diese Faktoren sind auch ganz wichtig. Schauen Sie, wie Sie gemeinsam mit Ihrem Mann den sexuellen Kontext verbessern können oder wenden Sie sich an einen Sexualtherapeuten, der Ihnen gewisses Handwerkszeug für körperorientierte Paaraktivitäten an die Hand geben kann.
MODERATOR : Weitere Informationen zu verminderter Lust finden Sie unter www.lust-und-menopause.de
Barbara : Seit 6 Monaten habe ich ein Intrinsa-Pflaster. Seither ist unser Sexleben, so gut wie vor meiner Operation. Meine einzige Sorge und auch Frage an die Experten ist, ob das langfristig so bleibt, oder ob es einen Abnutzungseffekt gibt und irgendwann wirkt das nicht mehr?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Barbara, zwei klinische Studien mit mehr als 1.000 Frauen über einen Zeitraum von sechs Monaten zeigten, dass das sexuelle Verlangen gesteigert und die Häufigkeit befriedigender sexueller Aktivitäten erhöht ist. Es gab auch einen Nachbeobachtungszeitraum und es wurde bisher nicht berichtet, dass eingetretene Libidoverbesserung wie vor der Operation wieder abfällt. Leider gibt es noch keine Langzeitdaten zum Intrinsa. Es gibt nur viele Studien aus den 80er Jahren, die zeigten, dass Testosteron für die Libido und für das befriedigende sexuelle Erleben notwendig ist. Von daher ist nicht zu erwarten, dass Testosteron seine Wirkung irgendwann verliert, außer es ändern sich medizinische oder körperliche Cofaktoren.
Kati Lederer : Hat dieses Lustpflaster eine ähnliche Wirkung wie die Hormonersatztherapie mit Auswirkungen auf Haut und Haare?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Kati Lederer, Intrinsa ist kein Lustpflaster, sondern Intrinsa ist das erste und einzige zugelassene Testosteron-Pflaster für Frauen nach chirurgisch bedingter Menopause, d. h. nach beidseitiger Eierstock- und Gebärmutterentfernung mit HSDD, d. h. mit einer Libido-Störung, die eine begleitende Östrogen-Therapie erhalten. Es verbessert das sexuelle Verlangen und die Häufigkeit befriedigender sexueller Aktivitäten im Vergleich zu Placebo ist erhöht. Bei der klassischen Hormonersatztherapie werden Östrogene gegeben, da die für Hitzewallungen, Schlafstörungen und menopausale Probleme verantwortlich sind. Wenn die Gebärmutter nicht entfernt wurde, muss zum Östrogen auch Gestagen gegeben werden, um die Gebärmutterschleimhaut zu schützen.
Igmata Dortmund : Nehme Antidepressiva, früher Cipralex jetzt trevilor. Nebenwirkung: Libidoverlust. Hilft auch in solchen Fällen ein Hormonpflaster? Oder darf man so etwas bei AD-Behandlung nicht nehmen?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Igmata Dortmund, Ihr Libidoverlust wird sicherlich durch die Antidepressiva bedingt sein. Es ist eine häufige Begleitreaktion von Antidepressiva und in 70 % der Fälle ist mit Libidoverlust zu rechnen. In Ihrem Fall wird das Hormonpflaster nichts mehr bringen, da dieses bei Testosteronmangel, bedingt durch natürliche oder chirurgisch bedingte Menopause indiziert ist. In Ihrem Fall muss geprüft werden, ob die Antidepressiva-Therapie dringlich notwendig ist oder durch eine Psychotherapie oder Paartherapie ersetzt werden kann.
