Brustkrebs – wie Knochen während Chemotherapie schützen?
PROTOKOLL
Brustkrebs – wie Knochen während Chemotherapie schützen?
St. Gallen: Nach Rückfall mit einseitiger Brustamputation wurden mir aufgrund des stark positiven Her-Wertes 6 Chemo-Behandlungen FEC verordnet. Ich hatte zu Beginn der Erkrankung 4 Durchgänge. Warum jetzt die Steigerung? Sind wirklich 6 Behandlungen erforderlich, und wie hoch sind die Erfolge einzuschätzen. Kann ich davon ausgehen, dass damit die Weiterbehandlung abgeschlossen ist?
PROF. DIEL: Ich gehe davon aus, dass Sie mit Rückfall ein Wiederauftreten der Erkrankung in der gleichen Brust meinen. Es kann gut sein, dass wenn die Ersterkrankung schon länger zurückliegt, man damals vier Zyklen als richtig angesehen hat. Inzwischen ist es üblich, sechs Zyklen FEC zu verordnen, oft verbunden mit einer anschließenden Taxan Chemotherapie. Das muss aber nicht sein. Ich vermute, dass Sie wegen des stark erhöhten positiven HER-Wertes auch Herceptin erhalten haben. Das macht man normalerweise, wenn keine Fernmetastasen vorliegen, über ein Jahr.
Wendenburg: Mit geht gerade das Vertrauen völlig verloren, weil keiner richtig mit mir spricht. Ich erfahre von morgens bis abends technische Zuwendung, aber keine menschliche. Es macht mich verrückt, aber es gibt kein Durchbrechen dieses Kreislaufs. Sie QUOT1tun alle nur ihre ArbeitQUOT2, ohne Zuwendung. Es ist zum Verzweifeln. Was muss ich tun, damit ich als Mensch gesehen werde?
PROF. DIEL: Ihr Problem kann ich sehr gut verstehen. Es hat sehr viel damit zu tun, dass für die Behandlung von vielen Krankheiten so genannte Organzentren eingerichtet wurden (z. B. Brust-Zentrum). Das ist eine der Hauptgründe, warum die menschlichen Aspekte bei der Therapie immer mehr fehlen und statt dessen die technisch medizinischen Maßnahmen in den Vordergrund rücken. Da müssen Sie schon Glück haben, wenn Sie in einem dieser Zentren einen Arzt finden, der nicht nur kompetent ist, sondern sich auch die Zeit nimmt, die Ihnen zusteht. Die Erfahrung solcher Patientengeschichten erlebe ich täglich in meiner Praxis. Und, auch wenn ich nicht immer alles richtig mache, es ist für mich ein ungeschriebenes Gesetz, dass Patienten die Zuwendung und die Empathie erfahren müssen, die in einer lebensbedrohlichen Situation wichtig sind. Aber, solange alle neu Erkrankten meinen, dass sie nur in solchen Zentren richtig behandelt werden, wird sich daran wenig ändern. Im Zweifelsfall suchen Sie sich einen neuen Arzt.
Schönfeldt: Meine Frau hat drei Metast. in oder an LWS mit starker Gehbehinderung. Sie wird bestrahlt, dann soll eine medikamentöse Behandlung folgen. Kann man das nicht gleichzeitig machen?
PROF. DIEL: Das ist normalerweise nicht üblich, die Bestrahlung mit einer Chemotherapie oder antihormonellen Therapie zu kombinieren. Da aber die Strahlentherapie von Knochenmetastasen in den meisten Fällen nur zehn Tage in Anspruch nimmt, geht auch keine Zeit verloren. Wenn Ihre Frau tatsächlich nur drei Metastasen hat oder hatte, kann man davon ausgehen, dass sie durch die Strahlentherapie auch völlig zerstört werden. Sollten keine weiteren Metastasen vorhanden sein, wäre eine Chemotherapie in jedem Fall sinnvoll, um mögliche weitere kleine Herde zu zerstören. Danach kann auch eine antihormonelle Therapie folgen. Sollten neben diesen drei Metastasen aber noch sehr viele andere weitere vorhanden sein, würde auch ich nicht primär zu einer Chemotherapie raten, weil die langfristige Prognose nicht günstig ist.
