Diagnose Knochenmetastasen – welche Möglichkeiten gibt es?


PROTOKOLL
Diagnose Knochenmetastasen – welche Möglichkeiten gibt es?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wir beginnen um 19 Uhr.
Sinfonie: Was passiert da und wie wirkt sich das aus, wenn Metastasen mit Strahlen weggebrannt werden? Kommen die dann bestimmt nicht wieder?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Strahlentherapie ist dazu da, die Tumorzellen zu zerstören, gleichzeitig wird der Knochenschmerz verringert und der zerstörte Knochen wieder aufgebaut. Bedauerlicherweise funktioniert das nicht immer. Manchmal muss die Metastase auch noch ein zweites Mal bestrahlt werden. Aber meistens sind die Tumorzellen in dieser Metastase dauerhaft zerstört.
Kagerön: Sind Absiedelungen im Knochen durch einen hormonabhängigen Brusttumor anders in Aufbau und Zusammensetzung und dann auch anders zu behandeln, wenn es sich – wie bei meiner Mutter – um einen nicht hormonabhängiges Brustkarzinom handelt?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Für die Knochemetastase selbst ist es nicht von Bedeutung, ob sie hormonabhängig ist oder nicht. Sie spricht immer auf eine Strahlentherapie an und eine Behandlung mit knochenschützenden Substanzen (Bisphosphonate Denosumab). Allerdings sind hormonabhängige Knochenmetastasen auch für eine antihormonelle Therapie zugänglich. Bei nicht hormonabhängigen Zellen hilft oft nur eine Chemotherapie.
Oskar: Ich weiß dass meine Frau sehr gefährdet ist, dass die Krankheit - eigentlich Brustkrebs, vor zwei Jahren - sich ausbreitet in Organe und besonders schlimm in die Knochen. Was verhindert das am besten? Sie hatte zu Beginn ihrer Erkrankung schon den Anfang von Osteoporose.
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Osteoporose ist jetzt sicher nicht mehr das Problem, zumal durch die Behandlung mit knochenschützenden Substanzen auch die Osteoporose behandelt wird. Die Ausbreitung von Metastasen verlangt eine breit angelegte Therapie (z. B. Chemotherapie, endokrine Therapie, Strahlentherapie u. a.). Wenn man immer zum richtigen Zeitpunkt die richtige Therapie wählt, können Patientinnen mit Knochenmetastasen sehr gut und sehr lange behandelt werden.
Schwabe: „Unklare Stelle“ ist der Begriff, den ich am meisten fürchte. Kann man da in jedem Fall Klarheit reinbringen? Diese Stelle befindet sich unter dem Rippenbogen. Unklar ist, ob von der Leber oder Knochen. Was ist das sicherste bildgebende Verfahren mit der sichersten Diagnose?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich weiß zwar nicht, wer den Begriff von der unklaren Stelle in Ihrem Falle geprägt hat. Wenn man sich nicht sicher ist, ob die Schmerzen am Rippenbogen von einer Knochenmetastase oder einer Lebermetastase stammen, empfehle ich die Durchführung einer Knochenszintigraphie und einer Kernspinaufnahme des Oberbauches.
12Schneider: Ich hatte eine Schilddrüsenentfernung, das war eine Vorstufe von Krebs. Noch nicht konkret. Alles ist gut bis ich vor einem Jahr an der linken Halsseite auf halber Höhe eine druckempfindliche Stelle spürte. Ich habe die Stelle mehrfach schallen lassen, auch ein MRT und CT wurde gemacht. Beides o.B. Aber man kann was tasten. Sitzen da Lymphknoten? Außerdem habe ich starke Rückenschmerzen und ich vermute eine Verbindung. Ist es möglich, dass sowohl beim Ultraschall, als auch im MRT eine Metastase übersehen wurde, die jetzt gewandert ist?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Zum Problem Ihrer Schilddrüsenerkrankung kann ich nicht viel sagen. Allerdings, wenn es nur eine Vorstufe von Krebs war und kein richtiger Krebs, ist eine Metastasierung so gut wie ausgeschlossen. Wenn Sie starke Rückenschmerzen haben, sollten Sie in jedem Falle eine Knochenszintigraphie durchführen lassen. Die druckempfindliche Stelle am Hals dürfte wohl keine Metastase sein, da sie sowohl im CT als auch in der MRT unauffällig erscheint. Mit diesen Methoden könnte man auch eine Lymphknotenmetastase feststellen.
