Osteoporose: Gefahr durch Bewegungsmangel

OrthopädieZentrum Maschen
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
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Osteoporose

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PROTOKOLL

Osteoporose: Gefahr durch Bewegungsmangel

HeikeZillwiek: Für die meisten Krankheiten gelten Stadien. Die gibt es sicher auch bei Osteoporose. Woran bemisst sich diese Einteilung?

Dr. med. Knut Behle: Eine Stadieneinteilung gibt es auch für die Osteoporose. Die Stadieneinteilung basiert auf der Knochendichtemessung mittels DEXA-Verfahren. Liegt eine Verminderung der Knochenmasse von mehr als -2,5-Standardabweichung vor, spricht man definitionsgemäß von einer Osteoporose. Zwischen einer Standardabweichung von -1 bis -2,5 spricht man von einer Verminderung der Knochenmasse (Osteopenie). Eine Abweichung von bis zu -1 rechnet man noch dem Normalbereich zu. Diese Einteilung bezieht sich auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Hanne-Schw.: Ich bin schon fast mit den Wechseljahren durch und lese jetzt überall von der Gefahr von Osteoporose. Bin bereit was zu verändern, aber wie wirkt sich das aus? Mit wie viel Vorlauf kann man Osteoporose noch verhindern, wenn ich jetzt was dagegen tue?

Dr. med. Knut Behle: In den Wechseljahre ist der Knochenmassenverlust bei Frauen für gewöhnlich am größten. Ob Sie persönlich das Risiko, eine Osteoporose zu bekommen, haben, hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab. Z.B. ist die maximale Knochenmasse (peak-bone-mass) ein wichtiger Faktor und der Ausgangspunkt, von der sich die Knochendichte im Laufe des Lebens verringert. Neben der familiären Häufung spielen verschiedene Erkrankungen oder Medikamente eine wichtige Rolle. Bei Erkrankungen spielen z.B. die Anorexia, Diabetes mellitus Typ I und andere Erkrankungen eine Rolle. Bei den Medikamenten sind besonders die Aromatasehemmer, sowie systemische Kortisontherapien zu erwähnen. Hinzukommen wichtige Faktoren aus dem Bereich der allgemeinen Lebensführung wie Rauchen, Alkoholgenuss und Bewegungsmangel. Sie sollten sich hier individuell beraten lassen, ob bei Ihnen eine sogen. Basisdiagnostik und/oder eine Knochendichtemessung sinnvoll ist.

G-Fischer: Was ist wichtiger gegen Osteoporose, den Knochenabbau verhindern, oder den Aufbau fördern?

Dr. med. Knut Behle: Prinzipiell kann man die beiden Aspekte (Knochenabbau und Knochenaufbau) nicht strikt voneinander trennen. In einem gesunden Organismus halten sich Knochenaufbau und -abbau in etwa die Waage. In zunehmendem Alter verschiebt sich die Waage immer mehr zu Gunsten des Knochenabbaus. Da man diesen Mechanismus zuerst erkannt hat, hemmt der überwiegende Anteil der zugelassenen Medikamente den Knochenabbau. Gerade in den letzten 3 Jahren sind nun aber häufiger Medikamente im Einsatz, welche den Knochenaufbau fördern.

J.Brandt: Ich habe das Gefühl, dass der Osteoporose-Erkrankung nicht ausreichend Aufmerksamkeit eingeräumt wird. Das ist ja eine Krankheit, die offenbar weit verbreitet ist und man kann auch was dagegen tun. Aber bei meiner Mutter hat keiner darauf geachtet, auch unser Hausarzt nicht. Jetzt ist die Krankheit schon erheblich fortgeschritten. Könnte da nicht von Seiten Kassen eine Untersuchung angeboten werden ab dem 60. Lebensjahr? Das wäre sicherlich ein ausgezeichnetes Angebot, um vielen Erkrankungen zuvor zu kommen, oder sie im Anfangsstadium nach den Wechseljahren gleich „dingfest“ zu machen.

