Osteoporose richtig behandeln

OrthopädieZentrum Maschen
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
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Fax: 04105-5805629

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Chirotherapie
 
Sportmedizin

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Osteoporose

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PROTOKOLL

Osteoporose richtig behandeln

Musik: Ich habe eine beginnende Osteoporose. Gegenwärtig soll ich jeden Tag Physio-Übungen zu Hause machen. Das fängt an mit intensivem Strecken im Bett. Schon an dem Punkt scheitere ich, weil ich ständig Wadenkrämpfe bekomme dabei. Deshalb nehme ich Magnesium. Ist das ok, oder muss ich erste meinen Arzt fragen, ob ich das darf? Calcium/D nehme ich sowieso.

Dr. med. Knut Behle: Die Einnahme von Magnesium ist insbesondere bei nächtlichen Wadenkrämpfen sinnvoll. Die Entstehung von Krämpfen bei Übungen weisen eher auf ein muskuläres Defizit hin. Magnesium können Sie parallel nehmen. Sie sollten es lediglich im zeitlichen Abstand zu Kalzium zu sich nehmen.

Rottstedt: Meine Mutter leidet schon seit 5 Jahren an einer zunehmenden Herzinsuffizienz. Das ist sehr beeinträchtigend, aber sie versucht, sich zu bewegen. Das reicht wohl nicht, denn jetzt ist eine fortgeschrittene Osteoporose diagnostiziert worden. Es ging um die Wahl zwischen Tabletten oder Spritze damit die Knochen nicht weiter brüchig werden. Wir haben uns für die Spritze entschieden, dann muss sie nicht an eine Einnahme denken. Jetzt stellt sich mir die Frage, ob das überhaupt mit ihrer Herzmedikation vereinbar ist.

Dr. med. Knut Behle: Ich gehe davon aus, dass Sie über Denosumab als Spritze sprechen. Das ist mit einer gängigen Herzmedikation durchaus kompatibel und in der Regel sehr gut verträglich.

I.Klanck: Die Mittel, die auf dem Markt sind gegen Osteoporose haben ja einen unterschiedlichen Ansatz von Knochenabbau hemmen bis Knochenfresszellen hemmen, oder Knochenaufbau fördern. Wer soll da verstehen, was für mich richtig ist. Wonach wird entschieden?

Dr. med. Knut Behle: Ein wichtiger Hinweis ist, dass es unterschiedliche Medikamentenansätze gibt. In der Regel wird vor dem Hintergrund der klinischen Befundkonstellation und den Ergebnissen der DEXA-Messung und dem Vorliegen etwaiger Begleiterkrankungen Ihnen ein Medikationsvorschlag gemacht.

Cosmo: Stimmt es, dass man ernährungstechnisch so falsch essen kann, dass man damit der Knochen-Regeneration schadet und durch falsche Ernährung Osteoporose bekommt?

Dr. med. Knut Behle: Die Wahrscheinlichkeit, dass man nur aufgrund einer falschen Ernährung eine Osteoporose bekommen kann, ist eher gering. Es gibt aber schon eine knochengesunde Ernährung und eine Ernährungsweise, die eher ungünstig für den Knochen ist.

Manu_Proppers: Aufgrund einer bereits länger bestehenden, aber nicht erkannten Osteoporose sind bei meiner Mutter drei Brustwirbel verkeilt zusammengebrochen. Die sollen mit Zement gefüllt und miteinander verbunden werden. Ich höre allerdings sehr unterschiedliche Beurteilungen zu Zementfüllungen. Wie steht Dr. Behle dazu?

