Infektion während Chemotherapie – wie gefährlich ist eine Neutropenie?

Dr. med. Friedrich Overkamp
Internist / Facharzt für Medikamentöse Tumortherapie
Praxis und Tagesklinik für Onkologie 
Springstraße 24
45657 Recklinghausen

Tel.: 02361 / 90427-0
FAX: 02361 / 90427-96

overkamp@onkologie-re.de
www.onkologie-re.de


Zweitmeinungs-Sprechstunde nach Vereinbarung


Schwerpunkte

• Medikamentöse Tumortherapie bei allen soliden Tumoren und hämatologischen Systemerkrankungen (Leukämien und Lymphome)
• Insbesondere:
Neoadjuvante, adjuvante und palliative Chemotherapie,
Therapie mit neuen zielgerichteten Substanzen (Antikörper und small molecules),
Supportivtherapie z.B. Schmerztherapie


Spezialgebiete

• Mammakarzinom (Brustkrebs)
• Nierenzellkarzinom (Nierenkrebs)
• Kolorektale Karzinome (Darmkrebs)
• Therapie der fortgeschrittenen Krebserkrankungen (Metastasen) 


Spezielle Expertise

• Zahlreiche Zertifikate, u.a. ESMO-Zertifikat (European Society for Medical Oncology) 

 
• Eigenes Institut für Klinische Studien: Oncologianova GmbH – Gesellschaft für Innovationen in der Onkologie
   www.oncologianova.de
 
• Vorträge und Publikationen: siehe http://onkologie-re.de/aerzte.htm

PROTOKOLL

Infektion während Chemotherapie – wie gefährlich ist eine Neutropenie?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Wir beginnen um 19 Uhr. Bitte senden Sie uns weiterhin Ihre Frage(n) live zu.

Marten: Meine Frau hat häufig Blasenentzündungen, was jetzt während der Chemotherapie besonders gefährlich sein soll. Macht eine vorbeugende Behandlung mit Antibiotika Sinn, um alles platt zu machen, was die Chemo stören könnte?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Eine generelle vorbeugende Gabe von Antibiotika ist nicht sinnvoll. Im Einzelfall kann es notwendig sein, wenn eine chronische bakterielle Infektion vorliegt. Dies müssen jedoch die behandelnden Ärzte nach Untersuchung des Urins auf Bakterien entscheiden.

Juliane Bortlik: meine Mutter 74 jahre ist an einem Becherzellkarzinoid der Appendix an Ovarien Stadium IV G2 R2 Uterus erkrankt. Ihr wurden die Ovarien Eileiter Blinddarm entfernt Uterus nicht operabel soll durch Chemo und Bestrahlung verkleinert werden und dann vollständig zu entfernen. Hat Sie trotz seltenen Krebs Aussicht auf Heilung wenn man durch Helektomie des Darms rechts und Chemo

Dr. med. Friedrich Overkamp: Über Heilungschancen kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Dies hängt davon ab, welchen Effekt die geplante Chemo- und Strahlentherapie erzielen. In jedem Fall macht es Sinn, nach Durchführung von Chemo- und Strahlentherapie eine erneute bildgebende Diagnostik und ggf. eine Bauchspiegelung durchzuführen, um den tumorverkleinernden Effekt der Behandlung bewerten zu können.

Bornhold: Meine Mutter bekommt künstlich hergestellte Stimulatoren, damit das Blut sich nicht verändert und das Immunsystem stark bleibt. Ich spreche zwar nicht mit meiner Mutter darüber, aber ich mache mir viele Gedanken, ob daraus auch ganz sicher keine negative Wechselwirkung mit der eigentlichen Behandlung (Chemo) entsteht. Kann der Experte das bestätigen, bzw. 100 Prozent ausschließen?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Ich vermute, dass Sie mit dem Begriff "Stimulatoren" so genannte Wachstumsfaktoren für die Blutkörperchen meinen. Dies sind Medikamente, die die Neuproduktion von weißen Blutkörperchen im Knochenmark stimulieren. Diese Substanzen haben definitiv keinen kontraproduktiven Effekt auf die Chemotherapie und / oder auf den Verlauf der Tumorerkrankung.

agnes_niedersachsen: Was bedeutet der Begriff "Neulasta", was macht das und wie oft bekomme ich diese Injektionen?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Der Begriff "Neulasta" ist der Handelsname für ein Medikament, das Ihnen offensichtlich im Zusammenhang mit einer Chemotherapie verschrieben worden ist. Es handelt sich dabei um eine Substanz, die die Neubildung von weißen Blutkörperchen im Knochenmark stimuliert. Hierzu muss man wissen, dass grundsätzlich unter einer Chemotherapie die Blutkörperchen stark angegriffen werden können. Insbesondere leiden häufig die weißen Blutkörperchen unter einer Chemotherapie. Insofern macht es bei vielen Therapien Sinn, eine vorbeugende Therapie durchzuführen, um ein zu starkes Absinken der weißen Blutkörperchen zu verhindern. Das Präparat "Neulasta" ist ein langwirkendes Medikament, das einmalig für die Dauer eines Chemotherapiezyklus verabreicht wird. Das Medikament wird jeweils am Tag nach der Chemotherapie unter die Haut gespritzt.

