Diagnose Hautkrebs - Behandlungsmöglichkeiten

Leonie Bluhm
Fachärztin für Dermatologie
Hautkrebszentrum Buxtehude

PROTOKOLL

Diagnose Hautkrebs - Behandlungsmöglichkeiten

iffetz_221: Was ist der Unterschied zwischen weißem und schwarzem Hautkrebs? Was ist gefährlicher?

Leonie Bluhm: Der Unterschied zwischen weißem und schwarzem Hautkrebs besteht darin, dass der schwarze Hautkrebs bösartiger ist und in ungefähr 10-20% der Fälle auch in die Organe streuen könnte. Beim weißen Hautkrebs unterscheidet man das Basalzellkarzinom vom Plattenepithel-Karzinom. Das Basalzellkarzinom streut niemals, ist also eher gutartiger, und das Plattenepithelkarzinom streut nur in seltenen Fällen.

Gerd_Hamburg: Mir wurde bereits mehrfach sogenannte Basalliome (Basalzellkrebs) durch kleine, ambulante Operationen entfernt. Mir wurde gesagt, dass ich mir bei jährlicher Kontrolle keinerlei Sorgen machen müsste. Stimmt das?

Leonie Bluhm: Ja, das stimmt, Basalzellkarzinome sollten immer komplett entfernt werden, sie streuen aber nie in die Organe, breiten sich lediglich an Ort und Stelle aus und sollten aus diesem Grund immer komplett operativ entfernt werden.

Jens.Molder: Ich habe viele Pigmentflecken, die ich jedes Jahr untersuchen lasse. Mal muss was weg, mal nicht. Aber ein Melanom war bisher nicht dabei. Hat man mit vielen Pigmentflecken ein größeres Risiko ein Melanom zu entwickeln?

Leonie Bluhm: Mit vielen Pigmentflecken steigt nicht unbedingt das Risiko, an einem Melanom zu erkranken, jedoch erschweren eine Vielzahl an Pigmenten die Kontrolle der eigenen Haut und es sollte in diesem Fall sehr regelmäßig, mindestens einmal im Jahr, ein Hautscreening durchgeführt werden. Sollten einem selber innerhalb des Jahres Veränderungen an einem Pigmentmahl auffallen, dann sollte man diese Auffälligkeiten auch ruhig zwischendurch dem Hautarzt zeigen.

Inspektor: Unserem Vater ist vor 7 Monaten ein Melanom entfernt worden. Auch einige Lympknoten – man sagte, das sei zur Sicherheit. Herausgekommen ist, dass in 2 Lymphknoten Krebszellen waren. Er sagt Heilung sei trotzdem möglich. Stimmt das?

Leonie Bluhm: Ja, das stimmt, jedoch verkürzen sich die Nachsorgeintervalle in den meisten Zentren auf 3-Monatig. Es ist auf jeden Fall möglich, dass es bei Ihrem Vater nicht zu einem Rezidiv (Rückfall) kommt.

Siembabbe: Vergangenen Herbst sind bei mir 2 verdächtige Stellen entfernt worden, die sich als Hautkrebs herausgestellt haben. Das war natürlich der Hammer, zumal sie auch ziemlich tief nach innen gingen, knapp 5mm. Natürlich auf Rücken und Schulter, da wo die Sonne am meisten hinkommt. Jetzt verhalte ich mich anders, aber ich mache mir große Sorgen, ob da noch mehr Hautschäden sind, von denen ich nichts weiß. Sicherlich gibt es Statistiken darüber. Könnte Frau Dr. Bluhm mir dazu weiterhelfen? Das würde mich beruhigen.

