Osteoporose richtig behandeln

OrthopädieZentrum Maschen
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
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Fax: 04105-5805629

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Chirotherapie
 
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Osteoporose

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PROTOKOLL

Osteoporose richtig behandeln

DR. MED. KNUT BEHLE: Wir beginnen um 19 Uhr.

Paulina: Wie lange dauert es bist sich bei einer Spritzenbehandlung gegen Osteoporose, die nur 2 Mal im Jahr gegeben wird (!) eine Besserung einsetzt, oder zumindest das Fortschreiten eindämmt? (Oma 78/Osteoporose fortgeschr.

Dr. med. Knut Behle: Die Wirkung von Denusomab tritt in der Tat sehr schnell ein und hält dann auch gut 6 Monate an, so dass der Abstand der Spritzen für die Therapie und auch für die Bequemlichkeit der Patientin ideal ist. Labortechnisch lässt sich die Reaktion des Knochenstoffwechsels bereits nach wenigen Tagen messen. Das bedeutet natürlich nicht, dass bereits nach einigen Tagen die Knochendichte wieder hergestellt ist, oder sogar die Beschwerden nachlassen. Dadurch, dass die Wirkung bei Absetzen der Spritzen allerdings nachlässt, muss man diese Therapie über einige Jahre konsequent durchführen.

Karbach: Wann ist die Krankheit fortgeschritten? Wann sollte ich von Tabletten auf Spritzen wechseln?

Dr. med. Knut Behle: Ob die eingenommenen Medikamente eine ausreichende Wirkung zeigen, kann gewöhnlich nach 2 Jahren mit Hilfe einer DEXA-Messung ermittelt werden. Sollten dann die Medikamente eine ausreichende Wirkung am Knochen bewirkt haben, kann die Therapie in jedem Fall so fortgesetzt werden. Wenn die medikamentöse Therapie mit Hilfe der Tabletten keine ausreichende Wirkung zeigt, muss man über einen Wechsel des Medikamentes nachdenken.

Hans-H.: Was funktioniert bei Männern mit fortgeschr. Osteoporose? Mir wurde eine Spritzenbehandlung vorgeschlagen.

Dr. med. Knut Behle: Für die fortgeschrittene Osteoporosebehandlung des Mannes sind nur einige Medikamente zugelassen. Hierbei stehen Medikamente zur Verfügung, die als Infusion verabreicht werden und Medikamente, die als Injektion verabreicht werden.

Ulla:Garnies: Mein letzter gemessener Wert war -2.6 und ich hatte einen Wirbelbruch. Welche Therapie ist für mich richtig. Freue mich auf Ihre 2. Meinung. Anstelle von täglichen Tabletten würde ich eine Behandlung mit zwei oder 4 ?? Spritzen im Jahr bevorzugen. Macht das in meinem Fall Sinn? Vielen Dank!

Dr. med. Knut Behle: In jedem Falle liegt bei Ihnen eine Osteoporose vor. Durch den erlittenen Wirbelbruch ist in jedem Falle eine spezifische Osteoporosetherapie sinnvoll. Es gibt eine Empfehlung zunächst mit oralen Bisphosphonaten (z.B. Alendronat). Dieses wird als Wochentablette eingenommen. Sollten Magen- Darmprobleme existieren, kommen andere Medikamente in Betracht. Hier ist Denosumab zu empfehlen, welches 2 Mal pro Jahr injiziert wird.

Gesa: Ich bin 66 Jahre und wüsste gern, wie lange und wie häufig und in welcher Stärke ich Vitamin D einnehmen soll?

Dr. med. Knut Behle: Die Vitamin-D-Versorgung in der Bundesrepublik ist nach einer nationalen Verzehrstudie relativ schlecht. Deshalb kommt es zum reduzierten Kalziumeinbau in die Knochen. Die Vitamin-D-Einnahme richtet sich zum Einen nach der vitamin-D-reichen Ernährungssituation (z.B. Seefisch) und zusätzlich nach der Sonnenexposition. In der Regel reicht eine Versorgung mit Vitamin-D von 1000IE pro Tag. Sollte der Vitamin-D-Spiegel jedoch sehr niedrig sein, kann zum Anfang auch eine deutlich höhere Dosierung gewählt werden, um in den Normbereich zu gelangen.

