Metastasierter Lungenkrebs – welche Optionen gibt es?

CGG Klinik Mannheim
Prof. Dr. med. Ingo J. Diel
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Knochenmetastasen
Systemische Therapie
Bisphosphonate
Multimodale Therapie
 
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Chemotherapie
Endokrine Therapie
Antikörpertherapie
Prognosefaktoren
Neoadjuvante Therapie
 
Osteoporoseprophylaxe
Beim Mammakarzinom
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PROTOKOLL

Metastasierter Lungenkrebs – welche Optionen gibt es?

Hallo: Hallo ich hätte mal eine Frage, bei meinem Bruder wurde ein kleiner Tumor in der Lunge entdeckt (ohne Metastasen). Er hat die Diagnose vor 4 Wochen bekommen, es wurde noch nichts gemacht. Ist das normal?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Das klingt nicht schlecht, bei kleinen Tumoren ohne Metastasen hat Ihr Bruder tatsächlich gute Heilungschancen. Was man allerdings genau machen muss bzgl. Operation und weitere Therapie, das sollte er mit seinem Lungenarzt besprechen.

Niebüll: Es gibt da ein oder mehrere Medikamente, die schalten irgendwelche Wege zum Tumor in der Lunge ab und dann kann der nicht mehr wachsen. Gibt es das auch für Metastasen? Ich soll eine Spritzenbehandlung bekommen, damit sich in den Knochen keine bilden können. Geht das um so eine Massnahme?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Inzwischen gibt es viele neue Medikamente, gerade zur Behandlung des Lungenkrebses. In Bezug auf Knochenmetastasen weiß ich nicht, welches Medikament Ihr Arzt empfiehlt. Möglicherweise handelt es sich um eine Antikörpertherapie mit Denosumab. Das ist eine Substanz, die das Wachstum von Knochenmetastasen verhindern oder behindern soll. Diese Substanz ist zur Behandlung bereits vorhandener Metastasen zugelassen. Zur Verhinderung von Metastasen fehlt die Zulassung.

Mischa: Gibt es bei Knochenmetastasen eine Wahl, ob operiert werden soll, oder ob die Metastasen durch eine Chemotherapie bekämpft werden sollen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Knochenmetastasen sollten nur dann operiert werden, wenn sie zu einer Bruchgefährdung führen können, oder wenn es nur so wenige sind, dass eventuell nochmals eine Heilung ermöglicht werden kann. In aller Regel müssen Knochenmetastasen mit osteoprotektiven Medikamenten behandelt werden. Dazu zählen die Bisphosphonate und Denosumab. Die wichtigste Therapiemethode bei Knochenmetastasen, insbesondere wenn sie schmerzen, ist die Strahlentherapie. Eine Chemotherapie oder eine Antikörpertherapie ist natürlich ebenfalls sinnvoll und hängt von dem Organ ab, das zur Knochenmetastasierung geführt hat.

Ibsen: Nach Entfernung eines sehr kleinen Lungentumors habe ich keine Chemo erhalten und war froh darüber. Ich bin alle drei Monate zu Untersuchungen gegangen im ersten Jahr und hatte jetzt ein CT. Alles in Ordnung. Dennoch habe ich Zweifel, ob es richtig war auf eine Chemo zu verzichten. Muss ich mir Sorgen machen, dass Metastasen in Knochen oder Organen kommen können?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Für die Entscheidung, keine Chemotherapie zu verabreichen, gibt es sicherlich gute Gründe, die Ihr Arzt mit Ihnen besprochen hat. In aller Regel gibt es große Studien, die gezeigt haben, dass bei manchen kleinen Tumoren die Chemotherapie mehr Schaden als Nutzen bringt. Bedauerlicherweise gilt für alle Chemotherapien, dass Sie nicht sicher sein können, keine Metastasen zu bekommen. Allerdings ist das Risiko gering.

Peter.Becker05: Unser Vater hat viele gesundheitliche Probleme. Das kam alles sehr plötzlich und überfordert uns gegenwärtig, weil es Schlag auf Schlag geht. Priorität momentan: Macht es Sinn in einer Operation in der 2 noch recht kleine Metastasen an unteren Burstwirbeln entfernt werden sollen, diese Wirbel auch noch zu verblocken? Er hat dort massive Bandscheiben-Probleme. Wobei nicht klar ist, was der vorrangige Grund für die Schmerzen ist.

