Knochengesundheit - von der Osteoporose bis zu Knochenmetastasen
CGG Klinik Mannheim
Prof. Dr. med. Ingo J. Diel
(Mitinhaber und Gesellschafter)
Gynäkologischer Onkologe
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68161 Mannheim
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Schwerpunkte
Knochenmetastasen
Systemische Therapie
Bisphosphonate
Multimodale Therapie
Primäre Therapie des Brustkrebses
Chemotherapie
Endokrine Therapie
Antikörpertherapie
Prognosefaktoren
Neoadjuvante Therapie
Osteoporoseprophylaxe
beim Mammakarzinom
Postmenopausal
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PROTOKOLL
Knochengesundheit - von der Osteoporose bis zu Knochenmetastasen
Paula_Mohns: Kann Osteoporose geheilt werden, oder geht es darum den Zustand zu erhalten, damit die Krankheit nicht schlimmer wird?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Osteoporose ist keine Erkrankung, die völlig geheilt werden kann. Man kann aber die Knochendichte verbessern. Es ist aber eine Erkrankung, die sehr gut therapiert werden kann. Man kann aber durchaus die Knochendichte verbessern, so dass die Gefahr eines Knochenbruchs verringert wird. Wenn die Usache für die Osteoporose sekundär ist, z.B. durch die Anwendung von Medikamenten, so kann durch das Absetzen dieser Therapie die Ursache für die Osteoporose beseitigt werden. D.h., dass es von größter Bedeutung ist, eine Osteoporose früh zu erkennen und zu behandeln.
UrselRiepert: Was wirkt zerstörerischer im Knochen: Wandernde Krebszellen, die Blutgefäße und Lymphbahnen verseuchen und den Stoffwechsel zerstören, oder Zytostatika, sowie Bestrahlungen. Eine Wahl hat man nicht, aber wo liegen die größten Chancen?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Das muss man sehr exakt unterscheiden: Zytostatika können die Knochenmarkszellen vorübergehend stören oder zerstören. Dieser Effekt ist aber nach wenigen Tagen wieder aufgehoben. Bei Bestrahlungen ist es ganz ähnlich. Man kann auch bei einer Bestrahlung normale Knochenmarkszellen vorübergehend stören. Was aber zu einer dauerhaften Zerstörung von Knochenmark und Knochen führt, sind metastatische Zellen. Deshalb ist es von großer Bedeutung, die Tumorzellen durch Chemotherapie, endokrine Therapie oder Bestrahlungen zu zerstören. So schafft man wieder Platz für neu gebildete, normale Knochenmarkszellen.
Selkau: Als Folge von Brustkrebs hatte ich eine Totaloperation, dann folgte Chemo, seither ist Ruhe. Ist 4 Jahre her. Ich weiß aber, dass Knochenmetastasen noch spät auftreten können. Ab wann bin ich im sicheren Bereich?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Zunächst muss nochmals betont werden, dass die meisten Patientinnen mit Brustkrebs geheilt werden (ca. 85%). Bei diesen Patientinnen treten auch keine Knochenmetastasen mehr auf. Bei den anderen Frauen können Knochenmetastasen auch noch nach vielen Jahren auftreten. Das höchste Risiko für eine Metastasierung in das Skelett besteht nach 3-5 Jahren. Danach geht das Risiko kontinuierlich nach unten. Einen sicheren Bereich kann man nicht definieren, aber eine Metastasierung nach 10 Jahren ist extrem selten.
Ellen_Herrmann: Kaum war ich mit den Wechseljahren durch, da wurde bei mir eine Osteoporose festgestellt. Erst habe ich Kalzium mit Vitamin-D genommen, sollte dann auf Bisphosphonate umsteigen. Sind die auch irgendwann ausgereizt? Was kommt dann?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Neben den Bisphosphonaten gibt es noch den Antikörper Denosumab, der mindestens so wirksam ist, wie die Bisphosphonate. Derzeit bevorzugen viele Therapeuten zunächst den Antikörper und geben nach dem Absetzten (3-5 Jahre) noch ein bis zwei Jahre ein Bisphosphonat. Sollte die Knochendichte sich nicht gut erholen, kann die Antikörpertherapie mit Denosumab auch noch länger verabreicht werden.
