Brustkrebs: Möglichkeiten bei metastasiertem Brustkrebs

CGG Klinik Mannheim
Prof. Dr. med. Ingo J. Diel
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Gynäkologischer Onkologe
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Schwerpunkte
 
Knochenmetastasen
Systemische Therapie
Bisphosphonate
Multimodale Therapie
 
Primäre Therapie des Brustkrebses
Chemotherapie
Endokrine Therapie
Antikörpertherapie
Prognosefaktoren
Neoadjuvante Therapie
 
Osteoporoseprophylaxe 
Beim Mammakarzinom
Postmenopausal
 
 
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PROTOKOLL

Brustkrebs: Möglichkeiten bei metastasiertem Brustkrebs

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Wir beginnen um 19 Uhr.

Mazintos: Meine Mutti hat Schmerzen im Rücken. Ihre linke Brust wurde vor 3 Jahren abgenommen. Wohin soll sie sich wenden, Orthopäde oder Gynäkologe?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Ich würde folgenden Ratschlag geben: Ihre Mutter sollte sich zunächst an einen Orthopäden wenden. Insbesondere, weil Rückenschmerzen die häufigste Diagnose ist, die weltweit gestellt wird. Zumeist handelt es sich um Gelenkschmerzen. Sie muss allerdings dem Orthopäden sagen, dass sie bereits eine Brustkrebserkrankung überstanden hat und darauf bestehen, dass in jedem Falle eine Röntgenaufnahme des Rückens bzw. Wirbelsäule durchgeführt wird. Damit kann sie 100%ig ausschließen, dass es eine Knochenmetastase ist. Oder, wenn es doch so sein sollte, die richtige Therapie einleiten lassen.

Tante: Bei meiner Tante ist ein ca. 1cm großer Knoten in der rechten Brust ertastet worden. Man hat ihr zu einer Stanze geraten, um eine genaue Diagnose zu erhalten. Ist das noch zeitgemäß? Hat man das nicht vor 20 Jahren so gemacht?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Stanzbiopsie ist heute, wie auch vor 20 Jahren, die richtige Methode, um zu einer Diagnose zu kommen. Viele Patienten befürchten, dass durch eine Stanzbiopsie Tumorzellen im Körper verteilt werden können. Wir wissen aber aus zahlreichen Untersuchungen, dass dies Maßnahme nicht zu einer Verschlechterung der Erkrankung bzw. der Prognose führt.

Agrikula: Meine Mutter 64 J. ist im Feb.2017 an Brustkrebs erkrankt. Nach einer Brusterhaltenden OP erhielt sie zunächst für 30 Tage eine Bestrahlung von hinten. Wir befürchten, dass die Lunge Schaden genommen hat, denn seither muss sie ständig husten. Nun sind noch Schmerzen an der Brustwirbelsäule dazugekommen und wir haben alle Angst, dass das Anzeichen von Metastasen sein könnten. Wie zeigen sich Knochenmetastasen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: In der Tat kann es manchmal nach einer Bestrahlung zu einer leichten Entzündung der Lunge und des Rippenfells kommen. Diese Probleme verschwinden in aller Regel von selbst. Es ist wichtig, dass der Strahlentherapeut über diese Beschwerden informiert wird. Dabei kann er gleichzeitig auch die Schmerzen an der Brustwirbelsäule abklären. Ich empfehle eine Computertomographie.

Nicole-Stern: Ist der Karnofsky Standard geeignet, um Brustkrebs zu beurteilen und einzuordnen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Karnofsky-Index ist eine Werteskala, um den Allgemeinzustand und/oder die Lebensqualität eines Tumorpatienten zu beurteilen. Karnofsky-Index beschreibt nicht das Stadium der Erkrankung, sondern den Zustand des Patienten unter der Therapie oder einer voranschreitenden Tumorerkrankung. Ein hoher Karnofsky-Index (100%) zeigt ein völliges Wohlbefinden an, auch wenn der Tumor sich weiter ausgebreitet hat. Entsprechend ist ein niedriger Karnofsky-Index (20%) ein Hinweis auf eine weit fortgeschrittene Erkrankung, die möglicherweise noch durch eine Therapie verschlechtert sein kann. Neben dem Karnofsky-Index gibt es noch zahlreiche andere Bewertunssysteme für die Lebensqualität eines Patienten.

