Das kranke Herz - Die Aortenklappenstenose
PROTOKOLL
Das kranke Herz - Die Aortenklappenstenose
Jon_Plambeck: Darf meine Frau wirklich noch Sport machen, trotz einer Aortenklappen-Stenose?
Prof. Dr. Fischlein: Nach einer Aortenklappenoperation, bei welcher die kaputte Aortenklappe durch eine Prothese ersetzt wird, ist man in diesem Sinne nicht wirklich herzkrank. Soweit der Herzmuskel nicht geschädigt ist, hat man eine Lebenserwartung, welche gleichzusetzen ist mit gleichaltrigen Personen, welche nicht an der Aortenklappe operiert wurden. Somit geht man davon aus, dass eine gute Belastungsfähigkeit nach Aortenklappenoperation besteht. Also, Personen nach Aortenklappenoperation dürfen Sport durchführen, das sollen sie auch. Wenn man nun vor einer Operation steht und eine die Herzfunktion belastende Stenose vorweist, sollte nurmehr eingeschränkt Sport betrieben werden. Es kommt natürlich auch immer auf die Sportart an. Bei einer hochgradigen Aortenklappenstenose empfehle ich normale tägliche Bewegung, wie z.B. Spazierengehen, aber keinen belastenden Sport durchzuführen.
N_Zunger: Gibt es Gradeinteilungen (Stadien) zur Aortenklappeneinengung?
Prof. Dr. Fischlein: Es gibt bei den Aortenklappeneinengungen, bei der sogen. Aortenklappenstenose, vier Grade: I, von Grad I - ist gleich leichtgradig- bis Grad IV - hochgradig.
Günther-Reichel: Was ist der Unterschied zwischen einer mechanischen und einer biologischen Herzklappe?
Prof. Dr. Fischlein: Der große Unterschied zwischen diesen beiden Herzklappenprothesen ist das dafür verwende Material. Biologische Herzklappen werden meistens aus tierischen Materialien angefertigt, wie z.B. aus dem Herzbeutel des Rindes. Bis vor kurzem hat man auch häufig Herzklappen von Schweinen verwendet. Diese biologischen Materialien werden alle mit Glutaraldehyd fixiert, dadurch wird das Gewebe fest und die Prothese wird vom Träger nicht mehr abgestossen. Da der Körper dies nicht als Fremdmaterial erkennt. Der große Vorteil der Bioprothesen ist, sie sind nicht thrombogen, das bedeutet: Träger von biologischen Klappenprothesen müssen nicht antikoaguliert werden. Damit meint man eine Behandlung z.B. mit Marcumar, dadurch wäre der Patient ein sogen. "künstlicher Bluter". Auf der anderen Seite können biologische Prothesen jedoch kaputt gehen, also degenerieren. Das bedeutet, dass biologische Prothesen evtl. nach einer Implantationsdauer von 10-15 Jahren erneuert werden müssen. Anders verhält es sich mit mechanischen Prothesen. Diese sind thrombogen, also es können sich auf der Oberfläche Blutkoagel bilden, daher ist eine Antikoagulation unbedingt lebenslang erforderlich. Dies kann bei Verletzungen gefährlich sein. Jedoch halten diese mechanischen Prothesen, welche oft aus Carbon hergestellt werden, quasi ewig. Zusätzlich kann das Klickgeräusch für die Patienten unangenehm sein.
Barakuda: Wann ist welche Klappe richtig? Wir haben eine Spedition. Mein Mann (54) fährt auch selbst und packt mit an. Weil wir sehr scharf kalkulieren, sind wir gut im Geschäft. Aber der Druck ist groß. Nach einer angespannten Arbeitsphase hat mein Mann einen relativ leichten Herzinfarkt bekommen am zweiten Erholungstag. Dabei wurde festgestellt, dass seine eine Herzklappe nicht ausreichend schließt. Er würde gern dieses einfache Verfahren ohne große Operation. Davon wird ihm aufgrund seines Alters abgeraten. Jetzt stellt sich die Frage: Was tun? Wovon hängt ab, was für ihn richtig ist?