Baumgarten: Kann mein Onkologe genau feststellen, ob ein Fieberschub mit nachfolgender Neutropenie aufgrund einer Infektion zustande gekommen ist, oder ob das andere Gründe hat? Hat das dann Auswirkungen auf einen weiteren Block mit Chemo?

Dr. med. Friedrich Overkamp: In den meisten Fällen kann ein Onkologe relativ leicht feststellen, ob ein Fieberschub als Folge einer Infektion aufgetreten ist oder ob es sich z. B. tumorbedingtes Fieber handelt. Ggf. sind weitere Untersuchungen von Blut oder Urin notwendig. Auch ein Röntgenbild der Lunge oder ggf. der Nasennebenhöhlen kann zur Abklärung einer Infektion notwendig sein. Im Falle einer fieberhaften Infektion ist in der Regel eine Verschiebung des nächsten Chemotherapiezyklus notwendig. Dies wird Ihr Onkologe im Hinblick auf die Gefährdung und das Ausmaß der Infektion entscheiden.

Janina Preuss: Wo ist die Verbindung von zu wenig weißen Blutkörper und Fieber? Warum gerade zu einer Zeit, wo man das ja überhaupt nicht brauchen kann? Ich dachtee, der Körper „repariert“ so viel selbst?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Die weißen Blutkörperchen sind quasi die "Polizistenzellen" des menschlichen Körpers. Wie auch im richtigen Leben gibt es viele verschiedene Arbeitsgruppen bei der Körperpolizei. Es gibt Fresszellen, antikörperproduzierende Zellen, Gedächtniszellen, die sich an eine vorangegangene Infektion erinnern, Zellen, die Informationen weiterleiten. Mit anderen Worten,  das menschliche Immunsystem hat ein genauso intensives Zusammenspiel, wie das von Verkehrspolizei, Kriminalpolizei und Bundesgrenzschutz. Wenn - als Folge einer Chemotherapie - die weißen Blutkörperchen erniedrigt sind, dann bedeutet dies, dass Abwehrzellen fehlen. Dementsprechend sind Terroristen, wie Bakterien, Pilzen oder Viren, Tür und Tor geöffnet. Sie haben schon Recht, im Normalfall repariert der menschliche Körper sehr viel. Insbesondere kann unser Knochenmark - so lange es gesund ist - ein Leben lang rote und weiße Blutkörperchen immer wieder neu produzieren. Aber dieser Vorgang der Neubildung von Blutkörperchen wird eben gerade durch eine Chemotherapie gestört.

O_Tagg: Wenn eine Substanz technisch hergestellt wird, dann hört man immer, dass die genauso wirkt, wie die Natur. Ich kann mir das schwer vorstellen, denn es handelt sich ja um eine unnatürliche Beeinflussung. Deshalb hätte ich sehr gern einen Hinweis, ob ich mir wirklich bedenkenlos während der Chemotherapie Spritzen geben lassen kann, die mein Blutbild verbessern sollen, ohne dass dadurch die Wirkung der Chemotherapie beeinträchtigt wird?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Ja, in diesem Fall kann ich Sie absolut beruhigen. Die Spritzen, die man Ihnen offensichtlich verordnet hat, um die weißen Blutkörperchen unter Ihrer Chemotherapie hoch zu halten, sind in der Tat unbedenklich, weil sie die Chemotherapie nicht negativ beeinflussen und auch keinen negativen Einfluss auf die Tumorerkrankung selbst haben. Bei den Medikamenten (den so genannten G-CSF Präparaten) handelt es sich um Medikamente, die die Zellteilung Ihrer eigenen gesunden weißen Blutkörperchen anregen. Viel gefährlicher wäre es, diese Medikamente nicht zu geben. Denn im Falle einer Absenkung der weißen Blutkörperchen und einer dadurch ausgelösten Infektion wäre die Durchführung der Chemotherapie - und damit der Therapieerfolg - gefährdet.

Ebenrodt: Wie unterscheidet sich eine febrile Neutropenie von einer anderen, wo die weißen Blutkörperchen zu wenig sind?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Von einer febrilen Neutropenie spricht man, wenn Fieber während der Phase erniedrigter weißer Blutkörperchen auftritt. Selbstverständlich muss ein Mangel an weißen Blutkörperchen nicht unbedingt mit einer Infektion einhergehen. Es kann auch ein vorübergehender Mangel an weißen Blutkörperchen eintreten, der vom Knochenmark selbst repariert wird, ohne dass sich eine Infektion ausbildet. In dem Falle hat der Patient Glück, dass lediglich vorübergehend die weißen Blutkörperchen erniedrigt sind und ohne Infektion und ohne Gegenmaßnahmen wieder ansteigen.