Paola_Pinket: Bei 1.67cm und 70kg soll meine Mutter nach einem hormonabhängigen Brustkrebs abnehmen, damit sie weniger Östrogene im Fettgewebe speichert. Spielen da drei Kilo mehr oder weniger wirklich eine Rolle?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Ich denke, wenn Ihre Mutter eine antihormonelle Therapie bekommt, werden die Östrogene deutlich unterdrückt, egal ob sie 3kg mehr oder weniger wiegt. Ich weiß von meinen Patientinnen, wie schwer es ist, auch nur ein einziges Kilogramm unter einer solchen Therapie zu verlieren. Es viel wichtiger, dass Ihre Mutter sich nicht einem solchen Stress aussetzt. Meine Empfehlung ist, mit etwas Sport zu beginnen (z.B. auch Krafttraining), damit sie sich wohlfühlt und möglicherweise auch etwas an Gewicht verliert.

EmmaP: Meine Mutter 62 Jahre ist vor 5 Jahren erstmalig an Brustkrebs erkrankt. Damals wurde brusterhaltend operiert. Es wurden auch 12 Lymphknoten entfernt, 4 betroffen. Jetzt gibt es einen Rückfall, der auch dieses Mal brusterhalten operiert wurde. Zu den Lymphknoten gibt es die Aussage, dass sie "abgetastet" wurden während der OP und nicht befallen sind. Kann man von abtasten eine derartige Aussage ableiten??

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Man kann durchaus diese Aussage ableiten. Die Lymphknoten, die in der Achselhöhle Ihrer Mutter verblieben sind, erfüllen auch eine wichtige Aufgabe. Sie zu entfernen ist mit zahlreichen Risiken verbunden. Deswegen ist die Aussage der Kollegen richtig. Ihre Mutter wird sehr wahrscheinlich eine weitere Therapie erhalten (Chemotherapie oder antihormonelle Therapie). Dabei werden nicht sichtbare Metastasen in den Lymphknoten in aller Regel auch zerstört.

Hella: Brusterhaltende OP wegen Tumor 2016, hormonpositiv. Kann man mit einer Blutuntersuchung (Krebszellen) feststellen, ob die Schmerzen an meiner Hüfte im schlimmsten Fall eine Metastase sind. Hoffe aber auf Osteoporose? Wie wird die diagnostiziert?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Eine Osteoporose ist nicht schmerzhaft, außer wenn ein Knochenbruch aufgetreten ist. Um eine Osteoporose auszuschließen, muss man eine Knochendichtemessung veranlassen. Eine Knochenmetastase wird hingegen durch die Anwendung einer Knochenszintigraphie oder Computertomographie bewiesen. Eine Blutuntersuchung auf Krebszellen ist nicht sinnvoll.