Chrischi: Stimmt es, dass der Entzug der Hormone nach einer Krebsbehandlung sich negativ auf Gehirnfunktionen auswirkt und das Demenz-Risiko erhöht. Ist das eine belegte Auswirkung? Gilt das für alle Medikamente? Ich bin erst 51J und nicht in den Wechseljahren. So was will ich dann natürlich nicht einnehmen, wenn ich ein Problem abschaffe und zeitgleich das nächste Problem entsteht durch die Behandlung.
PROF. DIEL: So einfach lässt sich die Frage nicht beantworten, wobei natürlich der Grundsatz richtig ist, dass mit jeder medikamentösen auch unerwünschte Wirkungen verbunden sein können. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich mit Ihrem behandelnden Arzt darüber absprechen, welchen Nutzen eine medikamentöse Therapie bringt. Wenn Ihre Prognose sehr gut bis exzellent ist, dann kann man durchaus mit einer Therapie mehr Schaden als Nutzen erreichen. Wenn die Prognose nicht so gut ist, kann der Nutzen einer Therapie überwiegen. Manche Patientinnen klagen in der Tat nach einer Chemo oder antihormonellen Therapie über mentale Einbußen, das betrifft aber nur einige wenige Patientinnen und kann nicht unbedingt durch große Studien bewiesen werden. Dass dadurch das Demenz-Risiko gesteigert wird, ist eher unwahrscheinlich. In aller Regel bessert sich die Situation nach Absetzen der Medikamente.
Hedda Golde: Macht eine operative Entfernung von Metastasen an der Wirbelsäule Sinn? Kann man damit möglicherweise bessere Ergebnisse erreichen, als mit Bestrahlung? Bin auf der Suche für meine Schwester.
PROF. DIEL: Die operative Entfernung von Metastasen aus der Wirbelsäule kann sehr schwierig sein und nur durch große Operationen erreicht werden. Es gibt aber moderne Verfahren (minimalinvasiv), mit denen man Wirbelsäulenmetastasen lokal abtragen kann. Eine solche Behandlung macht allerdings nur Sinn, wenn es sich um wenige Metastasen handelt. Wenn viele Wirbelkörper befallen sind, ist diese Behandlung nicht zu empfehlen. Aber auch in solchen Fällen sollte unbedingt eine Nachbestrahlung durchgeführt werden. Die Strahlentherapie ist in aller Regel gut verträglich und hat drei Ziele: Verminderung von Schmerzen, Abtötung von Tumorzellen und Stabilisierung des Knochen. Parallel dazu muss eine osteoprotektive Therapie mit Bisphosphonaten oder Denosumab erfolgen.
Husser: Ich habe Brustkrebs ohne Lymphknotenbefall und möchte auf eine Chemotherapie verzichten. Natürlich mache ich mir Gedanken um Metastasen. Würde Überwärmung Sinn machen? Ich glaube das heißt Hypertermie o.ä.
PROF. DIEL: Ob Sie auf eine Chemotherapie oder andere Therapie verzichten können, kann ich nicht beurteilen. Das hängt nicht nur vom Befall von Lymphknoten in der Achselhöhle ab. Auch andere biologische Faktoren können dabei von Bedeutung sein. Sie müssten diese Frage intensiv mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Eine Hyperthermie ohne schulmedizinische Maßnahmen halte ich für falsch.