Maulwurf: Was ist eine geeignete Schmerzbehandlung bei Knochenmetastasen?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Schmerzbehandlung bei Knochenmetastasen ist relativ kompliziert. Zunächst sollte eine zelltötende Behandlung mit Chemotherapie oder Antihormonen erfolgen, ebenso eine konsequente Knochenschutztherapie mit Bisphosphonaten oder Denosumab. Bei sehr starken Schmerzen sollten Opioide eingesetzt werden, des Weiteren so genannte nichtsteroidale Antirheumatika. (Ibuprofen, Diclofenac und viele andere) Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Onkologe nicht dazu in der Lage ist, den Schmerz auf ein erträgliches Maß zu dämpfen, sollten Sie sich einen Schmerztherapeuten suchen.
Elena_Lange: Ich bekomme Xgeva, also den Wirkstoff Denosumab, weil er sowohl gegen die Metastasen als auch gegen die wahnsinnigen Schmerzen helfen soll. Ich bekomme das Medikament alle vier Wochen in einer Dosierung von 120mg als subkutane Injektion. Kann man diese Depotspritzendosis erhöhen, wenn die Schmerzen noch stärker werden? ich möchte so spät wie möglich auf Morphin, um möglichst lange mit meiner Familie kommunizieren zu können, was bei höheren Morphingaben ja immer schlechter wird. Oder bietet Xgeva auch die Möglichkeit einer längerfristigen Besserung/Stabilisierung meiner weit fortgeschrittenen Erkrankung?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Gabe von Denosumab kann man leider nicht erhöhen. Ich verweise auch auf die Antwort, die ich eben gegeben habe (siehe oben). Die Angst vor Opiaten / Opioiden ist völlig unbegründet. In der richtigen Dosierung schränken diese Substanzen weder das Denken noch die Kommunikation ein. Allerdings sollten Sie kein Auto fahren.
Paul Hermann: Im März 2015 wurde ich operiert, radikale perineale Prostatovesikulektomie (C61G). Die histologische Aufarbeitung ergab ein Adenokarzinom der Prostata pT3b G3, N1 M1 R1 Glesen 4+4. Nach anschließender Reha lag der PSA- Wert bei 11.25. Da eine Bestrahung nicht in Frage kam, da sich bereits Metastasen gebildet hatten, wurde eine Hormontherapie mit Bicalutin 50 mg begonnen. Nach 10 Wochen betrug der PSA – Wert 0.9. Nun soll ich weiter mit Bicalutin + vierteljährlichen Infussionen Zoledronsäure 4 mg +Solu -Decortin H50 mg + Calciumtabletten 600mg/D3 behandelt werden. PSA-Kontrolle erfolgt alle 3 Monate. Meine Frage wäre nun, bin ich mit dieser Therapie auf dem richtigen Weg sollte ich noch einen Onkologen hinzuziehen, oder was könnte, müste noch getan werden? Herzlichen Dank für Ihre Antwort. Paul Hermann
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Liebe Patient, bedauerlicherweise bin ich gynäkologischer Onkologe und kein urologischer Onkologe. Bezüglich der Knochenschutztherapie mit Zyledronsäure vertrete ich die Meinung, dass eine monatliche Gabe von Denosumab vermutlich eine bessere Wirksamkeit zeigt - zumindest auf lange Sicht. Des Weiteren sollte eine ausreichende Schmerztherapie erfolgen und - falls notwendig - eine Strahlentherapie. Die Behandlung mit der antihormonellen Therapie ist den urologischen Spezialisten vorenthalten. Soweit ich das beurteilen kann, sind Sie aber gut und richtig behandelt worden.