Astrid: Was ist ein Deckplattenbruch?

Dr. med. Knut Behle: Der Wirbelkörper besteht in der Regel aus einem Zylinder, der nach unten durch die Grundplatte und nach oben durch die Deckplatte begrenzt wird. Es gibt osteoporotische Brüche, die sich nur dadurch auszeichnen, dass die eben erwähnte Deckplatte nachgibt. Dies kann man sich in etwa so vorstellen, als ob man sich auf einen Umzugskarton vorn auf die Kante setzt und der dann etwas nachgibt. Wichtig ist dabei, dass die hintere Begrenzung zum Rückenmarkkanal unverletzt bleibt, und die Stabilisierung der Wirbelsäule gewährleistet bleibt.

Rischnik: Stimmt es, dass Bondronat das Immunsystem schwächt? Kann mir das gar nicht vorstellen, weil ich den Zusammenhang nicht sehe. Was passiert da im Körper?

Dr. med. Knut Behle: Bondronat gehört in die Gruppe der Bisphosphonate. Diese hemmen spezifisch den Knochenabbau. Insbesondere werden die knochenabbauenden Zellen, die Osteoklasten, in ihrer Aktivität gehemmt. Dies ist eine spezifische Wirkung der Bisphosphonat-Therapie. Eine Auswirkung auf das Immunsystem nennenswerten Ausmaßes wird nicht beschrieben. Durch die spezifische Wirkung am Knochen werden fast keine anderen Organsysteme betroffen. Relativ häufig sind Magen- oder Bauchbeschwerden. Gelegentlich auch grippeähnliche Symptome. Ganz selten auch mal allergische Reaktionen, oder Entzündungen im Mund- oder Kieferbereich.

Rotor: Wenn eine Osteoporosetherapie dazu führt, dass die Muskelenzyme ansteigen, dann bedeutet das Was? Führt das zu Ablagerungen in den Muskeln, oder Muskelaufbau?

Dr. med. Knut Behle: Die Erhöhung von Muskelenzymen ist zunächst erst einmal relativ unspezifisch. Sie kann allerdings Ausdruck einer positiven Anpassung des Muskelstoffwechsels sein. Dies beobachtet man häufig bei osteoanabolen (kochenaufbauenden) Therapien.

Köwener: Als Kind habe ich Leistungssport gemacht und einen sehr aktiven Sportlevel fast durchgängig bis Anfang 60 durchgezogen. Jetzt bin ich 67 Jahre und habe absolut NULL BOCK mehr darauf. Meine Knochen wurden vor zwei Jahren auf Grund einer Spanbiopsie als …fest wie bei einem Mann… beschrieben. Wie lange wirkt der lebenslange Sport nach?

Dr. med. Knut Behle: Der Sport in jungen Jahren führt zu einer deutlichen Erhöhung der PEAK-Bone-Mass. D.h. bevor der altersbedingte Knochenmassenverlust einsetzt, ist man bereits auf einem relativ hohen Wert bezüglich der Knochendichte. Demzufolge erreicht man bei einem altersbedingten Knochenmassenverlust den Bereich der Osteoporose. Insofern haben Sie im Vergleich zu den Nichtsportlern immer einen gewissen Vorsprung der Knochendichte. Es wäre interessant zu wissen, warum man bei Ihnen überhaupt eine Beckenkamm-Biopsie durchgeführt hat, die ja sehr unangenehm ist.

Leum: Wie aussagekräftig ist eine Osteodensitometrie?

Dr. med. Knut Behle: Die Osteodensitometrie (Knochendichtemessung) ist dann zuverlässig, wenn sie mit der DEXA-Methode durchgeführt wurde. Diese Methode gilt international z.Zt. als Goldstandard. Andere Methoden wie QCT, oder gar Ultraschallverfahren werden hier nicht empfohlen. Die entscheidenden Therapiekriterien basieren immer auf dem Ergebnis einer DEXA-Messung.