Dr. med. Knut Behle: Sie beschreiben ein lange bekanntes Dilemma. Hier ist Deutschland im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn wirklich ein schlechtes Beispiel. Es gibt europäische Länder, in denen die Diagnostik deutlich besser organisiert (und finanziert) wird. Die Knochendichtemessung war bis vor einigen Jahren einmal eine Kassenleistung. Nach verschiedenen Veränderungen in der Gesetzeslage wird momentan die Knochendichtemessung nur dann von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn bereits Brüche eingetreten sind, oder wenn sich aus der Knochendichtemessung mutmaßlich eine Osteoporosetherapie ergeben wird. Das ist natürlich misslich. Hinzu kommt, dass die Osteoporose verschiedene Facharztbereiche betrifft (Internist, Gynäkologe, Orthopäde, Allgemeinmediziner etc.). Hier gibt es verschiedene Netzwerklösungen, die aber, wie üblich, vom persönlichen Engagement der Ärzte abhängig sind. Da die Osteoporose zusätzlich gerade in den Anfangsstadien kaum Beschwerden macht, erfolgt die Diagnostik häufig zu spät.

Mattes_Kölp: Wie finde ich einen Osteoporosespezialisten (für mich als Mann, 58J) in Husum, ggf. Umgebung. Osteoporose ist auch nicht gerade das Thema in meiner Skatrunde. Deshalb nutze ich diese Gelegenheit und ich bedanke mich vorab für eine Antwort von Dr. Behle.

Dr. med. Knut Behle: Hierzu sollten Sie die Homepage der DVO nutzen. (www.dv-osteologie.org) Es gibt in Husum einen Osteologen, den Sie über die angegebene Homepage finden.

Kai_Espedal: Meine Schwiegermutter ist 72 Jahre alt und eigentlich gut dabei. Bisschen faul was Bewegung anbelangt, aber nicht eingeschränkt in ihren Bewegungen. Seit einiger Zeit hat sie „undefinierbare“ Schmerzen. Jetzt haben wir erfahren, dass sie eine fortgeschrittene Osteoporose hat. Was passiert da im Körper, dass Osteoporose Schmerzen auslöst, aber sonst nichts Besonderes zu merken ist?

Dr. med. Knut Behle: Ein Hauptphänomen der Osteoporose ist ja, dass sie über viele, viele Jahre häufig unerkannt bleibt. Manchmal fällt den Patienten bzw. der Familie auf, dass die Körperlänge mehr oder weniger deutlich abgenommen hat. Die Osteoporose selbst macht häufig keine Schmerzen. Die veränderte Biomechanik durch veränderte Ansprüche an bestimmte Muskulaturen und Überlastung von Sehnen und Bändern führt allerdings häufiger zu schwer fassbaren Schmerzen. In jedem Fall ist es ratsam Ihre Schwiegermutter zu vermehrter Bewegung zu animieren. Wobei auch ein moderates Muskelaufbautraining sehr hilfreich ist.

Karen_Lübbers: Bisher habe ich Kalzium und Vitamin D eingenommen. Das reicht offenbar denn doch nicht. Jetzt soll ich umsteigen auf ein Medikament, das gespritzt wird. Wie schnell merkt man danne ine Besserung?

Dr. med. Knut Behle: Vermutlich haben Sie jetzt eine behandlungsbedürftige Osteoporose. Nach Ihrer Schilderung gehe ich davon aus, dass man Ihnen möglicherweise Denosumab verordnet hat. Es ist ein gut verträgliches und hochwirksames Medikament zur Verhinderung des Knochenabbaus. Die Veränderungen bei der Knochenmasse finden verhältnismässig zügig statt, so dass sehr schnell ein knochenstabilisierender Effekt auftritt. Wie schnell eine Besserung eintritt, ist von verschiedenen anderen Faktoren abhängig und nicht nur von der Wirksamkeit des Medikamentes.

