Osteoporose ist keine Alterserscheinung! Was kann gegen die folgenschwere Erkrankung getan werden?

Dr. med. Knut Behle

OrthopädieZentrum Maschen
Facharzt für Orthopädie
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PROTOKOLL

Osteoporose ist keine Alterserscheinung! Was kann gegen die folgenschwere Erkrankung getan werden?

Dr. med. Knut Behle: Wir beginnen um 19 Uhr.

Claudia-T: Das teuflische scheint zu sein, dass Osteoporose erst Schmerzen bereitet, wenn sie bereits erheblich fortgeschritten ist und man nicht mehr viel machen kann. Ab welchem Alter sollte ich zur Knochendichtemessung gehen?

Dr. med. Knut Behle:

In der Tat ist es das große Problem der Osteoporose, dass sie erst dann bemerkbar wird, wenn es schon sehr spät ist. Grundsätzlich wird eine Knochendichtemessung empfohlen, wenn Risikofaktoren bestehen, insbesondere eine familiäre Häufung auftritt.

Normalerweise ist es so, dass man diese Untersuchung auf jeden Fall ab dem 60. Lebensjahr bei Vorliegen von Risikofaktoren empfiehlt, aller spätestens ab dem 70. Lebensjahr.

Brigitte: Kann ich weiter reiten, trotz beginnender Osteoporose? Da ich seit vielen Jahren regelmäßig reite und diese Bewegung die Osteoporose nicht verhindert hat stellt sich auch die Frage, ob reiten denn keine ausreichende Vorbeugung ist?

Dr. med. Knut Behle: Grundsätzlich können Sie weiter reiten. Es gibt allerdings keine aktive Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, dass Reiten hier einen positiven Effekt auf den Knochen hätte. Auch ist zu berücksichtigen, dass das Reiten mit ca. 40.000 Unfällen pro Jahr für Menschen mit verminderter Knochenmasse eher ungünstig ist. Sicherlich gibt es sinnvollere körperliche Betätigungen für Menschen mit beginnender Osteoporose als das Reiten.

Möhre: Wie viel lässt sich über die Ernährung beeinflussen? Die Ernährung allein kann es ja wohl schlecht richten, wenn der Knochenabbau durch Wechseljahre automatisch einsetzt? Wo ist die Grenze?

Dr. med. Knut Behle: Sicherlich ist der Lebensstil und die Ernährung ein wichtiger Grundpfeiler der generellen Empfehlung. Insbesondere sollte die Calcium-Zufuhr und vor allen Dingen die Versorgung mit Vitamin D3 ausreichend sein. Hier gibt es eine Vielzahl von Empfehlungen bis hin zu speziellen Kochbüchern für Osteoporose-Kranke. Sie haben völlig Recht, dass eine knochengesunde Ernährung allein unzureichend ist, wenn der Knochenabbau weiter fortschreitet. Ob zusätzlich zur Ernährung und ausreichender Vitamin D Versorgung noch eine weitere Therapie erforderlich ist, ergibt sich aus den Ergebnissen der klinischen Untersuchung und ggf. der Basisdiagnostik.

Morilla: Ich weiß, dass Frauen häufiger betroffen sind, es aber durchaus auch Männer gibt, die Osteoporose bekommen. Ist da ein Unterschied zwischen Männern und Frauen, ab wann Osteoporose auftritt?

Dr. med. Knut Behle: Ein Unterschied bezüglich der Häufigkeit bei Männern und Frauen besteht in der Tat. Man kann von einem Verhältnis von eins zu fünf ausgehen. Der Grund hierfür ist zum Einen die grundsätzlich andere Peak-Bone-Mass (höchster Knochenwert) , zum anderen spielt die Östrogenversorgung eine erhebliche Rolle. Insbesondere nach der Menopause (letzte Regelblutung) ist der Knochenmassenverlust am größten. Grundsätzlich nimmt die Knochenmarkdichte im Alter sowohl bei Frauen als auch bei Männern ab, wobei Beginn und Tempo äußerst variabel sind.

Mara: Rauchen führt zu Knochenentkalkung und fördert Osteoporose, das weiß ich. Aber was sind da noch für Risikofaktoren, auf die ich selbst Einfluss nehmen kann, bzw. die ich verhindern kann?