Mayer6: Ich suche nach einer Möglichkeit, mein individuelles Risiko in Bezug auf Knochenbruch einschätzen zu lassen, weil das bei meiner Mutter (85) inzwischen alles ganz schrecklich ist und ich Angst habe, später auch so zu leiden. Wie bekomme ich eine zuverlässige Einschätzung, welche Diagnostik ist erforderlich? Ich zahle auch gern selbst.

Dr. med. Knut Behle: Die familiäre Disposition für Osteoporose ist sicher ein ernstzunehmender Risikofaktor. Eine individuelle Aussage bedarf in jedem Falle einer Laboruntersuchung mit dem sogen. Basislabor und einer Knochendichtemessung mit Hilfe der DEXA-Technik. Als Präventivmaßnahme übernehmen die Kassen die Knochendichtemessung nicht. Die Knochendichtemessung wird nur bei vermutlich behandlungsbedürftigen Osteoporosen oder bereits manifesten Osteoporosen übernommen.

Gabi_Oberhaus: Der Orthopäde erwähnte nebenbei, dass sich an zwei Wirbeln der Röntgenaufnahme meiner Mutter Kallus gebildet hat. Ich habe das recherchiert und offenbar ist es ein Hinweis auf eine Fraktur o.ä und das wächst gerade wieder zusammen. Müsste der Arzt uns das nicht sagen, denn das muss doch in die Therapie einbezogen werden? Verhält man sich als Arzt so, um Zeit zu sparen?

Dr. med. Knut Behle: Zu der spezifischen Situation kann ich aus der Ferne naturgemäß keine Stellung nehmen. Der Begriff „Kallus“ beschreibt in der Tat eine Knochenneubildung nach einem Bruch. Für die Beschreibung nach einem Wirbelbruch ist diese Bezeichnung jedoch ungewöhnlich. Der Begriff Kallus wird im allgemeinen Sprachgebrauch hauptsächlich an Extremitätenknochen verwendet. Es kann möglicherweise synonym für eine Knochenbildung an den Wirbelkörpern verwendet worden sein. Hier ist aber in der Regel eine andere Beschreibung üblich. Insofern sollten Sie den behandelnden Orthopäden noch einmal auf diese Situation ansprechen. Ich denke, dass Sie eine zufriedenstellende Antwort erhalten werden.

Metzner: Wieso haben immer mehr Männer Osteoporose? Das war früher nicht so?

Dr. med. Knut Behle: Die Osteoporose ist grundsätzlich eine relativ neue Erkrankung. Zunächst hat man wegen der Häufigkeit fast ausschließlich die Osteoporose bei der Frau gesucht und gefunden. Heutzutage geht man davon aus, dass jeder 5. Mann über 50 Jahre einen osteoporosebedingten Knochenbruch erleidet. Neben verschiedenen Grunderkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Diabetes Mellitus Typ 1 und Glukokortikoid-Therapie spielen Lifestylefaktoren eine wesentliche Rolle. Rauchen, Alkoholmissbrauch und Bewegungsmangel stehen hier zusätzlich im Vordergrund.

Isuwar: Meine Mutter war immer fit und agil. Sie ist jetzt zwar 77 Jahre aber voll dabei. Allerdings lässt ihre Leistungsfähigkeit nach. Das passt so gar nicht zu ihr. Sie bekam vor 14 Tagen die Diagnose mittelschwere Osteoporose. Wirkt sich die Krankheit auch auf die Leistungsfähigkeit aus? Oder ist das ein Teil der Schockverarbeitung?

Dr. med. Knut Behle: Die Osteoporose ist streng genommen natürlich eine Erkrankung des Knochens. Durch die verschiedenen Einflussfaktoren wie Ernährung, Bewegung usw. spielen natürlich die Begleitumstände eine erhebliche Rolle. In jedem Falle ist die körperliche Aktivität z.B. in Selbsthilfegruppen wichtig. Untersuchungen haben gezeigt, dass nicht nur die Leistungsfähigkeit wieder ansteigen kann, sondern auch die Sturzhäufigkeit als häufige Ursache für Brüche deutlich reduziert werden kann. Häufig reduzieren die Patienten ihre Aktivitäten nach einer Osteoporose-Diagnose aus Angst, sich zu verletzten. Durch die Reduktion der Aktivitäten wird aber der Verstärkung der Osteoporose nur Vorschub geleistet.