Holly : Liebe Frau Dr. Golombeck, mein Problem ist, dass ich keins habe - mich stört die komplette Abwesenheit sexueller Lust überhaupt nicht. Wenn ich etwas ändern würde (Hormone nur sehr ungern), täte ich es aus Liebe zu meinem Partner. Hat eine Therapie unter diesen Voraussetzungen überhaupt Aussicht auf Erfolg?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Holly, es gibt viele Frauen, die keine sexuelle Lust empfinden und nicht darunter leiden. Dann besteht auch kein Grund, Medikamente oder Hormone zu nehmen. Nur, wenn durch das verminderte sexuelle Verlangen ein deutlicher Leidensdruck und die Qualität des Lebens erheblich beeinträchtigt ist, sollte eine individuelle Beratung mit Ihrem Frauenarzt stattfinden, in welcher erörtert wird, welche medikamentösen und nicht medikamentösen Therapieansätze verfolgt werden können.
sandra : ist die tatasache, dass ich seit jahren kein sexuelles verlangen habe, krankhaft?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Sandra, es gibt viele Frauen, die kein sexuelles Verlangen haben. Das ist nicht krankhaft, wenn es Sie nicht stört, nicht zu Leidensdruck und zu zwischenmenschlichen Schwierigkeiten und sich erheblich auf Ihr Wohlbefinden auswirkt.
Reihardt : Darf man das Instrinsa-Pflaster auch nutzen, wenn zu Migräne neigt?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Reihardt, das ist eine gute Frage. Zunächst sollte die Ursache der Migräne natürlich abgeklärt sein, ob die Migräne hormonell bedingt verschlechtert oder beeinflusst wird. Ein bzw. Ihr betreuender Neurologe sollte konsultiert werden, bevor Sie an eine Hormoneinnahme denken. Das Intrinsa-Pflaster, da es ein Testosteron-Pflaster ist, welches etwa 300 Mykrogramm pro Tag freisetzt. Dies entspricht der Menge, die Frauen vor den Wechseljahren in 24 Stunden etwa produzieren. Es sollte sich eigentlich für Sie nichts ändern.
Dotty : Meine Gebärmutter wurde kurz vor Weihnachten entfernt und 1 Eierstock sollte entfernt werden. Dann waren aber beide weg. Ich weiß, dass das vor 30 Jahren regelmäßig so gemacht wurde. Aber ich war und bin noch immer total entsetzt, denn das war so nicht abgesprochen.. Angeblich waren schon ganz leichte Veränderungen da?. Schwer zu beweisen, dass es nicht wirklich so war. Denn in dem Vorbereitungsgespräch habe ich gesagt, dass ich den rechten Eierstock behalten will, wenn er in Ordnung ist. Kann es sein, dass die Kassen jetzt schon solche Vorgaben machen, um Geld zu sparen, um eine weitere Operation zu einem späteren Zeitpunkt zu sparen? Es geht mir seither nicht gut. Ich bin insgesamt unmotiviert, kapsele mich ab, mag keine Nähe und habe überhaupt keine Lust auf Sex. Ich habe schon überlegt, ob ich einen Therapeuten aufsuche. Keiner nimmt meine Gefühle Ernst. Geht das von allein wieder weg?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Dotty, erstens ist es natürlich wirklich für Sie eine individuelle Katastrophe, dass es nicht so gemacht wurde, wie es abgesprochen war. Das ist gut nachzuvollziehen, dass Sie schockiert sind. Ob Veränderungen da waren, lässt sich anhand des Operationsberichtes und der pahologisch-anatomischen Befundung sehen. Die Kassen machen keine Vorgaben um Geld zu sparen. Die medizinische Indikation und das Wohl des Patienten stehen an erster STelle, ich würde hier nicht von wirtschaftlichen Aspekten ausgehen. Es kann nun sein, dass Sie durch die Gebärmutterentfernung und die beidseitige Eierstockentfernung abrupt in ein so genanntes hormonelles Loch gefallen sind. Denn die Eierstöcke produzieren für die Sexualität und das Befinden wichtige Hormone. Es kann sein, dass Sie dieses jetzt spüren. Sprechen Sie Ihren Frauenarzt unbedingt persönlich darauf an.
anonym : Was für Nebenwirkungen hat ein Hormonpflaster, damit Sex mir wieder Spaß macht?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Anonym, wenn Sie mit Hormonpflaster das Intrinsa-Pflaster meinen, welches das erste und einzige Testosteron-Pflaster für Frauen zur Behandlung von verminderten sexuellem Verlangen, was zu einer seelischen Belastung führt, ist, dann können Nebenwirkungen wie Akne, Haarwachstum, tiefere Stimme, also Nebenwirkungen des Testosterons beobachtet werden. Bezüglich Brustkrebsrisiko liegen keine ausreichenden Daten derzeit vor. Es gibt aber auch andere Hormonpflaster, die zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt werden, z. B. gegen Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen, die kein Testosteron enthalten. Sprechen Sie Ihren Frauenarzt unbedingt auch persönlich an, damit eine hormonelle Ursache der Luststörung ausgeschlossen werden kann.