Brezak: Ich bin in endokrinologischer Behandlung wegen einer Basedowerkrankung. Ganz neu ist für mich, dass sich durch die Medikamente auch die Zusammensetzung meines Blutes verändert. Habe nicht gedacht, dass so eine Kettenreaktion entsteht. Bei mir sind die Granulozyten rasant heruntergegangen. Würde gern von Dr. Overkamp erfahren, welche Behandlung am besten ist, ohne dass deswegen die Behandlung meiner Schilddrüsenerkrankung beeinträchtigt wird.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Diese Frage müssten Sie mit Ihrem behandelnden Endokrinologen klären. Es gibt Schilddrüsenmedikamente, die auf die Blutbildung einen ähnlichen bremsenden Effekt haben, wie dies bei einer Chemotherapie der Fall ist. Normalerweise erholt sich das Knochenmark sehr schnell, vollständig und ohne längerfristigen bleibenden Schaden von dieser unerwünschten Wirkung des Schilddrüsenmedikamentes. Meistens genügt eine vorübergehende Therapiepause, um das Blut wieder zu regenerieren. Medikamente zur Stimulierung des Blutes sind bei nichttumorösen Erkrankungen ausgesprochen selten notwendig.

BehrendtRK: ch habe gelesen, dass Infektionen die durch die Chemotherapie ausgelöst worden sind, die häufigste Todesursache bei Krebspatienten ist. Da frage ich mich nach dem Verhältnis, rettet die Chemo mehr, als dass sie zusätzliche Probleme verursacht? Sicherlich gibt es dazu feste Zahlen. Ich weiß, es ist offenbar der einzige Weg, aber ich finde das schockierend und möchte gar nicht, dass meine Mutter das weiß. Was kann ich als Tochter tun, um meine Mutter im Auge zu behalten?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Die Aussage, dass chemotherapiebedingte Infektionen die häufigste Todesursache seien, ist schlicht und einfach falsch. Im Gegenteil, durch die modernen Möglichkeiten der Antiinfektionsbehandlung mit Medikamenten gegen Bakterien, Viren und Pilze kann ein Großteil der Infektionen erfolgreich bekämpft werden und erst Recht können viele Infektionen verhindert werden, wenn prophylaktisch die bereits in dieser Internetsprechstunde mehrfach erwähnten Medikamente zur Stimulierung der weißen Blutkörperchen sachgerecht angewendet werden.

R.Grotevent: In meinem ganzen Leben habe ich noch nie eine Blasenentzündung gehabt, obwohl das wohl typisch sein soll für Frauen. Ich bin jetzt 61 Jahre alt, aber schon vor meiner Darmkrebs-Erkrankung fing es an, dass ich einmal nachts rausmusste, was mich nicht weiter stört, weil ich sofort weiterschlafen kann. Seit der Chemotherapie muss ich ein zweites Mal nachts raus. Das stört mich dann schon. Aber was mich viel mehr beunruhigt ist, dass dieses nächtliche Wasserlassen ein Zeichen sein soll für Veränderungen der Blutzusammensetzung, obwohl ich diese Verbindung nicht verstehe macht es mich nervös. Noch entsprechen meine Blutwerte der Behandlung, wie es heißt. Sollte ich öfters zur Blutkontrolle gehen? Welche Abstände empfiehlt Dr. Overkamp?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Einen Zusammenhang zwischen nächtlichem Wasserlassen und Veränderung des Blutbildes gibt es nicht. Sie sollten die Ursache für das vermehrte nächtliche Wasserlassen von Ihrem Onkologen und ggf. von einem Urologen abklären lassen.

Köppen: Gibt es eine Wahrscheinlichkeitsrechnung wie oft Infektionen durch reduzierte Granus auftreten?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Nein.

Calle_Den: Gegenwärtig erhalte ich Spritzen, um meine Granus wieder in einen akzeptablen Bereich zu bringen. Ich kenne das schon aus einer vorangegangen Chemotherapie, aber dieses Mal hat der Arzt besser aufgepasst und rechtzeitig die Spritzentherapie eingesetzt. Gern wüsste ich, ob ich bei gleicher Wirkung auch Tabletten bekommen könnte. Wäre halt eine Spritze weniger.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Nein. Ihr Onkologe hat offensichtlich erfolgreich eine prophylaktische Therapie mit Medikamenten eingesetzt, die Ihre weißen Blutkörperchen hoch halten. Was Sie mit dem Wort "Granus" beschreiben, sind so genannte Granulozyten, dies sind Abwehrzellen, die sich durch die genannten Spritzen aufrecht erhalten lassen. Diese Medikamente gibt es nur in Spritzenform und nicht als Tabletten.