Anja : Hallo Herr Diel, Zu meiner Geschichte, Juni 2016 Brustkrebs mit 5 befallenen Lymphknoten. Es folgten hochdosierte Chemotherapie, Bestrahlung und Tamoxifen. Januar 2019 dann Schmerzen in der Hüfte. Nach CT und Szintigraphie wurden multiple Knochen Metastasen festgestellt.Mein Onkologe stellte sofort auf Letrozol um. Danach dann Ibrance weil mein Tumor Hormon positiv war.Auch bekomme alle 4 Wochen eine Zometa Infusion. Eine Stanz Biopsie ergab dann das die Metastasen vom Brustkrebs kommen. Ki67 bei 3 % und 97 % Hormon sensibel. Da der Befund ja wenig Aggressiv und sehr langsam wachsend ist geht mir die Frage ob die Metastasen direkt nach der Chemo schon zu wachsen angefangen haben nicht aus dem Kopf. Mein Onkologe meint das ich mit dem Befund alt werden kann. Wie schätzen Sie den Befund ein?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Zunächst möchte ich Ihnen sagen, dass Sie nach meiner Ansicht richtig behandelt werden. Ob der Tumor tatsächlich wenig aggressiv ist, kann ich nicht beurteilen. Auch wenn die von Ihnen angegebenen Werte von Ki67 niedrig sind und die Hormonrezeptoren hoch, kann man nicht davon ausgehen, dass der Tumor harmlos ist. Er hätte ja auch sonst keine Metastasen gebildet. Allerdings ist es möglich, dass die Erkankung auch weiterhin langsam verläuft.

Vicky: Diagnose T1/M0(N0, hormonabhängig, 45 Jahre alt. 3 Jahre nach rechter Brustamputation habe ich mir gerade beide Eierstöcke entfernen lassen. Außerdem möchte ich nach Tamoxifen, was mir nicht gut bekommt, auf Aromatasehemmer umstellen. Wie steht der Experte dazu? Was ist der beste Schutz vor Metastasen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Zunächst muss man klar feststellen, dass Tamoxifen ein sehr gutes Medikament ist und in aller Regel auch gut verträglich. Gegen eine Umstellung auf Aromatasehemmer nach Entfernung der Eierstöcke ist nichts einzuwenden. Beide Maßnahmen sind ein guter Schutz vor Metastasen. Die Frage ist natürlich, wie Ihre Progrnose sich darstellt und ob der Einsatz einer antihormonellen Therapie wirklich so viele Vorteile bringt. Dies muss allerdings mit Ihrem Onkologen sorgfältig diskutiert werden.

Betuler: Bin an der linken Brust operiert worden. Invasives Mammacarcinom, pT1b, pN1bi, M0, G2, ER negativ, PR schwach positiv. Bin in Strahlentherapie danach kommt Chemo. Was tun gegen mögliche Metastasen in Organen, oder sogar Knochen? (Hatte meine Mutter auch)

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Chemotherapie ist nach meinem Dafürhalten die sinnvollste Maßnahme gegen das Auftreten von Metastasen. Insofern kann ich Ihnen nur dazu raten die vorgeschlagene Therapie durchführen zu lassen.

E.Bogsch: Meine Mutti wird am 22.06.2019 85 Jahre. Sie ist bisher gesundheitlich bestens durchgekommen. Leider wurde nun ein 0,9cm großer Knoten in der linken Brust festgestellt. Bösartig, das steht auch schon fest. Gegenwärtig wohnt meine Mutter aufgrund einer leichten, beginnenden Demenz gut betreut in einer Senioren-Residenz. Wie jetzt damit umgehen. Einerseits möchte ich ihr nicht das volle Programm des medizinisch machbaren zumuten, aber man kann sie doch auch nicht einfach so sterben lassen. Was schlagen Sie vor, Herr Prof. Diel? Vielen Dank für Ihre Mühe.

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Meine Empfehlung ist in diesem Fall, dass man den Tumor in jedem Fall entfernt. Mehr muss man wahrscheinlich nicht mehr machen. Heutzutage sind die Narkosen auch bei einer 85 Jahre alten Patientin mit beginnender Demenz gut verträglich und wenig schädlich. Ob man anschließend noch eine weitere Therapie durchführen muss, hängt etwas von der Biologie des Tumors ab. Ich würde auf eine Chemotherapie oder eine antihormonelle Therapie vermutlich verzichten. Das kann aber nur jemand beurteilen, der Ihrer Mutter von Angesicht-zu-Angesicht gegenüber sitzt. Wenn man den Tumor in der Brust beläßt, könnte es sein, dass er sich erheblich vergrößert und/oder zu Metastasen führt.