Josefina: Ich kenne das so, dass wenn ein Knochen bricht, damit höllische Schmerzen verbunden sind. Bin fassungslos, dass meine Schwiegermutter mehrere Trümmerwirbel in der Wirbelsäule haben soll und keiner hat was gemerkt. Sie selbst am wenigsten. Wie kann denn sowas sein? Ist das ein Zeichen dafür, dass meine Schwiegermutter vielleicht regelmäßig Schmerzmedikamente nimmt und wir davon nichts wissen?

Dr. med. Knut Behle: Wenn die Knochen langsam immer mehr zusammensinken, d.h. langsam immer weiter brechen, ist es durchaus denkbar, dass dies weitestgehend ohne große Schmerzen vor sich geht. Relativ häufig heben Patienten z.B. einen Blumenkübel an, dabei zieht es kurz im Kreuz und die Patienten machen einfach weiter, da der Schmerz häufig leicht zurückgeht. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Rückenschmerzen im Alter nichts Ungewöhnliches sind, nehmen Patienten regelmäßig diese Schmerzen nicht ernst. Über die Zeit kann bei mehreren verschiedenen Ereignissen eine fast komplette Aufhebung der Wirbelhöhe erfolgen und sie merken nichts davon.

Claus.R: Bin 52 Jahre und in meinem Job bewege ich viel Ware. Wagen schieben, Ware einsortieren usw. Ist das ein Training gegen Osteoporose, oder nur eine Belastung für meine Wirbelsäule?

Dr. med. Knut Behle: Grundsätzlich spielt die körperliche Betätigung eine herausragende Rolle. Durch die körperliche Betätigung werden sowohl Muskeln als auch Knochen zur Anpassung angeregt. Hier ist es besonders wichtig, ein ausgewogenes Trainingsprogramm mit unterschiedlichen Belastungen zu haben. Sollten berufsbedingt verschiedene Belastungen nötig sein, ist dies sicherlich positiv für den Knochen- und Muskelstoffwechsel. Wenn die körperlichen Belastungen jedoch einseitig sind und z.B. wirbelsäulenungünstige Zwangshaltungen über längeren Zeitraum beinhalten, wird dieser Effekt deutlich abgeschwächt. Bei komplett einseitiger Belastung besteht häufig überhaupt kein positiver Reiz. Hier ist dann ein ausgewogenes Muskelaufbautraining sinnvoller.

Hella: Seit meine Mutter weiß, dass sie Osteoporose hat mit Haarrissen in 3 Wirbeln hat sie Schmerzen. Vorher hat sie kein Wort darüber verloren. Wie verhalten wir uns richtig? Fällt uns gerade schwer, das ernst zu nehmen? Aber ich will nichts falschmachen.

Dr. med. Knut Behle: Häufig ist es eher so, dass eine Osteoporose zunächst keine Beschwerden auslöst. Das macht die rechtzeitige Diagnose so schwierig. Bei Wirbelkörperbrüchen sitzen dann doch häufig Schmerzen ein, wobei man am Ausmaß der Brüche die Schmerzsituation nicht ablesen kann. Wesentlich sind unabhängig von der Diagnostik und dem individuellen Schmerzerleben die spezifischen Therapien. Eine medikamentöse Osteoporosetherapie ist sicher erforderlich. Zusätzlich ist körperliche Aktivität (ggf. in einer Gruppentherapie) wichtig und sinnvoll. Bezüglich der körperlichen Aktivitäten kann man heute plakativ sagen: Turne bis zur Urne.

Janne: Vor 20 Jahren hatte ich ein heftiges HWS nach einem schweren Autoaufprall. Es hat lange gedauert bis die gedehnten Bänder und überstreckten Muskeln usw. wieder in Ordnung waren. Aber die Statik in dem Bereich hat sich schon verändert. Leistet das einer Osteoporose im Bereich der Wirbelsäule Vorschub?