Schubmann: Wenn die unterschiedlichen Blutwerte ohnehin schon nicht im Mittel sind, ist dann eine Chemotherapie trotzdem angesagt? Meine Frau leidet nämlich seit Jahren an Anämie, immer so an der Grenze, manchmal drunter. Sie wurde darauf hingewiesen, dass das noch schlimmer werden könnte durch die Chemotherapie (Grunderkrankung Brustkrebs). Wie geht man da jetzt am besten mit um?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Eine Anämie kann viele Ursachen haben. Die häufigste Ursache ist eine Blutung, z. B. eine Gebärmutterschleimhautblutung. In jedem Falle kann sich durch eine Chemotherapie eine vorhandene Anämie weiter verschlimmern, weil die Chemotherapie die Neubildung von roten Blutkörperchen bremst. Die Diskussion in dieser Sprechstunde bezog sich bisher hauptsächlich auf die weißen Blutkörperchen. Aber auch die roten Blutkörperchen spielen eine wichtige Rolle. Sie gehören zwar nicht zum Abwehrsystem, aber sie transportieren Sauerstoff und sind damit ebenso wichtige Zellelemente. Wenn Ihre Frau seit Jahren bereits an einer Anämie leidet, sollte in jedem Falle die Ursache geklärt werden. Auch zur Anregung roter Blutkörperchen gibt es Medikamente und im Falle einer schweren Anämie kann gelegentlich auch eine Transfusion von roten Blutkörperchen sinnvoll sein.

Mönnighoff: Wieso helfen Wachstumsfaktoren auch noch, wenn man die abgesetzt hat? Das macht ja eigentlich keinen Sinn, oder ist das Hilfe zur Selbsthilfe für eine gesunde Blutherstellung im Körper?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Es gibt zwei unterschiedliche Darreichungsformen der Wachstumsfaktoren für die weißen Blutkörperchen. Es gibt schnell und kurz wirkende Spritzen und es gibt solche mit Langzeiteffekt. Von dem Medikament "Neulasta" hat ein Teilnehmer zu Beginn dieser Internetsprechstunde bereits gesprochen. Dies ist ein Medikament mit einem Langzeiteffekt, der sich tatsächlich über die gesamte Dauer eines Chemotherapiezyklus erstreckt. Aber auch bei den kurz wirkenden G-CSF-Präparaten sieht man nach einer starken Stimulation der weißen Blutkörperchen oft noch für mehrere Tage einen "überschießenden" Effekt.

Idel: Meine beste Freundin leidet an mehreren Krebsarten gleichzeitig, obwohl die nacheinander gekommen sind: Brust, Darm, Eierstock. Jetzt geht es um Metastasen in der Leber. Ist es für die Behandlung entscheidend, welcher Krebs metastasiert ist? Durch die Chemo kommen jetzt ganz extreme Blutwerte dazu. Sie ist am Rande einer sogen. Neutropenie heißt es seit einigen Wochen, aber es wird nichts dagegen getan. Was ist jetzt ein realistischer Weg der Behandlung, oder gibt es den gar nicht mehr? Eigentlich ist sie erstaunlich gut drauf, nur müde und schlapp, gelegentlich verbunden mit Übelkeit.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Für die Therapieplanung ist es entscheidend, zu wissen, von welchem Ursprungskrebs die Metastasierung stammt. Denn Lebermetastasen eines Brustkrebses werden ganz anders behandelt als die eines Darmkrebses. In der Regel ist eine Gewebeprobe aus einer Lebermetastase sinnvoll, um diese Frage zu klären. Eine Neutropenie allein ist nicht besorgniserregend. Man muss sie nur konsequent und fachgerecht prophylaktisch angehen. Bei allen drei Krebserkrankungen gibt es heute verschiedene gut etablierte Therapien gegen die Metastasen. In allen drei Fällen ist - neben Antikörperpräparaten - jeweils auch eine Chemotherapie beteiligt. Ob der prophylaktische Einsatz von Wachstumsfaktoren für das Blut sinnvoll ist, hängt von der Intensität der Chemotherapie ab und natürlich von den aktuellen Blutwerten.

Luise: Aufgrund sehr stark reduzierter Granulozyten als Folge von 5 Zyklen Chemotherapie habe ich immer wieder heftiges Zahnfleischbluten. Ich habe große Angst um meine Zähne. Kann man erfolgreich was dagegen tun?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Niedrige Granulozyten verursachen kein Zahnfleischbluten. Schleimhautblutungen sind meistens Folge einer Erniedrigung anderer Blutkörperchen, nämlich der so genannten Blutplättchen (Thrombozyten). Die Frage nach dem Ausmaß eines Thrombozytenmangels kann Ihnen Ihr Onkologe beantworten. Ob zusätzlich eine Behandlung des Zahnfleisches sinnvoll ist, müsste Ihr Zahnarzt beurteilen.

Karina007: Den Krebs habe ich erfolgreich besiegt. Jetzt steigen meine Ansprüche ans Leben wieder. Dazu gehört auch, dass wir so sehr gern ein 2. Kind haben würden. Gegenwärtig bin ich noch in einer Aufbaubehandlung, damit mein Blutbild sich wieder normalisiert, weil die Granulozyten total in den Keller gegangen waren. Eigentlich geht es mir durch die regelmäßigen Spritzen wieder gut, aber ich habe Zweifel, ob und ab wann eine Schwangerschaft möglich wäre. Mein Gynäkologe und der Onkologe sind sich da uneins.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Die Frage nach dem Kinderwunsch kann man nicht beantworten, ohne zu wissen, welchen Krebs Sie hatten und welche Therapie durchgeführt worden ist. Ein vorübergehender Granulozytenmangel ist kein Problem im Hinblick auf eine Schwangerschaft, aber die Beurteilung, ob eine Schwangerschaft möglich, sinnvoll oder riskant wäre, bezieht sich am wenigsten auf das Blutbild. Für diese Beurteilung müssen die Krebserkrankung, Therapie, eventuelle Langzeitnebenwirkungen einer Chemotherapie mit berücksichtigt werden.

