Wie schütze ich mein Herz? Ernährung und Cholesterin

Prof. Dr. Stefan Lorkowski
Leiter der Abteilung für Biochemie und Physiologie der Ernährung
 
Institut für Ernährungswissenschaften
Abteilung "Biochemie und Ernährung"
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dornburger Straße 25
07743 Jena
 
Telefon: +49 3641 9 49 710
Telefax: +49 3641 9 49 712
bce@uni-jena.de 
http://www.infarktforschung.de/
 
Der Bereich „Biochemie der Ernährung“ am Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschäftigt sich mit den molekularen Grundlagen der Arteriosklerose und ihrer Folgen (u.a. Herzinfarkte und Schlaganfälle). Im Mittelpunkt stehen Makrophagen, die Fresszellen des zellulären Immunsystems, ihre Bedeutung für den Verlauf und die Folgen der Arteriosklerose. 
 
Ein besonderer Schwerpunkt ist hierbei die Regulation der Aktivierungszustände von Makrophagen durch pharmakologische Maßnahmen. Sowie durch Nahrungsinhaltsstoffe und durch die Interaktion mit benachbarten Zellen mit dem Ziel, neue Ansatzpunkte zur Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen zu identifizieren.

 

PROTOKOLL

Wie schütze ich mein Herz? Ernährung und Cholesterin

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Wir beginnen um 19 Uhr.

Karo-49: Welche Lebensmittel sollte ich meiden und bringt das überhaupt was bei einem LDL von 160?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Es gibt tatsächlich einige Lebensmittel, die man bei einem hohen LDL-Cholesterol vermeiden sollte. Dazu gehören Lebensmittel, die sehr viele gesättigte Fettsäuren enthalten. Das sind dementsprechend tierische Lebensmittel, die viel Fett enthalten, wie beispielsweise Wurstwaren und fettes Fleisch. Was häufig vergessen wird, ist, dass auch manche Pflanzenfette viele gesättigte Fettsäuren enthalten. Dazu gehören das Kokosfett und das Palmfett. Auch cholesterinreiche Lebensmittel sollten seltener verzehrt werden. Das sind beispielsweise Fleischwaren, aber auch das klassische Hühnerei. Man muss nicht komplett auf diese Lebensmittel verzichten, sollte sie aber in Maßen verzehren. Die Effekte, die wir auf das LDL-Cholesterin erzielen, sind bei einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung sehr beachtlich. In Einzelfällen sind Senkungen des LDL-Cholesterins durch eine ausgewogene Ernährung von bis zu 30 Prozent zu beobachten.

PaulaOzzeker: Hilft es, insgesamt einfach weniger Fett zu essen, oder geht es grundsätzlich um spezielle Fette? Was erreiche ich damit für mein Herz?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Es geht gerade nicht darum, einfach weniger Fett zu essen. Es geht vor allem darum, die gesättigten Fette zu vermeiden, wie wir sie in fettreichen tierischen Lebensmitteln finden und im Kokos- und Palmfett. Besonders wichtig ist es, Lebensmittel zu verzehren, die besonders reich sind an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Das sind beispielweise bestimmte Pflanzenöle, wie das Leinöl und auch das Rapsöl. Beide Pflanzenöle sind besonders reich an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren. Denn gerade von Lebensmitteln, die besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind, essen wir zu wenig. Auch Pflanzenöle wie das Olivenöl können Bestandteil einer ausgewogenen herzgesunden Ernährung sein. Olivenöl enthält viel Ölsäure, eine einfach ungesättigte Fettsäure und sekundäre Pflanzenstoffe, wie Polyphenole, die wahrscheinlich ebenfalls die Herzgesundheit fördern. Diese ungesättigten Pflanzenöle helfen dabei, vor allen Dingen das LDL-Cholesterin zu senken. Wichtig ist, die Lebensmittel, die viele tierische Fette, also gesättigte Fettsäuren enthalten, durch Lebensmittel zu ersetzen, die reich sind an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Ein gutes Beispiel ist die mediterrane Kost, die in der Regel relativ fettreich ist, bei der das Fett aber im Wesentlichen aus ungesättigten Fettsäuren besteht. Zu guter Letzt gehört auch fetter Meeresfisch, wie Lachs, Makrele und Hering zu einer ausgewogenen Ernährung, weil das Fett von Kaltwasserfischen reich an sogen. langkettigen Omega-3 Fetten ist. Meeresfisch ist neben einigen Algen die einzige Nahrungsquelle für uns Menschen, die diese besonderen Omega-3 Fettsäuren enthalten.