Dr. med. Knut Behle: Eine Kyphoplastie ist eine vernünftige Therapieoption aber nur für einen bestimmten zeitlichen Rahmen. Wenn die Wirbelkörperbrüche bereits längere Zeit zurück liegen, wird das Verfahren i.d.R. nicht mehr angewendet. Eine Ausnahme kann bestehen, wenn drei aufeinander folgende Brustwirbel so keilförmig zusammengebrochen sind, dass eine Beeinträchtigung stark ist. Dann wird aber in der Regel der Teil der Brustwirbelsäule aufgerichtet und osteosynthetisch versorgt. Die sogenannte Verbundosteosynthese ist bei schweren Fehlstellungen durchaus sinvoll. Der Eingriff sollte aber spezialisierten Zentren überlassen werden.

Knappes: Gibt es eindeutige Warnzeichen für Osteoporose?

Dr. med. Knut Behle: Bedauerlicher Weise gibt es keine Frühzeichen für eine Osteoporose. Wenn es eine familiäre Häufung gibt oder bestimmte Erkrankungen vorliegen, die eine Osteoporose begünstigen (insulinpflichtiger Diabetes, Hyperthyreose), kann eine frühzeitige DEXA-Messung über das Vorliegen einer behandlungsbedürftigen Osteoporose Auskunft geben.

Krischi: Damit ich nicht zusätzlich zu den anderen Medikamenten (Bluthochdruck, Cholesterin) so viele weitere nehmen muss hier die Frage, ob es eine Kombination von Behandlung und gleichzeitiger Schmerztherapie gibt, alles in einem Medikament? Oder ist das nur Augenwischerei und das sind dann auch zwei Medikamente, man merkt es nur nicht?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt wirksame Osteoporose-Medikamente, die gleichzeitig aufgrund der Knochenstabilisierung auch schmerzlindernd wirken. Eine Kombination von Osteoporose-Medikament mit Schmerz-Medikament in fixer Kombination ist mir so nicht bekannt.

Löwe: Vergangenen Herbst ging es bei meiner Mutter um eine Wirbelstabilisations-Operation aufgrund von Osteoporose. Das war alles, mehr wurde nicht gemacht oder unternommen. Gehört da nicht eine Weiterbehandlung gegen die Osteop. dazu? Was wäre eine geeignete Therapie.

Dr. med. Knut Behle: Eine alleinige Wirbelsäulenstabilisierungsoperation aufgrund von Osteoporose ist nur bedingt sinnvoll, wenn man nicht gleichzeitig die Osteoporose als Ursache behandelt. Die geeignete Therapie richtet sich nach dem Vorliegen anderer Erkrankungen oder etwaiger zusätzlicher Medikamenteneinnahme. Es stehen ausreichend potente Medikamente zur Behandlung zur Verfügung.

Regine: Ich soll eine Knochendichtemessung machen lassen, aber da gibt es ja unterschiedliche Systeme. Frage ist jetzt, welche Technik ist die beste. Empfohlen wurde mir Dual-X-Ray-Absoptiometry (DXA). Aber ich bin skeptisch, weil in Arztpraxen heute so viel Verkaufe sattfindet.

Dr. med. Knut Behle: Das ist eine gute Frage. In der Tat tummeln sich oft im Gebiet der Knochendichtemessung viele Verfahren. Das Ihnen vorgeschlagene Verfahren ist der(DEXA-Messung) der Goldstandard.

Rita.Hoppe: Ich, 58, hatte nie Rückenschmerzen. Seit kurzem habe ich vermehrt ziehen im Rücken, aber ich ordne das Muskeln zu. Bandscheiben ok, also altersgemäß. Plötzlich sagt der Orthopäde, „wir wollen eine Knochendichtemessung machen lassen“. Das geht ja in Richtung Osteoporose. Sind Rückenschmerzen dafür ein Zeichen?

Dr. med. Knut Behle: Plötzlich auftretende Rückenschmerzen können ein Zeichen für eine manifeste Osteoporose sein. Wenn es noch andere Hinweise gibt wie familiäre Häufung oder andere Risikofaktoren ist eine DEXA-Messung sinnvoll.