Prof. Dr. Fischlein: Ich gehe davon aus, dass bei Ihrem Mann die Aortenklappe nicht mehr richtig schließt. In diesem Fall muss man nicht unbedingt die Herzklappe ersetzen, sondern kann je nach Pathologie diese Herzklappe auch reparieren. Wir nennen das Rekonstruktion, dabei wird die eigene Herzklappe wieder so hergestellt, dass sie gut schließt. Ich nehme an, Sie haben auch einen minimalinvasiven Vorgang angesprochen, welcher über einen Katheter durchgeführt wird, das sogen. TAVI-Verfahren. Hier wird dann eine Prothese in die erkrankte Herzklappe eingesetzt. Dieses Verfahren wird jedoch bei undichten Aortenklappen nicht angewendet. Außerdem ist Ihr Mann noch recht jung und ein chirurgisches Verfahren ist ihm durchaus zuzumuten. Eine mögliche Klappenrekonstruktion könnte auch, wie wir es in Nürnberg durchführen, über einen kleinen Zugang minimalinvasiv erfolgen. Falls eine Rekonstruktion nicht möglich ist, muss die Aortenklappe durch eine Prothese ersetzt werden. In seinem Alter eher mit einer mechanischen Prothese, man kann dies jedoch auch mit einer biologischen Prothese durchführen, mit dem "Pferdefuss", dass die biologische Prothese nur begrenzt lange hält (10-15 Jahre).
Samira-Savatga: Wo ist der Engpass, wenn man von einer Aortenklappenstenose spricht?
Prof. Dr. Fischlein: Bei einer Aaortenklappenstenose wird der Durchfluss des Blutes von der linken Kammer in die Hauptschlagader behindert. Eine Herzklappe entspricht einem Ventil, welches das Blut in die richtige Richtung leitet. Bei einer Stenose ist dann die Aortenklappe meist durch Verkalkung starr und unbeweglich, damit ist die Öffnung dieses Ventils klein. Dadurch muss das Blut durch dieses Nadelöhr durchgepresst werden. Die linke Herzkammer ist damit ausgesprochen angestrengt und die Muskelmasse nimmt zu. Dies kann zu speziellen Symptomen führen wie: Luftnot, Zunahme der Herzmuskelmasse, Druck hinter dem Brustbein, Ohnmachtsanfälle.
Jana_Pein: Wenn ein technisches Medizinprodukt wie eine Herzklappe neu entwickelt wird, müssen die Chirurgen dann geschult werden für den Einsatz? Kann ich mich darauf verlassen, dass mein Herzchirurg den Umgang sicher beherrscht?
Prof. Dr. Fischlein: Ein Herzklappenersatz ist heute ein Routineeingriff in der Herzchirurgie. Die Technik dazu wird während der Ausbildung eines Herzchirurgen intensiv trainiert. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Ihre Herzchirurgin, oder Ihr Herzchirurg einen solchen Eingriff beherrscht. Über neue Herzklappenprodukte werden auch erfahrene Herzchirurgen ausführlich informiert, und oft sogar bei neuen Technologien durch einen sogen. Proktor (Lehrer) eingeschult und unterstützt.
Tom: Wie unterscheidet sich eine Stenose von einer Undichtigkeit?
Prof. Dr. Fischlein: Die Stenose einer Herzklappe bedeutet eine eingeschränkte Beweglichkeit und Öffnung der Klappe. Auf der anderen Seite nennen wir die Undichtigkeit auch Insuffizienz, welche die eingeschränkte Schlußfähigkeit der Herzklappe beschreibt. Die Stenosen werden meist durch Degeneration und anschließender Verkalkung verursacht. Dies kann auch durch lokale Entzündungsreaktionen bewirkt werden. Die Insuffizienz ist häufig durch eine Gewebserweiterung im Klappenringbereich verursacht, oder kann ebenfalls über eine Entzündung ausgelöst werden (z.B. Endokarditis).
Waage: Mir (männlich 56J) ist eine neuartige Herzklappe vorgeschlagen worden, die aus besonders aufbereitetem Rindergewebe besteht. Die Vorstellung ein Stück Kuh an der zentralen Schaltstelle meines Körpers zu haben finde ich ziemlich beängstigend. Wie verliere ich diese Angst und fasse Vertrauen?