M. Berger: Ich habe den Oncotype DX Brustkrebstest bei mir durchführen lassen. Score Ergebnis: 14 Die Chemotherapie wurde auf Grund des guten Ergebnisses nicht empfohlen. V i e l e Tage später rief man mich dann an, dass ich doch sicherheitshalber die Chemotherapie machen sollte, da ein Tumor doch sehr groß war(6,5 cm). Ich bin jetzt irritiert. Ich hatte von der Chemotherapie schon Abstand genommen. Ausserdem klang die Empfehlung sehr unsicher. Warum mache ich dann vorher so einen teuren Test??? Kann ich bei Ihnen eine klare und sichere Antwort auf meine Frage bekommen? Ich weiß überhaupt nicht, was jetzt richtig und gut für mich ist. Vielen Dank!!!!! M. Berger (evtl. auch tel. unter 02502 22 78 44)
PROF. DIEL: Liebe Patientin, natürlich können Sie in meiner Sprechstunde einen Termin ausmachen und den Test ausführlich mit mir besprechen. Ein Wert von 14 ist nach der Oncotype Skala grenzwertig und ich befürchte, dass die behandelnden Kollegen nach interner Diskussion ihre erste Empfehlung, keine Chemotherapie zu machen, zurückgenommen haben. Die Prognosebestimmung hängt von vielen Aspekten ab, wobei der Tumorgröße inzwischen keine so große Rolle mehr spielt. Eine solche Frage zur Therapie kann nur ausführlich mit einem erfahrenen Onkologen, der sich für eine Zweitmeinung Zeit nimmt, beantwortet werden.
i_bremen: nach mammo-u. sonographie herdbefund mit kernschatten. größe etwa 1,2 cm. links gewebeentnahme, ca. 2cm knoten bis max. 3cm, bösartig. lymphknoten nicht befallen, aber 4 wochen nach op immer noch schmerzen in linker achsel. + einnahme von TAMOXIFEN. muss was für meine knochen getan werden? ( 52 jahre).
PROF. DIEL: Für die Knochen kann man immer etwas tun, insbesondere Kraftsport und Bewegung. Durch den Muskelzuwachs werden auch die Knochen stärker. Ob in Ihrem Falle wegen der Einnahme von Tamoxifen eine spezielle medikamentöse Therapie des Knochens eingeleitet werden soll, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall wäre die Bestimmung der Knochendichte sinnvoll. Bitte Vitamin D nicht vergessen!
Teheran: Ein Freund in Deutschland hilft mir und hat dieses übersetzt: Es geht um meine Schwester, 51 Jahre, 2 Kinder. Seit 3 Jahren ist sie in den Wechseljahren, das ist wohl wichtig für die Einschätzung. Meine Schwester lebt noch im Iran, was alles viel schwieriger macht. Sie hatte vor 3 Monaten eine Brustkrebsoperation ohne Komplikationen. Aus der Achselhöhle wurden die Lymphknoten entfernt. 4 Lymphknoten waren befallen. Die Histologie sagt der Tumor ist nach Östrogen-Rezeptoren schwach positiv(+) -Hscore-60%; nach Progesteron-Rezeptoren schwach positiv(+)- Hscore-50%; der Tumor ist positiv nach Hyperexpression Her2/neu(3+), Niveau Ki67-15%. Im Blut gibt es keine Auffälligkeiten. Wir bemühen uns sehr, meine Schwester nach Deutschland zu holen und kommen da gut voran. Sie hat auch alle medizinischen Unterlagen. Was für eine Behandlung würde sie hier in Deutschland bekommen? Chemo? Welche Art? Vielleicht kann sie die bereits im Iran beginnen, während wir weiter versuchen, sie herzuholen.
PROF. DIEL:
Bei vier befallenen Lymphknoten und einer Überexpression von HER2/neu (3+) muss man unbedingt eine Chemotherapie empfehlen. Zusätzlich sollte eine Behandlung mit dem Antikörper Trastuzumab eingeleitet werden. Ich gehe davon aus, dass man mit dieser Therapie auch im Iran beginnen kann.
Andreas: Meine Mutter hat über 40 Jahre geraucht und immer behauptet, dass sei nur Gerede mit dem Lungenkrebs, sonst würden den ja alle bekommen. Vor 2 Jahren wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert, eine Brust entfernt und dann war nach der Chemo erst einmal Ruhe. Vor 6 Monaten dann die Diagnose Lungenkrebs. Jetzt sind Metastasen in der Leber und ganz neu in Becken und Lendenwirbeln. Wie differenziert man, ob die Metastasen vom Brustkrebs, oder vom Lungenkrebs kommen? Ist das überhaupt wichtig? Was bleibt noch zu tun, was schlägt Prof. Diel vor?