Schadowski: Bei mir steht unerwartet die Implantierung eines Herzschrittmachers an. Ich bin mitten in einer erfolgreichen Therapie mit Neulasta (wegen vorangegangener Chemo) und möchte die nicht unterbrechen. Besteht die Möglichkeit, sowohl die Operation ausführen zu lassen, als auch die Spritzen weiter zu bekommen.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Die Therapie mit Neulasta ist kein Hinderungsgrund für die Implantierung eines Herzschrittmachers.

Kalissa: Was wird bei der Blutbildung durch die Chemotherapie so in Mitleidenschaft gezogen? Ist das das gesamte Rückenmark, oder können sich blutbilden Zellen nicht entwickeln.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Durch die Chemotherapie werden letztlich alle Zellen in Mitleidenschaft gezogen, die sich teilen. Haarzellen teilen sich, deswegen fallen Haare aus, Schleimhautzellen teilen sich, deswegen gibt es Schleimhautentzündungen und eben auch blutbildende Zellen teilen sich ständig und dies ist der Grund dafür, dass die Zusammensetzung des Blutes unter einer Chemotherapie leiden kann. Die Blutbildung findet nicht im Rückenmark, sondern im Knochenmark statt. Dies ist das innere weiche Gewebe in unseren Knochen, das aus einer Vielzahl von so genannten Stammzellen besteht. Aus diesen Stammzellen wird ein Leben lang alle paar Wochen immer wieder neues Blut gebildet: Rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen. Und die weißen Blutkörperchen gibt es - wie gesagt - in verschiedenen Variationen. Und weil deren Verminderung als Folge einer Chemotherapie besonders nachteilig sein kann, hat die Forschung in den letzten Jahrzehnten besonders viel dafür getan, Medikamente zu entwickeln, die diese Armada der weißen Blutkörperchen aktiv und hoch halten.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Kurze Pause - gleich geht es weiter.

Bleeker: Wenn man Wachstumsfaktoren bekommt, damit das Blut sich weiter normal erneuert, erscheint mir das als eine starke Einflussnahme in einen ganz zentralen Bereich des Körpers. Wir haben dem zugestimmt, aber zögerlich und nicht wirklich überzeugt, weil wir langsam nicht mehr wissen, wie der Körper meiner Frau mit all diesen fundamentalen Eingriffen klar kommen soll. Im Kopf weiß ich, dass es hilft, aber emotional fällt es mir immer schwerer, das mitzutragen. Ich möchte die richtige Einstellung dazu gewinnen. Wie finde ich die?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Bei dieser Frage kann ich nur zur Gelassenheit raten. Es handelt sich nicht um eine Veränderung von zentralen Regulationsabschnitten des Körpers, sondern um Wiederherstellung eines vorübergehenden Mangels. Die Therapie mit Wachstumsfaktoren ist definitiv unschädlich, da sie weder das Blut negativ beeinflusst, noch irgendwelche schädlichen Auswirkungen auf die Krebserkrankung hat. Die richtige Einstellung, nach der Sie fragen, ist ganz einfach die, dass die Wachstumsfaktoren dem Körper Ihrer Frau helfen, mit der Chemotherapie besser zurechtzukommen. Die richtige Einstellung ist also eine positive Einstellung dazu.

Senior: Mir wurde vorgeschlagen, die Chemotherapie abzuschwächen, damit sich mein Rückenmark erholen kann. Aber das ist gar keine Lösung für mich? Gibt es da keinen anderen Weg?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Mit dem Rückenmark hat eine Chemotherapie gar nichts zu tun. Sie meinen sicherlich das Knochenmark, also das innere Gewebe unserer Knochen, in denen das Blut kontinuierlich erneuert wird. Dieses Knochenmark kann durch eine Chemotherapie geschädigt werden und insofern müssen die Onkologen gelegentlich entweder die Therapiezyklen verschieben, verlängern oder sogar eine Dosisreduktion vornehmen. Was für Sie das Beste wäre, lässt sich ohne Kenntnis der genauen Therapie und ohne Blutergebnisse nicht sagen. Grundsätzlich sind aber Dosisreduktionen nicht falsch, sondern sie können durchaus eine sinnvolle Maßnahme sein vor  dem Hintergrund der beobachteten Blutbildveränderungen. Unter Umständen könnte aber auch die Gabe von Wachstumsfaktoren hilfreich sein.

Ludwig: Was ist eine G-CSF-Behandlung? Ist das dieses Neulasta, von dem in dieser Sprechstunde schon berichtet wurde? Für wen kommt das infrage und für wen nicht. Wofür es ist, habe ich mittlerweile verstanden.