Leonie Bluhm: Man müsste, um genaue Antworten geben zu können, wissen, ob es sich um weißen oder schwarzen Hautkrebs gehandelt hat. Wichtig ist ab jetzt, Sonnenbrände zu vermeiden, die Mittagssonne zu meiden und sich mit einem hohen LSF vor der Sonne zu schützen. Die Schäden in der Haut werden eher flächig gesetzt, nicht nur an den Stellen an denen der Hautkrebs aufgetreten war. Von daher ist auch hier die Empfehlung, eine regelmäßige Nachsorge beim Hautarzt durchführen zu lassen.

Sonne: Soweit ich weiß, gibt es mehrere Arten von Hautkrebs, die sich auch sehr unterscheiden. Kommen die alle durch zu viel Sonne?

Leonie Bluhm: Die hellen Hautkrebsarten (Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom) werden ausschließlich durch eine hohe Sonnenbelastung ausgelöst. Beim schwarzen Hautkrebs werden ca. 50% der Melanome durch UV-Belastung ausgelöst, es gibt jedoch auch Melanome an Stellen des Körpers, die noch nie der Sonne ausgesetzt waren (z.B. Fußsohle oder Po).

Richard Steinhausen: Wenn Hautkrebs diagnostiziert wird, wie wird dann vorgegangen? OP und wenn das nicht geht, dann Chemotherapie? Oder kann man das so pauschal nicht sagen?

Leonie Bluhm: Es wird in aller Regel zuerst eine Operation des Haut-Tumors angestrebt, wenn möglich komplett und im gesunden. Das ist bei allen Hautkrebsarten die primäre Therapie. Eine Chemotherapie würde erst in sehr weit forgeschrittenem Stadium in Frage kommen, wenn bereits Metastasen in den Organen nachgewiesen wurden. Beim schwarzen Hautkrebs muss man sagen, dass es mittlerweile neuere und bessere Substanzen in der Therapie gibt, als die altherkömmliche Chemotherapie.  Man würde in erster Linie in so einem Fall eine Immuntherapie oder eine zielgerichtete Therapie einleiten.

Learickert: Helfen Betakarotine, die sich in der Haut einlagern und schützen vor Hautkrebs? Reicht ein Glas frischgepresster Karottensaft pro Tag?

Leonie Bluhm: Nein, Betakarotine schützen nicht vor Hautkrebs. Es sollte immer ein hoher LSF aufgetragen werden in Form eines chemischen oder physikalischen Sonnenschutzes, möglichst mit hohem Faktor (ca. 30-50) oder ein textiler Sonnenschutz (Hut, T-Shirt) getragen werden. (LSF bedeutet Lichtschutzfaktor)

Mona_Berlin: Sie haben eben in ihrer Antwort von Zielgerichteter Therapie und Immuntherapie gesprochen. Worum handelt es sich bei diesen beiden Therapiemethoden und wie läuft das ab und wie wirken die?

Leonie Bluhm: Bei der zielgerichteten Therapie müssen die Patienten eine nachgewiesene Mutation in ihrem primären Hauttumor tragen. Nur dann würden sie auf bestimmte verfügbare Tabletten ansprechen und die Tumore würden sich verkleinern. Bei der Immuntherapie wird direkt in das Immunsystem des Patienten eingegriffen und es werden Zellen aktiviert, die sich gegen den Tumor richten. Beide Therapieformen sind beim Melanom viel erfolgsversprechender als herkömmliche Chemotherapien.

Uta: Manche Menschen versterben offenbar an ihrer Hautkrebserkrankung, andere leben mit geringen Einschränkungen viele Jahre. Wovon hängt das ab?

Leonie Bluhm: Die unterschiedliche Überlebenszeit hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen hat jede fortgeschrittene Hautkrebserkrankung ihre eigene Tumorbiologie, und verläuft aus diesem Grund auch unterschiedlich schnell. Zum anderen hängt es sehr davon ab, wie der Patient auf die einzelnen Therapielinien anspricht. Und natürlich hängt es auch noch von dem Ausmaß und den Lokalisationen der Absiedelungen in den Organen ab.

Kaltenbrauch_München: Was bewirkt die Substanz Virus T-Vec? Ist das das gleiche wie Imlygic Virus gegen Hautkrebs?