Jerrik: Was sind die zentralen Risikofaktoren für Osteoporose? In erster Linie das Alter, oder?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Es gibt zwei wichtige Risikofaktoren: Zunächst - schon von Ihnen erwähnt - ist das Alter entscheidend und zweitens kommen bei Frauen noch als Risikofaktor die Wechseljahre hinzu. Daneben gibt es noch zahlreiche breitere Risikofaktoren, wie Diabetes oder die Einnahme verschiedener Medikamente (Cortison oder Antihormontherapien). Auch eine Laktoseintoleranz und Untergewicht können Risikofaktoren sein.
Natalie: Hallo, ich hatte Brustkrebs mit OP, Chemo und Mastektomie wegen Brca. Es wurde leider DCT festgestellt und ich sollte Octacs für 2 Jahre nehmen. Die Zeit ist bald um und ich stelle mir die Frage, ob ich eine Knochenmarkpunktion machen lassen soll. Würden Sie das empfehlen? In Essen hat man früher bei positivem Ergebnis andere Bisphos gegeben. Jetzt heißt es einfach 2 Jahre Ostacs und keine weitere Tests oder Therapien. Allerdings kenne ich von anderen, dass man Bisphos weiter nimmt, zB. Zometa noch ein weiteres Jahr. Was würden Sie mir empfehlen? Mich um eine KMP zu bemühen und mit einer Therapie trotz Ergebnis weiter zu machen? Welche Bisphos und wie lange würden Sie empfehlen. Vielen Dank für Ihre Antwort. Bieten Sie eine telefonische oder Online Beratung an? Ich wohne in Hamburg und das ist leider eine lange Strecke zu Ihnen.
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Ich empfehle zur Vermeidung von Knochenmetastasen eine Behandlung mit Bisphosphonaten (z.B. Ostac oder Zometa) für 3-5 Jahre, oder so lange eine Antihormontherapie durchgeführt wird. Eine gute Alternative ist die Verabreichung von zwei Mal 60mg Denosumab pro Jahr - subkutan. Auch diese Substanz sollte man 3-5 Jahre verabreichen.
AndreaSüdekum: Als ich in die Wechseljahre kam hatte ich keine Lust auf die Schweißausbrüche und habe dagegen Hormone genommen. Nach 5 Jahren bekam ich Brustkrebs und vermute einen Zusammenhang. Vor zwei Jahren die erste Knochenmetastase am Becken. Seither bin ich total unruhig, wenn es irgendwo ziept. Ich bin jetzt 61 Jahre, sitze nicht herum, sondern habe viel vor. Kann ich vorbeugend etwas machen?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Ich hoffe, diese einzelne Knochenmetastase im Becken wurde bestrahlt. Das ist bei sehr wenigen Metastasen eine wichtige ergänzende Behandlung. Ansonsten empfehle ich zum Knochenschutz die Verabreichung von Denosumab (120mg monatlich subkutan). Zusätzlich natürlich die entsprechende antihormonelle Therapie oder Chemotherapie. Es ist auch nicht sicher, die Schuld nur bei der Hormontherapie zu suchen. Vielleicht hat diese das Auftreten der Brustkrebserkrankung aber beschleunigt.
Büsum: Offenbar gibt es verschiedene Verfahren zur Knochendichtemessung. Aber man soll nur auf eine bestimmte Form wirklich vertrauen können. Stimmt das? Ich musste mal vor 20 Jahren meine Hacke in ein Gerät halten. War das sinnvoll? Was empfiehlt Prof. Diel?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: In der Tat gibt es unterschiedliche Methoden zur Knochendichtemessung. Auch die Ultraschallmessung an der Ferse ist eine gute und sichere Methode. Man hat sich aber darauf geeinigt, der DEXA-Methode den Vorzug zu geben. Das aber nicht, weil sie eindeutig besser ist, sondern weil man sie in den Studien zur Untersuchung von Knochenschutzpräparaten bevorzugt hat.
Frieb: Habe große Angst vor einer Weiterverbreitung (Darmkrebs). Im Speziellen vor Metastasen in den Knochen. Zwar wurde mir gesagt, dass ich keine Metastasen hätte, aber wer weiß das schon wirklich genau. Habe ich alles miterlebt bei einem Freund. Deshalb wüsste ich gern, wie häufig gehen Metastasen von Prostatakrebs in die Knochen?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Leider weiß ich nicht, ob sich diese Frage auf Darmkrebs oder Prostatakrebs bezieht. Deswegen gebe ich zwei Antworten. Erstens: Beim Darmkrebs sind Knochenmetastasen nicht so häufig. Zweitens: Bei dieser Erkrankung überwiegen die Lebermetastasen. Beim Prostatakrebs sind Knochenmetastasen sehr häufig und betreffen etwa 80 Prozent aller Patienten, bei denen die Krankheit fortgeschritten ist. Insgesamt ist aber die Heilungsquote beim Prostatakarzinom ähnlich gut, wie beim Brustkrebs. D.h. auch dabei werden 80 Prozent aller Erkrankten geheilt.