Dr. med. Knut Behle: Sie haben völlig Recht, dass Rauchen einen negativen Effekt auf die Knochenmasse hat. Zu den vermeidbaren Risikofaktoren zählen insbesondere wenig Bewegung, wenig Muskelkraft und wenig Koordination. Neben dem Rauchen spielt noch ein übermäßiger Alkoholgenuss eine Rolle.

Hahnenkamp: Meine Mutter hat zwei eingebrochene Wirbel, die mit Zement aufgefüllt werden sollen. Ich weiß, dass das eine übliche Vorgehensweise ist. Andererseits habe ich neulich gehört, dass so eine Füllung auch „verrutschen“ kann an Stellen, wo man das nicht haben will. Das hat mich total erschreckt. Aber es gibt offenbar keine andere Möglichkeit. Was sagt der Experte?

Dr. med. Knut Behle: Sie sprechen hier offenbar eine Kyphoplastie an. Diese wird vorzugsweise bei konservativ nicht mehr zu therapierenden Wirbelkörperbrüchen eingesetzt. Da normalerweise vorher ein Hohlraum mit einem Ballon geschaffen wird und anschließend der Zement eingebracht wird, ist eine Fehllage des Zementes sehr selten. Ein nachträgliches "Verrutschen" ist außergewöhnlich selten.

Ackerbarn: Wie lange vor den Wechseljahren sollte man mit Vorbeugung vor Osteoporose beginnen?

Dr. med. Knut Behle: Die Vorbeugung für eine Osteoporose kann eigentlich nicht früh genug beginnen. Das beginnt bereits mit dem Lebensstil in der Jugend. Wird sich hier knochengesund ernährt und ausreichende Bewegung gewährleistet, hat man schon einen großen Schritt getan, um eine möglichst große Knochenmasse zu erreichen. Es ist allerdings nie zu spät, auf seine Knochengesundheit zu achten.

Gerd_78: Ich hatte 2001 eine Krebserkrankung (NHL), die durch Chemotherapie erfolgreich behandelt wurde. 2006 dann ein schweres Rezidiv, welches jedoch erfolgreich mit Antikörper- und Chemotherapie und einer Knochenmarktransplantation (autolog) besiegt wurde. Seither keine Krebszellen mehr nachweisbar. Ich bin sehr dankbar. Allerdings brauche ich in absehbarer Zeit auf der linken Seite eine neue Hüfte. Was muss ich im Vorfeld dieser OP beachten? Muss ich Ärzte über meine Vorgeschichte und meine durch die NHL-Behandlungen belasteten (veränderten?) Knochen informieren? Was muss ich alles machen, damit die Hüft-OP bei meinen Knochen gut gelingen kann?

Dr. med. Knut Behle: Ich finde es toll, dass Sie sich so viele Gedanken über Ihre Knochengesundheit machen, insbesondere im Bereich der Hüfte. In jedem Fall ist eine Information des Operateurs im Vorfeld wichtig. Bei der Knochendichtemessung mit Hilfe des Dexa-Verfahrens könnte man vor der Operation bereits die Knochendichte messen, um ggf. einen gravierenden Knochenmassenverlust rechtzeitig zu diagnostizieren. Dies kann wiederum für den Operateur einen wichtiger Hinweis auf die zu wählende Prothese gewährleisten.

Neubert: Ich bin Asthma-Patient seit 20 Jahren. Komme damit aber gut zurecht. Im Notfall kriege ich immer hohe Cortisoneinheiten. Das hat inzwischen Auswirkungen auf meine Knochen und zwar bei den Beinknochen, Becken und Wirbelsäule. Der Notarzt sagt aber, dass Cortison sei unverzichtbar. Wenn es denn ohne Cortison nicht geht, was geht dann für meine Knochen?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat sind hohe Cortisondosen über längere Zeit eingenommen, ein gravierender Risikofaktor. Dies bezieht sich insbesondere auf den längerfristigen Gebrauch. Sollten Sie über 2,5 mg Cortison über einen längeren Zeitraum einnehmen müssen (über drei Monate), wäre in jedem Fall zunächst eine Dexa-Messung sinnvoll, da klassischerweise die Osteoporose bei Cortisoneinnahme sich im Wesentlichen im Wirbelsäulenbereich abspielt. Bei Vorliegen einer therapiebedürftigen Osteoporose kann man auch bei durchgehend erforderlicher Cortisoneinnahme entsprechende Medikamente verordnen.

