Darmkrebs: Früh erkannt - Sehr gut heilbar

Dr. med. Albrecht Kretzschmar          
Oberarzt
Klinikum St. Georg in Leipzig   
und MVZ Mitte in Leipzig
internistische Onkologie und Hämatologie im  Klinikum St. Georg    
Delitzscher Straße 141
04129 Leipzig
 
Tel.:0341  9092350 - 4934
albrecht.kretzschmar@sanktgeorg.de
 
und
 
MVZ Mitte; Onkologie und Palliativmedizin
Johannisplatz 1 
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Schwerpunkte
 
Behandlung von soliden Tumoren
Darmkrebs andere gastrointestinale Tumoren

PROTOKOLL

Darmkrebs: Früh erkannt - Sehr gut heilbar

Jonas: Bin skeptisch, wenn bei einer Krebsbehandlung die Rede vom Durchbruch ist. Das hatten wir schon so oft und am Ende war es doch nur eine kleine Teillösung. Ab wann sprechen Wissenschaftler von einem Durchbruch? Mein Oma hat Darmkrebs, deshalb ist das wichtig für mich.

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Ihre Skepsis bei dem Ausdruck "Durchbruch" kann ich verstehen. Sicherlich haben wir in den letzten Jahren bei verschiedenen Krebserkrankungen erhebliche Fortschritte erzielt. Insgesamt sind dies jedoch meist kleine Schritte und es ist nicht gerechtfertigt, von einem Durchbruch zu sprechen. Dies gilt auch für die Erkrankung Darmkrebs. Einige sehr eindrucksvolle Fortschritte in der Onkologie (Thyrosinkinasehemmer bei einigen Krebserkrankungen und sogen. Immunonkologie) spielen bei Darmkrebs, von einigen seltenen Ausnahmen abgesehen, keine Rolle. Trotz allem sind die Aussichten bei der Behandlung von Darmkrebs insgesamt relativ gut. Genaue Einschätzungen oder Behandlungsvorschläge sind natürlich nur bei Kenntnis der Krankheitsdetails möglich.

Mustafa: Es gibt einen Test für Blut im Verborgenen, das man sonst nicht sehen kann. Taugt das was? Der eine sagt es sei eine gute Früherkennung und mein Hausarzt sagt, das sei Müll und wiege einen nur in Sicherheit. Was ist richtig?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Zusammenfassend kann man sagen, dass die Darmkrebsfrüherkennung eine sehr erfolgreiche Geschichte ist. Die bereits seit Jahrzehnten durchgeführte Maßnahme: "Test auf verborgenes Blut" im Stuhl senkt nachweislich die Darmkrebssterblichkeit, da man hiermit frühe Darmkrebsstadien, die noch keinerlei Symptome machen, erkennen kann. Noch besser ist ein modernes Verfahren (sogen. Immunologischer Stuhltest) bei dem nicht nach verborgenem Blut, sondern nach anderen Spuren der Krebserkrankung im Stuhl gesucht wird. Bei beiden Verfahren muss, falls sie positiv sind, als nächstes eine Darmspiegelung erfolgen. Das beste Früherkennungsverfahren besteht aus der sogen. Vorsorgekoloskopie. Hierbei wird eine komplette Darmspiegelung durchgeführt, ohne dass vorher einer der beiden oben genannten Suchtests erfolgt war. Ich würde sagen, der Test auf verborgenes Blut im Stuhl ist auf jeden Fall viel besser, als gar keine Untersuchung, aber er ist nicht so gut, wie das Beste, was man tun kann. Das ist die Durchführung einer Vorsorgekoloskopie. In Deutschland wird sie von der GKV Versicherten ab dem 55. Lebensjahr angeboten. Besteht eine familiäre Belastung (andere Fälle von Darmkrebs in der Familie), so kann es auch in früherem Lebensalter sinnvoll sein, die Untersuchung durchzuführen.

Grete.Bein: Meine 30jährige Tochter ist an Darmkrebs erkrankt. Es wurde ein Stück des Darmes entfernt. Gibt es eine Therapie, bei der ihre Haare nicht ausgehen? Wie zuverlässig wäre das? Es wäre wunderbar, wenn ihr das erspart bliebe, denn sie hat schönes, langes Haar, auf das sie sehr stolz ist. Sie hat das Gefühl, mit den Haaren ihre Würde bewahren zu können.