Prof. Dr. Fischlein: Ich kann Sie beruhigen, dieses aufbereitete Rindergewebe wird heutzutage in den meisten Fällen für die Herstellung von biologischen Herzklappenprothesen verwendet. In unserer Klinik wird eine solche Prothese fast täglich routinemäßig implantiert. Aufgrund der schon Jahrzehnte langen Erfahrung mit diesen Perikardprothesen (Herzbeutelgewebe), kann man auf die gute Funktion eines solchen Implantates vertrauen. All diese Prothesen werden mit Glutaraldehyd behandelt und dieses tierische Gewebe entspricht dann mehr oder weniger einem tanniertem Leder. Es sind also keine lebenden Rinderzellen mehr vorhanden. Eine Alternative dazu wären die nurmehr selten verwendeten Schweineklappenprothesen. Ich empfehle Ihnen jedoch aus meiner Erfahrung die Perikardprothese, oder aber eine mechanische Prothese, wobei Sie dann jedoch lebenslang antikoaguliert werden müssen (z.B. Macumar).
P_Loewer: Muss bei einem Klappenaustausch immer das Brustbein aufgesägt werden, wenn am offenen Herzen operiert wird? Das ist ja eine richtig große Operation! Wie lange dauert es, bis der Brustkorb wieder stabil zusammengewachsen ist?
Prof. Dr. Fischlein: Dabei kommt es immer darauf an, um welche Herzklappe es sich dabei handelt. Die Aortenklappe kann man auch über einen kleinen Schnitt operieren. Entweder über eine kleine Öffnung des Brustbeines, oder des Zwischenrippenraumes rechts - dabei muss das Brustbein dann gar nicht eröffnet werden. Bei der Mitralklappe kann man ebenfalls minimalinvasiv zugehen wobei der 4. Rippenzwischenraum auf der rechten Seite. Nicht alle herzchirurgischen Kliniken verwenden diese minimalinvasiven Zugänge, sondern eröffnen das gesamte Brustbein in der Länge. Dazu ist jedoch zu sagen, dass die Längseröffnung des Brustbeines der konventionelle Standardzugang in der Herzchirurgie ist. Dadurch ist das gesamte Herz in seinem vollen Umfang zugänglich. Das Brustbein wird nach dem Eingriff mit Drahtschlingen verschlossen. Die Heilung ist ausgesprochen gut und wir gehen davon aus, dass ein solches Brustbein, wie nach einem Knochenbruch auch wieder nach drei Monaten voll belastbar ist.
Jovic: Wovon hängt ab, ob eine mechanische Klappe oder eine Bioklappe eingesetzt wird? Habe ich als Patient ein Mitspracherecht?
Prof. Dr. Fischlein: Es gibt genaue Leitlinien, also Vorschriften, welcher Klappentyp für welchen Patienten verwendet werden sollte. In der Auswahl hat jedoch der Patient immer Mitspracherecht. Eine einfache Regelung ist folgende: Über 65jährige bekommen biologische Prothesen, alle jüngeren mechanische. Jedoch gehen wir in der Nürnberger Herzchirurgie damit so um, dass wir nach Rücksprache mit dem Patienten, unter Einschluß seiner körperlichen Situation auch im jüngeren Alter biologische Prothesen verwenden. Dies hat damit zu tun, dass Träger von biologischen Prothesen nicht antikoaguliert werden müssen (z.B. Macumar) und dadurch eine verbesserte Lebensqualität erhalten.
Prof. Dr. Fischlein: Prof. Fischlein macht eine kurze Pause.
Vadim_Kasselov: Hatte ein gutes Gespräch mit dem hier - Dortmund - ansässigen Herzchirurgen. Der erklärte mir, das zentrale Problem bei Herzklappen sei immer der Kalk. Ist das dieser bröselige Kalk, wie man ihn aus der Dusche und Kaffeemaschine kennt? Unvorstellbar, so etwas in meinem Herzen zu haben. Kann man das nicht verhindern? Das Material „imprägnieren“ o.ä? Da muss doch jemand dran forschen und es muss doch dafür Lösungen geben. Gegenwärtig bin ich nicht bereit zu einer solchen Operation.
Prof. Dr. Fischlein: Da hat Ihr Herzchirurg recht, meistens ist es der Kalk, welcher die Aortenklappe zerstört. Aortenklappen, aber auch die Mitralklappe, degenerieren oft im Alter. Das bedeutet, dass das Herzklappengewebe durch Kalkeinlagerungen unbeweglich wird und dadurch den Blutfluß im Herzen behindert. Damit stellt eine solche verkalkte Herzklappe ein mechanisches Hindernis dar. Dies sollte - je nach Schweregrad - beseitigt werden, da sonst die Herzfunktion darunter leidet. Dies macht man durch einen Herzklappenersatz, indem man eine Prothese implantiert. Leider kann man diese Verkalkungen nicht durch einfache Methoden wegbringen, wie z.B. durch "Calgonit". Dies funktioniert nur bei Kaffee- oder Waschmaschinen. "Bröselkalk" ist es nicht, aber der Kalk befindet sich im Gewebe und macht die Herzklappen steiff und unbeweglich.