PROF. DIEL: Selbstverständlich ist die Unterscheidung zwischen Brust- und Lungenkrebs wichtig. Dazu würde ich empfehlen, eine Gewebeprobe aus den Lebermetastasen zu entnehmen, vielleicht - wenn möglich - auch aus dem Knochen. Anhand der feingeweblichen Untersuchungen kann man nachweisen, ob die Metastasen durch den Lungen- oder den Brustkrebs verursacht wurden. Dementsprechend muss die Therapie ausgewählt werden.
Unsicherheit: Wir haben uns eine Zweitmeinung eingeholt, ob meine Partnerin wirklich eine Chemotherapie haben muss nach einer Brustkrebs-OP ohne Amputation und Lymphknotenbeteiligung. Der Eine sagt ja, der andere nein. Jetzt können wir uns das aussuchen, was uns am besten gefällt, würden natürlich am liebsten darauf verzichten. Aber uns ist unwohl dabei. Wie machen wir es jetzt richtig?
PROF. DIEL: Leider ist die Medizin nicht wie die Mathematik, in der vier und vier immer acht sind. Es gibt Grenzsituationen, bei denen auch Mediziner unterschiedlicher Meinung sein können. Dass das für Sie sehr schwierig ist zu entscheiden, wer nun "mehr" Recht hat, ist nachvollziehbar. Ausnahmsweise würde ich in Ihrem Fall dazu raten, noch eine dritte Meinung einzuholen und zu fragen, wie groß der Nutzen einer Chemotherapie (z. B. in Prozent) ist. Vielleicht fällt Ihnen dann die Entscheidung leichter.
Karthäuser: Metastasen bilden doch zusätzliches, krankes Gewebe, aber vom Knochen nimmt es Substanz weg, warum spricht man dann von Knochenmetastasen?
PROF. DIEL: Von Metastasen spricht man immer dann, wenn Organe von Zellen befallen sind, die von einem Primärtumor (z. B. Brust) stammen. Im Knochen gibt es verschiedene Formen von Metastasen. Oft zerstören die Metastasen die Knochensubstanz und ersetzen sie durch Tumorgewebe, manchmal wird auch vermehrt unregelmäßiger Knochen gebildet mit Tumorzellen dazwischen. Aber alle diese unterschiedlichen Formen bezeichnet man als Knochenmetastasen.
Gabriele: Brusterhaltend operiert 14.08.2016, aber leider 2 Lymphknoten befallen. Bin auf der Suche nach einer Prophylaxe vor Knochenmetastasen? Gibt es überhaupt eine zuverlässige Vorbeugung?
PROF. DIEL: Eine zuverlässige (100 %ige) Vorbeugung von Metastasen gibt es nicht. Es geht auch in Ihrem Fall nur darum, das Risiko für eine Metastasierung zu vermindern. Dazu führt man Chemotherapien oder antihormonelle Therapien durch. Diese Maßnahmen senken das Risiko für Metastasen in den Knochen, aber auch in andere Organe. Manchmal macht es auch Sinn, Knochenschutzpräparate einzunehmen, um das Metastasierungrisiko weiter zu senken, ob eine solche Maßnahme für Sie empfehlenswert ist, müssen Sie unbedingt mit Ihrem Therapeuten abklären.
Ingrid_Voigt: Ich hatte 2014 einen hormonunabhängigen Brustkrebs und erhalte seit knapp 1,5 Jahre eine Behandlung mit Herceptin. Nach Abschluss fing es an, dass ich sehr erhebliche Schweissausbrüche hatte. Die Wechseljahre sind bei mir abgeschlossen, das hat mein Gynäkologe geprüft. Was für ein Zusammenhang kann da bestehen? Ich will auf keinen Fall Hormone nehmen, so, wie das immer gern angeboten wird. Habe ich vorher nicht gemacht und damit fange ich ganz bestimmt jetzt auch nicht an, bei meiner Vorgeschichte. Ich empfinde die Situation aber als ziemlich belastend. Hatte gehofft, dass jetzt wieder einigermaßen Normalität einsetzt.