Silvia : Wirkt das Lustpflaster auch ohne Östrogentherapie? In meiner Familie gab und gibt es Brustkrebs und ich möchte eigentlich keine zusätzlichen Östrogene mehr, wegen Brustkrebsgefahr.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Silvia, Es gibt eine Studie zum Testosteron-Pflaster (Intrinsa-Pflaster) ohne begleitende Östrogen-Therapie. Bezüglich der Verbesserung des sexuellen Verlangen und der Anzahl befriedigender sexuelle Ereignisse wirkt das Testosteron-Pflaster auch ohne Östrogene. Aber, bezüglich Brustkrebsgefahr kann keine abschließende Stellungnahme gegeben werden und es ist eine ganz individuelle Einschätzung, die nur in einem persönlichen Gespräch mit dem Frauenarzt geklärt werden kann, eine klinische Untersuchung der Brüste ist in jedem Fall vor Einnahme bzw. Applikation eines Testosteron-Pflasters wichtig. Über die Langzeitsicherheit gibt es zu wenig Informationen derzeit.
anonym : Wollte mal so ein Hormon-Pflaster ausprobieren, dass ich wieder mehr Lust habe. Aber ich habe eine Pflasterallergie. Ist alles rot und geschwollen rundherum. Weiß Frau Dr. Golombeck eine Lösung? Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber ich finde das Pflaster hat eine gute Wirkung und ich würde ungern darauf verzichten.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe anonym, das ist in der Tat ein kleines Problem. Denn es werden gelegentlich Rötungen und Reizungen an den Applikationsstellen des Testosteron-Pflasters berichtet. Das liegt dann nicht an dem abgegebenen Testosteron, sondern leider am Kleber des Pflasters selbst. Sie sollten es am Unterbauch tragen, zweimal wöchentlich wechseln und mit Ihrem Frauenarzt und ggf. einem Hautarzt die Applikationsstellen noch einmal gemeinsam betrachten und nach klinischen Lösungen suchen. Etwas anderes kann man derzeit nicht raten.
Kia : Übernimmt meine Kasse die Kosten für das Pflaster, oder ist das wie bei Viagra, wo jeder selbst dafür aufkommen muss?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Kia, das Pflaster Intrinsa ist zwar zugelassen nach chirurgisch bedingter Menopause bei Frauen mit HSDD, die eine begleitende Östrogen-Therapie erhalten. Die Wirksamkeit ist gut belegt, aber es kann nicht zu Lasten der Krankenkasse verordnet werden, nur über ein Privatrezept.
Sisi : Wie ist das mit so einem Hormonpflaster? Muss man das dauerhaft benutzen, oder kann man auch mal aussetzen?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Sisi, in der Regel soll das Pflaster zweimal wöchentlich gewechselt werden. Aber ansonsten kontinuierlich appliziert werden. Pausen sollte man nicht machen, außer medizinisch notwendig, d. h. nach Rücksprache mit dem Frauenarzt. Da ansonsten der Körper ein Auf und Ab der wirksamen Testosteron-Dosis verspürt und dann wird es nicht viel bringen. Aus medizinischen Gründen kann die Applikation natürlich jederzeit unterbrochen werden.