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Diese Frage kann letztendlich nur ein erfahrener Chirurg beurteilen. Ich weiß jetzt nicht, wie diese beiden kleinen Metastasen entfernt werden sollen. Ich empfehle aber, nochmals die Meinung eines Strahlentherapeuten einzuholen. Denn manchmal ist eine Bestrahlung besser als eine Operation.

Ramsthaler: Zeitgleich mit der Chemo hat der Onkologe dringend empfohlen, dass ich was zum Knochenschutz mache. Da gibt es offenbar unterschiedliche Medikament, die unterschiedlich belastend sind. Was empfiehlt Prof. Diel?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Medikamente, die man bei Lungenkrebs zum Knochenschutz einsetzen kann (Bisphosphonate, Denosumab) haben dafür keine Zulassung, können aber nach Entscheidung Ihres Arztes eingesetzt werden. Die Dosierungen sind sehr gering, so dass auch die unerwünschten Wirkungen gering sind. Sollten Sie allerdings bereits von Metastasen betroffen sein, so ist der Einsatz dieser Medikamente sinnvoll, da er zu einer Verringerung von Komplikationen führt.

Overbeck: Wozu bekomme ich seit fast 5 Jahren immer wieder Medikamente um Knochenmetastasen vorzubeugen, aber letztlich hilft das alles nicht und sie kommen trotzdem. Gibt es was neues auf dem Gebiet?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Sollten Sie bereits Metastasen haben, so denke ich, dass man Sie mit den oben genannten Medikamenten behandeln will, um Komplikationen zu vermeiden. In diesem Fall macht es großen Sinn, die knochenschützenden Medikamente weiterhin einzunehmen.

Droese: Wie kann das sein, dass Lungenkrebs keine Schmerzen bereitet, aber die Knochenmetastasen zu sehr erheblichen Schmerzen führen. Gibt es dafür eine Erklärung?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Sie müssen sich das so vorstellen, dass der Lungenkrebs in aller Regel Platz hat, um sich auszubreiten und deswegen nicht zu Schmerzen führt. Allerdings ist das nicht immer so und es kann auch zum Zeitpunkt der Diagnose ein Schmerz im Brustraum bestehen. Bei Knochenmetastasen ist die Sache etwas anders, weil der Knochen mit vielen feinen Nervenfasern durchsetzt ist. Außerdem steht das Skelett unter einer sehr viel höheren Belastung. Das kann dazu führen, dass Knochenmetastasen sowohl spontan schmerzen können, als auch insbesondere bei Bewegung. Sollten Sie schmerzhafte Knochenmetastasen haben, empfehle ich, diese bestrahlen zu lassen und weiterhin Knochenschutzmedikamente einzunehmen.

Schönfeldt: Meine Frau hat drei Metast. in oder an der LWS mit starker Gehbehinderung. Sie wird bestrahlt, dann soll eine medikamentöse Behandlung folgen. Kann man das nicht gleichzeitig machen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Es gibt manche Medikamente, die kann man mit einer Strahlentherapie kombinieren, auch die genannten Osteoprotektiva. Andere werden später eingesetzt. Wenn Ihre Frau allerdings unter starken Schmerzen leidet sollte sie unbedingt einem Schmerztherapeuten vorgestellt werden, der zusätzliche Schmerzmedikamente (z.B. Morphinderivate) verordnet.

Bimberg: Was passiert innerlich mit dem Knochen, wenn sich gleich mehrere Metastasen gebildet haben?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Das Problem von Knochenmestasten ist, dass es die innere Struktur des Knochens zerstört, was zu heftigen Schmerzen führen kann. Zusätzlich wird das Knochenmark zerstört, das notwendig für die Bildung von roten und weißen Blutkörperchen ist. Deswegen kann bei einer starken Ausbreitung von Knochenmetastasen auch eine Blutarmut entstehen.