Kalismann: Weil meine Frau letzthin schnell kurzatmig wurde, früher war sie körperlich sehr leistungsfähig, hat sie sich untersuchen lassen. Es kam heraus eine leichte Engstelle an der Aortenklappe. Zunächst kein Handlungsbedarf. Dann wurde sie plötzlich ohnmächtig. Da hieß es fortgeschrittene Stenose. Innerhalb von zwei Wochen? Das passt nicht. Jetzt soll sie operiert werden, aber uns fehlt das Vertrauen? Die medizinischen Unterlagen liegen in einem westfälischen Zentrum. Kann man da überhaupt noch wechseln?
Prof. Dr. Fischlein: Wechseln können Sie immer. Das ist allein Ihre Entscheidung. Sie haben aber recht, es ist eigenartig, dass diese sogen. Aortenklappenstenose in so kurzer Zeit hochgradig wurde. Dieses plötzliche ohnmächtig werden nennen wir Synkope und dies ist ein Alarmzeichen für eine hochgradige Aortenklappenstenose. Hier muss man eine baldige, bis dringliche Herzklappenoperation empfehlen. Die Einrichtung, in der sich Ihre Frau einem solchen Eingriff unterzieht, kann sie sich durchaus selbst auswählen.
F. Pfarr: Was macht das mit der Pumpleistung des Herzens, wenn der Blutstrom nicht ungehindert zum Herzen gelangt? Was für Langzeitauswirkungen hat das für den Körper?
Prof. Dr. Fischlein: Bei undichten Herzklappen muss die "Pumpe" - oder das Herz - die Mehrarbeit leisten. Das bedeutet, dass bei lang anhaltendem Klappenfehler die Herzleistung schlechter wird. Daher sollten hochgradige Klappendefekte, welche die Herzleistung negativ beeinflussen, beseitigt werden. Dies kann durch einen Klappenersatz, oder durch eine Klappenrekonstruktion - die patienteneigene Herzklappe wird funktionstüchtig repariert - erfolgen. Wenn sich die Herzleistung reduziert ist, werden dadurch auch andere Organsysteme (Niere, Gehirn, Leber usw.) in Mitleidenschaft gezogen. Die Körperdurchblutung ist durch das Leistungsdefizit des Herzens reduziert. Die Unterversorgung kann also schwerwiegende Einschränkungen nach sich ziehen.
MarkusMatthis: Wir leben in der Nähe von dem Herzzentrum Lübeck. Es wurde uns sehr empfohlen. Aber natürlich haben die Ärzte dort unterschiedliche persönliche Erfahrung im Umgang mit meiner Erkrankung (Undichtigkeit der Aorten-Herzklappe). Wie kann ich herausfinden, ob ich bei dem „richtigen“ Arzt bin und nicht bei einem der noch Anfang steht in diesem Bereich Wissen aufzubauen? Es geht um die zentrale Entscheidung für eine mechanische- oder biologische Herzklappe.
Prof. Dr. Fischlein: Ich kann Sie beruhigen, eine Herzklappenoperation, in diesem Fall ein Aortenklappenersatz, stellt den zweithäufigsten Routineeingriff in der Herzchirurgie dar. In einem renommierten Herzzentrum wie Lübeck werden solche Eingriffe fast täglich durchgeführt. Falls ein Chirurg, oder eine Chirurgin noch in Ausbildung ist, werden solche chirurgischen Eingriffe immer von einem erfahrenenen Senior-Chirurgen begleitet. Für Sie stellt ein solcher herzchirurgischer Eingriff natürlich immer etwas Schwerwiegendes dar, ist jedoch für ausgebildete Chirurgen ein alltäglicher und routinierter Eingriff. Trotzdem haben diese chirurgischen Eingriffe auch immer ein Restrisiko. Dieser Gefahr muss man jedoch ins Auge blicken, da eine hochgradige Aortenklappenundichtigkeit eine große Gefahr darstellt und die Lebenserwartung deutlich einschränkt.
Kaliener: Welche Vor- und Nachteile hat eine mechanische oder biologische Klappe während der Operation beim Einsetzen und dann im „Tragen“ oder „Gebrauch“? Ist gerade ein riesiges Thema in unserer Familie, weil diese Entscheidung ansteht für meine Frau (58).