Svea-Reißner: Was sind Transfette, die immer häufiger angeprangert werden. Haben die etwas zu tun mit einer Fettleber? Was lösen Transfette im Körper aus? Allgemein, oder nur in den Herzkranzgefäßen?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Transfette sind Fettsäuren, die bei der technologischen Verarbeitung von Pflanzenölen zu festen Fetten entstehen können. Hierbei benutzt man Wasserstoff, um die Doppelbindungen von ungesättigten Fettsäuren zu hydrieren (zu sättigen). Damit erreicht man, dass das flüssige Öl fest wird. Bis vor einigen Jahren hat man diese technologische Verarbeitung benutzt, um aus Pflanzenölen Margarine herzustellen. Um den Gehalt an Transfetten in Margarine zu reduzieren, stellt man heute Margarine auf eine andere Art und Weise her. Vereinfacht gesagt mischt man heute feste Pflanzenfette, wie Kokosfett und Palmfett, mit Pflanzenölen, um Margarine herzustellen. Deswegen bezeichnet man Margarine heute auch als Mischfett. Durch diese Herstellungsweise können keine Transfette mehr entstehen. Desweitere finden sich Transfette manchmal in frittierten Lebensmitteln, wie Chips oder Krapfen. Aber auch hier vermeidet inzwischen die Industrie die Entstehung von Transfetten durch optimierte Herstellungsverfahren und den Einsatz bestimmter Pflanzenöle, aus denen keine Transfette entstehen können. Durch die optimierten Herstellungsverfahren enthalten unsere Lebensmittel in Deutschland kaum noch Transfettsäuren. Allerdings ist die Situation in anderen europäischen Ländern, gerade in den osteuropäischen Ländern, anders. Die Gesundheitsgefahren der Transfette bestehen darin, dass sie das LDL-Cholesterin erhöhen (und damit das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen), sie das HDL-Cholesterin senken und die Triglyceride erhöhen.

Bruhn: Zucker ist ja der große Buhmann unserer Zeit zusammen mit Fett. Hat Zucker auch auf das Cholesterin Einfluss, weil es auf schädliche Art und Weise umgebaut wird und sich an Gefäßen ablagert (schrecklicher Gedanke!)?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: In der Tat ist Zucker ebenso wie das gesättigte Fett für unsere Herzgesundheit schädlich. Ob Zucker tatsächlich den Cholesterinspiegel beeinflusst, hängt von der gesamten Ernährung ab. In erster Linie erhöht ein hoher Verzehr an Zucker die Triglyceride im Blut und diese sind ebenfalls ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen. Tatsächlich zeigen aktuelle Studien, dass der häufige Verzehr von Lebensmitteln, die zugesetzten Zucker enthalten, ebenso wie der häufige Konsum von zuckergesüssten Getränken zu mehr Ablagerungen in den Gefäßen führt und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht. Neben Zucker gilt dies wahrscheinlich auch für Lebensmittel, die hochverarbeitete Stärke enthalten. Das sind ballaststoffarme und mikronährstoffarme Lebensmittel, die aus Weißmehl hergestellt werden (beispielsweise Toastbrot). Anders verhält es sich aber mit kohlehydratreichen Lebensmitteln, die viele Ballaststoffe enthalten (z.B. Vollkornprodukte). Der Verzehr von vielen Vollkornprodukten senkt das LDL-Cholesterin und schützt vor Herz-Kreislauferkrankungen und auch vor Diabetes mellitus Typ II.