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Zunächst teilen Sie nichts über das Krankheitsstadium mit. Wenn jetzt von einer Chemotherapie die Rede ist und der gesamte Krebs operativ entfernt wurde, so handelt es sich um eine sogen. adjuvante Chemotherapie. Diese wird nach einer Operation durchgeführt, obwohl aktuell gar keine Krebserkrankung mehr nachweisbar ist. In großen Studien ist bewiesen worden, dass durch die adjuvante Chemotherapie das Risiko für einen Rückfall verkleinert werden kann, oder positiv ausgedrückt, die Heilungsrate steigt. Bei dieser adjuvanten Chemotherapie werden ohnehin nur Medikamente eingesetzt, bei denen das Risiko für Haarausfall eher klein ist. Liegen nach der Operation jetzt noch Metastasen z.B. in der Leber oder am Bauchfell vor, so kann es sein, dass auch eine Begründung für andere Chemotherapie-Medikamente besteht. Auch in diesem Krankheitsstadium kann aber eine Chemotherapie mit sehr geringem Risiko für Haarausfall eine Option sein. Dies muss natürlich zwischen Patient und Behandler besprochen werden.

MaxOperam: In unserer Familie hat es von der Seite meiner Mutter schon mehrere Fälle von Dickdarmkrebs gegeben. Ich komme sehr viel mehr nach meiner Mutter, äußerlich und auch im Wesen. Sagt das jetzt etwas darüber aus, ob ich ein erhöhtes Risiko habe auch an Darmkrebs zu erkranken?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Eine sehr interessante Frage. Wenn es in der Familie Ihrer Mutter mehrere Fälle von Darmkrebs gab, so besteht zunächst einmal der Verdacht auf erblichen Darmkrebs. Dieser wird geäussert, wenn drei erstgradig miteinander Verwandte an Darmkrebs erkrankt sind. Manchmal spielen auch andere Kriterien eine Rolle, so dass schon zwei Betroffene ausreichen. Bevor man jedoch einen genetischen Test durchführt der zeigt, ob in der Familie Ihrer Mutter erblicher Darmkrebs vorliegt, muss eine sogen. genetische Beratung bei einem Humangenetiker erfolgen. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Wenn tatsächlich der erbliche Darmkrebs vorliegt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie es von Ihrer Mutter geerbt haben genau 50 Prozent und völlig unabhängig davon, ob Sie äußerlich oder auch im Wesen nach Ihrer Mutter gekommen sind. Sie sollten auf jeden Fall das weitere Vorgehen zunächst in Ihrer Familie, mit Ihrem Hausarzt und wie angesprochen ggf. mit einem Humangenetiker diskutieren. Innerhalb einer Familie mit erblichem Darmkrebs kann man dann durch einen Bluttest bei einem Familienmitglied nachweisen, ob er die Veranlagung geerbt hat oder nicht (50:50).

Attila: Für die Chemo gibt es ja viele und unterschiedliche Zusammensetzungen? Wonach wird ausgewählt? Was sind die Kriterien?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Da wir uns hier in der Darmkrebssprechstunde befinden, beantworte ich die Frage unter dem Aspekt Darmkrebs-Chemotherapien. Bei Darmkrebs spielen eigentlich nur drei Zytostatika (Zellgifte = Chemotherapie im engeren Sinne) eine Rolle: 5-FU oder auch Capecitabin, Oxaliplatin und Irinotecan. Darüber hinaus werden Monoklonale Antikörper eingesetzt. Es gibt EGF-R-Antikörper (Cetuximab und Panitumumab), welche jedoch nur eingesetzt werden, wenn der Krebs bestimmte Merkmale hat (RAS-Wildtyp) und der Darmkrebs auf der linken Seite des Darmes liegt. Ob man ein, zwei oder drei Zellgifte zusammen mit den Antikörper kombiniert hängt von verschiedenen Faktoren, z.B. auch Akzeptanz von Nebenwirkungen, ab. Auch das Ziel der Behandlung: Krebserkrankung nur in Schach halten gegenüber maximaler Verkleinerung von Metastasen spielt eine Rolle. Bei der adjuvanten Chmotherapie werden jedoch weder die monoklonalen Antikörper noch Irinotecan eingesetzt.