Lisa: Ich habe im Internet gelesen, man kann sowas wie ein „Knochenkonto“ aufbauen. Da bin ich als Mutter ja mal wieder richtig in der Pflicht. Stimmt das wirklich?

Dr. med. Knut Behle: Der Begriff "Knochenkonto" ist vielleicht etwas irreführend, aber im Prinzip ist damit die Peak-Bone-Mass (siehe oben) gemeint. Je mehr man am gesunden Knochen bis zum 40. Lebensjahr "anhäuft", desto besser kommt man durch die Phase des vermehrten Knochenabbaus.

weimar: Können zwei Spritzen Prolia im Jahr tatsächlich eine Osteoporose verhindern oder stabilisieren? Was ist das besondere an Prolia und ist das das gleiche wie Denosumab?

Dr. med. Knut Behle: Sie haben völlig Recht, dass zwei Spritzen Prolia im Jahr tatsächlich eine geeignete Osteoporose-Therapie darstellen. Hierbei ist Prolia ein Medikamentenname und Denosumab der Name des Wirkstoffs. Das Besondere an Prolia ist, dass es sehr wenig unerwünschte Wirkungen hervorruft.

ricci Berlin: Zahlt das die Krankenkasse? Ist das teuer?

Dr. med. Knut Behle: Ja! Ja!

Kumpel: Ein Freund von mir bekommt sehr leicht Erkältungen und wird diese dann auch sehr schlecht wieder los. Nach jahrelanger Quälerei hat ihm ein Arzt vor einigen Jahren ein Cortison-Spray (sehr niedrige Dosierung) verschrieben. Davon nimmt er (38) jeden Tag morgens und abends 2-4 Sprühstöße. Ich fragte ihn mal, ob er damit auch mal wieder aufhört, aber er sagte, er wird das langfristig nehmen. Kann auch eine sehr niedrige Dosierung (1 Sprühstoß angeblich 0,1 mg Cortison) bei langjährigem Gebrauch für sein Skelett zum Problem werden?

Dr. med. Knut Behle: Eine ganz wichtige und gute Frage zum Thema Cortison-Einnahme. In der Tat ist es so, dass die inhalativen Corticoide (Nasenspray etc.) eine deutlich geringere Problematik bezüglich der Knochensituation aufweisen. In der Regel ist bei den inhalativen Corticoiden das Risiko nur etwas erhöht.

Beinschoppe: Wir haben die etwas ungewöhnliche Situation, dass sowohl meine Frau, als auch ich beide Osteoporose haben. Bei ihr ist das ausgelöst durch eine Brustkrebsbehandlung, so der Gynäkologe und bei mir suchen sie noch. Meine Frau bekommt ein Medikament, das ich aber nicht nehmen soll. Warum ist da ein Unterschied? Hat das was mit den Hormonen zu tun?

Dr. med. Knut Behle: Es kann gut sein, dass bei der Brustkrebserkrankung Ihrer Frau ein Antiöstrogen verwendet wird (z. B. Tamoxifen). Dieses Medikament greift in den Hormonhaushalt der Frau ein und ist aus diesem Grund für Sie ungeeignet. Bei  der Osteoporose des Mannes sind zum Teil die gleichen Medikamente zugelassen wie bei  der Osteoporose der Frau. Auf jeden Fall müsste bei Ihnen aber noch der Ursache nachgegangen werden, um eine entsprechende Empfehlung aussprechen zu können.

Tilly: Welche Methode zur Knochendichtemessung ist die zuverlässigste und aussagekräftigste? Übernimmt die Kasse das? Bin bei der Barmer.

