Osteoporose: Richtig und konsequent behandeln

OrthopädieZentrum Maschen
Dr. med. Knut Behle
 
Facharzt für Orthopädie
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PROTOKOLL

Osteoporose: Richtig und konsequent behandeln

Adis: Seit ich die Diagnose für Osteoporose erhalten habe bin ich sehr vorsichtig mit allen fremden Substanzen. Dazu gehört, dass ich auch Haare färben auf den Prüfstand stelle. Mein Friseur konnte mir dazu nichts sagen, aber das sind schon recht aggressive Substanzen. Frage ist jetzt, was passiert damit, verteilt sich die Chemie im Körper und wirkt negativ auf meine Knochensubstanz?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse darüber, dass Haarfärbesubstanzen so tief in den Stoffwechsel eingreifen, dass ein negativer Einfluss auf die Knochensubstanz zu erwarten wäre. In der Tat sind die Färbesubstanzen aber häufig so aggressiv, dass sie auf der Kopfhaut lokale Reizungen oder allergische Reaktionen auslösen können.

Obelix: Durch zunehmende Berichterstattung bin ich sensibilisiert worden für dieses Thema. Mir war bisher nicht bewusst, wie eingreifend die Krankheit ist. Neu war für mich, dass auch immer mehr Männer betroffen sind. Natürlich möchte ich auf jeden Fall verhindern, selbst daran zu erkranken. Gegenwärtig bin ich 54 Jahre, männlich. Kann man eine Osteoporosegefährdung rechtzeitig erkennen, so dass die Krankheit nicht eintritt, oder ist das ohnehin zu spät für mich?

Dr. med. Knut Behle: In der Tat ist die Osteoporose bei Männern lange Zeit vernachlässigt worden. Inzwischen gibt es aber ausreichende Erkenntnisse über Diagnose und Therapieformen. Hier spielen zunächst die Risikofaktoren eine erhebliche Rolle. Die Risikofaktoren kann man grob unterteilen nach familiären Risikofaktoren und in krankheitsbedingte oder medikamenteninduzierte Risikofaktoren. Beispielhaft ist hier zu erwähnen, dass es eine familiäre Häufung von Osteoporoseerkrankungen gibt. Der zweite Teil umfasst im Wesentlichen Erkrankungen, bei denen eine Reduktion der Knochenmasse vorkommt (Überproduktion von Schilddrüsenhormonen, Rheumatoide Arthritis). Bei den medikamenteninduzierten Osteoporosen spielt die Langzeittherapie mit Cortison die Hauptrolle. Sollten bei Ihnen einer oder mehrere Risikofaktoren bestehen, kann ein Osteologe Ihnen weiterhelfen. Ggf. ist eine Laboruntersuchung oder eine Knochendichtemessung sinnvoll.

Regine: Gibt es eine Altersgrenze, ab wann man mit richtigen Medikamenten gegen Osteoporose anfangen darf, oder sollte?

Dr. med. Knut Behle: Ob eine behandlungsbedürftige Osteoporose vorliegt und eine leitliniengerechte Therapie empfohlen werden soll, richtet sich nach den Ergebnissen der Knochendichtemessung und der Ermittlung von speziellen Risikofaktoren. In besonderen Fragestellungen ist eine erweiterte Laboruntersuchung sinnvoll.

Alba_Kantor: Trotz guter Werte einer Knochendichtemessung ist kurz darauf durch MRT-Untersuchung festgestellt worden, dass ich drei Wirbelbrüche habe. Mein Orthopäde geht davon aus, dass es sich um die Folge meiner Chemotherapie handelt (Brustkrebs). Jetzt bekomme ich Prolia-Spritzen. Kann sich mein Knochenstatus damit entscheidend verbessern? Wie lange dauert das?