Christa_Friedrich: Bin seit ich Kind war mit Asthma geschlagen und habe viel Cortison bekommen. Ging wohl nicht anders. Seit ich selbst darüber entscheide, versuche ich das zu meiden. Aber was ist mit der Vorschädigung meiner Knochen durch jahrzentelanges Cortison? Regenerieren sich die Knochen wieder?

Dr. med. Knut Behle: Die Langzeit-Kortisoneinnahme ist in der Regel ein Risikofaktor für das Entstehen einer Osteoporose. Hier ist zum einen die Applikation mit Inhalationsmedikamenten etabliert, die etwas weniger die Knochen schädigt als im Gegensatz die Langzeit-Kortisoneinnahme in Tablettenform z.B. über 3 Monate. Günstiger wäre es naütrlich, wenn Sie auf das Kortison langfristig verzichten können. Bei einer Langzeit-Kortisoneinnahme wäre eine DEXA-Messung hilfreich, um eine etwaige Osteoporose rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.

Uta: Habe familiärbedingte – gibt es sowas? - Osteoporose in der Familie. Jetzt stehen mehrere Chemoblocks wegen Rückfall (Brustkrebs) an. Bisher bin ich ganz gut zurechtgekommen mit der Osteoporose, aber der Onkologe befürchtet jetzt eine deutliche Entkalkung der Knochen. Ich mache mich gerade im Netzt schlau, wie man das verhindern kann und stoße auf unterschiedliche Möglichkeiten. Was sagt Herr Dr. Behle dazu aus seiner Erfahrung?

Dr. med. Knut Behle: Eine familiäre Häufung der Osteoporose ist ein wichtiger Risikofaktor. Bei der Chemotherapie des Brustkrebs gibt es verschiedene Medikamente, die sich negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirken (z.B. Tamoxifen). Um den Status vor einer etwaigen Chemotherapie bzgl. der Knochendichte zu ermitteln, wäre eine DEXA-Messung hilfreich, um ggf. gleichzeitig den Knochen vor weiterem Abbau zu schützen.

Heiner: Ich weiß, dass Hormone vielfältige Aufgaben haben jenseits der Sexualität. Testosteron beschert Männern zwar Glatzen, aber offenbar auch feste Knochen. Wäre das ein Forschungsansatz für Frauen, um einer Osteoporose vorzubeugen? Das wäre dann was körpereigenes und weniger Chemie. Stelle ich mir jedenfalls so vor.

Dr. med. Knut Behle: Das ist ein interessantes Gedankenspiel. Ich gehe davon aus, dass die Frauen, die sie mit Testosteron behandeln, über diesen Therapieansatz nicht so erfreut sind. Testosteron gehört zu den anabolen Hormonen, bauen also Knochen und Muskeln auf. Bei Frauen führt allerdings Testosteron zu erheblichen Veränderungen des Körpers. Ich verweise hier auf die Doping-Problematik. Hier gibt es gruselige Beispiele für testosteronbehandelte Frauen. Es steigt auch die Anzahl schwerer Lebererkrankungen und z.B. Depressionen dramatisch an.

Nana: Bekannt ist, dass Östrogene, egal ob sie über die Haut oder als Pflaster und Tablette genommen werden, bei langjähriger Verabreichung das Brustkrebsrisiko erhöhen, aber gut sind gegen Osteoporose. Wie lange kann man durch Bewegung/Sport und ausreichender Calciumzufuhr gegen Osteoporose angehen?

Dr. med. Knut Behle: Sie beschreiben eine sehr interessante Konstellation. Östrogene schützen vor dem Knochenabbau. In den Wechseljahren reduziert sich deswegen auch die Knochendichte am schnellsten. Ein Problem der früher häufig eingesetzten Hormonersatztherapie z.B. mit Östrogenen besteht in der Steigerung des Brustkrebsrisikos. Die beiden Therapieansätze (Bewegung/Sport, Calcium) sind sicherlich ein sinnvoller Therapieansatz, insbesondere wenn eine ausreichende Vitamin D Versorgung hinzu kommt. Wie lange Sie sich damit vor einer Osteoporose schützen können, hängt von der sogenannten peak bone mass ab. Dies bedeutet, wenn Sie bis zum 30.-40. Lebensjahr schon eine sehr hohe Knochenmasse haben, kommen Sie erst später in einen Bereich einer behandlungsbedürftigen Osteoporose.