Dr. med. Friedrich Overkamp: G-CSF steht für Granulozyten-Kolonie-stimulierende-Faktoren. Granulozyten sind Abwehrzellen, also eine bestimmte Form der weißen Blutkörperchen. Diese leiden unter einer Chemotherapie erfahrungsgemäß besonders stark und insofern kann es sinnvoll sein, die Neubildung dieser Zellen anzuregen. Dies ist möglich durch die so genannten G-CSF-Präparate, die in der Lage sind, die Stammzellen der weißen Blutkörperchen im Knochenmark zur Teilung anzuregen. Dazu entstehen viele neue Granulozyten aus entsprechenden Stammzellkolonien im Knochenmark. Chemotherapien sind unterschiedlich stark und daher braucht nicht jeder Patient bei jeder Chemotherapie ein G-CSF-Präparat. Es gibt sehr starke Therapien, die von vornherein mit einem G-CSF-Präparat begleitet werden, bei den übrigen Chemotherapien macht man eine Prophylaxe, wenn nach dem ersten Zyklus einer Chemotherapie Fieber während der Phase erniedrigter weißer Blutkörperchen aufgetreten ist. Von den G-CSF-Präparaten gibt es verschiedene im Handel. Das von Ihnen erwähnte "Neulasta" ist ein lang wirkendes Medikament, das man nur einmal pro Chemotherapiezyklus spritzen muss. Es gibt aber auch kurz wirkende Präparate, die täglich gespritzt werden.

Lego: Wie hoch ist das Risiko durch einen Port für die Chemotherapie, eine Infektion zu bekommen? Hat man uns vor gewarnt. Meine Oma soll da aufpassen, weil bei ihr die weißen Blutkörperchen nicht mehr so ausgeprägt sind, wie es eigentlich sein soll.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Portinfektionen sind selten geworden. Trotzdem ist es natürlich wichtig, dass der Port sachgerecht benutzt wird und im Falle einer fieberhaften Infektion muss natürlich grundsätzlich auch an eine Portinfektion gedacht werden.

Ridderbusch: Ich weiß, dass jeder Mensch anders ist und es auch manche Menschen gibt, die bestens mit einer geringen Zahl Granulozyten leben können. Wovon hängt die Anzahl der Granulos ab und vor allem wovon hängt ab, wie man sich fühlt? Ich habe mehrere Mitpatienten bei der Chemo, denen scheint das nicht viel auszumachen. Bei mir ist das ganz anders, es geht mir komplett dreckig!

Dr. med. Friedrich Overkamp: Die Zahl der Granulozyten spürt man nicht. Wenn man sehr niedrige Granulozyten hat, heißt das nicht, dass man sich deswegen schlecht fühlen muss. Symptome treten nur dann auf, wenn eine Infektion vorliegt. Wenn Sie  sich selbst derzeit schlecht fühlen, muss das nicht zwangsläufig mit Ihren niedrigen Granulozyten zusammenhängen. Vielleicht besteht zusätzlich eine Anämie, vielleicht sind es unerwünschte Wirkungen der Chemotherapie oder Auswirkungen der Tumorerkrankung selbst, die Ihnen zu schaffen machen.

One: Ich soll jetzt mehr trinken während der Chemotherapie. Warum das gut sein soll hab ich nicht kapiert, aber vielleicht kann mir das Dr. Overkamp erklären. Ich bedanke mich schon mal dafür.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Viel Flüssigkeit ist immer wichtig während einer Chemotherapie. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass ein Teil der Medikamente über die Nieren ausgeschieden wird und für eine optimale Ausscheidung müssen die Nieren gut durchgespült werden.

Quer: Muss ich während der Chemo auf Salat und frisches Obst verzichten, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Nein. Auf Salat und Obst müssen Sie nicht verzichten. Es sei denn, Sie werden wegen einer akuten Leukämie behandelt. Bei allen anderen Krebserkrankungen und deren Chemotherapien sollte man gerade auf vitaminreiche Ernährung achten. Allerdings empfiehlt es sich, Salat und Obst gut zu waschen und beim Obst - wenn möglich - geschälten Früchten den Vorzug zu geben.

Bernard: Ich soll am besten eine Liste anlegen wie sich die Anzahl der weißen Blutkörperchen während der Chemotherapie (urspr. Darmkrebs) verändern. Geht die Chemo denn immer aufs Blut? Sind da immer krank machende Veränderungen zu erwarten?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Von Patienten angelegten Listen halte ich gar nichts. Ihre Ärzte sind ja dafür verantwortlich, die Blutkörperchen im Verlauf zu beobachten und die Dosierung der Chemotherapie immer wieder neu in Abstimmung mit den Blutergebnissen vorzunehmen. Keineswegs sind bei jeder Chemotherapie Blutbildveränderungen zu erwarten. Sie können auftreten, müssen aber nicht. Wichtig sind regelmäßige Blutbildkontrollen, die je nach Stärke der Chemotherapie festgelegt werden.