Hippo: Gibt es in Leitlinien festgelegte Behandlungsmethoden für Knochenmetastasen durch Lungenkrebs?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Diese Frage muss zweifach beantwortet werden. Selbstverständlich gibt es spezifische Medikamente, die gegen Lungenkrebs und die daraus entstandenen Metastasen sinnvoll sind. Die Verabreichung dieser Medikamente ist in den Leitlinien zur Behandlung von Lungentumoren festgelegt. Zweitens gibt es mehrere Leitlinien zur Behandlung von Knochenmetastasen die nicht nach Organtumoren unterschieden werden. In diesen Leitlinien wird der Einsatz von Operationen, Strahlentherapien, Radionuklidtherapien und Osteoprotektiva bewertet. Welche Therapie zu welchem Zeitpunkt die beste ist, kann nur ein Arzt entscheiden, der sich mit der Behandlung von Knochenmetastasen gut auskennt.

Claude: Es ist noch nicht lange her, da starben Patienten mit Lungenkrebs nach wenigen Monaten. Heute gibt es da offenbar bessere Möglichkeiten. Woran liegt die neue Lebensverlängerung? Wie wäre dann die Lebensqualität von Vater? Wobei Lebensqualität ja etwas sehr individuelles ist. Was ist mit Metastasen? Lungenkrebs soll ja direkt in die Knochen gehen. Wie kann man dieser zusätzlichen Komplikation begegnen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: In der Tat hat es in den letzten Jahren zahlreiche Medikamente gegeben, die zur Behandlung des Lungenkarzinoms zugelassen wurden. Das ist auch ein Erfolg der molekularbiologischen Unterscheidung der verschiedenen Tumortypen. Grundsätzlich geht die Verbesserung des Überlebens auch mit einer Reduktion von Knochenmetastasen einher. Die Lebensqualität, da haben Sie Recht, ist etwas sehr persönliches. Ein erfahrener Arzt muss die unerwünschten Wirkungen einer Therapie immer wieder den Erfolgen der Behandlung gegenüber stellen. Es darf nicht vergessen werden, dass es zumeist die Tumorerkrankung selbst ist, die die Lebensqualität am meisten beeinträchtigt. Vielleicht wird es uns eines Tages gelingen, Knochenmetastasen vollständig zu verhindern. Allerdings ist das noch ein weiter Weg, der vor uns liegt.

Tolo: Wie lange dauert es bis sich Metastasen entwickeln? Wo gehen die von der Lunge aus hin, mehr in Organe, oder mehr in Knochen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Zeit bis zur Entwicklung von Knochenmetastasen kann sehr unterschiedlich sein. Beim Brust- und beim Prostatakrebs kann es manchmal Jahre dauern. Beim Lungenkarzinom kann das sehr schnell geschehen. Allerdings kann der Tumor von der Lunge aus auch in andere Organe streuen, z.B. in das Gehirn, die Lymphknoten, oder die Leber.

Tini L.: Ich habe schon viele schlimme Geschichten über Krebserkrankungen gehört und ziemliche Angst. Bei meinem Bruder wurde die Diagnose Lungenkrebs gestellt und die Ärzte meinten, er könne nicht mehr operiert werden. Die Chemotherapie ist bald zu Ende. War das dann alles, was möglich ist?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Es gibt zahlreiche neue Medikamente, insbesondere aus der Immunonkologie, die beim Lungenkrebs eingesetzt werden können. Da es sehr viele unterschiedliche Typen des Lungenkrebses gibt, muss der Onkologe die entsprechende Auswahl treffen. Ich bin sicher das wird auch bei Ihrem Bruder der Fall sein. Da würde ich den behandelnden Ärzten vertrauen.

River: Wie kommt es, dass einige Menschen lange mit vielen Metastasen leben können und andere nicht?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Das hängt von der biologischen Aggressivität der unterschiedlichen Tumortypen zusammen. Wenn das Karzinom in seiner Struktur noch dem Organ ähnelt aus dem es hervorgegangen ist, dann kann die Krankheit langsam verlaufen. Wenn der Tumor aber ein "verwildertes" Aussehen hat und nicht mehr an das Urpsrungsorgan errinnert, dann gehen diese Tumoren mit einer großen Zellteilungszahl einher und wachsen entsprechend schnell und aggressiv. Um welchen Tumortyp es sich handelt, kann Ihnen Ihr Arzt erklären.