Silba Ismani: Im Alter von 80 Jahren nahm meine Mama plötzlich ab. Ist alles durchgecheckt, liegt keine Krankheit zugrunde, sondern weil sie sich zu wenig bewegt und immer mehr Muskelmasse verliert. Hinzukommt, dass sie nur vegetarisch isst, was in diesem Fall nicht gerade hilfreich erscheint. Aus meiner Sicht bleibt nur eine Hilfe durch Medikamente, damit die Knochen nicht auch noch dünn werden. Wie kann eine solche Prophylaxe aussehen?

Dr. med. Knut Behle: Überlicherweise kommt es in dem Alter naturgemäß zu einer Abnahme der Knochen- und Muskelmasse. Die vegetarische Ernährung ist prinzipiell nicht zu beanstanden. In diesem Falle ist es aber wirklich nicht hilfreich, weil sie in aller Regel nicht ausreichend viel Proteine enthält. Der erste Therapieansatz wäre meines Erachtens nicht die Gabe von Medikamenten, es sei denn es liegt bereits eine Osteoporose vor, sondern eine vernünftige stabilisierende Ernährungsweise mit entsprechender Bewegungstherapie.

Carina: Meine Schwester hat mit 28 Jahren Brustkrebs bekommen. Operation, Chemo- und Erhaltungstherapie. Diese “Erhaltung” soll für 5 Jahre dauern und hat es in sich, weil sie direkt auf die Knochen geht. Krebs ist sicherlich das größer Übel, aber Osteoporse darf auch nicht unterschätzt werden. Wie damit umgehen?

Dr. med. Knut Behle: Ich gehe davon aus, dass Sie mit "Erhaltung" eine Therapie mit z.B. Tamoxifen meinen. Es sollte zwar mit 28 Jahren noch keine umfangreiche Minderung der Knochenmasse erfolgt sein. Um aber einen Ausgangsstatus zu haben, ist sicherlich eine DEXA-Messung hilfreich, um einen Ausgangswert zu haben, wenn man in einigen Jahren eine Kontrolle durchführt. Allerdings ist aber die Behandlung der Tumorerkrankung ganz im Vordergrund.

Daniele.Krug: Meine Mutter ist 72 Jahre und hat Osteoporose. Sie hat schon seit längerem Probleme mit dem rechten Knie und es stand im Raum, dass sie ein künstliches Gelenk bekommt. Das wurde immer wieder verschoben, aufgrund von Osteoporose. Dafür hat sie seit 6 Monaten eine Spritzen-Therapie erhalten und jetzt soll das neue Gelenk folgen. Kann der Einbau eines neuen Gelenkes erfolgreich sein unter den gegebenen Bedingungen? Bitte könnte Dr. Behle etwas dazu sagen?

Dr. med. Knut Behle: Es geht zunächst die Knochen sinnvoll aufzubauen. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ein künstliches Gelenk sich nicht vorzeitig lockert. Wenn die Knochendichte ausreichend ist, kann man in der Regel eine Prothesenimplantation durchführen. Manchmal bekommt man allerdings erst während der Operation wichtige Informationen über die Stabilität des Knochens. Hier stehen aber ausreichend operative Alternativen zur Verfügung, um trotzdem eine sichere Verankerung des Prothesenmaterials zu gewährleisten.

Pierron: Meine Frau hat zwei angebrochene Wirbel. Wir sind von einer Operation ausgegangen, aber sie soll erst mal ein Stützkorsett tragen und dann wird sie Medikamente bekommen. Ist das nicht eine veraltete Behandlungsform? Um sicher zu gehen, dass sie Medikamente nach neuestem Standard erhält, wüsste ich gern worauf wir achten müssen. Vielen Dank.