C.Schimmel: Was passiert bei der Antikörpertherapie? Was ist da anders in der Wirkweise. Es war letzthin viel darüber in den Medien und Fachleute behaupten, dass sei der neue große Weg? Stimmt das?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Die Antkörpertherapie ist eine Form der gezielten Therapie. Zunächst werden Strukturen aus der Krebszelle, oder manchmal auch Botenstoffe im Blut, oder Strukturen aus anderen Zellen identifiziert, gegen die man dann die Monoklonalen Antikörper entwickelt. Wir alle haben Antkörper, die unser Immunsystem nutzt, um mit Infektion zurecht zu kommen. Bei den therapeutischen Antikörpern sind diese großen, komplizierten Eiweisse jedoch im Labor erzeugt worden und so weit unseren körpereigenen Antkörpern angeglichen worden, dass wir sie gut vertragen, wenn man sie als Infusion über die Vene gibt. Die Antikörper verstärken dann den Effekt der Chemotherapie mit der man sie kombiniert. Bei den meisten Krebserkrankungen werden Antikörper zusammen mit Chemotherapie eingesetzt. Bei Darmkrebs steigt somit die Wahrscheinlichkeit, dass die Therapie wirkt, und auch die Dauer des Therapieeffekts hält länger an.

Singht: Ich hatte einen tief sitzenden Darmtumor kurz vor dem Schließmuskel. Alles wurde radikal entfernt, aber der Preis ist, dass mein Schließmuskel nicht mehr echt 100 % funktioniert. Ich habe dort ständige Feuchtigkeit. Das gibt mir das Gefühl, dass ich was „verliere“, was nicht stimmt, aber so fühlt es sich an. Was kann man da machen? Regeneriert sich das noch weiter? OP war vor einem Jahr.

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Dies ist eine sehr schwierige Frage, die man nicht beantworten kann, wenn man nicht alle Details kennt. Tatsächlich kommt es bei einem Teil der Patienten mit tiefsitzendem Mastdarmkrebs zu vorübergehenden, oder auch permanenten Einbussen an Gefühl, oder auch Funktion im Schließmuskelbereich. Sie sollten dies als erstes mit dem Chirurgen besprechen, der Sie operiert hat. Möglicherweise sollten Sie auch eine zweite Meinung einholen. Manchmal kann auch Physiotherapie (Beckenbodengymnastik, Schließmuskeltraining) noch zu einer Besserung führen.

Knut: Ich versuche eine empfohlene Krebsdiät einzuhalten, was schwer ist, weil es so viel Arbeit macht und ich wenig Kraft habe. Aber ich komme voran, der anus praeter soll in wenigen Wochen geschlossen und zurückverlegt werden. Das wird eine ganz besondere Erleichterung. Lohnt es überhaupt, dass ich Kraft verschwende an eine besondere Ernährung?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Eigentlich müsste ich wissen, um welche Krebsdiät es sich handelt. Ist es eine Krebsdiät, die Ihnen jemand empfohlen hat, um das Rückfallrisiko zu senken, oder ist es eine Diät, die man Ihnen empfohlen hat, damit Sie besser mit anus praeter zurecht kommen? Es gibt keine Diät, für die hunderprozentig bewiesen ist, dass sie einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat. Wenn sich ein Patient jedoch engagiert und dahinter steht, so kann eine bestimmte Ernährung durchaus nützlich sein. Ihre Wortwahl, dass Sie Kraft verschwenden, lässt mich zeifeln, dass Sie wirklich selber hinter der Diät stehen. Ich würde vorschlagen, dass sie zunächst einmal mit Ihren behandelnden Ärzten darüber sprechen. Nicht immer sind Weisheiten, die man im Internet findet, oder die einem von wohlmeinenden Bekannten vermittelt werden die Lösung des Problems.

Roland1957: Geht Darmkrebs in Knochen, oder Organe?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Prinzipiell hat Darmkrebs eine sehr starke Neigung vor allem in die Leber zu metastasieren. Daneben ist auch ein Befall des Bauchfells, oder aber der Lunge relativ häufig. Metastasen im Knochen, oder im Gehirn sind bei Darmkrebs selten, aber möglich. Wenn der Verdacht auf Knochenmetastasen besteht, so muss man von anderen Faktoren (Rückfallrisiko insgesamt, Verlauf der Tumormarker) abhängig machen, ob man an einen Knochenbefall durch den Darmkrebs glaubt, oder aber nach einer anderen Ursache sucht und ggf. auch eine Gewebeprobe durchführt. Grundsätzlich könnte ja auch eine andere bösartige Erkrankung (Plasmozytom oder Prostatakrebs) zum Befall der Knochen geführt haben.