PROF. DIEL: Liebe Patientin, leider weiß ich nicht, wie alt Sie sind, es kann aber durchaus sein, dass durch die Chemotherapie, die Sie mit dem Herceptin bekommen haben, Sie in eine Wechseljahrssituation geraten sind bzw. schon jenseits des Klimakteriums sind. Das könnte die Schweißausbrüche erklären. Sicherheitshalber sollten Sie Ihre Schilddrüse untersuchen lassen. Ein kleiner Tipp von meiner Seite: Manchmal hilft meinen Patientinnen mit isolierten Schweißausbrüchen das Medikament mit dem Handelsnamen Vagantin.
Revello: Kann ich auf ein Kernspin bestehen (Selbstzahlung), um auszuschließen, dass ich Metastasen in Organen oder Knochen an den bekannten Stellen habe?
PROF. DIEL: Typischerweise sucht man nach Metastasen mit einem Knochenszintigramm, einer Computertomographie des Thorax und einer Kernspinaufnahme des Oberbauchs. Abgesehen von sehr seltenen Ausnahmen muss man kein Ganzkörper-MRT oder PET/CT durchführen lassen. Ob Sie auf ein Kernspin bestehen können, müssten Sie mit Ihrer Krankenkasse abklären. Sinnvoll ist es nicht unbedingt.
Paul:Schmidt: Ist es immer der richtige Weg Metastasen an der Wirbelsäule sofort und unverzüglich zu entfernen? Nur ein Jahr nach der Brustkrebs-OP hatte Meine Mutter eine Blinddarmoperation und wir möchten eine weitere Vollnarkose im Abstand von 6 Wochen vermeiden. Wie schnell wachsen die Metastasen und vergrößern sich?
PROF. DIEL: Zum Thema der Operation von Wirbelsäulenmetastasen habe ich bei einer Frage zuvor ausführlich geantwortet (siehe oben). Sollte Ihre Mutter nur eine oder zwei Metastasen haben, wäre eine Operation sicherlich sinnvoll, gefolgt von einer Strahlentherapie. Eine Narkose ist heute - außer bei sehr schwerkranken Menschen - keine Belastung mehr und kann Ihrer Mutter sicherlich zugemutet werden.
Merle: Nach einer Totaloperation der rechten Brust bin ich jetzt in der Chemo. 4 Mal im Abstand von 3 Wochen. Seitdem habe ich starke Fuß- und Beinbeschwerden und erhebliche Verstopfung. Das kannte ich bisher nicht, denn ich ernähre mich seit Jahrzehnten total gesund mit geschroteten Körnern usw. Ich möchte keine Abführmittel nehmen. Reguliert sich das von allein? Wo ist da überhaupt die Verbindung?
PROF. DIEL: Was Sie unter Fuß- und Beinbeschwerden meinen, ist durch Ferndiagnose nicht eingrenzbar. Vielleicht haben Sie eine so genannte Neuropathie, die mit Kribbeln und Gefühlsstörungen einhergeht. Das ist nicht ungewöhnlich bei einer Chemotherapie. Dass Sie unter einer Verstopfung leiden, ebenfalls nicht. In aller Regel wird sich das Problem nach der Chemotherapie wieder von selbst lösen. Leider erneuern sich die Darmzellen sowie die Haarzellen und die Knochenmarkszellen sehr sehr schnell und werden deswegen von der Chemotherapie beeinträchtigt. Sorgen Sie in jedem Fall für einen regelmäßigen Stuhlgang. Als Alternative zu Ihren bisherigen Maßnahmen empfehle ich die Einnahme von Flohsamen.
Eulrich: Jedes Mal, wenn ich Rückenschmerzen habe denke ich an Metastasen (Brustkrebs) in Nieren oder Knochen. Wie wird man die Angst los? Wenn ich mich weiterhin so verrückt mache, tritt das am Ende noch ein. Bin voller Angst.