Kigura: Ursprünglich hat man mir gesagt, das Asthma würde sich mit der Pubertät „auswachsen“. Ist leider nicht der Fall. Das nächste Problem sind die Knochen, wenn ich in den nächsten Jahren in die Wechseljahre komme. Was im Vorfeld tun?

Dr. med. Knut Behle: Bei der Behandlung des Asthmas spielt ja u. a. auch eine Kortisontherapie häufig eine große Rolle. Bei den sogen. inhalativen Glucokortikoiden spielt die Dosierung eine entscheidende Rolle. In aller Regel werden diese hohen Dosierungen bei den üblichen Asthmabehandlungen nicht erreicht. Etwas anderes ist es, wenn das Kortison als Tablette über längere Zeit verabreicht wird. Dann reichen häufig schon geringere Dosierungen, um negative Einflüsse auf die Knochen zu generieren. Hier ist eine Abstimmung mit dem behandelnden Lungenarzt wichtig.

Meissner7: Ich bin dankbar für verbesserte oder neue Behandlungsmöglichkeiten, aber ich denke dann auch öfter, dass die neuen Sachen sich erst noch bewähren müssen. Ich habe keine Angst, dass Medikamente unsicher sind, aber ich möchte nichts einnehmen, was vielleicht gar nicht ausreichend wirkungsvoll, also weitgehend unnütz ist. Wer schützt uns Patienten davor? Wie gut sind neue Entwicklungen im Bereich der Osteoporose? Wäre sehr wichtig für mich zu wissen. Bedanke mich für eine Antwort.

Dr. med. Knut Behle: Prinzipiell ist wichtig, Therapien immer mal wieder zu hinterfragen. Hierbei geht es immer wieder darum zu entscheiden, ob eine durchgeführte Therapie noch sinnvoll ist, oder ggf. eine andere wirksamere Therapie angezeigt ist. Bezüglich der Medikamente zum Knochenabbau kann man sagen, dass hier die Erfahrungen bereits über 20 Jahre bestehen, und die Wirksamkeit und auch die verhältnismässig geringen, unerwünschten Wirkungen gut untersucht und belegt sind. Da man immer mehr in der Lage ist, den Knochenstoffwechsel zu verstehen, werden in Zukunft sicher noch andere Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Hier gibt es zwar umfangreiche und über viele Jahre laufende Studien, aber sicherlich sind hier die Langzeiteffekte noch nicht klar.

K+Meyer: Meine Mutter vergisst in zunehmendem Masse die Kleinigkeiten im Täglichen. Dazu gehört auch, dass sie nicht mehr zuverlässig ihre Medikamente nimmt. Ich versuche, alles umzustellen auf Spritzen. Bei Bluthochdruck geht das nicht, aber bei der Osteoporose. Gibt es bestimmte Voraussetzungen dafür und wie häufig ist das erforderlich? Gibt es mit Langzeitwirkung, damit sie länger was davon hat?

Dr. med. Knut Behle: Sie stellen eine ganz, ganz wichtige Frage bzgl. der sorgfältigen Medikamenteneinnahme. Medikamente, die nicht eingenommen werden, entfalten selbstverständlich auch keine Wirkung. Das Phänomen, dass Sie beschreiben, ist inzwischen auch gut untersucht. Gerade die Tabletteneinnahme von Osteoporosemedikamenten nimmt nach einem Jahr meistens drastisch ab. Das hat viele Ursachen, wobei der Effekt der Gleiche ist. Insofern ist Ihre Idee von der Umstellung auf eine Injektionstherapie sicher schlau, da so weitgehend eine sichere Medikamenteneinnahme gewährleistet ist. Prinzipiell kann man einige der Spritzentherapien auch selbst durchführen. Das wäre aber in dem von Ihnen beschriebenen Kontext wohl besser in der Arztpraxis aufgehoben.