Doro: Ich erhalte neoadjuvante Chemo. 4x EC und 2x Taxotere. Der Tumor hat sich fast halbiert. Leider sind meine Leukozyten auf 1,6 zurückgegangen. Könnte die Chemo unterbrochen, oder sogar abgebrochen werden, damit ich früher operiert werden kann? Bisher habe ich keine Metastasen, weder in Lymphknoten, Lunge-Leber noch in den Knochen. Ich möchte das Ding so bald wie möglich weg haben und operiert werden. Spricht etwas dagegen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Wenn es möglich ist, würde ich die Chemotherapie bis zum Ende durchhalten. Nur so sind die besten Ergebnisse zu erzielen. Sollten Sie allerdings übermäßig leiden, kann die Chemotherapie auch abgebrochen werden. Das muss Ihr Onkologe entscheiden. Allein der Rückgang der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) auf 1,6 ist kein Kriterium für einen Abbruch, höchstens für einen Aufschub. Auch wenn der Tumor noch eine Weile in Ihrem Körper verbleibt, geht das nicht mit einer schlechteren Prognose einher.

Spranmann: Wie wirken Antikörper bei Brustkrebs?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, da man wissen müsste, welche Antikörper Sie meinen. Der bekannteste Antikörper, der eingesetzt wird ist das Trastuzumab. Dies ist ein Antikörper, der sich gegen den HER2neu-Rezeptor richtet. Durch die Anwendung der Antikörpertherapie werden die Rezeptoren blockiert und der Tumor am Wachstum gehindert. Allerdings gibt es auch noch weitere Antikörper, die einen anderen Wirkmechanismus haben, z.B. der Knochenschutz-Antikörper Denosumab. Dieser hemmt die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) bei der Zerstörung des Knochens durch Metastasen.

Peters: Bei meiner Frau wurde ein lobuläres Mammakarzinom (G2) mit Abnahme der Brust operiert. Leider hat sie 19 von 29 befallene Lymphknoten. Ihr wurde eine dosisdichte Chemo empfohlen. Was genau ist das?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Eine dosisdichte Chemotherapie verkürzt die sonst üblichen Intervalle einer Chemotherapie von 3 Wochen auf z.B. 2 Wochen. Dies erhöht die Effektivität einer Chemotherapie und wird insbesondere bei Patienten mit zahlreich befallenen Lymphknoten eingesetzt. Der Nachteil dieser Therapie ist eine stärkere Belastung des Knochenmarks, das eine Woche weniger hat, um sich zu erholen. Deswegen müssen Substanzen eingesetzt werden, um die Zahl der weißen Blutkörperchen hoch zu halten.

Gabriele: Ich bin 73 Jahre und habe die Diagnose Mammakarzinom ca. 0,7cm erhalten. Ich gehe da ganz pragmatisch ran und überlege mir die Brust abnehmen zu lassen, zur Sicherheit, obwohl das gegenwärtig angeblich nicht erforderlich wäre. Danach dann ganz normal alle weiteren Therapien. Oder ist das übertriebener falscher Angang?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Wissenschaftlich gesehen ist die Entfernung der Brust bei einem Knoten unter 1cm keine gute Idee. Wir wissen seit vielen Jahrzehnten, dass die Prognose nicht davon abhängig ist, ob man die Brust entfernt oder ob man brusterhaltend operiert und die Brust anschließend nachbestrahlen lässt. Bei einer normalen Größe der Brust würde ich nicht zu einer Entfernung raten.