Dr. med. Knut Behle: Der so genannte Goldstandard bei der Knochendichtemessung ist die DEXA-Messung, bei der man fast strahlungsfrei die Lendenwirbelsäule und eine Hüfte ausmisst. Auf dem Ergebnis der DEXA-Messung beruhen die wesentlichen Therapieempfehlungen. Als reine Präventionsleistung ist die DEXA-Messung keine Kassenleistung. Wenn Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine behandlungsbedürftige Osteoporose haben, ist die DEXA-Messung eine Kassenleistung. Die Barmer GEK hat integrierte Versorgungsverträge mit Osteologen. Insofern kann Ihnen die Kasse auch einen geeigneten Kollegen in Ihrer Nähe nennen.

Regina: Bewegung ist das große Wort. Muskeln stärken, damit die Knochen gesund bleiben. Weiß ich alles. Aber was machen, wenn das kaum noch geht aufgrund massiver Gelenkprobleme in den Knien. Was ist die Alternative?

Dr. med. Knut Behle: Man kann Bewegung durchaus auch durchführen und Muskeln stärken, ohne die Gelenke nachhaltig zu belasten. Es gibt eine Vielzahl von Bewegungsmustern, die verhältnismäßig gelenkschonend sind, insbesondere Bewegungen im Wasser.

erika meilenbach: Bin Angiosarkom-Patientin mit entferntem Tumor und gut angewachsenen Haut-Transplantat am linken Unterschenkel. Jetzt neuer Befund Brustkrebs-Tumor 6mm links, wird kommende Woche brusterhaltend entfernt. Biopsie hat eindeutig MamaCA gezeigt. Nach der OP rund 30 Bestrahlungen. Vermutlich keine Chemo. Nun habe ich die Frage, ob die Bestrahlungen nach Entfernung des MamaCA eine Gefahr für meine Knochen darstellen könnte und ob Ihnen als Osteoporose-Experte Risiken in Bezug auf die Entstehung eines Angiosarkoms im Knochengewebe angeregt/ausgelöst durch die Bestrahlungen bekannt sind?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat reagiert der Knochen auf Bestrahlungen, die im Bestrahlungsfeld bei Tumorerkrankungen liegen. In aller Regel ist aber eine Osteoporose keine typische Folge von Bestrahlungen. Eine Chemotherapie hätte eine deutlich negativere Auswirkung auf den Knochenstoffwechsel. Die Entstehung eines Angiosarkoms im Knochengewebe wäre sehr ungewöhnlich und hängt von den physikalischen Rahmenbedingungen der Bestrahlung ab.

Corinna_Oetting: Eigentlich müsste ich eine Stenose-OP haben. Aber der Chirurg will mir gleichzeitig zwei Wirbel verblocken. Das will ich aber nicht, weil es irreversibel ist. Wenn ich die OP noch schiebe, gibt es etwas was ich für die Knochenstabilität tun könnte, damit die Stenoseoperation zwar ausgeführt, aber auf die Verblockung verzichtet werden kann?

Dr. med. Knut Behle: Eine monosegmentale Stenose (ein enges Segment) muss unter bestimmten Umständen nicht zwangsweise verblockt werden. Handelt es sich aber um eine multisegmentale Stenose (mehrere Etagen betroffen), würde eine reine Stenoseoperation zu einer Instabilität führen. Deshalb führt man dann in der Regel eine Verblockung durch. Diese ist zwar irreversibel, macht aber auf die Gesamtbeweglichkeit fast keine Behinderung. In jedem Fall ist eine Stabilisierung der Rückenmuskulatur sinnvoll, da man auch noch nach einer eventuellen Operation davon in erheblichem Umfang profitiert, da die Rekonvaleszenzzeit sich verringert.

MODERATOR: Wir machen eine kurze Pause. Der Experte setzt die Beantwortung Ihrer Fragen in wenigen Minuten fort.

Pillekamp: Meine Mutter hat instabile Wirbel in der Lendenwirbelsäule. Die Ursache soll Osteoporose sein. Ihr wurde vorgeschlagen, die Wirbel mit Zement zu füllen. Dadurch büßt sie Beweglichkeit in der Wirbelsäule ein, aber das sei wohl das kleinere Übel. Ist das wirklich so? Ich finde das klingt ganz fürchterlich. Sollen wir dem Vorschlag folgen? Was ist zu tun, damit die Krankheit nicht fortschreitet.