MoniRummelsmann: Nach meiner Kenntnis geht es immer darum, das zu hohe (ungesunde) Cholesterin zu senken. Würde es evtl. auch helfen, das gesündere Cholesterin zu stärken? Vielleicht ginge das einfacher, denn das medikamentöse Senken ist ja ein ziemlicher Eingriff in den Stoffwechsel, oder?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Wir wissen aus aktuellen Studien, dass das gesündere Cholesterin nicht so wirksam ist, wie lange gedacht. In der Tat ist es so, dass insbesondere das hohe ungesunde LDL-Cholesterin der entscheidende kausale Risikofaktor ist. Aus diesem Grund ist auch bei einer Ernährungsumstellung zum Schutz vor Herz-Kreislauferkrankungen die Senkung des LDL-Cholesterins ein wichtiges Ziel. Die medikamentöse Senkung des LDL-Cholesterins ist wesentlich besser verträglich, als weithin gedacht. Der Grund dafür ist u.a., dass durch unsere westliche Lebensweise (zu viel Essen, zu viele gesättigte Fette, zu viel Zucker und hochverarbeitete Stärke, sowie zu wenig Bewegung) das LDL-Cholesterin stark erhöht wird. Je nach dem Schweregrad der Gefäßablagerung wird das LDL-Cholesterin medikamentös auf den natürlichen Spiegel gesenkt, oder auch bewusst darunter, wenn das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen besonders hoch ist. Bisher gibt es keine Anzeichen, dass eine medikamentöse Senkung des LDL-Cholesterins größere gesundheitliche Risiken birgt. Im Gegenteil, klinische Studien zeigen nachweislich, dass die medikamentöse Senkung des LDL-Cholesterins langfristig vor Herz-Kreislauferkrankungen, ebenso wie eine ausgewogene Ernährung schützt.

Luckner: Kann ich über Ballaststoffe das LDL-Cholesterin senken?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Ja! Ballaststoffe sind ein ganz wesentliches Element einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung zur Senkung des LDL-Cholesterins. Im Darm binden Ballaststoffe Gallensäuren, so dass diese vermehrt mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Der Körper muss dann aus Cholesterin Gallensäuren produzieren, und dies führt zu einer Senkung des LDL-Cholesterins. Große Studien haben immer wieder gezeigt, dass ein hoher Verzehr von Ballaststoffen ebenso wie der hohe Verzehr von Vollkornprodukten nicht nur das LDL-Cholesterin senkt, sondern auch das Risiko an Herz-Kreislauferkrankungen zu versterben, einen Diabetes mellitus Typ II zu entwickeln, oder an Dickdarmkrebs zu erkranken. Leider essen die meisten Deutschen viel zu wenig Ballaststoffe und auch zu wenig Vollkornprodukte.

ODDE: Warum darf die Ernährungsindustrie diesen ganzen Müll produzieren und falsche Angaben auf Produkten machen? Bei allem Überfluss, ernährt sich die Bevölkerung immer schlechter, aber keine Partei hat bisher sinnvoll eingegriffen in die Herstellung mega ungesunder Lebensmittel. Wie kommen wir als Gesellschaft und als Verbraucher aus dieser ungesunden Sackgasse?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Falsche Angaben darf die Ernährungsindustrie auf Produkten nicht machen. Oftmals sind Angaben allerdings für den Verbraucher irreführend. Grundsätzlich ist erst einmal der Verbraucher in der Verantwortung, sich zu informieren, was er eigentlich verzehrt. Meist reagiert die Industrie mit ihren Lebensmitteln auf Wünsche der Verbraucher und adressiert deren Bedürfnisse. Aus meiner Sicht müssen wir dem Verbraucher vermehrt helfen, wie er sich bewusst für eine gesündere Ernährung entscheiden kann. Dazu gibt es viele Ansätze, die in Deutschland häufig noch nicht genutzt werden, wie z.B. eine Zuckersteuer, die Subventionierung gesundheitsfördernder Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, und gesetzliche Vorgaben, die beispielsweise eine gute Qualität des Essens in Schulen, Kindergärten und Kantinen sicherstellen. Hier könnte tatsächlich der Gesetzgeber den Verbraucher durch entsprechende gesetzliche Regelungen  unterstützen. Zu guter Letzt wäre sicherlich auch die Förderung einer besseren Ernährungsbildung, z.B. in Kindertagesstätten und Schulen, sinnvoll. Aber das alles entbindet den Verbraucher nicht, eigenverantwortlich auf seine Gesundheit zu achten. Letztlich entscheidet er selber, was er isst, und jeder hat die Möglichkeit, sich bewusst für eine ausgewogene Ernährung zu entscheiden.