Nova : Gebärmutterentfernung 2001. Nach Zyste am rechten Eierstock, Entfernung Eierstock Januar 2009. Linker Eierstock noch da, damit soll die Hormonproduktion teilweise erhalten werden. Aber ich merke nichts davon. Seit der OP im Januar habe ich eine total trockene Scheide. Bei Geschlechtsverkehr mit Einrissen und Blutung. Überhaupt kein Spaßfaktor mehr. Bin 48 Jahre und darauf hat mich keiner in der Konsequenz vorbereitet. Danke für diese Sprechstunde und die Möglichkeit hier meine Frage zu stellen.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Nova, das ist in der Tat ein ganz wichtiges Problem, das viele Frauen haben nach Gebärmutter- und einseitiger Eierstockentfernung kommt es schon zu Veränderungen der Hormonproduktion, trockener Scheide und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Und natürlich kann dann die Sexualität auch nicht gut gelebt werden. Hierzu kann der Frauenarzt Sie wirklich gut individuell beraten, denn es gibt diverse Hormonprodukte für die Scheide, die sehr sicher sind und es gibt auch Feuchtigkeitsmittel für die Scheide, dass Infektion, Risse und Trockenheit vermieden werden. In der Regel kommt dann auch eine zufriedene Sexualität wieder, die aber durchaus ganz anders erlebt werden kann als vor der Operation. Viele Frauen wünschen sich andere Stellungen oder andere Intimität mit Ihrem Partner. Sprechen Sie mit Ihrem Partner und probieren Sie, was für Sie das Beste ist.
Manu : Wieso reden alle vom tollen Sex im Alter? Ist das auch so eine Werbemasche wie schicke Klamotten nur bis Gr. 38? Ich bin es leid mich auf diese Weise manipulieren zu lassen, oder besser, dass mein Partner auf diese Weise beeinflusst wird. Da kann ich sowieso nicht gegen an. Klappe zu. Wie soll man als älter werdende Frau gegen alle diese Bilder ankommen?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Manu, das sind im Grunde zwei ganz verschiedene Ebenen. Es gibt wirklich viele Studien und Erfahrungsberichte älterer Paare mit befriedigender Sexualität, Nähe und Lust bis ins hohe Alter und auf der anderen Ebene gibt es unser Konsumverhalten, die Stimuli aus der Werbung und der Trend in der Gesellschaft zu Perfektionismus, Jugendlichkeit und teilweise fragwürdigem Schönheitswahn. Dennoch haben nicht unbedingt beide Ebenen etwas miteinander zu tun. Wer einem Schönheitsideal hinterher hechtet und auch Männer, die sich nur "schlanke Topmodel-Frauen suchen", erleben nicht unbedingt Nähe, Intimität und befriedigende Sexualität, denn hierfür sind Vertrauen und positive Einstellung zum Partner und zu sich selbst Grundlage.
Mareike Sachau : Seit einiger Zeit verliere ich manchmal beim Niesen einen einzelnen Tropfen Urin. Das ist so furchtbar für mich, dass ich das Gefühl habe, dass ich mich nicht mehr auf mich verlassen kann. Ich habe deshalb auch Angst, dass mir das beim Zusammensein mit meinem recht neuen Freund ? seit 3 Monaten - passiert und deshalb erfinde ich seit ein paar Wochen alle möglichen Ausflüchte, warum ich nicht kann oder nicht will. Aber so geht es nicht weiter. Kann die Expertin sagen, ob meine Befürchtungen berechtigt oder umsonst sind?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Mareike Sachau, viele Frauen verlieren beim Husten oder Niesen mal einen Tropfen Urin. Das ist menschlich und natürlich und sollte auch in einer liebevollen Beziehung nicht zum Abbruch führen. Dennoch sollten Sie unbedingt Ihren Frauenarzt fragen, ob man dagegen etwas machen kann. Es helfen oft schon lokale Maßnahmen, um die Scheidenflora und die Feuchtigkeit und Hormonlage der Scheide zu verbessern und das Tröpfeln abzustellen. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Partner vertrauen und nicht auf Sexualität verzichten und nicht schon eine Abwehr aufbauen wegen eines durchaus menschlichen Problems. Ihr Partner wird Sie lieben und attraktiv finden, auch wenn das mal passieren sollte.