Alex-Pachler: Meine Mutter hat Osteoporose. Das kam als Überraschungsdiagnose. Sie soll sich viel bewegen, aber seit sie das weiß, bewegt sie sich zu vorsichtig finde ich. Ich sage ihr das auch und ermuntere sie. Andererseits möchte ich nicht schuld sein, wenn Sie durch zu viel Aktivität einen Knochenbruch erleidet. Wie gehen wir damit am besten um?

Dr. med. Knut Behle: Sie haben die wesentliche Bedeutung der Bewegung schon gut erkannt. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten über Selbsthilfegruppen oder ähnliche Organisationen eine regelmäßige Bewegungstherapie zu gewährleisten, ohne dass das Skelettsystem über die Maßen belastet wird. Hier finden Sie im Internet entsprechende Adressen. Ggf. kann Ihnen auch Ihre Krankenkasse Adressen nennen. Hier erfahren Sie häufig zusätzlich, welche Therapiezentren zertifiziert sind.

Anni_Scheffer: Soweit ich weiß gibt es Krankheiten, die eine Osteoporose begünstigen. Was sind die top 3? Ist Colitis Ulcerosa dabei?

Dr. med. Knut Behle: Bei der Frage, welche Top 3 Erkrankungen eine Osteoporose begünstigen, kommt es sehr darauf an, was Sie damit meinen. Meinen Sie die 3 häufigsten Erkrankungen, die eine Osteoporose begünstigen, dann sind dies sicherlich Diabetes mellitus Typ I, Hyperthyreose und die rheumatoide Arthritis. Aus dem Bereich der Magen- und Darmerkrankungen spielen die Zöliakie und die Magenentfernung die Hauptrolle. Bei der Colitis ulcerosa ist häufig die Kortisonbehandlung das Hauptproblem.

Marlene: Ist Osteoporose eine normale Alterserscheinung?

Dr. med. Knut Behle: Osteoporose nimmt zwar mit dem Alter statistisch zu, ist aber keine Alterserscheinung. Das Entstehen einer Osteoporose ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Sobald die Knochendichte sich stärker als normal vermindert, und man definitionsgemäß von einer Osteoporose sprechen kann, handelt es sich auch um eine behandlungsbedürftige Erkrankung und keine Alterserscheinung.

Andrea_Steder: Es verwirrt mich, dass meine Mutter anfangs ein Medikament erhalten hat, das den Knochenabbau verlangsamen sollte. Hat nicht ausreichend geklappt. Jetzt die Kehrtwende. Nun geht es darum den Knochenaufbau zu unterstützen. Ich komme nicht mehr hinterher. Ist so ein Behandlungswechsel normal?

Dr. med. Knut Behle: Sie haben die Situation gut beschrieben und beurteilt. Es ist in der Tat ein offenbar notwendiger Therapiewechsel. Wenn nämlich die Hemmung des Knochenabbaus nicht ausreichende Wirkung zeigt, ist die Änderung der Strategie zu einer knochenaufbauenden Medikation eine richtige Entscheidung.

M-Nockerl: Meine Freundin ist deutlich kleiner geworden in den letzten 10 Jahren und übergewichtiger dazu. Ist das immer ein Zeichen für Osteoporose? Eine schlechte Kombination, das weiß ich, aber sie liebt ihre halbe Flasche Wein am Tag. Ich finde das mega viel.

Dr. med. Knut Behle: Es ist lobenswert, dass Ihnen diese Veränderungen tatsächlich aufgefallen sind. Die Verminderung der Körperlänge kann tatsächlich auf eine Osteoporose hinweisen. Das Übergewicht eher nicht. Eine halbe Flasche Wein pro Tag überschreitet sicherlich das Maß, welches man als normal ansehen kann. Neben den offensichtlichen und bekannten unerwünschten Wirkungen besteht hier ein deutliches Potenzial, eine bestehende Osteoporose zu verschlechtern.