J.Meier: Die Bestrahlung erschöpft meine Frau ohne Ende. Sie hatte bisher eher wenig geschlafen, nie mehr als 5 Stunden. Jetzt schläft sie 12 Stunden und ist dann immer noch erschöpft. Gibt es eine Alternative zur Bestrahlung? (Hüftknochen-Metastasen)
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Müdigkeit im Rahmen der onkologischen Behandlung wird Fatigue genannt. Dieses Müdigkeits-Syndrom stellt für die allermeisten Patienten die größte Belastung dar, neben dem Schmerz. Es gibt kein klassisches Medikament, das diese Fatigue-Symptome beseitigt. Es gibt aber gute Studienergebnisse, dass eine regelmäßige sportliche Betätigung (zwei bis drei Mal in der Woche für 30 bis 60 Minuten) die Symptome signifikant verringert. Das Problem ist, dass man sehr viel Energie aufwenden muss, um diese Vorschläge in die Tat umzusetzen. Auch bei Knochenmetastasierung spricht nichts gegen eine sportliche Betätigung. Es sollte aber auf jeden Fall vom Radiologen eine Befundung der Knochenmetastasen vorliegen, die einen drohenden oder stattgehabten Knochenbruch ausschließt.
Schizo: In meinem Freundeskreis gibt es immer noch Vollidioten, die rauchen. Wie ist es möglich, dass ein intelligenter Mensch mit Kenntnis aller Folgen sich einer solchen Gefahr aussetzt? Bei einer Mutter von zwei Kindern im Alter von 8 und 10 Jahren ist vor einem Jahr Lungenkrebs diagnostiziert worden. Jetzt hat sie zusätzlich Knochenmetastasen an der Hüfte und keine gute Perspektive. Kann Prof. Diel etwas empfehlen für meine Freundin? Ich bin so wütend. Besonders unverständliche: Die Raucher im Freundeskreis rauchen munter weiter.
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Zunächst muss man feststellen, dass das Rauchen eine Sucht darstellt, die der Alkoholsucht keineswegs nachsteht. Deswegen sollte man auch nicht versuchen, Raucher von ihrem Laster abzubringen. Das müssen sie schon selbst erledigen. Eine Sucht ist medizinisch gesehen eine Krankheit. Zur Behandlung der Knochenmetastasen kann ich zu dem bereits oben erwähnten und aufgeschriebenen nichts mehr hinzufügen. Die Behandlung von Knochenmetastasen gehört in die Hände von Spezialisten, um jeweils zum richtigen Zeitpunkt die richtige Therapie auszuwählen.
Hornstein: Meine Mutter ist 82 Jahre. Sie hatte ab ihrem 70. Lebensjahr mit Osteoporose zu tun, aber das war alles nicht so schlimm. Viel schlimmer ist, dass sie mit der Diagnose Brustkrebs gleich gesagt bekam, dass sie auch bereits Knochenmetastasen habe. Das ist jetzt 3 Monate her. Meine Mutter ist eigentlich so ganz fit, deshalb hat sie auch entschieden, das volle Programm durchzumachen und wir haben sie dabei unterstützt. Uns war nicht klar, dass diese verdammten Metastasen an der Wirbelsäule jetzt eine der hauptsächlichen Belastungen darstellen und wir suchen nach jeder Möglichkeit der Entlastung. Hat der Experte einen Vorschlag?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Meine wichtigste Frage ist, ist Ihre Mutter bereits von einem Strahlentherapeuten gesehen worden? Insbesondere in der Wirbelsäule sollte man Knochenmetastasen früh bestrahlen, damit sie nicht zu einem späteren Zeitpunkt brechen. Des Weiteren sollte eine konsequente Knochenschutztherapie erfolgen (siehe oben). Auch zum Thema Schmerztherapie bei Kochenmetastasen habe ich heute bereits zwei oder drei Antworten gegeben. Ich denke, die Kombination aus dem eben Gesagten kann auch Ihrer Mutter helfen. Vor allem nützen die Knochenschutzpräparate, die man bei Knochenmetastasen verabreicht, auch gegen eine Osteoporose.
Tefu: Es gibt eine Behandlung mit radioaktiven Isotopen, die vom Blutkreislauf zu den Metastasen transportiert werden. Ist das eine anerkannte Therapie, oder experimentell? Wäre das Verfahren sinnvoll gegen Knochenmetastasen?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: In der Tat ist die Therapie mit radioaktiven Isotopen eine anerkannte und zugelassene Behandlung. Insbesondere profitieren von dieser Therapie Patienten mit knochenaufbauenden (osteoblastischen) Metastasen. Der Hauptnutzen dieser Isotopen-Therapie liegt in einer Verringerung des Knochenschmerzes. Da die Strahlen dieses Medikaments aber nur in geringe Tiefe vordringen, kann zwar eine gute Schmerzbehandlung erreicht werden, die Knochenmetastasen selbst gehen davon nicht zugrunde. Da ist eine klassische Strahlenbehandlung sinnvoller.