Dr. med. Knut Behle: Nein. HWS-Distorsionen sind als Einzelunfallereignis nicht in der Lage, eine vorzeitige Osteoporose zu erklären. Sollte dennoch eine Osteoporose diagnostiziert werden, kann dieses Unfallereignis sicher nicht angeschuldigt werden. In Abhängigkeit von der Knochendichtemessung kann dennoch eine spezifische Therapie sinnvoll sein. Die abgelaufene Halswirbelsäulen-Verletzung hat auf die Therapie keinen Einfluss.

Hanne_Magnussen: Ich bin 45 Jahre. Vor 6 Jahren wurde ich beidseitig brustamputiert. Seither keine besonderen Vorkommnisse. Bis jetzt. Vergangene Woche wurde bei mir Osteoporose diagnostiziert. Nun frage ich mich die ganze Zeit, ob da eine Verbindung ist? Woher sonst könnte diese Krankheit kommen? Das ist doch alles viel zu früh. Ich lebe sehr bewusst was Ernährung und Bewegung anbelangt.

Dr. med. Knut Behle: In der Tat ist eine Osteoporose-Diagnose in Ihrem Alter eher ungewöhnlich. Wenn keine familiäre Häufung besteht, ist möglicherweise die Therapie nach der Brustamputation die Ursache. Bedauerlicherweise haben sie nicht angegeben, ob die Operation die einzige Therapie gewesen ist. Eine zusätzliche Bestrahlung ist für gewöhnlich nicht bei der Entstehung einer Osteoporose im Vordergrund. Sollten Sie allerdings z.B. Tamoxifen erhalten haben, würde dies eine Reduktion der Knochenmasse erklären. Ich empfehle in jedem Falle eine entsprechende Basisdiagnostik mit einer Laboruntersuchung, um ggf. sekundäre Osteoporose auszuschließen.

P_Hanssen: Kann man chirurgisch gegen Osteoporose was machen, um die Auswirkungen zu verringern?

Dr. med. Knut Behle: Leider nicht. Es gibt im Moment keine sinnvolle chirurgische Interventionsmöglichkeit, wenn es sich nicht um Anbrüche sondern echte Brüche handelt.

Iris: Seit wir die Diagnose von meiner Mutter haben, dass sie Osteoporose hat, habe ich total Angst um sie, dass sie nicht stürzt und sich z.B. den Oberschenkelhals bricht. Das würde sie ihrer Eigenständigkeit berauben. Aber ich merke, mit meiner Angst verunsichere ich sie. Wenn man unsicher ist passiert meist viel mehr. Ich krieg das aber nicht aus meinem Kopf raus. Brauch da mal einen Rat vom Experten. Danke.

Dr. med. Knut Behle: Sie beschreiben ein ganz häufiges Problem im Umgang mit der Erkrankung. In der Tat ist ein Bruch des hüftnahen Oberschenkels eine schwerwiegende Komplikation der Osteoporose. Neben der üblichen medikamentösen Therapie der Osteoporose sollten Sie unbedingt auf eine Therapie drängen, welche die muskulären Funktionen im Vordergrund der Bemühungen hat. Nicht nur stabilisiert der Muskelaufbau die Knochen. Zusätzlich weiß man, dass trainierte Senioren aufgrund eines gezielten Muskelaufbautrainings deutlich seltener fallen und sich auch weniger Knochenbrüche einhandeln. Deshalb sollten medikamentöse und körperliche Therapie zusammen ganz im Vordergrund stehen.

J.Wehrstedt: Magenschutztabletten in Verbindung mit Calcium und Vitamin D? Schließt sich das nicht aus wegen der Aufnahme?

Dr. med. Knut Behle: Das ist eine spezifische Frage. Die Vitamin-D-Aufnahme findet nicht im Magen statt und die Kalziumaufnahme ist an einige Darmabschnitte gekoppelt. Zusätzlich spielt die Nierenfunktion eine herausragende Rolle. Insofern ist die Einnahme von Magenschutzpräparaten nicht verkehrt. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass in hohem Alter die Langzeiteinnahme von sogen. Protonenpumpenhämmern eine Osteoporose begünstigt. Vor diesem Hintergrund muss man die individuelle Stoffwechselsituation genauestens analysieren, um eine wirksame und gut verträgliche Therapie anbieten zu können.