Prof. Dr. Fischlein: Das Ersetzen einer Herzklappe mit biologischer oder mechanischer Prothese erfolgt meistens nach gleichem Prinzip. Dabei wird die Prothese mit mehreren Nähten im Klappenringbereich fixiert, also eingenäht. Es gibt biologische Prothesen welche auch ohne Nähte bzw. mit nur wenigen Nähten eingebaut werden können, sogen. nahtfreie Prothesen. Nach dem Einsatz gibt es sehr wohl Unterschiede. Bei mechanischen Prothesen wird eine lebenslange Antikoagulation (z.B. Macumar) notwendig. Dies ist bei den biologischen Prothesen nicht der Fall, diese können jedoch nach 10-15 Jahren degenerieren oder kaputt gehen. Dann wäre ein neuer Ersatz notwendig. Wobei dies auch mittels kathetergestützter Technik ermöglicht werden kann. Dabei wird über einen Katheter eine neue Prothese in die alte eingesetzt - das sogen. Valve-in-Valve Verfahren.
Jo_Gabriel: Vor 7 Monaten wurde eine nachhaltige Aortenklappenstenose bei mir diagnostiziert im Rahmen von OP-Vorbereitung für ein neues Hüftgelenk. Das habe ich bekommen. Geht alles bestens. Habe kein Übergewicht, fahre wenig Auto dafür jeden Tag rund ca. 20km reales Fahrrad (kein Ergometer) saune mind. einmal pro Woche in eigener Sauna. Es geht mir rundum gut, trotzdem soll ich operiert werden. Warum? Ich möchte das nicht. Bringe ich mich in Gefahr?
Prof. Dr. Fischlein: Schön, dass es Ihnen noch so gut geht! Es kommt immer darauf an, wie hochgradig Ihre Aortenklappenstenose ist. Soweit Sie sich dadurch körperlich nicht eingeschränkt fühlen und Ihre Herzfunktion dadurch nicht eingeschränkt wird, ist noch alles gut, und Sie benötigen keinen chirurgischen Eingriff. Nachdem sich jedoch erste klinische Anzeichen zeigen, wie Luftnot, Druckgefühl in der Brust, Schwindel oder aber im Herzecho (Ultraschall) eine Einschränkung der Herzleistung feststellbar ist, sollte ein solcher Eingriff bald durchgeführt werden. Erst dann bringen Sie sich wirklich in Gefahr.
MarliesHegewisch: Bisher ist mir bekannt, dass Gewebe von Schweinen für Herzklappen eingesetzt wurde, weil Schweine wohl dem Menschen relativ ähnlich sind. Warum der Schwenk auf Kuhgewebe?
Prof. Dr. Fischlein: Beides funktioniert gut, hat aber nur wenig damit zu tun, dass das Schwein dem Menschen ähnlich wäre. Es geht vielmehr darum, dass Schweineklappen eine ähnliche Größe wie menschliche Herzklappen aufweisen. Mit der Zeit hat man jedoch festgestellt, dass die Funktion von sogen. Rinderperikard-Bioprothesen (Herzklappenprothesen) vorteilhaft für den Blutfluss sind (Haemodynamik). In der Haltbarkeit weisen heutzutage diese Perikardklappen (Herzbeutelgewebe vom Rind) ebenfalls Vorteile auf.
Tanne: Meine beste Freundin (72) hat alle hier geschilderten Anzeichen, dabei war sie immer aktiv und sportlich. Es wurde bisher nichts entdeckt. Trotzdem ist sie kurzatmig. Welche diagnostischen Möglichkeiten bieten sich an, um eine Aortenklappenstenose auszuschließen, oder eine Undichtigkeit der Klappe zu zeigen?
Prof. Dr. Fischlein: Ihre Freundin sollte sich beim Kardiologen (Internist für das Herz) einer Ultraschalluntersuchung (Herzecho) unterziehen. Dabei kann man einfach und schmerzlos die Funktion des Herzens und die der Herzklappen untersuchen und feststellen. Zusätzlich ist jedoch auch an eine evtl. Lungenerkrankung zu denken. Ihre Freundin sollte dies mit Ihrem praktischen Arzt besprechen und dann zusätzlich auch einen Lungenfacharzt aufsuchen.
Ende der Sprechstunde.