Dr. med. Knut Behle: Grundsätzlich sprechen Sie verschiedene Themen an. Bei der Frage, ob es sich um so genannte instabile Wirbel handelt, muss man klären, ob es sich um zwei Wirbel handelt, die untereinander sich nicht stabil bewegen oder, ob es sich um Wirbelkörper handelt, die aufgrund einer Osteoporose die Stabilität eingebüßt haben. Im zweiten Fall ist in jedem Falle eine konservative Therapie zuerst empfohlen. Diese kann aus physiotherapeutischen, einer passageren Korsett-Versorgung und Schmerztherapie bestehen. Im ersten Fall sind auch physiotherapeutische Maßnahmen sinnvoll.

Mantilla: Nach der Einnahme von Alendrom habe ich erhebliche Magenprobleme. Hat Dr. Behle einen Alternativvorschlag?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt eine ganze Anzahl von alternativen Medikamenten. Wegen der bestehenden Magenprobleme bei Alendron-Säure ist sicherlich eine parenterale Therapie (nicht über den Magen) empfehlenswert. Hier gibt es von einfachen Spritzen in die Bauchfalte (z. B. Prolia, siehe oben) bis hin zu Infusionstherapien verschiedene Möglichkeiten.

M_Einhaus: Was schützt die Knochen am besten bei einer Chemotherapie: Bisphosphonate, SERMS oder Denosumab?

Dr. med. Knut Behle: Bei SERMS handelt es sich um so genannte selektive Oestrogenrezeptormodulatoren. Die Wirksamkeit der angegebenen Medikamente hängt sehr stark von der Art der Chemotherapie ab. Bei den SERMS ist der Ansatzpunkt ja lediglich der Oestrogenrezeptor am Knochen. Andere wesentliche Eingriffsmöglichkeiten werden nicht genutzt. Bisphosphonate und Denosumab reduzieren beide den Knochenabbau und können zu einer positiven Knochenbilanz beitragen.

Bögi: Immer wenn ich erkältet bin, tut mir mein Körper weh, ganz besonders meine Knochen und Gelenke. Ich bin dann immer alarmiert, weil bei uns Osteoporose in der Familie ist, aber mein Hausarzt beruhigt mich und sagt jedes Mal, ich sei noch viel zu jung. Wenn ich ins Netzt gehe sehe ich aber durchaus, dass man schon unter 40 Osteoporose bekommen kann. Soll ich mal entsprechende Untersuchungen machen lassen?

Dr. med. Knut Behle: Eine primäre Osteoporose mit unter 40 zu bekommen ist außergewöhnlich und selten. Hier sind in der Regel die so genannten sekundären Osteoporosen viel häufiger (sekundäre Osteoporosen entstehen aufgrund anderer Erkrankungen, wie z. B. Schilddrüsenfehlfunktion, Hormonstörung und ähnlichem). Ein wichtiger Hinweis ist die familiäre Häufung von Osteoporose. Hier ist sicher eine DEXA-Messung in Verbindung mit einer entsprechenden Laboruntersuchung sinnvoll. Dass Ihre oben geschilderten Beschwerden allerdings von einer Osteoporose herrühren, halte ich für unwahrscheinlich.

K.Eisermann: Meine Mutter hatte einen Bruch im Wirbel. Da waren wir alarmiert, weil wir so was noch nicht gehört hatten. Dann war klar, dass sie Osteoporose hat. Das hat uns schockiert. Wenig später kam heraus, dass das wohl eine Spätfolge einer Chemotherapie wegen Brustkrebs sei. Wir haben gedacht, wir sind im falschen Film. Wie kann sowas in der heutigen Zeit passieren? Die Chemo liegt 3 Jahre zurück.

Dr. med. Knut Behle: Ob hier eine drei Jahre zurückliegende Chemotherapie die alleinige Ursache für den Wirbelkörperbruch  darstellt, kann ich von hier aus nicht sicher beurteilen. In jedem Falle ist aber eine Basisdiagnostik (DEXA-Messung und Laborbestimmung) sinnvoll, um eine zügige und erfolgversprechende Therapie einzuleiten.

Kanther aus Basel: Ist Osteoporose nicht eigentlich ein reines Frauenproblem, wegen der Geburten und Wechseljahre?