Dr. med. Knut Behle: Bei angebrochenen Wirbeln, das heißt wenn die vordere Kante noch nicht zu stark eingesunken ist, kann eine Versorgung mit einem kurzzeitigen Korsett durchaus sinnvoll sein. Die sinnvollste Medikation richtet sich nach den Begleiterkrankungen und ggf. einzunehmenden Medikamenten. Hier ist die Vorstellung bei einem Osteologen sicherlich hilfreich. Die Anschriften von Osteologen in Ihrer Nähe können Sie in Ihrer entsprechenden kassenärztlichen Vereinigung erhalten.

Abt: Meiner Mutter ging es gut. Mal zwacke es hier, mal da. Aber alles im Rahmen. Dann kam plötzlich die Diagnose Osteoporse. Wir waren baff. Woran liegt es, dass die Krankheit häufig erst so spät erkannt wird.

Dr. med. Knut Behle: Sie beschreiben ein häufiges Phänomen. Leider hat die Osteoporose keine echten Frühwarnzeichen. Häufig wird die Diagnose erst bei eingetretenen Brüchen oder im Rahmen einer Knochendichtemessung festgestellt. Das macht die Behandlung einer Osteoporose recht schwierig.

Claude: Kann man eine Osteoporose heilen?

Dr. med. Knut Behle: Wenn eine Osteoporose rechtzeitig erkannt wird, kann man mit den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten die Knochenmasse zumindest erhalten, zum Teil auch wieder verbessern. Eine sinnvolle Prophylaxe und Früherkennung ist aber der deutlich einfachere Weg.

Simon_Witwer: Mein Vater hat einen Altersdiabetes bestätigt bekommen. Das hat uns nicht sehr überrascht, wegen seines Übergewichtes und der falschen Dinge, die er isst. Neu war für uns allerdings, dass er dadurch zusätzlich osteoporose-gefährdet ist. Wie hängt das denn zusammen?

Dr. med. Knut Behle: Der Altersdiabetes ist normalerweise kein klassischer Risikofaktor für die Osteoporose. Der sogenannte Typ-I-Diabetes, der sich häufig schon in jungen Jahren manifestiert, ist ein echter Risikofaktor. Es kann natürlich trotzdem sein, dass durch die Fehlernährung und möglicherweise Bewegungsmangel das Entstehen einer Osteoporose begünstigt wird.

Jodi_Kankowski: Bei Osteoporose gibt es wohl zwei unterschiedliche Gruppen, wie die Krankheit entsteht. Welche sind das und was sagt mir das dann, wenn ich zu der einen oder anderen Gruppe gehöre?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt sogenannte primäre und sekundäre Osteoporosen. Bei den sekundären Osteoporosen liegen in der Regel andere Krankheiten vor, welche die Osteoporose begünstigen wie z.B. Hyperthyreose (Schilddrüse) oder Typ-I-Diabetes. Auch die medikamentös indizierte Osteoporose durch Langzeit-Kortisoneinnahme gehört hierzu.

Klemm_2: Ich nehme seit 10 Jahren Cortisontabletten gegen mein Asthma und habe Anzeichen von Knochenveränderungen. Ich hänge da zwischen Baum und Borke, weil ich auf das Cortison nicht wirklich verzichten kann. Herr Dr. Behle, haben Sie einen Vorschlag?

Dr. med. Knut Behle: Die Situation, die Sie beschreiben, ist eine wirkliche Herausforderung. Wenn Sie auf das Kortison nicht verzichten können und eine Osteoporose vorliegt, gibt es dennoch gut etablierte Medikamente, die für die Behandlung dieser sekundären Osteoporose zugelassen sind.

Öttinger: Es wird ja immer gesagt, dass Bewegung Osteoporose vorbeugt. Wie viel Bewegung in welchem Alter ist Mindestmass?