PROF. DIEL: Da kann ich Sie beruhigen, auch wenn Sie sich noch so verrückt machen und Angst haben, ist das keine Voraussetzung für das Auftreten von Knochenmetastasen. Im Zweifelsfall macht es sicher Sinn, eine ganz normale Röntgenaufnahme durchführen zu lassen. Knochenmetastasen, die Beschwerden bereiten, sind auf einer solchen Aufnahme zu sehen. Rückenschmerzen sind die häufigsten Schmerzen, die man weltweit kennt. In den allermeisten Fällen kommen sie von Abnutzungserscheinungen und haben nichts mit Metastasen zu tun. Wie schon gesagt, zur Beruhigung können Sie gerne eine Röntgenaufnahme oder ein Knochenszintigramm machen lassen. Aber, wenn diese Dinge unaufällig sind, sollten Sie die Untersuchung erst mindestens ein Jahr später wiederholen.
Petz: Meine Frau ist seit einem guten Jahr in einer Nachsorgebehandlung mit Anastrozol. Vorangegangen war eine Brustkrebs-OP und Bestrahlung. Anfangs war sie fahrig und hatte gelegentlich Konzentrationsschwächen. Inzwischen ist das viel mehr und geht in Richtung einer Gedächtnisstörungen. Kann das Medikament das auslösen? Wenn ja, stellt sich die Frage nach einer Alternativbehandlung (schulmedizinisch).
PROF. DIEL: Auch zu dieser Frage habe ich in der heutigen Sprechstunde bereits Stellung genommen (siehe oben). Selbstverständlich macht es Sinn, dass Medikament zu wechseln (Exemestan oder Tamoxifen). Im Zweifelsfall kann man die Anastrozol-Behandlung auch kurzfristig absetzen. Verbessern sich dann die Gedächtnisleistungen Ihrer Frau, ist es vermutlich eine unerwünschte Wirkung des Medikaments. Wenn sich keine Besserung einstellt, kann die Ursache auch woanders liegen.
Nana: Ich gehe regelmäßig alle 2 Jahre zur Mammo. Wenn man von BI-RADS 2 nach 3 wechselt gehen bei mir die roten Lichter an. Meine Radiologin ist aber immer noch QUOT1entspanntQUOT2 und hat nicht gesagt, dass ich in kürzeren Abständen kommen soll. Das verstehe ich nicht, denn ich habe das im Internet recherchiert. Wie ist die Einschätzung von Prof. Diel?
PROF. DIEL: BI-RADS 2 bedeutet selbstverständlich noch nicht, dass Bösartigkeit vorliegt. Wenn die gleichzeitig durchgeführten Ultraschalluntersuchungen ebenfalls unauffällig sind, würde ich mir keine Gedanken machen. Im Zweifelsfall sollte tatsächlich auch nach einem Jahr nochmal eine Mammographie (ausnahmsweise) durchgeführt werden.
Bettermann: Nach einer Biopsie erhielt ich die Diagnose eines bösartigen Bursttumors, auf jeden Fall ist da etwas, was dort nicht hingehört. Unklar ist, ob das der eigentliche Krebs ist. Ich kann das alles nicht glauben. Hat man denn schon mal von Metastasen in der Brust gehört ausgelöst durch einen anderen Krebs? Der Gedanke ist komplett neu für mich. Ich würde mich sehr über eine Antwort von Herrn Prof. Diel freuen. Vielen Dank.
PROF. DIEL: Normalerweise kann man eine fast 100 %ige Aussage treffen, ob der aufgefundene Tumor ein Mammakarzinom ist oder nicht. In extrem seltenen Fällen gibt es - zumeist Lymphknotenmetastasen - in der Brust, manchmal auch im Rahmen einer Lymphdrüsenerkrankung. Ich würde in jedem Fall auf eine endgültige feingewebliche Abklärung bestehen.
Scholz4: Sind Knochenmetastasen bei allen Krebsarten die Folge? Wie häufig ist das nach Brustkrebs? Hatte meine Frau vor 18 Monaten. Sie ist fast mit allem durch. Geht jetzt nur noch um eine Art Erhaltungstherapie. Weil ihr das Tamoxifen nicht gut bekommt, ist da der Gedanke, damit aufzuhören. Oder entsteht dann ein großes Risiko, dass der Krebs sich ausbreitet z.B. in die Knochen?