Dr. med. Knut Behle: Osteoporose ist leider - oder zum Glück - kein reines Frauenproblem. Lange Zeit hat man das angenommen. Das Verhältnis bei Osteoporose-Patienten beträgt eins zu fünf (siehe oben). Sie haben Recht, dass die Anzahl der Geburten und die nachfolgende Stillzeit und der Eintritt der Wechseljahre erheblichen Einfluss am Entstehen einer Osteoporose haben.

McCormick: Wovon hängt es ab, ob man eine „Wirbelschutz-Therapie“ während der Chemotherapie bekommt? Ist entscheidend, wie man versichert ist? Ist das denn so kostspielig?

Dr. med. Knut Behle:

Der wesentliche Faktor, um eine Osteoporose-Prävention während einer Chemotherapie zu bekommen, ist die Notwendigkeit. In der Tat ist die Osteoporose-Therapie auch wegen der jahrelangen Therapiedauer kostspielig. Aber auch die sehr teuren Osteoporose-Therapieformen sind bei vorliegender Indikation Kassenleistungen.

Gerd_78: Habe in meinen Unterlagen festgestellt, dass ich zu keinem Zeitpunkt (!)Denosumab während meiner schweren Chemotherapien, Antikörpertherapien oder meiner autologen Stammzelltransplantation erhalten habe. Jetzt steht eine neue Hüfte links an und ich habe Angst vor der OP, ob meine Knochen standhalten. Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, für diese zwei jährlichen Spritzen Prolia pro Jahr? Bei meiner Vorgeschichte wird meine Kasse doch bestimmt zustimmen?

Dr. med. Knut Behle: Ob eine behandlungsbedürftige Verminderung der Knochenmasse vorliegt, kann nur durch eine DEXA-Messung letztendlich hinreichend geklärt werden. Wenn die Knochendichte im behandlungsbedürftigen Bereich liegt, ist Prolia sicher eine gute Alternative. Wie oben bereits erwähnt, kann auch die Knochendichtemessung im Bereich der Hüfte für den Operateur wichtige Hinweise für die Verankerung der Prothese liefern.

Marlen: Meine Mama ist gestürzt und hat sich den Oberschenkelhals gebrochen. Zunächst hat man versucht, dass der Bruch heilt. Aber jetzt heisst es, es wäre besser, wenn sie ein künstliches Hüftgelenk bekommt. Geht das überhaupt bei Osteoporose?

Dr. med. Knut Behle: Grundsätzlich ist es bei den modernen Prothesen heute möglich, auch bei einer Osteoporose ein künstliches Hüftgelenk gut zu verankern.

BDT: Mein Mann ist 186cm groß und holt mir immer Schüsseln etc., die ich nicht so häufig brauche vom obersten Regal in der Küche herunter. Neulich kam er nicht mehr dran. Wir haben uns beide ungläubig angeschaut und einen Tritt geholt. Erst einmal habe ich nichts gesagt und dann im Internet recherchiert. Dabei habe ich festgestellt, dass auch Männer von Osteoporose betroffen sein können. Das hat mich schwer schockiert, weil alles was ich da gefunden habe auf meinen Mann zutrifft. Deshalb die Frage unter welchen Voraussetzungen auch Männer von Osteoporose betroffen sein können?

Dr. med. Knut Behle: Bei Männern spielt ebenso wie bei Frauen der Lebensstil eine erhebliche Rolle. Also Ernährung, Bewegungsaktivitäten, Medikamenteneinnahme, Nikotinkonsum und Alkoholkonsum. Hinzu kommen  dann die Risikofaktoren, die durch andere Erkrankungen begründet werden, wie Schilddrüsenfehlfunktion oder Hormonstörungen. Sicherheit, ob und ggf. eine behandlungsbedürftige Osteoporose vorliegt, kann nur mit einer speziellen Laboruntersuchung und einer DEXA-Messung geklärt werden.

Ulrike-Heim: Ich bin Vegetarierin seit mehreren Jahrzehnten, esse reichlich Käse und andere Milchprodukte. Bisher hat das ausgereicht, meine Knochen stark und fest zu erhalten. Gilt das auch für die Wechseljahre?

Dr. med. Knut Behle: Wenn keine anderen negativen Knocheneinflüsse hinzukommen, reicht das auch für die Wechseljahre.