Dr. med. Knut Behle: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Wirbelbrüche erst nach einer MRT-Untersuchung diagnostiziert werden. Es gibt im Rahmen der Chemotherapie bei Brustkrebs Substanzen, welche die Knochendichte herabsetzen. Denosumab (z.B. Prolia) ist in der Lage, relativ schnell einen Knochenschutz aufzubauen. Dieser hält dann in der Regel für ca. 6 Monate an. Aus diesem Grund ist es auch sehr wichtig, diese Therapie konsequent durchzuführen, da nach dem Absetzen der Therapie sich die Knochendichte bzw. das Bruchrisiko sehr schnell wieder negativ entwickeln.

Rike: Seit Anfang November nehme ich Vitamin D. War das richtig so, oder hätte ich bereits im Oktober damit beginnen müssen? (72J)

Dr. med. Knut Behle: Die Vitamin D-Gabe ist im Wesentlichen von dem vorhandenen Vitamin D-Spiegel abhängig. Da Vitamin D hauptsächlich durch die Haut unter Einfluss von UV-Strahlung aktiviert wird, beobachten wir in Deutschland sehr viele Patienten mit einem Vitamin D-Mangel. Wenn ein Vitamin D-Mangel diagnostiziert worden ist, sollte man auch zügig mit der Substitution beginnen.

Gerdi_Knoll: Aufgrund einer Knochend.-mess. soll ich als Knochenschutz Kalzium nehmen. Da ich in kardiologischer Behandlung bin, habe ich das bei meinem letzten Check erwähnt und mein Kardiologe sagt, das ginge dann nicht. Was ist wichtiger, meine Herzprobleme unter Kontrolle zu halten, oder meine Knochen stabiler zu machen? Mit 68 Jahren ist wohl beides wichtig.

Dr. med. Knut Behle: Die zusätzliche Kalziumgabe, die zur normalen, knochengesunden Ernährung erfolgt, wird durchaus kritisch betrachtet. Insofern kann man dem Kardiologen zugutehalten, dass er Sie auf dieses Risiko hingewiesen hat. Bei üblicher knochengesunder Ernährung kann man häufig auf eine zusätzliche Gabe von Kalzium verzichten. Hier kommt dem Vitamin D-Spiegel eine große Bedeutung zu, da das Kalzium nur unter dem Einfluss von Vitamin D in den Knochen eingebaut wird. Eine zusätzliche Kalziumgabe ist nur dann erforderlich, wenn Sie die erforderlichen Mengen nicht durch die Ernährung gewährleisten können.

Merker: Mir hat nach dem MRT keiner wirklich sagen können, ob alle Wirbelbrüche frisch waren. Verheilen Wirbelbrüche von allein auch wenn eine Osteoporose vorliegt? Ist das dann eine „gesunde“ oder krumme Heilung?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt im Rahmen der MRT-Untersuchung bestimmte Sequenzen, anhand derer man das Alter eines Wirbelkörperbruches relativ eingrenzen kann. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn es bei relativ frischen Brüchen um die Frage einer Kyphoplastie geht. Auch bei einer Osteoporose verheilen Wirbelkörperbrüche. Ob die Wirbelkörper so verheilen, dass die Vorderkante der Wirbelkörper nicht zu viel einsinkt - denn davon hängt die "krumme Heilung" ab - ist von der Therapie abhängig. Wenn bei einem frischem Wirbelkörperbruch für eine Zeit ein stabilisierendes Korsett getragen wird, kann man häufig eine "krumme Heilung" vermeiden.

Moni51: Es gibt viele Mittel und Medikamente aus denen der Orthopäde aussuchen kann, mit unterschiedlichem Wirkansatz. Mir wurde eine Spritzentherapie empfohlen. Sehr verlockend, nur zwei oder drei Spritzen im Jahr, anstatt täglicher Tabletten. Frage an Dr. Behle: Fortbildungen, wo man als Arzt physisch erscheinen muss, sind ja aus Zeitgründen kaum noch schaffen. Trotz aller Vielfalt und Abgrenzung einzelner Therapien, woher weiß ein Arzt welche Wirkweise für welche Patientin gut und richtig ist?