Leonie Bluhm: Ja, T-Vec ist das gleiche wie Imlygic. Imlygic ist der Medikamenten-Name, hierbei handelt es sich um einen modifizierten Herpes-Simplex-Virus der in zugänglichen Metastasen an Haut oder in die Lymphknoten injiziert wird. Dieses bewirkt bei längerer Anwendung ein Einschmelzen der Tumore bei ca. 40%, dem Medikament wird außerdem in 20% der Fälle auch eine systemische Wirksamkeit nachgesagt.

Uphoff: Stimmt es, dass es ein Medikament gibt, dass eigentlich als Therapie gegen Herpes entwickelt wurde und jetzt gegen Hautkrebs eingesetzt wird? Wie geht so ein Multi-Einsatz?

Leonie Bluhm: Nein, das in der vorherigen Frage genannte Imlygic wurde nicht als Therapie gegen den Herpes entwickelt, sondern ist das Herpes Virus in modifizierter Art. Man hat gesehen, dass sich die Applikationen von Herpes Viren positiv in der Tumortherapie auswirken kann.

Stricknadel: Vor 1 Jahr ist mir operativ ein Basaliom entfernt worden. Jetzt habe ich wieder eins. Ich bin noch keine 40 Jahre und finde das beängstigend. Was verursacht ein Basaliom?

Leonie Bluhm: Ein Basalzellkarzinom ist ein Hautkrebs, der an Ort und Stelle die Haut befällt. Wahrscheinlich ist im Laufe Ihres Lebens bereits eine Schädigung durch UV-Strahlung eingetreten und die wirksamste Art und Weise, weitere Basalzellkarzinome zu verhindern, ist ein konsequenter Lichtschutz, mit wirklich täglich aufgetragener Sonnencreme in Höhe des LSF 50+, so wie regelmäßige 6-12 monatige Nachsorgen beim Hautarzt.

Doris: Nach Melanom-OP bin ich jetzt in einer engen Nachkontrolle. Alle drei Monate schallen und alle sechs Monate in die Röhre. Man kann die Uhr danach stellen, drei Wochen vorher bin ich so angespannt, dass ich mir denke, allein diese innere Verkrampfung muss sich nachteilig auswirken. Wie kann ich dagegen angehen, wie bekomme ich mein Selbstvertrauen in meinen Körper wieder?

Leonie Bluhm: Das was Sie äußern, berichten in unserer Nachsorge-Sprechstunde nahezu alle Patienten. Ich beobachte, dass die Patienten von Mal zu Mal ruhiger werden und wieder Vertrauen in den eigenen Körper fassen. Man kann probieren, die seelische Anspannung, die vor den Untersuchungen verständlicherweise auftritt, z.B. durch Yoga oder Autogenes Training zu vermindern. Außerdem bieten auch viele spezialisierte Hautkrebszentren eine Psycho-Onkologische Mitbetreuung an, in der es vorrangig um die Ressourcen-Stärkung des einzelnen Patienten geht.

Torben: Macht es einen Unterschied, ob der nächstgelegene Wächterknoten oder mehrere kleinere Lymphknoten betroffen sind? Ich hatte eine OP wegen schwarzem Hautkrebs. Leider mit Lymphknotenbeteiligung, aber nur der Wächterknoten.

Leonie Bluhm: Der Wächterlymphknoten ist der Lymphknoten, der für den Bereich der Haut, in dem das Melanom saß, zuständig ist. Er ist der erste Lymphknoten, in den die Gewebeflüssigkeit abläuft. In dem Moment, wo er betroffen ist, steigt das Risiko eines möglichen Rückfalls der Erkrankung leicht an. Je mehr Lymphknoten in der Umgebung betroffen sind, umso größer wird das Risiko eines möglichen Rückfalls der Erkrankung.