MODERATOR : Weitere Informationen zu verminderter Lust finden Sie unter www.lust-und-menopause.de
helga_kleist : Ich nehme Betablocker und die sind für mich unverzichtbar, sagt mein Arzt, ist aber gleichzeitig Ursache dafür, dass ich keine Erregung mehr verspüre. Muss ich mich damit abfinden?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Helga_kleist, es gibt Medikamente und auch blutdrucksende Mittel bzw. einige führen zur Abnahme der Lust und ggf. auch der Erregung. Dieses sollten Sie unbedingt mit Ihrem betreuenden Facharzt thematisieren, damit eine für Sie passende Lösung gefunden werden kann. Eventuell kann sowohl an Dosis oder am Wirkstoff Änderungen vornehmen und wieder zu einer normalen Sexualität finden.
Wien Waschmann : Mein Mann hatte eine Prostatatotaloperation. Da läuft nichts mehr. Er versucht zwar was für mich zu tun, aber ich habe dabei Schuldgefühle, dass ich was davon habe und er nichts mehr spürt. Ich habe nicht das Gefühl, dass ihn das stört. Frage an die Expertin, sollten wir ganz darauf verzichten?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Wien Waschmann, nein, ganz und gar nicht! Ihr Mann hat etwas davon, mit Ihnen in Nähe und in sexuellen Kontakt zu treten und Sexualität ist eben so viel mehr als nur der reine Geschlechtsakt. Wenn er etwas für Sie tun kann, kann es sein, dass das auch für Ihn ein ganz positiver Stimulus ist. Nehmen Sie ihm das nicht weg, gerade wenn es für Sie im Grunde angenehm ist, sondern klären Sie lieber warum Sie Schuldgefühle haben, woher diese kommen und wie sie diese beseitigen. Denn es ist im Grunde sehr schön und sehr wichtig, dass Sie mit Ihrem Partner weiter Sexualität auf irgendeiner Ebene ausüben können, selbst wenn er keine Erektion aus den genannten Gründen mehr haben kann.
Johanne : Unser Problem liegt weniger an meiner Unlust, als vielmehr daran, dass mein Mann nur selten kann. Er hat seit 15 Jahren Diabetes und Ablagerungen in den Gefäßen. Das hat der Urologe jedenfalls gesagt. Dadurch kann nicht genügend Blut in den Penis einfließen. Das macht uns beide unglücklich und ich halte mich bewusst zurück. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Würde es was bringen in eine Sexual-Sprechstunde zu gehen?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Johanne, durchaus würde ich zu einem Besuch einer Sexual-Sprechstunde raten, denn es können Informationen vermittelt werden, wie man auch ohne den reinen Geschlechtsakt Sexualität leben kann. Was stimulierend ist, was angenehm ist, was Nähe zum Partner erzeugt und wo beide ein gutes Gefühl bei haben und es nicht zu Schuldzuweisungen (Du kannst ja nicht, nun muss ich auch noch zurückstecken). Es ist ganz wichtig, gemeinsam einen Weg zu finden, Sexualität leben zu können und ein Sexualtherapeut kann Ihnen die Wege dahin aufzeigen. Häufig ist nur etwas Fantasie und liebevoller Umgang mit sich selbst und dem Partner von Nöten.
Rualka_Gisela : Welche weiteren medizinischen Nebenwirkungen veruracht so ein Hormonpflaster? Jede Maßnahme hat doch auch Nebenwirkungen, die manchmal verharmlost werden.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Rualka_Gisela, Sie haben recht. Wenn über den Nutzen eines medizinischen bzw. medikamentösen Präparates aufgeklärt wird, muss auch über die Nebenwirkungen und Risiken aufgeklärt werden. Das Testosteron-Pflaster führt zu Akne, etwas tiefer werdender Stimme, leicht vermehrter Körperbehaarung. Die meisten Nebenwirkungen wurden als leicht und rückläufig nach Absetzen eingestuft. Langzeitdaten zur Sicherheit von Intrinsa gibt es nicht. Auch bezüglich des Brustkrebsrisikos gibt es keine abschließende Bewertung der Datenlage. Bezüglich der etablierten Östrogen-Gestagen-Hormonersatztherapie wissen wir, dass mit Risiken, wie Brustkrebsrisiko, zu rechnen ist. Zwar in einer niedrigen Prozentzahl, aber so dass trotzdem eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden muss.