Reale: Neben Vitamin D soll ich Vitamin K ausreichend zu mir nehmen. Ich wusste gar nicht, dass es ein solches Vitamin gibt. Muss man dafür Tabletten nehmen, oder geht das über die Ernährung? Das wäre mir nämlich lieber?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat ist Vitamin K in den letzten Jahren zusätzlich in den Fokus gerückt. In aller Regel nimmt man Vitamin K ausreichend mit der Nahrung auf. Insbesondere sind hier grüne Gemüse zu nennen. Auch hier gibt es ausreichende Informationen beim Kuratorium Knochengesundheit mit entsprechender Aufstellung geeigneter Nahrungsmittel.

Friedbohm: Meine Mutter ist 69 Jahre. Nicht durchgängig, aber schon regelmäßig hat sie Knochenschmerzen. Sie sagt immer das geht wieder vorbei. Ich mache mir Sorgen, ob das nicht ein Hinweis auf Osteoporose ist, oder bin ich zu ängstlich?

Dr. med. Knut Behle: In der Regel macht die Osteoporose ohne Knochenbrüche keine spezifischen Schmerzen. Wenn verschiedene Risikofaktoren hier zusammenkommen, wäre angesichts des Alters eine Basisdiagnostik mit Labor und DEXA-Messung hilfreich. Dann hätten Sie in jedem Falle Sicherheit darüber, ob man eine Veränderung im Bereich der Knochendichte findet und ggf. eine adäquate Therapie beginnen muss.

Barnest: Unterscheiden sich allgemeine Knochenschmerzen von Coxarthrose, weil der Schmerz unterschiedlich ist, oder kann der Arzt das herausfinden?

Dr. med. Knut Behle: Allgemeine Knochenschmerzen kann man von einem Hüftgelenksverschleiß relativ gut unterscheiden. Der Schmerz von einem Hüftgelenksverschleiß unterscheidet sich grundsätzlich von allgemeinen Knochenschmerzen dadurch, dass man den Schmerz im Bereich der Hüfte bei einer entsprechenden klinischen Untersuchung provozieren kann und die Schmerzen einen charakteristischen Verlauf beim Gehen haben. Wenn hier ein Schmerz im Hüftgelenk provozierbar ist, kann ein normales Röntgenbild die Diagnose einer Coxarthrose sichern.

Steffi: Es gibt so viele unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten von Osteoporose. Ist das ein gutes Zeichen, weil fein abgestimmt, oder ein schlechtes Zeichen, weil man nicht ausreichend weiß, was wirklich Sinn macht?

Dr. med. Knut Behle: Sie haben völlig Recht, dass es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten der Osteoporose gibt. Die grundätzlichen Säulen, wie der Bezug auf Prävention, Diagnostik und Lebensstil sind etabliert. Die Vielfalt der Therapiemöglichkeiten basiert auf unterschiedlichen Wirkprinzipien der angewendeten Medikamente. Diese Vielfalt ermöglicht dem Arzt, für jeden Patienten individuell die richtige Therapieoption zu wählen.

Dagmar: Es gibt eine Einteilungsscala, die in Prozentzahlen aufweist, wie es um das persönliche Knochenbruchrisiko bestellt ist. So weit so gut. Aber wie kann bei mir dieses Risiko auch in Prozentzahlen vorhergesagt werden? Wie verlässlich ist so was?

Dr. med. Knut Behle: Eine genaue Prozentskala, die bis ins Einzelne auf ein Prozent genau ein Knochenbruchrisiko vorhersagt, ist mir nicht bekannt. Eine Empfehlung für eine Basisdiagnostik wird dann aber z. B. ausgesprochen, wenn das geschätzte 10-Jahres-Risiko für Wirbelkörper- oder Hüftfrakturen bei über 20 % liegt. Der Berechnung liegt dann allerdings ein komplizierter Algorythmus zugrunde, der verschiedene Einflussgrößen berücksichtigt.

Dr. med. Knut Behle: Ich bedanke mich für die rege Teilnahme an dieser Sprechstunde und die vielen interessanten Fragen. Zum Abschluss wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Abend.



Ende der Sprechstunde.