iglo: Eine Bekannte (heute 37) von mir bekam vor mehr als fünf Jahren die Diagnose Leberkrebs, inoperabel. Es folgten jahrelange Chemotherapien. Immer, wenn eine Kombination nicht mehr wirkte, kam die nächste, inklusive Last Line. Außerdem unterzog sie sich bis heute fünf schweren visceralchirurgischen Operationen, bei der die Blutzufuhr der Leber im Organ umgelenkt wurde. Nur vor den OPs hatte sie keine Chemotherapie, ansonsten seit fünf Jahren durchgehend. Längst ist Ihre Behandlung Thema auf großen Kongressen und man befindet sich komplett im experimentellen Bereich. Darm- und Lungenmetastasen wurden erkannt und beherrscht. Aber sie lebt. Natürlich bekam sie auch Neulasta und viele weitere Medikamente. Bei Diagnosestellung teilte man ihr sehr vorsichtig eine zu erwartende Überlebenszeit von 6 Monaten mit. Jetzt sind es bald sechs Jahre. Wie lange hält ein Körper Chemotherapie überhaupt aus? ich weiß, dass ihre Ärzte genauso fassungslos sind, wie wir, aber wir zeigen es nicht.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Handelt es sich wirklich um "Leberkrebs"? Bei dem Verlauf und der Metastasierung erscheint mir dies eher unwahrscheinlich. Möglicherweise handelt es sich um einen in die Leber metastasierten Krebs anderen Ursprungs. Ohne Angabe der Primärlokalisation lässt sich zur Therapie und zur Prognose leider nichts sagen.

Gedaschko: Was passiert da im Körper, wenn man in den Blutbildungsprozess eingreift. Kann das nicht auch schädlich sein?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Nein, schädlich ist dies nicht. Wie im ersten Drittel dieser Internetsprechstunde bereits erläutert, wird durch Wachstumsfaktoren lediglich ein vorübergehender Mangel an Blutzellen ausgeglichen. Dadurch kann eine Infektion beseitigt oder verhindert werden. Schädliche Auswirkungen auf die Blutbildung oder den Krankheitsverlauf hat dies nicht.

Senator: Aufgrund verschiedener Erkrankungen darunter auch Prostatakrebs muss ich viele Medikamente nehmen und mich auch einer Chemotherapie unterziehen, bereits zum zweiten Mal. Erstmalig habe ich jetzt zusätzliche Einschränkungen durch immer schlechtere Blutwerte. Um eine Neutropenie zu verhindern, soll ich Wachstumsfaktoren gespritzt bekommen. Trotz der schwierigen Gesamtsituation habe ich nicht mein Gefühl für „Maßhalten“ verloren und möchte so wenig, wie möglich neue Medikationen dazu bekommen. Wie muss man da jetzt rangehen?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Wenn Ihre Ärzte Ihnen Wachstumsfaktoren zur Verhinderung einer Neutropenie empfehlen, sollten Sie dieses Therapieangebot unbedingt annehmen. Wachstumsfaktoren haben keine negativen Auswirkungen und sie verursachen auch keine nennenswerten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.

Svea: Es geht bei mir um die Prophylaxe vor einer Neutropenie während einer Chemotherapie bei Brustkrebs. Beim letzten Mal wurde das nicht gemacht und das war furchtbar. Dieses Mal werde ich darauf bestehen, dass die gemacht wird, weil ich jetzt besser vorbereitet und auch schlauer bin. Habe ich einen Anspruch darauf?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Grundsätzlich muss nicht bei jeder Chemotherapie eine Neutropenieprophylaxe gemacht werden. Eine Prophylaxe ist zwingend notwendig, wenn nach der ersten Chemotherapie eine fieberhafte Neutropenie aufgetreten war. Sie ist auch zwingend notwendig bei intensiven oder dosisdichten Chemotherapien.

Hoong: Was ist los mit der Forschung? Warum gelingt es nicht, eine Chemotherapie zusammenzustellen, oder einen Zusatz zu entwickelt, der nicht zur einem veränderten Blutbild führt durch das man zusätzlich schwerstkrank werden kann? Ich werde verrückt mit dieser Krankheit. Immer kommt irgendwas dazu und ein Ende ist nicht in Sicht.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Die Forschung macht immense Fortschritte. In den letzten 15 Jahren sind neben der Chemotherapie zahlreiche neue Antitumormedikamente entwickelt worden. Hierbei handelt es sich z. B. um so genannte Antikörper oder um kleine Moleküle, die ganz gezielt an Oberflächen der Krebszellen angreifen oder die im Inneren der Tumorzelle Schaltkreise unterbrechen. Diese neuen Medikamente führen in der Regel nicht zu so starken Blutbildveränderungen wie eine Chemotherapie. Ob die neuen Medikamente bei Ihrem Krebs allerdings zum Einsatz kommen können, kann ich nicht beurteilen, da ich nicht weiß, welchen Krebs Sie haben. Jeder Krebs ist anders und für jeden Krebs gibt es andere Therapiekombinationen.