Silke : Ich finde es sehr schwierig meinen Arzt darauf anzusprechen, dass ich Probleme mit meiner Lust auf Sex habe. Ist doch irgendwie peinlich. Wie fange ich das am besten an?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Silke, das berichten viele Frauen, dass es Ihnen peinlich ist, über ein so wichtiges Thema wie Sexualität zu sprechen. Sie können Ihren Arzt jederzeit und auf jede für Sie bequeme Art ansprechen. Schreiben Sie sich eine Frage zu Hause auf und stellen Sie diese dem Arzt. Sie werden überrascht sein, wie häufig Sie damit ein gutes Gesprächsthema eröffnen. Es ist überhaupt nicht peinlich und ein ganz wichtiges Thema. Ihr Arzt weiß das und sollte Ihre Bedürfnisse im Auge haben und gute Sexualität ist für das Wohlbefinden und für die Lebensqualität sehr wichtig.
Edith : Ich kenne das Problem, das hioer beschrieben wird sehr gut. Ich nehme schon Östrogene gegen meinen Wechseljahresbeschwerden. Aber die fehlende Lust auf Sex ist geblieben. Hat das überhaupt was mit Östrogen zu tun?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Edith, durch die Wechseljahre kommt es häufig zu menopausalen Beschwerden, wie Schlafstörungen, Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Meist bedingt durch Östrogene, daher kann man diese typischen Hitzewallungen auch gut mit Östrogenen bzw. Östrogen-Gestagen-Kombinationen behandeln. Es wird vielfach berichtet, dass Testosteron auch für die Sexualität und das sexuelle Verlangen notwendig ist. Mit dem Alter verändert sich die Produktion des Testosterons besonders in den Nebennieren und es kommt zu einem Nettorückgang der im Körper zirkulierenden Testosteronspiegel. Dieses kann sich, muss es aber nicht notwendigerweise, negativ auf die Sexualität, besonders die Libido auswirken. Sprechen Sie Ihren Frauenarzt an und klären Sie, ob bei Ihnen eine hormonelle Störung vorliegt, ein klinischer Testosteron-Mangel und ob ein Benefit vom Intrinsa-Pflaster zu erwarten wäre. Dieses kann nur individuell geklärt werden.
MODERATOR : Weitere Informationen zu verminderter Lust finden Sie unter www.lust-und-menopause.de
B_Gayko : Nach einer Totaloperation ist bei mir das Lustempfinden wie abgeschnitten. Im Kopf verstehe ich den Zusammenhang, aber körperlich kann ich das nicht akzeptieren. Auch geduldige Stimulation durch meinen Mann hilft nicht. Ich empfinde nichts mehr. Es ist ganz schrecklich und ich sehe, dass Probleme auf mich zukommen, denn mein Mann ist ein aktiver Mann. Vor der OP hat man uns etwas von eingeschrenkter Lust erzählt, aber nichts von so einer Nullnummer.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe B_Gayko, nach der Entfernung der Gebärmutter und beider Eierstöcke, quasi der chirurgisch bedingten Menopause, berichten viele Frauen über ein vermindertes sexuelles Verlangen, denn die Eierstöcke sind ein ganz wichtiger Produktionsort für Testosteron und dieses ist sehr wichtig für das sexuelle Verlangen. Wenn Sie unter diesem verminderten sexuellen Verlangen leiden und die Partnerschaft beeinträchtigt ist, dann besteht durchaus eine Libidostörung und es wäre in einem persönlichen Gespräch mit dem Frauenarzt abzusprechen, ob ggf. eine Hormontherapie mit Testosteron für Sie geeignet ist. Natürlich nur nach Abwägung des Nutzen-Risiko-Profils und unter Ausschluss anderer Beziehungsfaktoren und medizinischer Cofaktoren. Manche Frauen haben nach der Operation einfach Schmerzen und dann wird im Kopf die Sexualität abgestellt und dann ist das vordringliche Thema, zu schauen, wie man lokal den Schmerz nehmen kann, um die Sexualität zu verbessern.