Worthmann: Wie gefährlich ist ein Merkelzellkarzinom? Hat meine Tante, Schwester meiner Mutter. Ist das vererbbar?

Leonie Bluhm: Ein Merkelzellkarzinom ist ein relativ bösartiger, seltener Hautkrebs. Es entsteht ausschließlich an UV-belasteter Haut, somit ist es nicht vererbbar. Ein Merkelzellkarzinom sollte immer mit einem Sicherheitsabstand operiert werden und es sollte auch immer eine Nachbestrahlung stattfinden.

SChulz7: Was ist ein Melanom in situ?

Leonie Bluhm: Ein Melanoma in situ ist ein sehr frühes Melanom, welches sich lediglich in den obersten Hautschichten abspielt, und somit glücklicherweise niemals streuen wird. Es hat noch keinen Kontakt zu Blut- oder Lymphgefäßen.

MirkoBoffer: Immer um diese Jahreszeit bombardieren uns alle Medien mit „Aufklärung“ zu Hautkrebs. Das muss doch inzwischen mal bei den Leuten angekommen sein, dass man Hautkrebs verhindern kann, oder ist das eine Krebsart, die zusätzlich zu falschem Verhalten in der Sonne z.B. durch eine Erkrankung ausgelöst werden kann?

Leonie Bluhm: Eine gute Aufklärung zur Verhinderung von Hautkrebs ist nach wie vor wichtig. Dazu gehören auch z.B. Aufklärungsaktionen in Kindergärten oder Schulen. Den größten Anteil an der Entstehung hat eine hohe UV-Belastung. Sehr selten wird Hautkrebs z.B. bei organtransplantierten Patienten durch das unterdrückte Immunsystem ausgelöst.

S_Brieler: Wie gefährlich ist ein Morbus Bowen? Habe ich auf dem Kopf und der soll rausgeschnitten werden. Wie kriegt man so was nur? Das macht mich ganz verrückt.

Leonie Bluhm: Ein Morbus Bowen ist ein frühes Plattenepithelkarzinom. Dieser Hautkrebs ist noch sehr oberflächlich, trotzdem sollte man eine komplette Entfernung mittels kleiner Operation anstreben. Der Auslöser dieses hellen Hautkrebses ist wieder eine hohe UV-Belastung über die Gesamtdauer des Lebens. Auch hier ist ein konsequenter LSF oder das regelmäßige Tragen einer Kopfbedeckung ratsam.

Timo-christmann: Ich weiß, dass ich mich in den letzten 30 Jahren öfters falsch verhalten habe was die Sonne angeht. Kann ich jetzt noch etwas tun, um Hautkrebs, der bei mir vielleicht schon angelegt ist zu verhindern?

Leonie Bluhm: Ja und nein, die Sonnensünden aus den früheren Lebensjahren kann man nicht rückgängig machen. Jedoch können Sie verhindern, durch weitere UV-Belastungen noch mehr Schäden an der Haut auszuösen. Das bedeutet auch in diesem Fall ab jetzt das tägliche Auftragen eines hohen LSF und vor allem das Vermeiden von Sonnenbränden.

ulrike: was sind eigentlich Muttermale, Leberflecke und ähnliche pigmentveränderungen?

Leonie Bluhm: Unter Muttermalen werden oft vererbte Pigmentmale verstanden, die z.B. an gleicher Stelle auch bei Vater oder Mutter vorkommen.

Im Laufe des Lebens entwickelt man verschiedene Arten von Pigmentveränderungen, diese können zum einen Leberflecken (Naevi) sein, zum anderen entwickelt man auch ab ca. dem 30. Lebensjahr pigmentierte Alterswarzen oder auch kleine rötliche Blutschwämme.

Kai-Berlin: Kann Hautkrebs auch auf freier Haut entstehen, also nicht aus einem Muttermal, Leberfleck etc. heraus?

Leonie Bluhm: Ja, ca. 60-70%  der Melanome entstehen aus einem vorbestehenden Pigmentmal, es gibt jedoch auch eine Vielzahl an Melanomen, die auf gesunder Haut entstehen.