Rudi: Das Immunsystem ist ja ziemlich komplex aufgebaut und hat sogar unterschiedliche Arten Immunzellen. Wenn die erste Gruppe versagt, dann sind da immer noch welche, die einen geschwächten Körper gegen Bakterien, Viren und das andere Zeugs zu verteidigen. Das ist alles bekannt und wenn ich als Laie das weiß frage ich mich natürlich, warum bei meinem Bruder da nicht im Vorfeld was gegen den Abfall der Granulozyten gemacht wurde. Ich begleite meinen Bruder zur Chemotherapie und möchte das ansprechen, oder ist das eher kontraproduktiv und wird ärztlicherseits als zu fordernd empfunden? Was meint der Experte?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Grundsätzlich sollten Sie jede Frage mit dem behandelnden Onkologen besprechen. Wie schon erwähnt, wird nicht bei jeder Chemotherapie automatisch etwas gegen den Abfall der Granulozyten getan. Ob dies im Falle der Therapie Ihres Bruders sinnvoll ist, hängt von der Therapie ab, von der Art des Krebses und von eventuell bestehenden Begleiterkrankungen. Grundsätzlich ist es wichtig, nicht nur die Krebserkrankung und die Chemotherapie zu betrachten, sondern auch das Alter, frühere Infektionserkrankungen oder chronische entzündliche Erkrankungen können z. B. ein Grund sein, Wachstumsfaktoren prophylaktisch einzusetzen.

Carola1a: Bisher habe ich gern viel grünen Tee getrunken, weil er mir schmeckt und der Gesundheitseffekt vielseitig gepriesen wurde. Durch eine Chemotherapie nach Brustkrebs (erhaltend operiert, kein LK-Befall) bin ich darauf gestoßen, dass ich damit aufhören soll. Stimmt das? Wirkt sich Grüner Tee negativ auf die Chemo aus? Warum wurde ich dazu nicht befragt vor Beginn, wenn das doch offenbar allgemein bekannt ist?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Nein. Dies ist ein Märchen, grüner Tee wirkt sich nicht negativ auf die Chemotherapie aus.

Dani: Ich habe die Blumentöpfe von meiner Mutter in Pflege genommen, weil da ja Keime von der Erde ausgehen können. Wir haben ihr erklärt, dass sie auch keine Schnittblumen im Haus haben soll und allen Freunden gesagt, dass sie keine mitbringen sollen. Trotzdem gibt es immer wieder Idioten, die sich nicht daran halten. Wie gefährlich sind Schnittblumen? Meine Mutter findet die Wohnung total kalt und unpersönlich ohne ihre Pflanzen.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Dies hängt sehr stark davon ab, welche Erkrankung Ihre Mutter hat. Bei den allermeisten Krebserkrankungen und deren Chemotherapien sind Schnittblumen völlig ungefährlich. Der Ratschlag, keine Blumenerde in der Wohnung zu haben während einer intensiven Chemotherapie, gilt hauptsächlich für Patienten, die extrem starke Therapien bekommen. Dies sind z. B. akute Leukämien oder schnellwachsende Lymphdrüsenkrebse. Bei den allermeisten Organkrebsen (also z. B. Brustkrebs, Darmkrebs, Magenkrebs, Nierenkrebs) ist der Hinweis auf eine Gefährdung durch Keime aus Blumenerde übertrieben.

Partei: Durch eine Chemotherapie hat meine Mutter eine stark vermindert Bildung weißer Blutkörperchen. Sie bekommt Transfusionen was ich nicht verstehe, denn darin ist ja das „ganze Blut“ enthalten und sie hat ja nur einen Teilmangel. Warum macht man das?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Wenn Ihre Mutter eine Bluttransfusion bekommt, dann geschieht dies, um die roten Blutkörperchen oder die Blutplättchen anzuheben. Für den Mangel an Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) ist die Transfusion die beste Methode. Gegen verminderte weiße Blutkörperchen gibt es keine Transfusion.

Peter_Muck: Gibt es eine zeitliche Begrenzung für die Behandlung mit G-CSF.

Dr. med. Friedrich Overkamp: Nein. Eine zeitliche Begrenzung gibt es nicht. Die Dauer der Behandlung mit einem G-CSF-Präparat richtet sich nach dem Verlauf der weißen Blutkörperchen.

Horn-10: Gibt es unterschiedliche Arten von Neutropenie? Ist eine Neutropenie durch Chemo anders, als, wenn das Blut sich aus scheinbar perfekter Gesundheit verändert?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Nein, grundsätzlich sind die Auswirkungen einer Neutropenie immer gleich: Es handelt sich um eine Verminderung von weißen Blutkörperchen, die entweder durch Chemotherapie oder durch andere Medikamente oder durch Schadstoffe, z. B. chemischer Art, ausgelöst werden kann.

Fischer: Ab wann spricht man von einer Neutropenie?

Dr. med. Friedrich Overkamp: Wenn die Zahl der weißen Blutkörperchen unter dem unteren Normalwert liegt.


Ich danke Ihnen für die zahlreichen interessanten Fragen und die rege Teilnahme an dieser Internetsprechstunde. Zum Abschluss wünsche ich allen Teilnehmern einen angenehmen Abend.



Ende der Sprechstunde.