Hoch: Mir bekommt Alendron nicht. Ich habe Probleme mit den Schleimhäuten und möchte das Medikament absetzen. Das sollte man nicht ohne ärztliche Rücksprache machen, aber ich bekomme erst in 6 Wochen einen Termin. Solange will ich das Zeug aber nicht nehmen, oder muss ich daran trotzdem festhalten?

Dr. med. Knut Behle: Die Magenverträglichkeit von Alendronsäure ist ein nicht seltenes Phänomen. Wenn Sie sich an die recht strikten Regeln der Einnahme gehalten haben und trotzdem die von Ihnen beschriebenen Probleme aufgetaucht sind, kann man das Medikament auf eine Injektionsbehandlung umstellen. Wenn Sie eine Bisphosphonat-Tablette nur jede Woche einnehmen, kann man die 6 Wochen Pause bis zur nächsten geänderten Therapie tolerieren.

Helga: Ich habe seit 3 Jahren ein neues Hüftgelenk und komme allerbestens damit klar. Null Schmerzen, perfekte Beweglichkeit. Ich weiß, dass mein anderes Gelenk auch Arthrose hat. Fördert Arthrose Osteoporose? Die Wahrscheinlichkeit, dass ich dort auch ein neues Gelenk brauche in den nächsten Jahren ist groß. Das möchte ich so lange wie möglich herauszögern.

Dr. med. Knut Behle: Es ist erfreulich, dass sie mit dem neuen Hüftgelenk offenbar perfekt zurechtkommen. Bei gut der Hälfte der Bevölkerung befindet sich auch auf der anderen Seite eine entsprechende Arthrose. Hier ist insbesondere die Erhaltung bzw. die Verbesserung der Beweglichkeit ein Therapieansatz. Z.B. wären hier Übungen im Bewegungsbad hilfreich, um eine zweite Prothesenoperation hinaus zu zögern. Eine direkte Verbindung von Arthrose zu Osteoporose gibt es eher nicht.

Likka: Bin 48 Jahre und mit Beginn der Wechseljahre wurde eine leichte Osteoporose festgestellt. Zusätzlich habe ich eine eingerissene Bandscheibe. Hängt das miteinander zusammen. Ich würde sehr gern eine Operation vermeiden. Geht das überhaupt? Was mache ich, damit die Osteoporose nicht schlimmer wird?

Dr. med. Knut Behle: Die Bandscheibenproblematik hat nichts mit der Osteoporose zu tun. Im Bereich der Bandscheibentherapie stehen ganz unterschiedliche, aussichtsreiche, konservative Therapien zur Verfügung. Eine Operation würde man bei Störung der Blasenfunktion, Lähmungen oder Versagen der konservativen Therapie empfehlen. In den Wechseljahren lässt die Knochendichte aufgrund fehlender Östrogenproduktion der Eierstöcke am stärksten nach. Deshalb ist gerade während der Wechseljahre ein Knochenschutz besonders wichtig. Neben den allgemeinen Maßnahmen wie Kalzium, Vitamin-D-Substitution und körperlichem Training kann eine medikamentöse Therapie ergänzend helfen. Dies ist aber in Abhängigkeit vom Ergebnis der Knochendichtemessung zu entscheiden.

E_Koropp: Kann meine Mutter (78)nach einem Sturz (Prellungen, keine Brüche) noch wieder richtig gehfähig werden trotz Osteoporose?

Dr. med. Knut Behle: Es ist schon mal günstig, dass Ihre Mutter nach einem Sturz trotz bestehender Osteoporose keine Knochenbrüche davongetragen hat. Insofern spricht nichts gegen eine völlige Rekonvaleszenz.

Mehl: Macht Bondronat meine Knochen wieder gesund? Wie lange dauert das?

Dr. med. Knut Behle: Bondronat gehört in die Gruppe der Bisphosphonate, die den Knochenabbau verlangsamen. Man kann sicherlich das Entstehen einer Osteoporose verzögern oder aufhalten. Als zusätzliche Maßnahme sind aber in jedem Fall eine ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin-D wichtig. Die Bedeutung der körperlichen Aktivität mit Muskelaufbautraining kann nicht unterschätzt werden.



Ende der Sprechstunde.