Brassat: Meine Frau hatte Lungenkrebs der operiert wurde. Es folgte Chemo und wir dachten, dass jetzt wieder ein Stück normales Leben beginnen könnte. Jetzt zittert meine Frau und ich frage mich, ob das von dem ganzen Stress kommt, eine Art Spätreaktion. Es ist vorwiegend die rechte Hand. Wie hängt das zusammen

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Diese Frage kann nicht in einer Internetsprechstunde beantwortet werden. Wenn Ihre Frau ein Zittern in der Hand verspürt, sollte das in jedem Fall nervenärztlicherseits abgeklärt werden. Auch eine Kernspintuntersuchung des Gehirns kann sinnvoll sein. Es kann sich allerdings auch um eine späte unerwünschte Wirkung der vorausgegangenen Therapie handeln.

Stahlnagel: Was ist ein Niedrigdosis CT? Ist das speziell für die Lunge?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Ein Niedrigdosis CT ist das, was der Name sagt, also eine Neuentwicklung der Computertomographie, bei der die Strahlenauswirkung geringer ist, als mit der alten Technik. Das kann man natürlich für alle möglichen Untersuchungen nutzen. Es wird aber insbesondere für die regelmäßige Früherkennung von Lungenkarzinomen diskutiert.

Justus: Eigentlich dachte ich es sei ein eher nervöser Husten, weil ich beruflich in einer anstrengenden Phase war. Am Ende war es Lungenkrebs. 51 Jahre, Diagnose Dezember 2016, nicht kleinzellig, 2 Achsel-Lymphknoten befallen. Der Tumor wurde operiert, es folgte Chemo. Welches Risiko geht von der „Erweiterung“ der Erkrankung durch die Lymphknotenbeteiligung aus? Worin liegt die größere Gefahr in Organ- oder Knochenmetastasen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Im Einzelfall ist die Frage schwer zu beantworten. Allgemein gesagt wissen wir, dass der Befall von Lymphknoten in der Umgebung zeigt, dass der Tumor dazu in der Lage ist, zu metastasieren. Insofern gilt die Faustregel: Bei vielen befallenen Lymphknoten ist auch das Risiko für eine Ausbreitung in weitere Organe größer. Man kann nicht unterscheiden, ob die größere Gefahr in einer Organ- oder Knochenmetastasierung liegt. Sehr häufig, das wissen wir auch von Patienten mit Prostatakarzinom und Patienten mit Mammakarzinom, ist der alleinige Verlauf bei Knochenmetastasierung günstiger als bei alleiniger Organmetastasierung.

Holtz: Gibt es Marker im Blut, die warnen, wenn sich Knochenmetastasen im Körper bilden? Es müssen ja dafür Zellen durch den Körper wandern, die man irgendwo zufassen bekommt, messen und daraus Rückschlüsse ziehen kann, was sich da im Körper vollzieht. Oder ist das Wunschdenken?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: In der Tat gibt es zahlreiche Untersuchungen, in denen man das Knochenmark von Tumorpatienten punktiert hat und darin nach Tumorzellen gesucht hat. Beim Brustkrebs gibt es viele sehr gute Untersuchungen, die zeigen, dass der Nachweis solcher metastatischer Zellen mit einer Häufung von Knochenmetastasen einher geht. Bei anderen Tumortypen ist die Anzahl von Studien noch gering. Beim Lungenkrebs gibt es auch die Gefahr, dass die Krankheit sehr schnell verläuft und man gar keine Möglichkeit hat, Knochenmetastasen mit osteoprotektiven Substanzen zu reduzieren. Derzeit wird sehr viel über den Nachweis solcher Zellen im Knochenmark, aber auch im fließenden Blut, geforscht. Man hofft, dass man eines Tages sogar Zellen charakterisieren kann, von denen man sicher weiß, dass sie zu Metastasen führen, oder nicht.

Alipour: Sind Knochenschmerzen ein zentraler Indikator für Knochenmetastasen? Was löst sonst noch Knochenschmerzen, ohne dass die auf Knochenmetastasen zurückzuführen sind? Will gegenwärtig alles andere glauben, als dass jetzt noch sowas dazukommt.

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Bedauerlicherweise sind Knochenschmerzen insbesondere in der Wirbelsäule bei Tumorpatienten ein häufiger Hinweis für Knochenmetastasen. Allerdings können auch Gelenkbeschwerden den Eindruck erwecken, dass Knochenschmerzen vorliegen. Solche Beschwerden im Rahmen von Abnutzungserscheinungen sind weitaus häufiger, als Knochenmetastasen. In jedem Fall würde ich dringend zu einer Knochenszintigraphie raten. Nur so lässt sich die Ungewissheit beseitigen und eine frühzeitige Behandlung in die Wege leiten.