Will-Köhn: Kann man Knochenbrüchen wirklich verhindern, die durch Osteoporose ausgelöst werden können?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt aus den letzten 20 Jahren sehr umfangreiche und gute Untersuchungen, die die Verminderung von Knochenbrüchen durch eine Osteoporosetherapie sehr gut belegen. In vielen der durchgeführten Studien ist sogar die Verhinderung weiterer Knochenbrüche das wichtigste Ziel! An diesem Ziel orientieren sich häufig die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen.

Schuster77: Ist Osteoporose heilbar, also ist die Krankheit umkehrbar?

Dr. med. Knut Behle: Ob eine Osteoporose heilbar ist, hängt im Wesentlichen davon ab, in welchem Stadium sie erkannt wird. Bei rechtzeitigem Erkennen und wirksamer Therapie kann eine leichte Osteoporose tatsächlich geheilt werden, wenn parallel z.B. die Risikofaktoren reduziert werden. In fortgeschrittenem Stadium gelingt es häufig nur noch, ein weiteres Fortschreiten zu stoppen. Dem Wesen nach ist aber die Osteoporose eine chronische Erkrankung.

LillyO.: So lange ich denken kann, hatte meine Mutter immer irgendwas mit ihren Zähnen. Gegenwärtig ist sie in einer Sanierung mit Implantaten etc. damit dann endlich mal Ruhe ist. Zeitgleich erhielt sie die Diagnose, dass sie Osteoporose hat und Calcium oder Bisphosphonate + VitaminD o.ä. bekommen soll. Sie hat auf ihre Zahnbehandlung hingewiesen, aber da kam keine Reaktion. Im Netz finde ich da ganz andere Informationen. Kann sie weitermachen mit der Zahnsanierung? Wie sollte die Reihenfolge sinnvollerweise sein?

Dr. med. Knut Behle: Vielen Dank für diese außergewöhnlich gescheite Frage! Es gibt als eine mögliche Nebenwirkung von Bisphosphonaten tatsächlich Oberkiefernekrosen, die extrem schwer zu beherrschen sind. Deshalb raten wir in jedem Falle dazu, eine Osteoporosetherapie mit dem behandlenden Zahnarzt abzustimmen. Häufig kann man eine Therapiepause bei der Osteoporosebehandlung für eine Sanierung des Zahnstatus nutzen. Generell empfehlen wir jedoch, den Zahnstatus vor einer Behandlung der Osteoprose ürberprüfen und ggf. sanieren zu lassen.

Gernat: Können schon Nackenverspannungen ein Hinweis auf Osteoporose sein? Verspannungen im oberen Schulter und Nackenbereich hat doch jeder heutzutage. Habe ich neulich gelesen und fand das unglaubwürdig, beunruhigt mich seither aber trotzdem.

Dr. med. Knut Behle: Nackenverspannungen als Hinweis auf eine Osteoporose wären außergewöhnlich. Sie beschreiben zu Recht die Häufigkeit dieser Symtome. Die allermeisten der Betroffenen, die über Nackenverspannungen klagen, haben sicherlich keine Osteoporose. Insofern hat Sie Ihr Eindruck nicht betrogen, dass dieser Hinweis unglaubwürdig ist.

Katja.Tümpel: Was haben die Rank-Liganden mit der Erneuerung meiner Knochen zu tun? Steige gerade richtig in das Thema ein wegen meiner Mama.

Dr. med. Knut Behle: Die Rank-Liganden haben einen erheblichen Einfluss auf den Kochenstoffwechsel. Insbesondere für die Steuerung des Knochenabbaus sind sie von erheblicher Bedeutung. Ein Rank-Ligand ist ein Protein aus der Familie der Tumornekrosefaktoren, welches erheblichen Einfluss auf die Regulation des Kochenumbaus hat. Es wurde 1997 entdeckt. Desnosumab ist eines der Medikamente, das an dieser Stelle in den Knochenstoffwechsel eingreift und somit den Knochenabbau hemmt.