Eikenbirch: Worauf soll ich achten? Wie verändern sich Muttermale und Leberflecke und wie verändert sich deren äußere Erscheinung? Welche Veränderungen sollten sofort von einem Hautarzt begutachtet werden?

Leonie Bluhm: Es gibt die sogenannte ABCDE-Regel, die mögliche Hinweise auf eine krankhafte Veränderung des Pigmentmals geben könnten. A steht für Asymmetrie, also wann immer ein vorbestehendes Pigmentmal seine vorherige meist runde Form verliert. B steht für Begrenzung, weißt also auch darauf hin, wenn z.B. ein Pigmentmal einen ausgefranzten Rand zeigt. C steht für Color, welches bedeutet, dass Farbveränderungen innerhalb eines Pigmentmals von einem Hautarzt in jedem Fall begutachtet werden sollten. D steht für Durchmesser, was bedeutet, dass jedes Pigmentmal >0,5cm im Rahmen eines Hautscreenings begutachtet werden sollte. E steht für Erhabenheit, sobald sich knotige Anteile in einem Pigmentmal bilden, sollten auch diese ärztlich abgeklärt werden. Insgesamt kann man sagen, dass jedes Pigmentmal, welches "aus dem Rahmen fällt", also anders aussieht als die restlichen am Körper befindlichen, besonders gut angeschaut werden sollten ("Zeichen des hässlichen Entleins").  

Basallzellkrebs: Wieso habe ich so viele Muttermale, Leberflecken und so weiter? Seit meiner Jugend stört mich das? Ist es am besten, wenn ich die alle mal entfernen lasse?

Leonie Bluhm: Die Anzahl an Muttermalen und Leberflecken variiert von Mensch zu Mensch. Zum einen liegt eine genetische Veranlagung zu Grunde, zum anderen erhöht sich auch mit der Höhe der UV-Belastung und der Anzahl der Sonnenbäder die Anzahl der Pigmentmalen. Diese alle entfernen zu lassen, ist nicht das Mittel der Wahl, es wird vielmehr empfohlen am regelmäßigen Hautscreening teilzunehmen und seine Haut sensibel mit zu beobachten.

Bronco: Woher kommt ein Melanom? Gibt es weitere Auslöser zusätzlich zu Sonneneinstrahlung?

Leonie Bluhm: Zusätzlich zur UV-Belastung gibt es einen sehr kleinen Anteil der familiären Disposition sowie einen etwas größeren Anteil, also ähnlich zu den anderen häufigen Krebserkrankungen, wo auch nicht immer ein Auslöser auszumachen ist.

Minne: Was passiert mit all diesen grauenvollen Tattoos. Ein großer Teil der Farben wandert im Körper und lagert sich in Lymphknoten ein. Entsteht daraus Hautkrebs oder Organ-Krebs?

Leonie Bluhm: Eine häufige Komplikation von Tattoowierungen sind Kontaktallergien auf die Farben, bisher gibt es meines Wissens keine Daten bezüglich einer begünstigten Hautkrebserkrankung durch Tätowierungen. Man sollte aber beachten, in dem Moment, in dem man sich ein neues Tattoo stechen lässt, unbedingt Pigmentmale an der Haut frei zu lassen, damit diese weiterhin im Rahmen des Hautkrebs-Screenings untersucht werden können. In dem Moment, wo ein Pigmentmal übertattoowiert wird, ist eine kritische Betrachtung durch das Auflichtmikroskop nicht mehr möglich.

Sille_Affleck: Können Pigmentflecken im Auge entarten?

Leonie Bluhm: Ja, es gibt in seltenen Fällen auch Pigmentmale im Augenhintergrund, welche durch den Augenarzt kontrolliert werden sollten. Eine sehr seltene Untergruppe des Melanoms ist tatsächlich das Aderhaut-Melanom, welches sich am Augenhintergrund bildet.