Janne: Wie gut, wie verlässlich sind Biomarker, die eine Therapie ausschließen und z.B. eine Behandlung mit Antikörpern als sinnvoll ansehen?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Ich könnte mir vorstellen, dass es um den Biomarker RAS und die Entscheidung EGF-R-Antikörper geht. Dieser Biomarker ist tatsächlich sehr verlässlich. Es ist eine schwarz-weiß Entscheidung. Wenn RAS mutiert ist, so sollten keine EGF-R-Antikörper gegeben werden, da sie nicht nützlich, oder sogar schädlich sind. Diesen Biomarker kann man auch an Tumormaterial vom Primärtumor bestimmen, selbst wenn dieses Material seit Jahren in der Pathologie liegt. Es wird normalerweise bis zu 10 Jahre lang archiviert. Das Ergebnis des Tests ist auch nach so langer Zeit noch verlässlich. Es gibt andere Biomarker, insbesondere bei anderen Krebserkrankungen, bei denen die Aussage nicht derartig klar ist.

Messberg: Wir sind den Winter über in unserem Haus auf Cypern. Das war bisher immer sehr schön. Nach einer Krebsoperation (Darm) meiner Frau sind wir nicht mehr so unbeschwert. Zwar gibt es hier nicht weit entfernt ein größeres Krankenhaus, dass soll gut sein und im Notfall könnten wir dort sicherlich Untersuchungen machen lassen, aber das ist nicht das Gleiche, weil unser Griechisch kein medizinisches Vokabular enthält. Dennoch die Frage, in wieweit Standards innerhalb der EU gleich sind. Kann meine Frau eine Nachuntersuchung, die Ende März anliegt auch hier machen lassen, oder sollten wir nach Heidelberg fliegen?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Tatsächlich gibt es europaweite Standards, auch was die Nachsorge von Darmkrebs betrifft. Eine körperlich Untersuchung, eine Computer Tomographie und die Bestimmung von Laborwerten einschließlich Tumormarker, sollten unproblematisch auch auf Cypern durchführbar sein. Mit den Ärzten könnte man sich ggf. auch auf Englisch unterhalten. Vielleicht können Sie ja vorbeugend ein paar Fachausdrücke vorher im Internet recherchieren. Ich halte eine Rückreise nach Deutschland nur für die Nachsorgeuntersuchung nicht für erforderlich.

Jürgen_Rah: Vor einigen Jahren war ein Ultraschallmesser die große Neuheit, um schonender zu operieren. Davon hört man gar nichts mehr. Hat sich das nicht bewährt? Damals hieß es, es könnte damit Stuhlinkontinen verhindert werden.

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Hier muss ich leider passen. Die große Neuheit Ultraschallmesser in Zusammenhang mit Darmkrebsoperationen ist bis zu mir nicht durchgedrungen. Einschränkend muss ich sagen, dass ich Onkologe bin und insofern weder selber operiere, noch mich besonders für technologische Details einer Operation interessiere. Allerdings betreue ich viele Darmkrebspatienten seit über 20 Jahren und keiner von denen hat mir jemals von einem Ultraschallmesser erzählt, oder auch nur die Frage danach gestellt.

Silvia: Man hat uns nicht ausreichend darauf vorbereitet, daß unsere Mutter nach einer Darmkrebsoperation ihren Stuhl nicht mehr halten kann. Auch nach 6 Monaten nicht. Es ist für alle entwürdigend. Was können wir noch tun?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Vermutlich ist eine Operation bei einem tiefsitzenden Mastdarmkrebs durchgeführt worden. Möglicherweise ist ja auch zusätzlich eine Strahlen-Chometherapie durchgeführt worden. Dies sind die Szenarien bei denen es gelegentlich auch zu länger anhaltenden Funktionseinbussen des Schließmuskels kommt. Inwiefern eine derartige Komplikation in einem Aufklärungsgespräch vorkam, kann ich natürlich nicht beurteilen. In einigen Fällen kann durch intensive Beckenbodengymnastik ein Physiothrapeut noch eine Verbesserung erzielen. Wenn kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wird, so bleibt immer noch die Möglichkeit, einen künstlichen Darmausgang zu legen, der dann mit einem Beutel versorgt wird (anus praeter). Möglicherweise hat Ihre Mutter dies ja auch vorübergehend gehabt. Sie sollten dies auf jeden Fall mit den behandelnden Ärzten, vor allem dem Chirurgen, besprechen.