Dr. med. Knut Behle: Es gibt regelmäßige Qualitätszirkel der Osteologen. Hier werden mehrfach im Jahr aktuelle Erkenntnisse aus dem Bereich Diagnostik und Therapie ausgetauscht. Häufig werden sogar sogen. Falldemonstrationen diskutiert, um die jeweils beste Therapie für den einzelnen Patienten zu finden. Es gibt, wie Sie richtig schreiben, eine Vielzahl wirksamer Medikamente, die jeweils einem anderen Wirkprinzip gehorchen. Man fängt für gewöhnlich mit Medikamenten an, welche den Knochenabbau hemmen. Hier stehen in der Tat Tabletten und Spritzen zur Verfügung. Alle Therapieformen sind langfristig untersucht. Welche der entsprechenden Therapie im Einzelnen für Sie geeignet ist, müsste der Osteologe anhand der vorliegenden Befunde und der ggf. bestehenden Begleiterkrankungen vorschlagen.

Reise: Wegen beginnender Schwierigkeiten beim Knochenstoffwechsel soll ich Risodron bekommen. Aber das vertrage ich nicht. Gegenwärtig mache ich Funktionstraining und Muskelaufbautraining. Ich versuche, mich so viel, wie möglich zu bewegen. Was sollte ich zusätzlich tun?

Dr. med. Knut Behle: Zunächst muss man lobend erwähnen, dass Sie mit dem Funktionstraining und dem Muskelaufbautraining schon einige wichtige Dinge für Ihren Muskel- und Knochenstoffwechsel tun. Wenn Sie das Risedronat nicht vertragen, stehen ausreichend Alternativen zur Verfügung. Wenn eine spezifische Osteoporosetherapie erforderlich ist, wäre es nicht schlau auf die entsprechenden Medikamente grundsätzlich zu verzichten.

Svetlana: Wie macht man eine Risiko-Nutzen-Bewertung bei einer Osteoporosebehandlung? Wann ist der Nutzen größer, als das Risiko einer neu hinzukommenden Erkrankung durch die Medikamente?

Dr. med. Knut Behle: Man entscheidet die Risiko-Nutzenbewertung für gewöhnlich an dem Frakturrisiko für die nächsten 10 Jahre. Sollte aufgrund der ermittelten Befunde ein deutlich erhöhtes Frakturrisiko bestehen, wäre aufgrund der dramatischen Folge von Brüchen eine spezifische medikamentöse Therapie in jedem Fall sinnvoll. Bei der Vielzahl der vorhandenen Medikamente kommt man sicherlich zu einem akzeptablen Nutzen-Risikoverhältnis. Die z.Z. zugelassenen Medikamente haben ein überschaubares Spektrum an unerwünschten Wirkungen.

Jules: Besteht möglicherweise zwischen der Einnahme von Alendronsäure und neu aufgetretenen Depressionen eine Verbindung?

Dr. med. Knut Behle: Durch die sehr spezifische Affinität von Alendronsäurepräparaten zum Knochengewebe ist von der Stoffwechselseite eine mögliche Verbindung zu neu aufgetretenen Depressionen nicht erklärlich. Nach meinem Wissen existiert auch keine Untersuchung zu diesem Zusammenhang.

Micha_Gerdes: Hat Knochenentkalkung etwas mit westlicher Ernährung und Lifestyle zu tun?

Dr. med. Knut Behle: Ich finde, dass Sie eine ganz wichtige Frage stellen. Die allgemeine Lebensführung hat einen wichtigen Einfluss auf das Entstehen einer Osteoporose. Bei einer kalziumarmen, bzw phosphatreichen Ernährung (Cola und konservierte Wurstwaren) erreicht man eine niedrigere, größtmögliche Knochenmasse. Die sogen. PEAK BONE MASS ist die größtmögliche, erreichbare Knochenmasse. Wenn dann noch Bewegungsmangel und Nikotin hinzukommen, verstärkt sich dieser negative Effekt noch. Insofern kann man bereits lange vor dem Auftreten vor Osteoporose etwas für seine Knochengesundheit tun.