HSH: Ich habe verstanden, dass es Unterschiedliche Therapien für unterschiedliche Stadien gibt. Immer wieder stoße ich auf zielgerichtete Therapien und Antikörper. Wenn das so gut und wirksam ist, warum wird das nicht von Anfang eingesetzt?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Antikörper, wie Trastuzumab können selbstverständlich auch zu Beginn der Erkrankung eingesetzt werden (adjuvant). Allerdings findet man nur bei 20% der Patientinnen den entsprechenden Rezeptor auf der Tumoroberfläche. Bei diesen Patientinnen ist es sinnvoll von Anfang an zu behandeln. Bei den anderen 80% ist der Antikörper wirkungslos.

Heiki: 64J, März 2019 Brustkrebs re. Es gab da ja immer wieder Unsicherheit ob Monotherapie, oder Kombination. Ich soll jetzt Herceptin bekommen zusammen mit einem Taxan. Das soll die Weiterentwicklung der Krankheit besser stoppen. Geht es bei einer solchen Aussage um mögliche Metastasen in Organen und-oder Knochen? Oder zielt das eher in Richtung erneutem Tumor?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Der wichtigste Effekt einer Chemotherapie/Antikörpertherapie ist die Verhinderung von Metastasen. Allerdings ist es ein nicht unerheblicher Nebeneffekt, dass auch ein Wiederauftreten des Tumors in der Brust oder in der Achselhöhle oder in der anderen Brust verhindert werden kann.

Messer: Was ist dran an einer Vision, dass man eine Tumorprobe in ein Gerät gibt und daraus ein genetisches Profil erstellt, um eine wirklich individuelle Behandlung zusammen zu stellen? Ginge das auch für andere Krebserkrankungen, oder hat Brustkrebs da eine spezielle Ausgangslage, die nicht übertragbar ist?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Zunächst muss ich daraufhinweisen, dass das molekulare Profil einer Brustkrebserkrankung mit Sicherheit anders ist, als das von einem Prostatakarzinom oder einem Lungenkarzinom. Man kann heute sehr viele sogen. Biomarker an einem Tumor feststellen, um seine Biologie besser zu definieren. Bedauerlicherweise hat man aber zu wenige therapeutische Möglichkeiten für eine entsprechende Behandlung. Dies wird sich in den nächsten Jahren dramatisch ändern. Desweiteren kann man auch eine genetische Analyse durchführen, um herauszufinden, ob der Tumor eine erbliche Komponente hat. Auch dafür gibt es beim Brustkrebs einige, aber keineswegs ausreichende Behandlungsoptionen - bisher.

Christa_Martinson: Anfang April 2018 erhielt ich die Diagnose „Inflammatorischer Brustkrebs“. Es folgten zunächst eine Chemotherapie, dann eine Operation. Den Abschluss bildete Bestrahlung und die Reha. Jetzt bin ich auf Antikörpertherapie. Woher weiß mein Onkologe, wann ich die ausreichend lang bekommen habe? Woran macht sich das fest?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Bedauerlicherweise habe ich nicht mehr Informationen zu Ihrer Tumorerkrankung. Ich nehme an, dass es sich um einen HER2neu-positives Mammakarzinom handelt und Sie den Antikörper Trastuzumab erhalten. Dies wird typischerweise ein Jahr lang durchgeführt. Dann wird die Therapie beendet. Die entscheidenden Studien haben keine signifikante Verbesserung der Überlebenszeiten bei längerer Behandlung angezeigt.

Singalen: Seit fast 30 Jahren habe ich eine eigene Sauna, die ich zwischen September und Mai 1-2 Mal in der Woche nutze. Während der Chemo und Bestrahlung (nach Brustkrebs-OP) sollte ich darauf verzichten. Das führte zu erheblichem, zusätzlichem Unwohlsein bei mir, weil ich das gewohnt bin. Wann darf ich damit wieder anfangen? Übrigens: Ich saune immer allein! Niemals lade ich mir Freunde ein, die sollen gern in öffentl. Saunen gehen. Bei mir besteht also kein Hygiene-Problem.