Sairally: Obwohl ich mich nach einer Nierenentfernung nach Krebs vor 10 Monaten wieder richtig gut fühle, schreibt mein Arzt mich immer weiter krank. Ich will das gar nicht. Ich will zurück in meinen Job, in die Buchhaltung eines IT-Unternehmens. Macht mir Spaß und lenkt mich ab. Außerdem ist es nicht die Zeit für unnötige Krankschreibungen. Macht er das, weil er mich vor Folgeerkrankungen wie Knochenmetastasen schützen will. Arbeit macht mich doch nicht kränker. Kann ich mich gegen diese Dauerkrankschreibung wehren?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Selbstverständlich können Sie sich dagegen wehren. Und wenn Sie der Ansicht sind, dass Ihnen die Arbeit gut tut, dann sollten Sie auch arbeiten gehen. Die Krankschreibung schützt Sie keinesfalls vor Knochenmetastasen.
micky.anders: wie beugt man osteoporose am besten vor?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Am besten beugt man einer Osteoporose vor, indem man viel Sport treibt. Insbesondere Kraftsport schützt das Skelett, weil die Muskeln über die Sehnen am Knochen ziehen. Das ist ein Wachstumsreiz für den Knochenanbau. Ausdauersport ist auch wichtig, aber keineswegs so effektiv, wie ein Training mit Gewichten. Weiterhin ist eine kalziumreiche Ernährung von großer Bedeutung. Insbesondere in Käse- und Milchprodukten, aber auch in vielen Mineralwässern ist reichlich Kalzium vorhanden. Drittens sollte man sich ausreichend mit Vitamin-D versorgen. Die Einnahme von 1.000 IE täglich ist sinnvoll, kann aber u. U. auch erhöht werden.
Claus1955: Meine Frau kam mit der unglaublichen Diagnose nach Hause, dass sie Brustkrebs hat. Es ging dann alles ganz schnell mit der Operation, brusterhaltend. Eine Chemo hat man ihr freigestellt. Sie ist im Grenzbereich. Wir sind unschlüssig und fragen uns, ob es unterschiedliche Tumore gibt, die an unterschiedlichen Orten Metastasen bilden. Z.B. mehr in Organe, oder mehr zu Metastasen in Knochen neigen als andere. Wir fragen uns auch, ob eine Chemo allein dafür „lohnt“ mit allen Folgebelastungen? Gibt es ersatzweise andere Möglichkeiten?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Brustkrebs metastasiert "gern" in den Knochen. Allerdings erleiden nur 15-20 Prozent der Patientinnen eine Metastasierung. Ob eine Chemotherapie tatsächlich sinnvoll ist, kann man heute durch molekularbiologische Tests gut beantworten. Sollte eine Chemotherapie die Heilungsrate um mehr als 5 Prozent verbessern, ist nach meiner Ansicht eine zusätzliche Chemotherapie gerechtfertigt. Neben der Chemotherapie gibt es bei Brustkrebs aber noch viele andere Behandlungen, wie z.B. antihormonelle Verfahren oder den Einsatz von Antkörpern. Die Entscheidung darüber müssen Sie mit Ihrem behandelnden Onkologen treffen.
LarsGänger3: Bin jetzt bei der Frauenkrankheit Osteoporose gelandet. Unfassbar. Wirken die unterschiedlichen Medikamente, die es dagegen gibt bei uns Männern genauso, wie bei Frauen?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Antwort ist kurz und einfach und heißt: JA! Die Knochenschutzpräparate, die bei Frauen wirksam sind, sind es auch bei Männern. Aber auch Männer sollten eine knochengesunde Lebensweise führen.