Rüdiger Frankh: Ist es normal, dass meiner Mutter seit sie Calciumtabletten und Vitamin-D einnimmt nach der Einnahme übel ist?

Dr. med. Knut Behle: Wenn Ihre Mutter eine fixe Kombination von Kalzium und Vitamin D zu sich nimmt, kann es sein, dass die Kombination bzw. die Art der Darreichung (Kautablette oder Brausetablette) zu einem Unwohlsein führt. Hier kann ein Wechsel des Präparates häufig helfen. Es stehen ausreichend gutverträgliche Kalzium- Vitamin D-Präparate zur Auswahl.

Grete.Bein: Von den Hormonen in den Wechseljahren ist man ja dankenswerterweise wieder von abgekommen. Kann ja auch nicht sein, dass man was gegen eine Krankheit unternimmt und eine andere damit auslöst. Aber was ist mit Bisphosphonaten? Kann man die ganz ohne Nachteile nehmen?

Dr. med. Knut Behle: Die Hormonersatztherapie ist in der Tat in den letzten Jahren besonders kritisch untersucht worden. Im Moment ist man gerade auf der Suche nach neuen Möglichkeiten im Rahmen der Hormonersatztherapie. Hier kann es sein, dass in den nächsten Jahren wieder Hormonpräparate zur Verfügung stehen. Bei den Bisphosphonaten ist es so, dass sich diese Medikamente sehr spezifisch an den Knochen anlagern und damit den Knochenabbau wirksam hemmen. Wenn man die Einnahmevorschriften sorgfältig einhält, sind die Bisphosphonate gut verträglich. Die unerwünschten Wirkungen sind überschaubar und im Verhältnis zum Frakturrisiko eher gering. Vor Beginn einer Therapie mit Bisphosphonaten sollte man erforderliche, umfangreichere Zahnsanierungen jedoch abgeschlossen haben.

Duna: Möchte so wenig Künstliches einnehmen, wie möglich. Wie lange reicht die Normale Sonneneinstrahlung in Bezug auf Vitamin D?

Dr. med. Knut Behle: Das Problem der Sonneneinstrahlung besteht darin, dass eine ausreichende Sonneneinstrahlung lediglich bis ca. 37. Breitengrad existiert. Der 37. Breitengrad geht in etwa durch Athen. Zum Vergleich Hamburg liegt auf dem 53. Breitengrad und München bei 48. Nördlich davon ist die Sonneneinstrahlung, die für die Aktivierung für das Vitamin D erforderlich ist, zu gering. Insofern ist es auch wichtig, auf eine ausreichende Vitamin D-Versorgung zu achten. Unter normalen Umständen reicht eine 30-minütige UV-Einstrahlung auf Ausschnitt und Arme aus, um eine Vitamin D-Aktivierung zu gewährleisten. Das wird aber aus den oben genannten Gründen in unseren Gefilden selten möglich sein.

Lisa_Wilke: Mit 17 Jahren fing bei mir Colitis Ulcerosa an. Habe ich jetzt seit 30 Jahren. Mal mehr, mal weniger. Die Sache selbst reicht mir absolut, um nicht zu sagen, noch mehr brauch ich nicht von sowas. Im Sommer bin ich umgezogen. Aufgrund der Distanz (250km) musste ich neue Ärzte suchen. Mein neuer Hausarzt sagt jetzt, langjährige CU sei eine ganz schlechte Voraussetzung, um in die Wechseljahre zu starten. Er meinte die Nahrungsaufspaltung sei nicht genug usw. Wieso fällt das erst jetzt auf? Hat mich bisher keiner drauf aufmerksam gemacht. Bin total platt. Er hat mir gesagt, da hätte man lange vorher was für die Knochen tun müssen. Jetzt stellt sich mir erst einmal die Frage, was ich jetzt machen sollte? Freue mich auf eine Antwort von Dr. Behle.