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Wenn Ihnen die Sauna guttut und die Chemotherapie und die Bestrahlung schon länger (6 Monate) zurückliegen, ist gegen den Besuch einer Sauna nichts einzuwenden. Voraussetzung ist, dass Sie sich genauso wohlfühlen, wie vor der Erkrankung. Sonst würde ich noch etwas warten.

Manu Kitzing: Worum muss ich mir mehr Sorgen machen, dass mögliche Metastasen sich in der Leber ansiedeln, oder in der Wirbelsäule? Alles gleich schlecht oder?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Ob Sie sich Sorgen machen müssen, kann ich nur sehr schwer beurteilen. Das hängt von der Prognose der Erkrankung ab. Ob nun Leber-, oder Lungen- oder Knochenmetastasen mehr zu fürchten sind, kann ich nicht beurteilen. Ganz allgemein gesprochen ist der Verlauf unter einer Knochenmetastasierung etwas weniger bedrohlich. Prinzipiell sind aber alle Metastasen ein Hinweis auf den chronischen Verlauf der Erkrankung.

UStallbaum: Sind Rank-Ligand-Antikörper besondere Antikörper?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Rank-Ligand-Antikörper (Denosumab) richten sich gegen die Aktivierung von knochenzerstörenden Zellen (Osteoklasten). Diese Therapie, die durch subkutane Injektionen gekennzeichnet ist, schützt den Knochen vor einer weiterer Zerstörung und verringert Knochenschmerzen und Knochenbrüche. Man setzt den Antikörper sowohl bei Knochenmetastasen als auch bei Osteoporose ein. Allerdings bei der Osteoporose in weitaus geringerer Dosierung.

A_Gruhn: Ich weiß, wie Antikörper funktionieren. Dennoch frage ich mich, was es für meinen Körper bedeutet, wenn er durch die Antkörper in erheblichem Maße Eiweiße zugefügt bekommt, die in dieser Menge eigentlich nicht in mein System gehören?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Offen gestanden gehört der Tumor auch nicht in Ihr System und die zusätzlichen Moleküle, die Sie durch den Antikörper bekommen dienen eher Ihrem Gesundwerden, als einer Verschlechterung Ihres Gesamtzustandes. Ich will damit sagen, dass man selbstverständlich keine Medikamente einsetzen sollte, die keinen Nutzen bringen. Bei den Antkörpern, die man gegen Brustkrebs einsetzt ist dies nicht der Fall.

Roland-Sass: Ich weiß sehr wohl, dass wie in unserem Fall nach dem Brustkrebs meiner Frau je eine Metastase in Leber und Brustwirbelsäule ein Zeichen dafür sind, dass der Krebs den ganzen Körper erfasst hat. Logischerweise müsste dann doch die einzige Antwort auch eine Therapie sein, die den ganzen Körper betrifft. Wir verstehen nicht, warum sie lokale Bestrahlungen erhält. Was sagt Prof. Diel?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Selbstverständlich braucht Ihre Frau auch eine Systemtherapie, z.B. Chemotherapie oder antihormonelle Therapie. Desweiteren ist eine lokale Behandlung mit Bestrahlung der Metastasen, unter der Voraussetzung, dass es nur sehr wenige sind, eine gute Option.

MilenaJansen: Fällt mir schwer, den rechten Arm nach Brustkrebsoperation (erhaltend) zu heben. Wie lange dauert das normalerweise, bis das schmerzfrei geht?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Ich gehe davon aus, dass die Brustkrebsoperation ebenfalls auf der rechten Seite war. Oft kommt es durch die Schonhaltung nach der Operation zu einer Verkürzung der Muskeln in Arm und Schulter. Dies muss unbedingt behoben werden. Ich kann nur dazu raten intensiv Physiotherapie zu betreiben (auch, wenn es anfangs wehtut). Die postoperative Mobilisierung Ihres Armes ist von größter Bedeutung.



Ende der Sprechstunde.