Astrid_Wille: In welches Fachgebiet gehört die Behandlung der Osteoporose: Soll ich zum Frauenarzt, oder zum Orthopäden gehen?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Da müssen Sie in Erfahrung bringen, ob Ihr Orthopäde etwas von der Therapie einer Osteoporose versteht. Unter den Frauenärzten gibt es ebenfalls einige spezialisierte Kollegen. Auch manche Hausärzte und Endokrinologen kennen sich mit dem Krankheitsbild aus. Im Zweifelsfall beschäftigen Sie sich mit dem Internetauftritt der Kollegen.
JulieS-43: Manche Medikamente verbessern einen Zustand, lösen aber andere Probleme aus. Reduzieren Blutdrucksenker und Euthyrox 88Mikrogramm die Stabilität der Knochen?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Diese beiden Medikamentengruppen führen nur selten zu einer Osteoporose. Weitaus häufiger machen das Tumormedikamente, Cortison, Heparin u.a.
J.Brinker: Ich hatte Eierstockkrebs mit 43. Ist zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt worden. Wurde minimalinvasiv entfernt, dann kam Chemo. Irgendwann später sagte man mir, ich müsse was für die Knochen tun. Ich bin wütend, dass man mir das nicht gleich gesagt hat, sondern erst, nachdem ich eine Knochenmetastase an der Wirbelsäule hatte? Mir fehlt jetzt ein Stück weit das Vertrauen. Was empfiehlt Prof. Diel?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Knochenmetastasen im Gefolge von Eierstockkrebs sind sehr selten. Auch hier empfehle ich die Bestrahlung der einzelnen Metastase und den Einsatz von Knochenschutzpräparaten. Da dieses Ereignis so selten ist, empfehle ich zuvor eine Punktion und feingewebliche Abklärung.
Silke: Hallo Herr Prof. Dr. Diel, ich bin 2016 an einem hormonabhängigen Mamma-Ca rechts erkrankt. Jetzt folgte leider die erste Knochenmetastase in der linken Beckenschaufel. Meine Knochendichte ist aufgrund der Therapie in einem Jahr um 6 % zurückgegangen. Mein Onkologe meinte, ich sollte anfangen Bisphosphonate als Tabletten nehmen. Den Namen der Tabletten weiß ich leider noch nicht, nur dass ich diese dann täglich nehmen muss und sie 50 mg beinhaltet. Kann ich mich darauf problemlos einlassen, oder gibt es was besseres?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Auch Ihnen empfehle ich, bei Vorliegen einer solitären Metastase eine Strahlentherapie. Desweiteren sollten Sie zum Knochenschutz eine monatliche Injektion mit Denosumab (120mg subkutan) erhalten. Die Gabe von täglich 50mg oral (vermutlich Ibandronat) ist wegen des Einnahmerituals kompliziert, allerdings ist die Behandlung auch wirksam. Ich würde allerdings die Empfehlung mit der Spritze annehmen.
Boris.Häberle: Die Krebsforschung macht immer wieder große Schritte, aber erreicht keinen wirklich bahnbrechenden Durchbruch. Ich versuche der Forschung zu folgen, soweit mir das als Laie möglich ist. Ich hatte Darmkrebs und stelle fest, dass es viel Wissen zu den unterschiedlichen Tumoren gibt, aber deutlich weniger über Metastasen. Das aber ist für mich besonders wichtig. Meine Darmkrebs-OP liegt 3 Jahre zurück. Nervosität ist immer da. Warum erforscht man Knochenmetastasen nicht mehr, um gleich zu Beginn besser vorbeugen oder behandeln zu können?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Es wird auch zur Knochenmetastasierung sehr viel geforscht, doch sind die Ergebnisse, wie Sie schon schreiben, derzeit noch unbefriedigend. Um so wichtiger ist es, zu Beginn der Erkrankung durch die unterschiedlichen Therapieformen eine Metastasierung zu verhindern. D.h. heute ist immer noch die Vermeidung von Knochenmetastasen weitaus hilfreicher, als die Behandlung derselben. Das betrifft sowohl den Darmkrebs (der nicht so häufig in den Knochen metastasiert), als auch Brust- und Prostatakrebs, die im fortgeschrittenen Stadium häufig von einer Knochenmetastasierung betroffen sind.