Cherries: Vor 5 Jahren sind bei mir Divertikel festgestellt worden, aber ohne Entzündung. Soll ich demnächst wieder zu Spiegelung gehen, oder kann ich noch die nächsten 5 Jahre abwarten, was ja eigentlich die „normale“ Zeit wäre, die die Kasse vorgibt?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Ihre Frage bezieht sich auf die Darmkrebsfrüherkennung. Divertikel sind Ausstülpungen im Darm und sind keine Krebsvorstufe. Polypen oder Adenome (das sind Krebsvorstufen) wurden offensichtlich nicht entdeckt. Somit wäre ein Intervall von 10 Jahren tatsächlich ausreichend. Sicherheitshalber sollten Sie dies und insbesondere Ihren genauen Befund mit einem Gastroenterologen besprechen.

Schinkel: Wie kann das sein, dass meinem Bruder bei einer Darmkrebsoperation nicht nur ein Stück Darm entfernt wurde, sondern auch die Galle. Ich glaube auch das Bauchfell, aber das weiß ich nicht genau. Was steckt medizinisch dahinter? Ist das ein Hinweis auf ein fortgeschrittenes Stadium mit Metastasen? Darüber hat meine Bruder allerdings nichts gesagt.

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Diese Frage müssten Sie, bzw. Ihr Bruder, dem Chirurgen stellen. Tatsächlich werden bei größeren Bauchoperationen häufig sogen. Gelegenheits-Gallenblasenentfernungen mit durchgeführt. Dies passiert dann, ohne dass an der Gallenblase etwas bösartiges vorliegt. Aber das alles wird jetzt sehr spekulativ, weshalb ich auch nicht auf das Stadium der Erkrankung eingehe.

RainerBinasch: Ist die Immuntherapie für alle Krebsarten erfolgversprechend? Für welche besonders, oder ist die Entwicklung noch nicht so weit? Für mich als Darmkrebspatient eine ungeheuer wichtige Information!

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Die zurecht so breit und so euphorisch diskutierte Immuntherapie spielt bei Darmkrebs leider nur für einen ganz kleinen Teil der Patienten eine Rolle. Bei Lungenkrebs, Melanomen und noch einigen weiteren Krebserkrankungen haben wir hier in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt, und ein beträchtlicher Teil der Patienten kann mit Immuntheraphie behandelt werden. Bei Darmkrebs mit Metastasen, die schon mehrere Chemotherapien erhalten haben, ist die Immuntherapie nur bei einem kleinen Anteil von allenfalls wenigen Prozent der Patienten erfolgversprechend und zwar, wenn der Krebs das Merkmal MSI aufweist. Dies ist bei erblichem Darmkrebs der Fall, aber auch bei einem Teil der Darmkrebsfälle ohne Hintergrund der familären Belatung. Der behandelnde Onkologe sollte bei allen seinen Patienten einen Test auf das Vorliegen von MSI durchführen. Ach wenn bei mehr als 95 Prozent die Antwort lautet: kein MSI, so lohnt sich der Test, weil die Möglichkeit der Immuntherapie eben für die Wenigen, wo es passt, so aussichtsreich ist.

Jonny: Was ist mit Hämorrhoiden? Sind die Vorläufer von Darmkrebs?

Dr. med. Albrecht Kretzschmar: Nein. Hämorrhoiden sind kein Vorläufer von Darmkrebs. Wenn ein Patient Blut im Stuhl hat und gleichzeitig unter Hämorrhoiden leidet, so sollte man nicht den Fehler machen und in den Hämorrhoiden die alleinige Ursache sehen, sondern durch eine Darmspiegelung abklären, ob möglicherweise ein Darmtumor vorliegt. Hämorrhoiden führen eher zu Blut am Toilettenpapier, oder ggf. in der Unterwäsche. Blut im Stuhl sollte, wie gesagt, weiter abgeklärt werden.


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Ende der Sprechstunde.