WalterNöter: Eine Therapie mit „small molecules“, die in der Zelle angreifen, ist das das Gleiche wie eine Immuntherapie?

Leonie Bluhm: Eine Therapie mit "small molecules" ist eine zielgerichtete Therapie. Die Medikamente dazu sind B-Raf- und Mek-Inhibitoren. Diese Therapie erfolgt in Tablettenform. Eine Immuntherapie hingegen erfolgt intravenös.

Illu: Ursprünglich ging es bei mir nur darum, dass ein Muttermal irgendwie anders aussah, als bisher. Bin auf Drängen meiner Mutter zum Hautarzt gegangen und nach Entfernen mit der Diagnose „noduläres malignes Melanom mit Infiltration ins Stratum“ nach Hause gekommen. Kann Frau Dr. Bluhm daraus eine mögliche Perspektive ableiten. Bin immer noch unter Schock.

Leonie Bluhm: Nein, um eine mögliche Prognose abzuleiten, benötigt man in jedem Fall die Tumordicke des entfernten Melanoms. Hierzu sollte der Hautarzt, der die Operation durchgeführt hat, Ihnen Auskünfte geben können und Sie ggf. auch an ein Hauttumorzentrum weiterleiten.

Lausi: Bei meiner Mutter wurde ein Melanom festgestellt. Was uns jetzt sehr beunruhigt ist, dass der Hautarzt gesagt hat, das soll nicht operiert werden, sondern meine Mutter würde eine onkologische Spritzentherapie erhalten. Ich kenne ausnahmslos nur, dass Krebsgewebe entfernt werden muss. Warum ist das bei Hautkrebs anders?

Leonie Bluhm: Nein, auch beim Hautkrebs ist die operative Entfernung des Melanoms die Therapie der ersten Wahl. Warum in dem Fall Ihrer Mutter nun eine Spritzentherapie erfolgen soll, ist mir nicht ganz klar, vielleicht kann der Hautarzt nochmals näher darauf eingehen. In sehr seltenen Fällen hat ein Melanom bereits bei Diagnosestellung in die Organe gestreut, sodass in diesem Fall auf eine operative Entfernung verzichtet werden kann und durch eine Tumortherapie direkt die Metastasierung behandelt wird.

Eiffenseeler auf Syl: Wir haben hier nicht so viele Fachärzte. Welcher Arzt kann die jährliche Kontrolle der Haut durchführen? Auch der Hausarzt?

Leonie Bluhm: Auch Hausärzte können eine Weiterbildung im Bereich des Hautscreenings absolvieren. Das können Sie bei Ihrem Hausarzt erfragen. Bei Auffälligkeiten würde dieser Sie dann an einen hautärztlichen Kollegen überweisen.

Helge: Anfang des Jahres wurde bei mir bei einem Routine-Check am linken Handrücken ein Melanom von 1,2cm entdeckt und zwei weitere Stelle am Nacken von 0,5cm. Ich erhalte eine Behandlung mit Spritzen. In den ersten Wochen sind alle drei Stellen größer geworden. Das hat jetzt aufgehört. Trotzdem wäre es mir lieber gewesen, dass die Stellen operativ entfernt worden wären. Aber mein Onkologe sagt, das sei nicht erforderlich. Kann die Expertin das bestätigen?

Leonie Bluhm: Eigentlich ist auch in diesem Fall die operative Entfernung der Melanome die Therapie der ersten Wahl. Es sei denn, es ist bereits zu einer Organmetastasierung gekommen. Eventuell könnte man eine zweite Meinung in einem Hauttumorzentrum einholen.

Claudio: Was ist mit Markern im Blut als Diagnosehilfe? Kann man so einen Nachweis für Hautkrebs finden?

Leonie Bluhm: Es gibt einen Tumormaker für das maligne Melanom, das Protein S-100. Dieser wird in vielen Zentren als Verlaufsparameter angewendet. Zur Diagnostik ist er jedoch nicht heranzuziehen.