Dr. med. Knut Behle: Hier gibt es keine großen Untersuchungen, welches Mindestmaß an Bewegung in welchem Alter wichtig ist. Man weiß nur aus Studien mit vielen älteren Menschen, dass Bewegung auch im Alter eine Verbesserung der Knochen- und Muskelmasse bewirkt. Neben dem Muskelaufbautraining und der verbesserten Knochenmasse ist ein weiterer Aspekt, dass die Menschen, die ein gezieltes Muskelaufbautraining durchführen, auch weniger stürzen und sich demzufolge auch weniger Brüche zuziehen. Heute gilt der Leitspruch: Turne bis zur Urne.

Bockwoldt: Unsere Mutter geht nicht mehr stabil und wir hatten seit Längerem Angst, dass sie hinfällt. Nun ist es passiert und sie hat einen Bruch des Oberschenkels. Der muss eigentlich verplattet werden, aber jetzt stellt sich heraus, dass sie eine erheblich fortgeschrittene Osteoporose hat. Sie ist 78 Jahre. Kann man die Osteoporose stoppen?

Dr. med. Knut Behle: Sie beschreiben eine häufige Situation in der Bevölkerung. Bei nicht ausreichender Knochenmasse und einem entsprechenden Sturz kommt es ganz häufig zum Bruch des Oberschenkels im Bereich des hüftnahen Endes. Trotz guter und etablierter Operationsverfahren bleibt die Osteoporose behandlungsbedürftig. Es stehen auch für diese Situation ausreichend gute und wirksame Medikamente zur Verfügung. In wie weit hier noch eine wirksame Steigerung der Knochendichte bewirkt werden kann, muss man bezweifeln. Eine Stabilisierung auf diesem Niveau ist sicher mit den neuen Medikamenten möglich und sinnvoll. Dies gilt insbesondere vor dem Hinblick einer möglichen weiteren Fraktur. Wie in der vorherigen Antwort schon erwähnt, ist das Bewegungstraining für stabiles Gangverhalten in jedem Falle sinnvoll.

Stier: Neu ist für mich, dass es unterschiedliche Arten von Osteoporose geben soll. Wie ist das zu verstehen? Entkalken die Knochen unterschiedlich? Ich dachte, ich muss jetzt in den Wechseljahren auf genügend Kalk und Vitamin D achten. Aber das allein ist es offenbar nicht.

Dr. med. Knut Behle: Es gibt die primären und die sekundären Osteoporosen. Während bei der sekundären Osteoporosen zunächst die mögliche Behandlungen der auslösenden Erkrankungen im Vordergrund steht, ist bei den primären Osteoporosen zunächst einmal die ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin-D (die sogenannte Basistherapie) sinnvoll. Ob sie in den Wechseljahren durch die Reduktion der Östrogenversorgung in eine behandlungsfähige Osteoporose gleiten, ist von der maximal erreichten Knochenmasse zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr (peak bone mass) abhängig. Wenn die Knochendichte unter einem bestimmten Wert sinkt, ist eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin-D alleine nicht mehr sinnvoll; hier müssen dann sogenannte osteoanabole Medikamente eingenommen werden.

Jeany: Mir wurde empfohlen die Eierstöcke entnehmen zu lassen, weil ich einen hormonabhängigen Brustkrebs hatte? Andererseits dienen Eierstöcke der Hormonregulation, wenn ich mich nicht irre. Ich würde nicht nur erheblich an Gewicht zulegen, sondern meine Knochen würden sich schneller entkalken, als normal in meinem Alter. Sehe ich das zu kritisch, weil ich gut informiert bin?

Dr. med. Knut Behle: Zum ersten, sind Sie sehr gut informiert. Zum zweiten ist der Verlust der Eierstöcke, unabhängig ob durch Operation oder durch medikamentösen Einfluss, ein wichtiger Risikofaktor für das Entstehen einer Osteoporose. Auch hier können Medikamente zur Anwendung kommen, die einen hormonabhängigen Brustkrebs nicht begünstigen.

lita: Was bedeutet das Wort Rankelhemmung?