Hohmann_B.: Mein ehemaliger Mann hat immer sehr viel geraucht. Dann wurde ihm der rechte Lungenflügel entfernt. Er lebt einigermaßen akzeptabel mit einem Lungenflügel. Das idiotische ist: Er hat immer weiter geraucht. Wir sind zwar längst geschieden, haben aber zwei wundervolle erwachsene Töchter, die ihren Papa sehr lieben und deshalb bin ich immer noch emotional involviert. Es gibt jetzt Metastasen in der linken Lunge und die Luft wird immer knapper. Ist schwierig im Alltag. Außerdem zwei sehr kleine an der Wirbelsäule. Würde die AOK auch für ganz neue Therapien aufkommen? Welche Argumente könnten wir vorbringen? Wenn er eine Tabletten-Chemo-Therapie macht spart die Kasse den Krankenhausaufenthalt. Meine Töchter und ich würden uns auch um ihn zu Hause kümmern. Aber was ist mit den Knochenmetastasen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die Knochenmetastasen sind wahrscheinlich das geringere Problem. Die kann man sehr gut mit Schmerzmedikamenten und Osteoprotektiva in einer Strahlentherapie behandeln. Welche anderen Medikamente Ihr ehemaliger Mann benötigt, kann ich im Internet nicht beantworten, da ich den Tumortyp nicht kenne. Eines ist allerdings sicher, wenn Medikamente eine Zulassung besitzen für eine bestimmte Tumortherapie, dann dürfen sie auch eingesetzt werden. Das hat nichts mit der AOK oder mit anderen Krankenkassen zu tun. Noch ist es in Deutschland so, dass jeder Erkrankte die entsprechende Behandlung erhält, egal in welcher Kasse er ist.

Mortiz: Wir sind in einer ganz schlechten Phase. Erst hatte meine Frau vor zwei Jahren Brustkrebs. Sie erhielt nach der OP eine biologische Chemotherapie. Da wüsste ich gern, ob es so etwas auch bei Lungenkrebs gibt, ob evtl. die gleiche Chemotherapie wirksam wäre. Ihr ging es nämlich relativ gut dabei und sie konnte das ganz gut aushalten. Zeitgleich sind bei meiner Frau nun zwei Metastasen am Becken und bei mir Lungenkrebs festgestellt worden. Alles fängt von vorn an. Deshalb die Hoffnung, dass es für mich auch eine Chemo gibt, die mich nicht komplett niedermäht, oder ist bei Lungenkrebs alles anders? Was ist mit Knochenmetastasen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Leider kann ich Ihnen nicht sagen, was eine biologische Chemotherapie bedeutet, ob es sich überhaupt um eine ärtzliche Behandlung handelt. Wenn bei Ihrer Frau Metastasen im Becken aufgefunden wurden, sollten diese bestrahlt werden und eine weitere Behandlung in die Wege geleitet werden. Bei Ihnen selbst hängt es sehr davon ab, von welchem Typ eines Lungenkarzinoms Sie betroffen sind. Dementsprechend wird auch die Behandlung geplant. Sie müssen in diesem Fall Ihren Ärzten vertrauen, dass sie für Sie die richtigen Entscheidungen durchführen. Ein guter Onkologe wird auch immer an Ihre Lebensqualität denken und Sie nicht mit Substanzen behandeln, die zu einer Verschlechterung führen.

J-Heuer: Bin noch in der Erhaltungstherapie nach Lungenkrebs. Weiß, dass die Perspektive nicht gut ist. Aber mein Kampfgeist ist ungebrochen und ich habe einen grandiosen Rückhalt in der Familie. Wenn etwas aussieht, wie Knochenmetastasen (Schatten am Knochen), sind es dann auch immer Metastasen, oder kann sich an der Wirbelsäule auch mal was anderes entwickeln, so was wie eine Zyste o.ä.?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Natürlich können auch im Skelett gutartige Tumoren auftreten oder Knochenzysten. Das muss unbedingt durch eine Diagnostik beurteilt werden. Zunächst würde ich eine Knochenszintigraphie empfehlen. Sollten die Befunde nicht eindeutig sein kann zusätzlich noch eine Computertomographie oder eine Kernspintuntersuchung veranlasst werden.