ShwanMathies: Für eine Aufnahme zum Zustand meiner Wirbeläule soll ein Kontrastmittel gespritzt werden. Über Kontrastmittel habe ich in letzter Zeit verschiedentlich gelesen, dass auch sie auch Schaden anrichten können an inneren Organen und sich im Gehirn ablagern. Ist das wirklich so?

Dr. med. Knut Behle: Zur Kontrastmittelproblematik muss man verschiedene Kontrastmittel streng voneinander unterscheiden. Es gibt in der Tat Kontrastmittel, die gespritzt oder geschluckt werden, die nicht unproblematisch sind. In Ihrem Falle könnte es sich aber prinzipiell lediglich bei eine Szintigraphie um ein leicht radioaktiv verändertes Technetium handeln. Dieses wird verhältnismäßig schnell wieder ausgeschieden und bleibt in der Regel ohne unerwünschte Wirkung. Bei MRT-Aufnahmen wird Gadolinium verwendet. Hier kommt es gelegentlich zu einem merkwürdigen Geschmack im Mund. Aber auch hier ist die Verträglichkeit gut.

Eggers100: Gibt es eventuell spezielle Hüftgelenksimplantate, die bei bereits fortgeschrittener Osteoporose eingesetzt werden könnten? Ich möchte meiner Mutter helfen, so lange wie möglich mobil und eigentständig zu bleiben und suche nach Antworten. Danke vorab an Dr. Behle.

Dr. med. Knut Behle: Die Entwicklung der Hüftgelenksimplantate hat in den letzten 60 Jahren sehr gute Therapieoptionen geschaffen. Gerade im Bereich der verwendeten Materialien gibt es heute gut verträgliche Materialien für den Schaft und auch hervorragende Materialien für die Gleitpaarung, d.h. für die eigentliche Gelenkfunktion. Die eigentliche Herausforderung stellt die Verankerung im Oberschenkelknochen dar. Sollte die Knochenqualität zu schlecht sein, wird man sich eher für eine zementierte Variante entscheiden. Auf jeden Fall ist der Halt der Selbsthilfefähigkeit und der Mobilität das oberste Ziel für eine solche Therapie.

Lolo56: Habe seit Monaten Rückenprobleme und bewege mich so wenig, wie möglich (2 Stenosen im Lendenwirbelbereich). Damit schade ich meinen Knochen. Man kann nicht gewinnen, oder gibt es dafür eine Lösung?

Dr. med. Knut Behle: Offenbar ist Ihre Lebensqualität durch die Rückenprobleme massiv eingeschränkt. Eine Reduktion der Bewegung ist sicherlich die schlechteste aller Lösungsansätze. Die Stenosen bewirken klinisch häufig eher eine Einschränkung der Gehstrecke und nicht so sehr tiefsitzende Kreuzschmerzen. Bei Reduktion der schmerzfreien Gehstrecke, z.B. mit einem Schwerwerden der Beine nach 50m o.ä., ist manchmal eine Beseitigung der Stenose eine sinnvolle Therapieoption. Bei tief sitzenden Kreuzschmerzen, die manchmal einen Schmerz auslösen, als ob man in der Mitte durchbricht, resultieren die Beschwerden auf einem Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke. Auch diese Beschwerden sind einer vernünftigen Therapiestrategie durchaus zugängig. Manchmal ist es hilfreich zu überlegen, ob die Bein- oder die Kreuzschmerzen im Vordergrund der Beschwerden stehen. Dies sollte dann den Fokus der Therapiestrategie ausmachen.

Bärbel_Koschmieder: Kann ich Osteoporose wirklich vermeiden, wenn ich alle medizinischen Empfehlungen einhalte?

Dr. med. Knut Behle: In jedem Falle haben Sie die Möglichkeit, das Risiko einer Osteoporose dramatisch zu verringern, wenn Sie sich an die gängigen Empfehlungen halten. Dies betrifft vor allen Dingen die Emfpehlungen zur allgemeinen Lebensführung, wie ausreichende Bewegung und Verzicht auf Genußgifte.



Ende der Sprechstunde.