J-Schwenke: Ich gehe alle 2 Jahre zur Hautkontrolle und bisher war immer alles ok. Bin 45 Jahre. Beim letzten Mal im vergangenen Herbst hat der Hautarzt was entdeckt, was er beobachten wollte. Jetzt war ich wieder da, weil ich fand die Stelle hätte sich verändert. So war es auch. Erst nahm er sein Vergrößerungsglas. Dadurch wurde die Auffälligkeit bestätigt. Dann hat er eine Gewebeprobe gemacht und ich warte auf das Ergebnis. Wenn es sich um ein Melanom handeln sollte, was für Behandlungsformen sind dann angesagt. Ich möchte mich damit befassen und innerlich vorbereiten.

Leonie Bluhm: In den meisten Fällen ergibt die feingewebliche Untersuchung glücklicherweise "nur" ein verändertes Pigmentmal und noch kein Melanom. Sollte sich in Ihrem Fall die Melanom-Diagnose bestätigen, so sollte als Therapie der ersten Wahl der Hauttumor komplett und mit Sicherheitsabstand operiert werden. Systemische, oder Bestrahlungstherapien würde man nur in einem fortgeschrittenen Stadium empfehlen, und zwar nur dann, wenn Lymphknoten oder innere Organe betroffen wären.

Böhme: Woran erkennt man Hautkrebs, kann ich das auch als Laie feststellen?

Leonie Bluhm: Hellen Hautkrebs erkennt man meistens an einem hautfarbenen Knoten, oder an einer schuppigen Hautveränderung. Auch rötlich können sich einige Hauttumore darstellen. Beim schwarzen Hautkrebs würde man ein farblich verändertes Pigmentmal sehen, oder ein Pigmentma,l welches sich als dunkler Knoten darstellt. In den meisten Fällen hebt sich diese Hautveränderung von den anderen Pigmentmalen deutlich ab.

Gaulass: Ist schwarzer Hautkrebs der schlimmste und deshalb so bekannt, oder gibt es nur den einen Hautkrebs?

Leonie Bluhm: Es gibt weißen und schwarzen Hautkrebs. Der Weiße streut nur in einer seltenen Variante. Der schwarze Hautkrebs hingegen ist deutlich bösartiger und hat eine relativ rasche Tendenz in die Organe zu streuen. Aus diesem Grund ist er so gefährlich.

Kiki-Kerkhoff: Ist schwarzer Hautkrebs auch in der Farbe dunkel, oder kann die Haut gerötet sein, ein Fleck so groß wie der Fingernagel vom kleinen Finger, nicht scharf abgegrenzt – eher „unruhiger Rand“. Im BH-Brustbereich. Kann sowas auch Hautkrebs sein?

Leonie Bluhm: Ein schwarzer Hautkrebs hat nicht zwingend auch immer schwarzes oder dunkles Pigment. In seltenen Fällen kann auch ein heller oder rötlicher Knoten ein sogenanntes amelanotisches Melanom darstellen. Aufgrund der Beschreibung ist es mir leider nicht möglich, dazu Stellung zu nehmen, Sie sollten diese Hautveränderung Ihrem Haus- oder Hautarzt zeigen.

Carina_Look: Es war mal die Rede davon, dass man Hautkrebs mit Erkältungsvieren bekämpfen wollte. Ist das weiter verfolgt worden? Ist da was dran?

Leonie Bluhm: Eine Hautkrebstherapie mit Erkältungsviren ist mir nicht bekannt. Es gibt eine Therapie im frühen Stadium mit Interferon alpha, welche dem Körper Botenstoffe zufügt, wie sie auch im Rahmen einer Grippe ausgeschüttet werden, dieses ist aber eine vorsorgliche Therapie und wird nicht im metastasierten Stadium angewendet.



Ende der Sprechstunde.