Karel: Nach Lungenkrebs bekam ich eine Chemotherapie und Bestrahlungen im Kopf, weil dort eine Metastase saß. Das hat mich meine Haare gekostet und obwohl das jetzt schon fast zwölf Monate her ist sind sie nicht nachgewachsen. Sind die Wurzeln dauerhaft zerstört oder ist noch Hoffnung, dass die Haare zurückkommen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Das kann außerordentlich unterschiedlich sein. In der Mehrzahl der Fälle setzt der Haarwuchs wieder ein, oft nach langer Zeit. Manchmal können die Haarwurzeln sich nicht erholen, dann kann es zu sehr dünnem Haar oder komplettem Haarverlust führen.

Hans-Peter12: Bei meinem Freund hat man folgende NSCLCA Mutationen festgestellt: KRAS, STK11, CDKN2A/B. Mehrere Chemos waren leider nahezu erfolglos. Dafür hat er 3 kleine Metastasen an den Hüftschaufeln. Gibt es noch eine erfolgversprechende Behandlung für ihn?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Die weitere Therapie muss selbstverständlich Ihr näher behandelnder Onkologe festlegen. Bezüglich der Metastasen in den Hüftknochen empfehle ich, zusätzlich noch eine Strahlentherapie und den Einsatz von Osteoprotektiva.

Softy: Ist da ein Unterschied zwischen Wirbelkörpermetastasen und Skelettmetastasen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Nein, das Skelett ist die Gesamtheit aller Knochen im menschlichen Körper, insofern gehören die Wirbelkörper zum menschlichen Skelett. In diesem Fall sind die Begriffe identisch. Wirbelkörpermetastasen nochmals etwas genauer.

Olli: Ich weiß, dass alkalische Phosphatasen eine große Bedeutung haben bei der Bestimmung eines Tumors. Gilt das auch für Knochen-Metastasen?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Das Enzym alkalische Phosphatase weist auf einen gesteigerten Knochenumbau hin. Allerdings gibt es auch noch zahlreiche andere Erkrankungen, die mit einer Erhöhung der alkalischen Phosphatase einhergehen. Die alkalische Phosphatase kann selbstverständlich bei Knochenmetastasen eine Bedeutung haben, aber auch für andere Ursachen, die nichts mit dem Skelett zu tun haben verantwortlich sein.

Wolfram-Rasch: Meiner Frau wurde im Vorfeld gesagt, dass Chemotherapie (Lungenkrebs) auch in die Knochen gehen kann. Sie bekam dafür eine Osteoporose-Prophylaxe. Das sollte gleichzeitig ein guter Schutz vor Knochenmetastasen sein. Nix da. Sie hat an der Wirbelsäule zwei dieser Dinger. Es wurde uns etwas anderes versprochen. Wie geht es weiter?

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Das ist sehr bedauerlich, dass es bei Ihrer Frau zu Knochenmetastasen gekommen ist. Auch eine Osteoporose-Therapie kann nur die Häufigkeit von Knochenmetastasen reduzieren. Wenn es nur zwei Metastasen sind, sollten alle im Vorfeld schon gemachten Empfehlungen gesetzt werden, um ein weiteres Ausbreiten zu verhindern. Dazu zählen auch die Osteoprotektiva (Bisphosphonate und Denosumab). Auch eine Bestrahlung und eine erneute medikamentöse Therapie können hilfreich sein.

Neubacher: Was bedeutet es für die Funktion der Hüfte, wenn auf der rechten Seite 2 Metastasen unter 1cm sind? Unsere Mutter kann unmöglich in den nächsten Monaten auch noch ein neues Hüftgelenkt bekommen!

Prof. Dr. med. Ingo Diel: Nicht unbedingt muss man das Hüftgelenk ersetzen, wenn zwei Metastasen vorhanden sind. Auch hier empfehle ich, eine Strahlentherapie durchführen zu lassen. Dies sollten Sie unbedingt mit Ihrem Onkologen besprechen. Und auch in Ihrem Falle ist der Einsatz von knochenschützenden Medikamenten unabdingbar.



Ende der Sprechstunde.