Dr. med. Knut Behle: Die RankL-Hemmung bezeichnet eine wirksame Therapieform, wobei der Signalweg im Bereich der Osteoklasten beeinflusst wird. Unter dem Strich führt die RankL-Hemmung zu einer Hemmung des Knochenabbaus. Hier ist im Wesentlichen das Medikament Denosumab zu nennen, das den Signalweg hemmt und damit den Knochenabbau reduziert.

TTooob: Was ist Denosumab und Prolia?

Dr. med. Knut Behle: Prolia ist ein Handelsname für den Wirkstoff Denosumab, Sie beschreiben in Ihrer Frage im Prinzip das gleiche.

Harald Wagner: Wegen zusammengebrochener Wirbel soll ich eine Kyphoplastie erhalten und die Wirbel sollen aufgefüllt werden. Da habe ich ganz schreckliche Sache drüber gehört und gelesen, dass die Füllung im Hohlraum der Wirbelsäule verschwinden kann und dann wandert. Ist da was dran? Klingt fürchterlich.

Dr. med. Knut Behle: Ich finde das eine wichtige Fragestellung, da es abenteuerliche Meinungen über die Kyphoplastie gibt. In aller Regel ist die Kyphoplastie ein sicheres Verfahren und die Rate an unerwünschten Wirkungen gering. Es gibt noch ein weiteres Verfahren, in dem Zement in einen Wirbelkörper gespritzt wird: Vertebroplastie. Hierbei wird unter hohem Druck Knochenzement in den Wirbel gespritzt.

Carl: Mein Problem ist eine inzwischen erhöhte Neigung zu Knochenbrüchen aufgrund von Osteoporose. Anfangs fand ich das obendrein noch peinlich, weil das in meinem Verständnis bis dahin eine Frauen-Krankheit war. Die Peinlichkeit hat sich gegeben, dafür ist die Krankheit zu ernst. Wenn man schon in diesem Stadium ist gibt es da überhaupt noch eine Behandlungsmöglichkeit? Es kommen ja immer mal wieder neue Medikamente auf den Markt. Deshalb meine Frage an Dr. Behle.

Dr. med. Knut Behle: Sie beschreiben ein Problem, was in der öffentlichen Wahrnehmung lange Zeit vorherrschte, nämlich, dass die Osteoporose eine Erkrankung der Frau ist. Sie haben nun bitter erfahren müssen, dass dem nicht so ist. Es gibt insbesondere inzwischen auch medikamentöse Therapien, die für den Mann zugelassen sind. Hier findet sich eine ganze Reihe von hochwirksamen Medikamenten, die in der Lage sind die Knochendichte zu stabilisieren.

Rostock: Ich merkte, dass ich immer krummer wurde, also gebeugter. Man hat die Knochen gemessen und es dabei festgestellt, dass ich an Osteoporose leide. Bisher habe ich nur Calcium mit VitaminD aus dem Dro-Markt genommen. Gymnastik und gelegentliches schwimmen kommen dazu. Ist wohl nicht genug. Es führt zu nichts. Ich scheue mich vor der nächsten Stufe „richtiger“ Medikamente. Ist das der einzige Weg?

Dr. med. Knut Behle: Ich finde es zunächst gut, dass Sie der Veränderung der Haltung nachgegangen sind und die Ursache ermittelt haben. Im Prinzip haben Sie auch mit der Einnahme von Kalzium und Vitamin-D einen guten Schritt getan. Auch Gymnastik oder sogar Muskelaufbautrainig sind eine weitere sinnvolle Ergänzung der Therapie. Sollte dennoch nach erfolgter DEXA-Messung die Osteoporose fortgeschritten sein, gibt es keine vernünftige Begründung dafür, auf gute und wirksame Medikamente zu verzichten.



Ende der Sprechstunde.