nutcase: Damit die Knochen fest bleiben nimmt meine Mutter seit Beginn der Wechseljahre Calcium-Tabletten. Offenbar wirkt sich das jetzt gerade negativ aus. Denn sie leidet an einer Hyperkalzämie. Können frei verkäufliche Tabletten von Aldi das überhaupt auslösen? Jetzt soll das gesondert behandelt werden, aber es erscheint uns schon alles merkwürdig und wir sind sehr unruhig über diese Entwicklung.
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich gehe mal davon aus, dass Ihre Mutter nicht unter Knochenmetastasen leidet. Eine Einnahme von Calciumtabletten ist bei einer normalen Ernährung mit Käse und Milchprodukten völlig überflüssig, kann aber auch keine Hyperkalzämie verursachen, es sei denn Ihre Mutter leidet an anderen Organerkrankungen (Niere). Sie sollten diesen Zustand (Hyperkalzämie) unbedingt weiter abklären und behandeln lassen. Die zusätzliche Einnahme von Calcium erscheint mir nur dann sinnvoll, wenn eine Mangelernährung vorliegt (z. B. durch Laktoseintoleranz).
BARCAU: Gibt es Medikamente, die Knochenmetastasen in Vorfeld verhindern? Mich macht der Gedanke verrückt, dass in der Medizin immer erst alles eintreten muss, um dann behandelt zu werden. Aber das bedeutet, dass die Krankheit weitergegangen ist. Warum forscht man nicht an der Verhinderung von Knochenmetastasen?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Selbstverständlich wird an der Verhinderung von Knochenmetastasen geforscht. Die Verhinderung von Knochenmetastasen macht aber nur Sinn, wenn bereits eine Tumorerkrankung aufgetreten ist (z. B. Brustkrebs). Wir wissen inzwischen, dass die prophylaktische Gabe von Bisphosphonaten vielleicht auch Denosumab das spätere Auftreten von Knochenmetastasen signifikant reduzieren kann.
Zezi: Gelangen durch einen Kochenbruch, ausgelöst durch zwei Metastasen noch mehr Krebszellen, schwallartig ins System, die sich dann verteilen, ohne, dass man sie aufhalten kann?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Um es mal etwas weniger seriös zu sagen: Wenn bereits Knochenmetastasen vorhanden sind, dann ist das Kind bereits mit dem Bade ausgeschüttet. Die mögliche Verteilung von weiteren Metastasen durch die Knochenbrüche spielt für die Prognose der Erkrankung meiner Ansicht nach keine Rolle.
Flor_Prado: Meine Leber ist o.B. aber der Druckschmerz bleibt. Kann das auch eine Knochenmetastase an einer Rippe sein? Diagnostik? Behandlung? Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie die Frage dem Experten vorlegen. Danke.
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Prinzipiell könnte in einer Rippe auch eine Knochenmetastase sein, obwohl ich das in Ihrem speziellen Falle nicht denke. Sicherheit schaffen Sie nur durch ein Knochenszintigramm. Ist dieses unauffällig, dann ist die Ursache für den Schmerz zwar noch nicht bekannt, aber eine Knochenmetastasierung ausgeschlossen.
S-Möbius: Wenn ein Tanker auseinanderbricht, legt man eine Ölsperre drum herum. Hat mal jemand versucht, rund um einen Tumor eine „Sperre“ zu legen, damit keine Zellen in die Lymphbahnen gelangen?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Der Vergleich mit dem Öltanker ist zwar für jeden nachvollziehbar, trifft aber nicht das Problem der Tumormetastasierung. Wenn ein Tumor, z. B. in der Brust oder in der Prostata, in Erscheinung tritt, sind die Zellen, die später metastatisches Unheil anrichten können, längst verstreut. Um bei Ihrem Bild zu bleiben, bevor der Tanker auseinanderbricht, sind bereits viele kleine Risse vorhanden, durch die Öl austritt und die Umwelt verseucht.