HeinerMt: Nach einer Prostatakrebs Operation geht es mir gut. Ich (56 Jahre) bin auch glücklicherweise nicht inkontinent. Leider habe ich jetzt 2 kleine Metastasen an der Lendenwirbesäule. Ich habe immer viel Sport gemacht und es stellt sich mir jetzt die Frage nach der Stabilität und Belastbarkeit. Ich möchte weiter Joggen, Radfahren und Tennisspielen. Und das jede Woche. Geht das? Soll ich meine Knochen zusätzlich durch Medikamente stärken?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Beurteilung der Stabilität kann durch eine Computerthomographie sehr gut beurteilt werden. Der Radiologe muss diese Aussage treffen. Wenn keine Bruchgefahr besteht, können sie selbstverständlich Sport betreiben, was immer Ihnen auch Spaß macht. Sollte die Stabilität beeinträchtigt sein, empfehle ich eine Strahlentherapie der Knochenmetastasen. Auch eine Behandlung mit Osteoprotektiva (Denosumab oder Bisphosphonate) ist hilfreich. Natürlich sind auch die Medikamente, die der Urologe gegen Prostatakrebs verordnet, wichtig.
Rania:Vieira: Bei meiner Mutter habe ich gesehen, dass eine Osteoporose die Lebensqualität deutlich einschränken kann. Führt die Erkrankung auch vorzeitig zum Tod?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Frage ist nicht so ohne weiteres zu beantworten. Die Hauptkomplikation in der Folge einer Osteoporose ist der Bruch der Knochen. Das führt nicht nur zu Schmerzen und zu einer Einschränkung der Mobilität, sondern kann auch in manchen Fällen mit Komplikationen verbunden sein, die die Lebenszeit verkürzen. Ein typisches Beispiel sind häufigere Thrombosen und Embolien bei Bettlägerigkeit in der Folge von Knochenbrüchen. Daher sind eine Früherkennung und eine frühe Intervention von größter Bedeutung.
Insa_Thorn: Ich habe seit 5 Jahren ein künstliches Hüftgelenk. Muss ich da entsprechende Knochendichte-Prophylaxe machen z.B. Kalzium/VitaminD? Eine Freundin von mir macht das. Aber mir wurde das nicht empfohlen.
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Das ist eine gute Frage und die lässt sich auch einfach beantworten. Sie müssen unbedingt eine Osteoporoseprophylaxe betreiben, da ein möglicher Schwund der Knochendichte zu einer Lockerung der Endoprothese führen kann. Von größter Bedeutung ist Kraftsport, eine kalziumreiche Ernährung und die Einnahme von Vitamin-D zur Verhinderung einer Prothesenlockerung.
Nettemann: Die letzte Nachuntersuchung meiner Schwester brachte schlechte Nachrichten. Warum haben wir jetzt die Diagnose über eine Knochenmetastase am Becken bekommen? Warum sind die Dinger da, obwohl bei der Diagnose (Darmkrebs) vor 2 Jahren eine Lymphknotenbeteiligung ausgeschlossen wurde. Man wiegt sich mit einer solchen Aussage unnötig in Sicherheit. Außerdem hatte meine Schwester eine umfangreiche Chemotherapie. Da müssten doch alle Krebszellen abgetötet worden sein. Wir verstehen das alles nicht. Es fällt uns schwer, den bisherigen Behandlern zu vertrauen. Kann der Experte helfen, was ist jetzt unmittelbar sinnvoll?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Diese Frage habe ich in ähnlicher Form heute schon mehrfach beantwortet und empfehle, das Lesen der kompletten Experten-Sprechstunde von heute. Trotzdem eine kurze Erklärung: Eine Chemotherapie, egal bei welcher Tumorerkrankung, kann die Häufigkeit einer Knochenmetastasierung reduzieren, aber nicht in allen Fällen verhindern. Auch bei nicht befallenen Lymphknoten können Knochenmetastasen auftreten, weil diese über das Blutgefäßsystem gestreut werden können, ohne Beteiligung der Lympfbahnen. Wie schon oben angegeben empfehle ich die Bestrahlung einzelner Knochenmetastasen, eine osteoprotektive Therapie und die tumorspezifische Metastasenbehandlung - in Ihrem Falle für Darmkrebs.
GittiKöhler: Welcher Sport ist besonders effektiv, wenn man Osteoporose im Anfangsstadium hat? Bitte kein Schwimmen, das halte ich sowieso nicht durch.