Dr. med. Knut Behle: Bei der Colitis Ulcerosa sind, wie Sie richtig schreiben, durch die Entzündungen im Bereich der Darmschleimhaut wichtige Resorptionsmechanismen gestört. Das wirkt sich negativ auf den Knochenstoffwechsel aus. Hinzukommt, dass die häufige Therapie mit Cortison ebenfalls einen negativen Einfluss auf den Knochenstoffwechsel hat. Für Sie wäre es zunächst wichtig, die Knochenstoffwechsel-Parameter im Blut zu bestimmen, um ggf. hier eine ausreichende Substitution zu gewährleisten. Wie erwähnt spielt die regelmäßige Einnahme von Cortison eine erhebliche Rolle. Ob man langfristig auf Cortison verzichten kann, ist eine Frage, die Sie mit Ihrem Gastroenterologen klären sollten. Viel Erkenntnisse im Bereich des Knochenstoffwechsels sind noch gar nicht ausreichend erforscht. Wesentliche Zusammenhänge sind vor 30 Jahren noch nicht bekannt gewesen. Z.B. sind die Diagnose Osteoporose und die entsprechenden Untersuchungsergebnisse erst Mitte der 90ziger Jahre publiziert worden.

Breisgau: Ist Osteoporose abhängig vom Alter? Ab wann beginnt die Gefährdung?

Dr. med. Knut Behle: Die Osteoporose ist tatsächlich eine altersassoziierte Erkrankung. Ab ca. dem 40. Lebensjahr nimmt die Knochendichte langsam ab. In der Zeit der Wechseljahre ist der Verlust an Knochenmasse besonders intensiv. Der Beginn der Gefährdung hängt ganz wesentlich davon ab, welche PEAK BONE MASS Sie bis zum 40. Lebensjahr erreicht haben. Ein wichtige Parameter ist z.B. die sogen. Östrogenexpositionszeit. Da Östrogen ein erheblicher Knochenschutzfaktor ist, spielt die Östrogenzeit eine wichtige Rolle. Sollte die erste Regel erst spät eintreten und die Wechseljahre sehr früh beginnen, ist die Zeit des östrogenbedingten Knochenschutzes sehr gering. Sollte die erste Regelblutung sehr früh erfolgt sein, sie viele Kinder gestillt haben und die Wechseljahre spät eingetreten sein, haben Sie einen deutlich besseren Schutz vor Osteoporose.

Twarzig: Es gibt Orthopäden mit einem Osteoporose Schwerpunkt. Kann jeder Arzt diesen Zusatz selbst bestimmen? Muss ein Arzt dafür einen Nachweis erbringen vor einer offiziellen Stelle? Ist das eine anerkannte Zusatzbezeichnung?

Dr. med. Knut Behle: Der Begriff "Schwerpunkt" ist prinzipiell eigentlich kein Ausdruck, der in der Weiterbildungsordnung vorkommt. Insofern sollte man hier mit einer gewissen Vorsicht herangehen. Es gibt keine offizielle Zusatzbezeichnung "Osteoporose". Es gibt aber die Ausbildung zum Osteologen-DVO". Diese Ausbildung ist zertifiziert und geschützt. Entsprechend ausgebildete Kollegen finden Sie auf der Homepage des Dachverbandes für Osteologie. www.dv-osteologie.org

Marianne: Weil sich meine Osteoporose-Werte verschlechtert haben, soll als sinnvolle Maßnahme jetzt eine Therapie mit Strontium Ranelat machen. Ich dachte Strontium hat was mit Strahlung zu tun. Das macht mir Angst, oder ist die unbegründet?