GOLD: Meine Frau hat Knochenmetastasen nach Brustkrebs bekommen. Wir wissen das erst seit vorgestern. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es sehr positiv sein kann, an einer Studie teilzunehmen. Mir hat das geholfen, als ich Prostatakrebs hatte. Ich hatte dann zusätzliches Glück und war dann in dem Arm der Studie, an dem das neue antihormonelle Medikament getestet wurde. Ich suche jetzt eine Studie für meine Frau in Verbindung mit Knochenmetastasen. Kann mir Prof. Diel sagen, ob es irgendwo in Deutschland eine Studie gibt, in die meine Frau aufgenommen werden könnte?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Eine spezifische Studie zum Thema Knochenmetastasen und deren Behandlung kenne ich nicht. Die Therapie der Knochenmetastase beruht immer auf den oben schon genannten Säulen. Knochenschutztherapie, Bestrahlung, Schmerztherapie und Operation. Selbstverständlich gibt es für die unterschiedlichen Organtumoren immer wieder neue Formen der Chemo- und der antihormonellen Therapie. Diese hätte prinzipiell auch für eine Knochenmetastasierung Bedeutung. Ich empfehle Ihnen, im Internet nach Studien zum metastasierten Brustkrebs zu suchen.
Peter74: Mein Vater müsste dringend ein neues Hüftgelenk haben, weil er immer schlechter laufen kann. Er hat dafür einen Unfallchirurgen aufgesucht. Der hat aber abgewunken, als er hörte, dass mein Vater im Lendenwirbebereich 2 kleine Metastasen hat. Wir haben gedacht, er könne die doch gleich mit wegmachen in einer OP, aber das ist offenbar nicht so. Macht es Sinn noch einen anderen Operateur zu konsultieren?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wenn Ihr Vater im Lendenwirbel Metastasen hat, dann sollte er entsprechend den oben gemachten Empfehlungen behandelt werden. Ein Hüftgelenksersatz sollte in jedem Fall durchgeführt werden, um die Lebensqualität des Vaters zu verbessern. Manchmal macht man auch Hüftgelenksersatz, wenn Metastasen im Schenkelhals oder im Kopf des Schenkelknochens aufgetreten sind. Ich persönlich rate zu einer Operation unter der Einschränkung, dass Ihr Vater nach den Aussagen der Onkologen zeitlich davon noch profitieren kann.
Thom: Meinem Vater wurde gesagt, dass 2x2 Wirbel wegen Wirbelkörpermetastasen verblockt werden sollen. Das ist ja eine große Operation und, wie ich recherchiert habe, keinesfalls in jedem Fall erfolgreich. Wie sinnvoll ist so ein Eingriff? Sonst sind bisher keine Metastasen aufgetreten.
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die Verblockungsoperation von instabilen Wirbelkörpermetastasen kann eine sinnvolle Operation sein, die auch nicht mit großem Aufwand verbunden sein muss. Zusätzlich zu dieser Verplattung der Wirbelkörper muss auch eine Strahlentherapie erfolgen, um die Wirbelkörper wieder zu stabilisieren. Ansonsten verrutschen die Schrauben durch die verringerte Knochenmasse und die Operation war sinnlos. Zusätzlich sollte eine Knochenschutztherapie erfolgen.
LChristians: Bietet eine radiologische PET Untersuchung Vorteile auf der Suche nach Knochenmetastasen gegenüber anderer Diagnostik?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Die PET- oder PET-CT-Untersuchung bietet insbesondere Vorteile, wenn man auf der Suche nach Knochenmetastasen oder anderen Metastasen ist und mit den klassischen Methoden nicht weiterkommt. Meistens sind die üblichen PET-Verfahren für die Suche nach Knochenmetastasen nicht optimal. Ich empfehle als Suchmethode die Knochenszintigraphie. Allerdings kann die Knochenszintigraphie auch gutartige Läsionen nachweisen. Um diese von Knochenmetastasen zu unterscheiden, hilft eine Kernspinuntersuchung (NMR / MRT) oder ein anderes Schnittbildverfahren, wie die Computertomographie.
Maryam: Hatte brusterhaltende OP und zur Sicherheit eine Chemo, aber das war wahlweise, ich hätte auch darauf verzichten können. Es ist alles getan, was kann ich noch machen, um eine Wiederkehr oder Ausbreitung der Krankheit wie Knochenmetastasen zu verhindern?