elena : wie kann man die symptome der wechseljahre gegen depressionen abgrenzen? will nicht intrinsa-hormonpflaster nutzen, wenn es gar nicht am hormonhaushalt liegt. oder ist mein gedanke falsch?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe elena, das ist ein sehr guter Gedanke. Manche Frauen bekommen in den Wechseljahren Depressionen und dann helfen auch keine Hormone allein, sondern dann muss eine antidepressive Therapie medikamentös oder nicht medikamentös initiiert werden. Dann ist die Behandlung der Depression wirklich im Vordergrund. Diese ist dann nur zeitgleich oder durch die Wechseljahre aufgelebt. Klären Sie, ob Sie zu Depressionen neigen. Lassen Sie dies fachärztlich abklären. Denn Ihnen nützt nur eine Hormontherapie dann etwas, wenn das zugrundeliegende Problem zuerst geklärt wurde.
Gudrun : Mir wurde ein sogen. Lustpflaster empfohlen. Das soll Hormone abgeben. Hab keine guten Erfahrungen mit künstliche Hormonen. Führen bei mir immer zu Gewichtszunahme (habe deshalb auch Pille abgesetzt). Das will ich natürlich nicht. Gerade in meinem Alter (58) kriegt man das nie wieder unter Kontrolle. Ist eine Zwickmühle, denn ich möchte schon gern mein Sexleben wieder normalisieren. Aber wie?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Gudrun, viele Frauen haben Probleme mit Hormoneinnahmen, Gewichtszunahme, Nebenwirkungen und dann verbessert sich natürlich nichts an der Gesamtkonstellation, wenn man ein Problem mit einem anderen bekämpft. Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, was Sie machen können, ohne Hormone zu nehmen. Es gibt Psychotherapien, kognitive Therapien, Sensate-Focus-Therapien und andere Verfahren aus der psychotherapeutischen Richtung ohne Hormontherapie. Nutzen Sie alle zur Verfügung stehenden Optionen. Denn es ist wichtig, das Ziel zu erreichen, wieder mit dem Partner eine befriedigende Sexualität zu leben.
Karin21 : Diese ganzen Hilfsmittel mit Hormonzäpfchen, Creme etc. ist für meinen Partner und mich so was von abturning, dass ich am liebsten ganz darauf verzichten kann. Hat die Experten eine Patentlösung? Ich habe natürlich auch seit Mitte der Wechseljahre eine sehr trockene Scheide.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Karin21, klar ist es verständlich, dass man durch die vielen Cremes und Zäpfchen irgendwie immer das Gefühl hat, man würde sich ständig Unnützes zuführen bzw. man fühlt sich dadurch ganz krank. Aber es ist wichtig, dass die Scheide Feuchtigkeit und zu einem gewissen Maß Östrogene erhält, um die Immunabwehr aufrecht zu erhalten und Bakterien abwehren zu können. Denn eine trockene Scheide ist anfällig für die Bakterien. Es gibt natürlich auch neben Zäpfchen und Cremes mehr natürliche Produkte in Form von Gelen und kleinen nicht schmierenden Vaginaltabletten, die ganz mini sind und hierzu sprechen Sie am besten mit Ihrem Frauenarzt persönlich.
Norma-Jellinger : Ich bin 72 Jahre und seit 1,5 Jahren Witwe. Jetzt habe ich einen neuen Freund, der sehr um mich wirbt, aber ich kann mich dazu nicht entschließen, wieder mit allem anzufangen. Eine ganz schwere Entscheidung. Bin eigentlich zufrieden, so wie es ist habe aber Angst, diesen wirklich netten Mann zu verlieren. Er möchte eine volle Partnerschaft. Bitte helfen Sie mir bei der Entscheidung.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Norma-Jellinger, das ist eine schwierige Entscheidung, die letztlich nur Sie treffen können. Es gibt so viele Erfahrungsberichte von Paaren,die in höherem Alter Sexualität leben (und 72 ist durchaus noch jugendlich!). Bis in die 90er Jahre. Also, warum nicht? Außer, es gibt medizinische Gründe, Sie haben Angst, Schmerzen, dann sollten Sie abwägen. Wenn es Ihnen nur peinlich ist, oder Schamgefühle hochkommen. Dann sollte man eher diese negativen Emotionen anschauen und schauen, woher sie kommen. Versagensängste oder Erwartungsängste, das lässt sich klären.