Lingner: Je mehr ich mich mit diesem Thema befasse, desto mehr wird mir klar, was für ein großartiges Chemielabor mit unterschiedlichen Abteilungen der menschliche Körper ist. Aber auch, wo die Grenzen liegen. Nach dem, was ich herausgefunden habe, ist der Einfluss zur Senkung des Cholesterins über die Ernährung nur marginal möglich. Warum nicht gleich Medikamente einsetzen, um das Herz zu schützen?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Das ist leider ein weit verbreiteter Irrtum. Aktuelle Studien haben gezeigt, dass in Ländern wie Deutschland die Ernährung unser größter Risikofaktor ist. Diese Studien haben ergeben, dass in Deutschland mehr als 40 Prozent der Herz-Kreislauferkrankungen auf eine unausgewogene Ernährung zurückzuführen sind. Der Wechsel zu einer ausgewogenen Ernährung, wie der mediterranen Kost, einer vegetarischen Ernährung oder einer vollwertigen Ernährung nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, senken das LDL-Cholesterin um mindestens 5-10 Prozent beim Vorliegen einer Hypercholesterinämie. Eine konsequente Ernährungsintervention kann bei Patienten mit Hypercholesterinämie das LDL-Cholesterin um bis zu 30 Prozent senken. In vielen Fällen ist damit ein Absenken des LDL-Cholesterin auf physiologische Werte möglich. Bei älteren Menschen oder insbesondere Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko ist jedoch eine Senkung des LDL-Cholesterins unter physiologische Werte wichtig (LDL-Zielwerte der kardiologischen Leitlinien). Aus diesem Grund sehen alle Leitlinien zur Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen eine Umstellung des Lebensstils als Basis für eine medikamentöse Therapie. Darüberhinaus senkt eine ausgewogene Ernährung nicht nur das LDL-Cholesterin, sondern senkt auch die Triglyceride im Blut, hilft bei der Normalisierung des Körpergewichts, senkt den Blutdruck und verbessert den HbA1c-Wert. Zu guter Letzt hilft eine ausgewogene Ernährung dabei, Entzündungsprozesse im Körper zu mindern und die Auflösung von Entzündungen zu verbessern.

Rogall: Verstehe den Zusammenhang nicht, dass die „fette“ Avocado meinen zu hohen LDL-Wert senken kann. Was löst die Avocado aus, oder was verändert sie?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Studien in den letzten Jahren haben uns gezeigt, dass nicht der Fettgehalt der Ernährung entscheidend ist, sondern die Qualität der Nahrungsfette. Unter einer hohen Qualität der Nahrungsfette verstehen wir ungesättigte und insbesondere mehrfach ungesättigte Fette. Viele Pflanzenöle enthalten viele einfach und viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Diese Fettsäuren helfen dabei, das LDL-Cholesterin zu senken. Im Gegensatz dazu erhöhen Lebensmittel, die viele gesättigte Fette enthalten das LDL-Cholesterin. Der Grund dafür ist, dass unser Körper gesättigte Fettsäuren anders verstoffwechselt, als ungesättigte Fettsäuren. So haben klinische Studien deutlich gezeigt, dass ein vermehrter Verzehr von Lebensmitteln, die reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren besonders gesundheitsförderlich sind, während eine Ernährung mit viel gesättigten Fettsäuren das kardiovaskuläre Risiko erhöht, u. a. weil die gesättigten Fette das LDL-Cholesterin erhöhen. Platt gesagt bedeutet dies, dass nicht nur die Avocado gesund ist, sondern alle pflanzlichen Lebensmittel, die reich an einfach und mehrfach gesättigten Fettsäuren sind.

Harry_Waterstraaten: Es wird immer so viel Wert gelegt auf gesunde Ernährung. Hat Nikotin Einfluss auf Cholesterinwerte oder Ablagerungen in Herzkranzgefässen?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Rauchen ist einer der wichtigsten kardiovaskulären Risikofaktoren. Deswegen wird die Rauchentwöhnung auch als eine der wichtigsten Maßnahmen eines verbesserten Lebensstils empfohlen. Zahlreiche Studien haben ganz klar gezeigt, dass mit jeder gerauchten Zigarette nicht nur das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen steigt, sondern auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. D.h. sowohl zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen, als auch zur Unterstützung der medikamentösen Therapie gehört immer das Quartett aus Verzicht auf Rauchen, eine ausgewogene Ernährung, mehr körperliche Aktivität und Stressreduktion. Deswegen sprechen wir auch von der Umsetzung eines gesunden Lebensstils.