PROF. DIEL: Zur Risikobeurteilung einer Brustkrebserkrankung habe ich ebenfalls in mehreren Antworten während dieser Sprechstunde Stellung genommen (siehe oben). Bei nur 15 bis 20 % aller Brustkrebspatientinnen treten Metastasen auf, alle anderen sind durch die operative und postoperative Therapie geheilt. Bei den Frauen, bei denen die Krankheit wieder kommt, sind Knochenmetastasen sehr sehr häufig. Eine Behandlung mit Tamoxifen kann das Risiko für eine Metastasierung senken, aber nur dann, wenn das Metastasierungsrisiko erhöht ist. Das müssen Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt diskutieren.
Monika: Aufgrund familiärer Vorbelastung besteht bei mir eine knapp 50%ige Wahrscheinlichkeit Brustkrebs zu bekommen. Diese Information hat mich sehr erschreckt. Ab welchem Risiko sollte/kann ich eine vorsorgliche Brustamputation mit Wiederaufbau machen lassen?
PROF. DIEL: Dies ist eine persönliche Entscheidung und hängt davon ab, welches Risiko Sie zu tragen bereit sind. Ich würde bei einem 50 %igen Risiko, das tatsächlich sicher ist, unbedingt operative Maßnahmen bei mir durchführen lassen.
Teheran: Grunderkrankung ist Brustkrebs. Kriegt man leichter Metastasen im Knochen, wenn schon eine Osteoporose besteht?
PROF. DIEL: Dafür gibt es bis heute keinen klaren Beweis. Wir wissen nur, dass Patientinnen, die eine Osteoporose haben und zusätzlich Knochenmetastasen bekommen, häufiger Knochenbrücher erleiden.
Miros: Unser VATER hatte Brustkrebs. Er hatte eine Operation und zusätzlich Bestrahlung. Vater lebt allein, trinkt regelmäßig Alkohol und achtet nicht gut auf sich. Deshalb befürchten wir, dass er mögliche Folgeerkrankungen, also eine Ausweitung seiner Krankheit nicht wahrhaben will und so tut, als ob alles ok ist. Wir müssen seine Unabhängigkeit respektieren, aber wir kommen nicht richtig an ihn ran. Wie macht man das als erwachsener Sohn richtig?
PROF. DIEL: Zunächst einmal bin ich Ihrer Meinung und denke auch, dass man die Unabhängigkeit Ihres Vaters und seine Einstellung zu seiner Gesundheit respektieren muss. Und manchmal ist es auch entlastend, wenn man sich nicht für alles verantwortlich fühlt. Natürlich kann ich Ihnen nur raten, immer wieder das Gespräch mit Ihrem Vater zu suchen.
K_Mayerlein: Wenn man Krebs hat, meine Mutter hatte Brustkrebs, dann befasst sich die ganze Familie intensiv damit. Meine Mutter hatte anfangs keinerlei Schmerzen. Aber jetzt sind Knochenmetastasen da und die tun offensichtlich sehr weh. Wie kommt es, dass die eigentliche Erkrankung schmerzfrei war, aber jetzt die Schmerzen kommen? Was kann man dagegen tun?
PROF. DIEL: Die Behandlung von Knochenmetastasen kann durchaus schwierig sein. Das Wichtigste ist, dass man eine Schmerzerträglichkeit erreicht. Das gelingt sehr gut mit Medikamenten, mit Schmerzmedikamenten, aber auch mit Substanzen, die den Knochen schützen (z. B. Bisphosphonate und Denosumab). Die Schmerzen treten deswegen auf, weil die Tumorzellen die Nerven im Knochen reizen und weil die Stabilität des Knochens beeinträchtigt wird. Neben den schon oben genannten Schmerzmedikamenten muss unbedingt eine Strahlentherapie der schmerzhaften Metastasen erfolgen. Die Radiotherapie ist extrem hilfreich und bei Nachlassen der Schmerzen können langfristig auch die Medikamente wieder reduziert werden.
PROF. DIEL: Ich danke allen Teilnehmern dieser Sprechstunde für die zahlreichen interessanten Fragen und die rege Teilnahme. Ihnen allen wünsche ich nun noch einen angenehmen Abend und verabschiede mich von Ihnen.
Ende der Sprechstunde.