Katja Schunk : Seit die Wechseljahre mir das Leben schwer machen nehme ich Reminfimin plus, das ist ein pflanzliches Mittel gegen Wechseljahrbeschwerden, das im Fettgewebe gespeicherte Hormone aktiviert. Wurde mir so in der Apotheke erklärt.. Das hilft, aber es bleibt nervig. Meine Lust wird immer weniger, aber das ist wohl so, wenn sich das System umstellt. Kann ich darauf hoffen, dass sich das nach den Wechseljahren wieder normalisiert?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Katja Schunk, es ist durchaus so, dass die Sexualität nach den Wechseljahren aktiv und gut weiter gelebt werden kann. Im Rahmen der Wechseljahre kommen so viele Dinge zusammen, die den Körper, die Seele und den Geist beeinflussen. Geben Sie Ihrem Körper Zeit, mit diesen Veränderungen klar zu kommen und sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, welche Alternativen es gibt, nicht immer nur medikamentös, manchmal helfen auch gut nicht medikamentöse Therapien, wie Psychotherapie, kognitive Therapie oder Gesprächstherapie, die helfen, die Sexualität auch in einer anderen Form wieder aktiv leben zu können.
Garmisch : Meine 3 Kinder sind ganz normal geboren worden. Das erste Mal war lang und schwer, die beiden letzten innerhalb weniger Minuten. Alle haben mich damals beneidet, weil ich dadurch nur wenig gelitten habe. Heute weiß ich, dass die Strafe viel später kommt. Ich bin inkontinent und mein Beckenboden lässt sich auch nicht durch Krankengymnastik verbessern. Durch die zu schnellen Geburten sind die Fasern in sich gerissen und nicht langsam aufgedehnt, hat mir mein Frauenarzt erklärt. Die Inkontinenz wird immer schlimmer. Ultra peinlich beim Sex. Was mich unglücklich macht und ich auch wenig Lust habe. Eine OP ist bereits fehlgeschlagen (anheben des Uterus mit so einer Art Klettband). Was jetzt?
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe Garmisch, das, was Sie beschreiben, ist so gut nachzuvollziehen und betrifft auch so viele Frauen, die mehrere vaginale Geburten und besonders auch schnelle Geburten erlebt haben. Dennoch wird es auch für Sie eine individuelle Lösung geben. Werden Sie nicht müde, sondern suchen Sie sich einen guten Uro-Gynäkologen, der Sie 1. ernst nimmt, 2. kompetent berät und 3. Sie sorgfältig über Pro und Contra von operativen Maßnahmen, ggf. in Kombination mit medikamentösen Therapien aufklärt. Das sollte in der Regel machbar sein. Setzt sicherlich einiges an Eigeninititave von Ihnen voraus, um einen geeigneten Berater und Operateur zu finden. Wenden Sie sich an ein uro-gynäkologisches bzw. Beckenboden-Zentrum.
F.Starkes : Hilft das Hormon-Pflaster für Frauen auch bei trockener Vagina? Ist mein Hauptproblem beim Sex.
FRAU DR. GOLOMBECK: Liebe F.Starkes, nein. Das Intrinsa-Pflaster ist ein Hormonpflaster, welches das verminderte sexuelle Verlangen und auch befriedigende sexuelle Aktivitäten verbessert. Es führt nicht zu einer Verbesserung bei vaginaler Trockenheit. Hier muss eine geeignete feuchtigkeitsspendende und/oder ggf. östrogenhaltige Lokaltherapie durchgeführt werden. Hier werden besonders auch sehr niedrig dosierte Östrogene (Östriol) eingesetzt, die ein sehr gutes Sicherheitsprofil ausweisen und in der Regel nur lokal anwendbar sind. Dieses sollte Ihnen dann schon helfen. Ein Hormonpflaster brauchen Sie dann nicht zusätzlich.
Ende der Sprechstunde.