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Schwimmen ist auch nicht meine Lieblingssporart! Ich empfehle als Grundtherapie Kraftsport. das sollte man zwei bis drei Mal etwa 30 Minuten in der Woche ausüben. Der Kraftsport stärkt die Muskulatur, die dann die Sehnen, Gelenke und Knochen trainiert. Durch diese Belastung wird das Skelett gekräftigt. Alle anderen Sportarten wie Laufen, Walken oder Fahrrad fahren sind ebenfalls sinnvoll, aber nicht so effektiv. Die Ausdauersportarten dienen vielmehr dem Herz- Kreislaufsystem. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Kraftsport zur Bekämpfung eine Fatigue-Syndroms bei Tumorerkrankungen hocheffektiv ist. Kraftsport kann von vielen Patientinnen, für die eine langwierige Ausdauersportart zu viel ist, problemlos ausgeübt werden.
Kalle58J: Wie kommt ein Wirkstoff gegen Osteoporose durch die Magen-Darm-Sperre trotz Verdauung in die Knochen?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Medikamente, die zur Bekämpfung einer Osteoporose gespritzt oder infundiert werden, haben nicht das Problem der mangelhaften Aufnahme aus dem Darm! Das ist auch ein Grund, warum solche Medikamente zu bevorzugen sind (z.B. Denosumab subkutan, Zoledronsäure oder Ibandronsäure intravenös). Wenn Bisphosphonate in Tablettenform verabreicht werden, muss man sie entsprechend hoch dosieren, damit eine ausreichende Menge aus dem Darm aufgenommen wird. Kalziumhaltige Speisen oder Getränke behindern die Aufnahme, daher müssen orale Bisphosphonate nüchtern eingenommen werden.
Carla: Ist Osteoporose unausweichlich wenn man älter als 70 Jahre ist?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Nein eine Osteoporose ist nicht unausweichlich. Es gibt zahlreiche Menschen, die 70 Jahre und älter sind, die stabile Knochen und eine gute Knochendichte besitzen. Das Alter ist nur ein Risikofaktor. D.h., je älter man wird, umso mehr Menschen werden mit einer Osteoporose angetroffen. Unausweichlich ist es keineswegs.
Conny_Feurich: Wie lange wirkt eine Hormontherapie in den Wechseljahren nach? Ich bereue sehr, dass ich mich damals dazu habe überreden lassen von meinem Frauenarzt, denn um mich herum haben drei Freundinnen – alle mit Hormontherapie – Brustkrebs bekommen. Wie lange dauert es, bis als Folge von Brustkrebs, sich Knochenmetastasen bilden können?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Auswirkungen einer Hormontherapie um die Wechseljahre herum (das betrifft nur die Kombination aus Östrogenen und Gestagenen) wirkt nach, je länger sie verabreicht wurde. Auch wenn Sie in Ihrem persönlichen Kreis einige, wenige Beispiele der Kombination von Hormontherapie und Brustkrebs erlebt haben, ist das Risiko nicht sehr groß, aber eben signifikant. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Frauen mit Brustkrebs nach einer Hormontherapie seltener Knochenmetastasen erleiden. Trotzdem lautet meine Empfehlung: Eine Hormontherapie sollte bei schwerwiegender Beeinträchtigung der Lebensqualität eingesetzt werden, aber nur so kurz wie möglich. Nebenbei erwähnt: Die alleinige Verabreichung von Östrogenen, nach Entfernung der Gebärmutter, geht nicht mit einem gesteigerten Risiko für eine Brustkrebserkrankung einher.
Denim: Ich frage mich, warum ich Pausen machen soll zwischen den Chemotherapien. Habe große Sorge, dass in der Zeit der Erfolg der vorangegangenen Chemo wieder zunichte gemacht wird. Ganz besonders habe ich Angst vor Knochenmetastasen. Um das zu verhindern nehme ich Bisphosphonate. Reicht das, oder sollte ich noch mehr oder andere Medikamente einnehmen?
Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Pause zwischen den einzelnen Chemotherapieren muss gemacht werden, damit sich der Körper von der Belastung erholt. Das betrifft insbesondere die Blutkörperchen im Knochenmark. Die zusätzliche Einnahme von Bisphosphonaten senkt nachweislich das Risiko für eine spätere Knochenmetastasierung, man vermeidet es aber nicht völlig. Die beste Therapie gegen eine Metastasierung ist die Kombination aus allen therapeutischen Möglichkeiten, die man Ihnen anbietet.
Hinweis: Mit freundlicher Unterstützung von AMGEN GmbH, München
Ende der Sprechstunde.