Jana.Becker: Können Äpfel wirklich helfen, das Cholesterin zu senken? Wie viele muss man essen? Ich presse mir jeden Tag frischen Saft aus Möhren und Äpfeln. Trotzdem ist mein LDL an der oberen behandlungsbedürftigen Grenze. Wo liegt der Fehler?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Zur Umsetzung einer ausgewogenen Ernährung empfehlen wir nicht, ausschließlich einzelne Lebensmittel zu essen. Eine ausgewogene Ernährung bedeutet, dass wir abwechslungsreich und vielseitig essen. In der praktischen Umsetzung bedeutet dies, ungesunde Lebensmittel, wie Wurstwaren, zuckergesüsste Getränke und Weißmehlprodukte wegzulassen oder seltener zu verzehren und stattdessen mehr Vollkornprodukte, Nüsse und Samen, Gemüse und Obst zu verzehren. Darüberhinaus hat frisch gepresster Saft den Nachteil, dass wir mehr Kalorien konsumieren, als beim Verzehr der verwendeten Lebensmittel. In der Praxis bedeutet dies, dass wir Obst und Gemüse besser essen, als daraus hergestellt Säfte zu trinken. Beim Saft fehlen z.B. sättigende Fasern und meist trinken wir mehr Saft, als wir die entsprechenden Lebensmittel zu essen. Ein gutes Beispiel ist Apfel- oder Orangensaft. So braucht man für ein Glas Saft mehrere Äpfel oder mehrere Orangen. Diese Menge an Obst würde man aber üblicherweise nicht essen. Darüberhinaus würde ich generell empfehlen, mehr Vollkornprodukte, Nüsse und Samen, sowie Gemüse und Obst zu essen. Aber auch beim konsequenten Umsetzen einer ausgewogenen Ernährung kann der LDL-Cholesterinwert behandlungsbedürftig bleiben. Das kann genetisch, d.h. erblich bedingt sein. In solchen Fällen sollte mit dem Arzt gesprochen werden, damit auf der Basis einer ausgewogenen Ernährung die Möglichkeit einer zusätzlichen medikamentösen Therapie in Betracht gezogen wird.

Doro.Versemann: Ist Lipoprotein ein Cholesterinfett, das man über Ernährung eingrenzen kann? Wie schnell oder langsam entlasten veränderte Essgewohnheiten das Herz?

Prof. Dr. Stefan Lorkowski: Lipoproteine sind Partikel im Blut, die aus Triglyceriden, Cholesterin, Phospholipiden und Proteinen bestehen. Unser Körper nutzt diese Lipoproteine, um Cholesterin und Triglyceride im Blut zu transportieren, weil diese Fette im Blut unlöslich sind. Eines dieser Lipoproteine ist das sogen. LDL. Dieses versorgt den Körper mit Cholesterin. Zu hohe LDL-Cholesterinwerte führen jedoch zu ungewünschten Cholesterinablagerungen in den Blutgefäßen. Aus diesem Grund sollte der LDL-Cholesterinwert nicht zu hoch sein. Das LDL-Cholesterin kann in vielen Fällen durch eine ausgewogene Ernährung effizient gesenkt werden. Das geht tatsächlich relativ schnell. Ernährungsstudien, die wir an unserem Institut durchgeführt haben, zeigen deutlich, dass das LDL-Cholesterin durch eine ausgewogene Ernährung in wenigen Tagen signifikant gesenkt werden kann. Leider geht dieser positive Effekt in wenigen Tagen verloren, wenn wir uns wieder ungesund ernähren. Das heißt im Klartext, dass eine ausgewogene Ernährung konsequent und möglichst dauerhaft umgesetzt werden sollte. Es ist wie beim Sport, regelmäßig und kontinuierlich.

Hinweis: Mit freundlicher Unterstützung von AMGEN GmbH, München



Ende der Sprechstunde.