Dr. med. Knut Behle: Strontiumranelat war für eine Zeit eine Alternative zu den üblichen Osteoporosemedikamenten. Das Strontium ersetzt, vereinfacht gesprochen, das Kalzium, hat aber mit einer gefährlichen radioaktiven Strahlung nichts zu tun. Da das Strontium aber die Messung mit der DEXA-Methode deutlich erschwert, sucht man für gewöhnlich andere Alternativen, da auch das Spektrum an unerwünschten Wirkungen nicht unproblematisch ist. Ob das Strontiumranelat noch länger zur Verfügung steht, ist gegenwärtig unklar. Da die Osteoporosetherapie vom Grundsatz her eher eine Dauertherapie darstellt, wären hier möglicherweise bessere Alternativen denkbar.

Buddy: Aufgrund meiner Werte sollte schon im Sommer d.j. mit der Prolia Spritze Therapie beginnen. Allerdings wurde dies bisher ausgesetzt weil meine Blutwerte besonders die Leukozyten schlecht sind. Bin jedoch etwas unsicher! Was könnte ich alternativ dazu noch mehr tun bzw. trotzdem die Spritze?? Vielen Dank für ihre Antwort!!

Dr. med. Knut Behle: Prolia ist sicherlich grundsätzlich ein sehr gut verträgliches Medikament, was in einer großen Breite eingesetzt werden kann. In jedem Fall sollte aber vorher untersucht werden, warum Ihre Leukozythenwerte derart verändert sind. Nach Abklärung dieser Laborwerte sollte in jedem Fall eine medikamenöse Osteoporosetherapie möglich sein.

PeterMöller12: Welche Knochen sind gefährdeter bei Osteoporose, die Wirbel der Wirbelsäule oder die Oberschenkelhalsknochen?

Dr. med. Knut Behle: Bei der Osteoporose handelt es sich grundsätzlich um eine generalisierte Skeletterkrankung, die sowohl die Wirbelkörper, als auch die anderen Knochen in Mitleidenschaft zieht. Bei speziellen Osteoporoseformen gibt es aber Unterschiede. Es ist z.B. bekannt, dass bei einer Langzeit-Kortison-Therapie vorwiegend die Wirbelkörper betroffen sind.

Ariana+Preuss: Ich kann essen, was ich will und schaffe nur mit Mühe BMI 18. Ist das normal?? Das ist schon mein ganzes Leben so. Jetzt in den Wechseljahren habe ich 3kg zugenommen, das ist alles. Meine Frauenärztin hat gesagt, dass ich gefährdet sei für Osteoporose und schon mal mit einer Prophylaxe beginnen solle. Warum? Sie hat keine Tests gemacht.

Dr. med. Knut Behle: Ein BMI von unter 20 stellt in der Tat einen Risikofaktor für das Entstehen einer Osteoprose dar. Das hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass in dem Fettgewebe noch ein Enzym aktiv ist, das Östrogen produziert. Östrogen ist wiederum ein wichtiger Knochenschutz, der sehr schlanken Frauen häufig fehlt. Dieses Phänomen ist auch im Leistungssport von den Marathon-Läuferinnen bekannt, die einen so niedrigen BMI haben, dass die niedrige Östrogenproduktion zum Ausbleiben der Regelblutung führt. Insofern hat Ihre Frauenärztin durchaus Recht. Wenn Sie etwas Genaueres zum Knochenstoffwechsel wissen wollen, würde eine Laboruntersuchung und eine Knochendichtemessung die Diagnostik vervollständigen.

Mahtab: Wie kann man eine Vitamin-D-Mangelerkrankung diagnostizieren? Wann soll ich mit Dekristol 1000 oder 2000 beginnen?

Dr. med. Knut Behle: Ein Vitamin D-Mangel lässt sich recht einfach durch eine einfache Laboruntersuchung diagnostizieren. In Abhängigkeit von dem Ergebnis von der Blutuntersuchung kann man Ihnen dann eine entsprechende Therapieempfehlung geben. Bei dem von Ihnen angesprochenen Dekristol wird häufig mit einer Dosierung von 20.000IE (Internationale Einheit) pro Woche eine ausreichende Versorgung gewährleistet sein.



Ende der Sprechstunde.