PROF. DR. MED. INGO DIEL:
Wie bereits oben erwähnt, kann der Einsatz von Bisphophonaten bei Frauen jenseits der Wechseljahre eine Knochenmetastasierung reduzieren. Dies gilt insbesondere für Patientinnen, die ein hohes Rückfallrisiko haben. Ich empfehle den Einsatz von Clodronat-Tabletten (täglich).
CWeberson: Wie unterscheiden sich Metastasen und Knochenmetastasen konkret von dem Ausgangstumor?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Metastasen unterscheiden sich in der feingeweblichen Untersuchung eben nicht vom Ausgangstumor. Deswegen kann die Untersuchung einer Metastase auch auf den Primärtumor hinweisen.
Heidtmann: Manchmal denke ich, die heutige Medizin kann zwar so viel, aber sie verursacht auch eine Menge Folgen, die vielleicht sogar vorhersehbar sind. Z.B. ist meinem Mann ein Stück Knochen aus der Hüfte entnommen worden. Kurze Zeit später hat man ihm empfohlen das Hüftgelenks-Implantat gegen ein neues austauschen zu lassen. Leider kommt er damit nicht gut zurecht. Er hat Metastasen in der anderen Hüfte nach Prostatakrebs, die dadurch auch nicht belastbar ist. Es ist ein Teufelskreis. Was für eine Behandlung schlägt der Experte vor? Wir hätten so gern mal wieder für einen Zeitraum normale Tage.
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Ich denke, das Problem, welches Ihr Mann hat, ist sehr komplex und kann ohne Untersuchung nur sehr schwer in einer Internetsprechstunde bearbeitet werden. Ich denke, dass die Beweglichkeit für die Lebensqualität von größter Bedeutung ist. Insofern kann bei einer nicht belastbaren Hüfte auch ein Hüftgelenksimplantat sinnvoll sein. Warum man Ihrem Mann empfohlen hat, das eine Hüftgelenksimplantat austauschen zu lassen, kann ich nicht beurteilen. Wenn in der anderen Hüfte Metastasen sind, so muss man wissen, ob die Knochen belastbar sind und keine Bruchgefahr vorliegt. Wenn das der Fall ist, kann und soll Ihr Mann sich bewegen. Wir wissen, dass eine Bewegungstherapie aus vielerlei Gründen sehr wichtig ist. Das größte Problem dabei ist, dass Ihr Mann von einem Spezialisten behandelt werden sollte, der sich sowohl mit der operativen Orthopädie als auch mit der Onkologie auskennt.
Judy: Welche Technik CT oder MRT ist am besten für Diagnostik von „weichen“ Geweben, wie Lymphknoten-Vergrößerung, Gewebe-Metastasen und welche für „harte“ Veränderungen wie Metastasen an den Knochen?
PROF. DR. MED. INGO DIEL: In aller Regel ist für die Diagnose von Organmetastasen, aber auch für Knochenmetastasen, die Kernspintechnik die geeignetste. Die Computertomographie ist ebenfalls sehr segensreich, hat aber den Nachteil, dass sie mit einer gewissen Strahlenbelastung verknüpft ist.
AnnJörges: Bei mir geht alles wieder von vorn los, weil ich Metastasen im Rücken und Kreuzbein habe (am Anfang war Brustkrebs). Ursprünglich hatte ich 12 Zyklen Xeloda-Chemo, sowie Femara und X-Geva-Spritze, Auch die Tumormarker sind wieder angestiegen. Hat aber nichts gebracht. Im Gegenteil im CT und MRT fand man weitere Metastasen. Tja, was bleibt da noch? Besonders der Rücken tut sehr weh.
PROF. DR. MED. INGO DIEL: Wie Sie aus den oben gegebenen Antworten ersehen können, ist die allerwichtigste Form der Therapie bei Knochenmetastasen die Schmerztherapie. Durch den klugen Einsatz von Schmerzmitteln kann man den Knochenschmerz sehr gut beherrschen. Die Xgeva-Spritze sollte in jedem Fall weiter gegeben werden. Unabhängig von den zusätzlich empfohlenen Chemo- oder antihormonellen Therapien, sollten Sie auch unbedingt von einem Strahlentherapeuten behandelt werden.
Ich danke allen Teilnehmern dieser Internetsprechstunde für die rege Teilnahme und die vielen interessanten Fragen. Zum Abschluss wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Abend.
Ende der Sprechstunde.