Wenn der Tumor streut – Behandlungschancen bei Knochenmetastasen

CGG Klinik Mannheim
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Knochenmetastasen
Systemische Therapie
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PROTOKOLL

Wenn der Tumor streut – Behandlungschancen bei Knochenmetastasen

wilhelmaPr: Bei meinem Vater ist zu viel „loses“ Kalzium im Körper wegen Metastasen in den Knochen. Das belastet seine Nieren. Was gibt es dagegen?

PROF. DR. MED. DIEL: Möglicherweise leidet Ihr Vater unter einer so genannten Hyperkalzämie. Diese Komplikation ist durchaus mit Gefahren verbunden. Ihr Vater sollte unbedingt mit osteoprotektiven Substanzen behandelt werden (z. B. Bisphosphonate, z. B. Denosumab). Diese Therapie kann sicher und nebenwirkungsarm die erwähnte Komplikation beseitigen.

Schwabing: Unser Sohn 12 Jahre hat einen Tumor in einer Niere. Die Operation haben wir geschafft und die Perspektive ist gut, aber wie sollen wir Chemo und Schule in Einklang bekommen. Das ist eine Katastrophe? Können wir einen Rückfall verhindern? Wie?

PROF. DR. MED. DIEL: Leider bin ich kein Spezialist für Tumorerkrankungen im Kindesalter. Wenn Ihre behandelnden Ärzte eine Chemotherapie vorgeschlagen haben, um die Gesundheit Ihres Sohnes wieder herzustellen, dann kann ich das nur unterstützen. Unter Umständen wäre eine Unterbrechung der Schule für sechs Monate hilfreich.

E.Hollmann: Was ist schlimmer Metastasen in Organen wie Leber und Lunge, oder in den Knochen? Was lässt sich besser behandeln?

PROF. DR. MED. DIEL: Die Antwort ist schwierig. Metastasen in allen Organen können sich sehr negativ auswirken. Knochenmetastasen sind in aller Regel gut zu behandeln aber u. U. können Knochenbrüche auftreten, deswegen ist es wichtig, eine Osteoprotektion. Leber- und Lungenmetastasen können durch Zerstörung der Organe ebenfalls verhängnisvoll sein. Aber auch Leber- und Lungenmetastasen sind mit Chemotherapie und anderen Methoden gut behandelbar.

Susan: Können Schmerzen im Lendenwirbel-Bereich von Metastasen kommen? Grunderkrankung ist Brustkrebs vor 4 Jahren. Damals waren 3 Lymphknoten betroffen, aber keine Metastasen.

PROF. DR. MED. DIEL: Rückenschmerzen können sehr wohl ein erstes Signal sein, das auf Knochenmetastasen hinweist. Insbesondere, wenn die Schmerzen konstant sind und nicht intermittierend (wechselhaft) spürbar sind. Ich würde in Ihrem Fall dringend dazu raten, eine Knochenszintigraphie durchführen zu lassen.

Grün: Kann man über irgendwelche Marker sagen, welche Behandlung erfolgversprechend ist in Bezug auf Metastasen in den Knochen?

PROF. DR. MED. DIEL: Es gibt keinen Risikofaktor, der auf eine spätere Metastasierung in den Knochen hinweist. Sollten die Tumormarker erhöht sein, dann kann man sie durchaus zur Messung des Therapieerfolges nutzen. Leider sind diese Tumormarker nur in 50 % der Fälle erhöht und damit hilfreich bei der Therapie.

Nicki: Bei mir wurde der Tumor erst spät entdeckt, was im Nachhinein völlig unverständlich ist, weil ich immer gesagt habe da ist was in der Achselhöhle. Als das Ding endlich gefunden wurde hatte ich bereits Metastasen in der Wirbelsäule. Ich bin so unfassbar wütend. Gibt es jetzt noch was Konkretes gegen die Metastasen?

PROF. DR. MED. DIEL: Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, da ich nicht genau weiß, wie ausgeprägt die Knochenmetastasierung ist. Selbstverständlich gibt es gute Therapiemöglichkeiten: Die Basistherapie ist die Osteoprotektion mit Bisphosphonaten und / oder Denosumab. Des Weiteren spielt die Strahlenbehandlung eine wichtige Rolle, insbesondere wenn Knochenschmerzen vorliegen. Des Weiteren gibt es als Therapiemaßnahmen die antihormonelle Therapie und die Chemotherapie. Wenn man diese Verfahren richtig kombiniert, können Patientinnen mit Knochenmetastasen mit einer sehr langen Überlebenszeit rechnen.

MaxKuhlmann: Mein Bruder hat Prostatakrebs und ist in einer antihormonellen Therapie. Stimmt es, dass dadurch die Knochendichte abnimmt? Nimmt dadurch das Metastasenrisiko zu?

PROF. DR. MED. DIEL: Die antihormonelle Therapie führt in sehr vielen Fällen zu einer Verringerung der Knochendichte, bis hin zur Osteoporose. Daher kann ich nur empfehlen, bei nachlassender Knochendichte eine osteoprotektive Therapie (siehe oben) einzuleiten. Damit können spätere Knochenbrüche verhindert werden. Ob eine Osteoporose einer Knochenmetastasierung Vorschub leistet, muss bezweifelt werden.

ST_Hulpen: Ich dachte Prostatakrebs gehört nicht zu den Krebsarten, die schnell Knochenmetastasen nach sich ziehen. Wenn das doch so ist, was bedeutet das dann für den weiteren Verlauf der Krankheit?

PROF. DR. MED. DIEL: Da die Heilungsraten  bei Prostatakrebs sehr hoch sind (80 bis 90 %), sind Knochenmetastasen insgesamt selten. Wenn aber die Erkrankung metastasiert, ist in der Mehrzahl der Fälle das Skelett betroffen. Therapieziele in dieser Situation sind die Verbesserung der Überlebenszeiten und der Lebensqualität.

MB_A: Geht das in einem Medikament, Knochenmetastasen in der Struktur bekämpfen und gleichzeitig die Schmerzen reduzieren? Das sind doch zwei ganz unterschiedliche Dinge.

PROF. DR. MED. DIEL: Alle Medikamente,  die zur Osteoprotektion eingesetzt werden (siehe oben) können die Knochenstruktur bewahren und gleichzeitig den Schmerz reduzieren. Insbesondere die Strahlentherapie führt zu einem Wiederaufbau des Knochens und zu einer Schmerzreduktion bei gleichzeitiger Behandlung mit Bisphosphonaten und Denosumab.

vonBargen: Ich habe hormonabhängigen Prostatakrebs. Gegenwärtig bin ich in einer Antihormontherapie, die gleichzeitig Knochenmetastasen verhindern soll. Habe ich aber trotzdem bekommen, am Becken. Warum kann man sich nicht darauf verlassen. Ich bin total deprimiert, was kann man jetzt machen ohne die Hormontherapie zu gefährden?

PROF. DR. MED. DIEL: Ich vermute, dass man die Hormontherapie in Ihrem Falle anwenden wird. Gleichzeitig sollten Sie Medikamente bekommen, die Knochenstoffwechsel wieder normalisieren (siehe oben). Wenn Sie Schmerzen haben, wäre eine Strahlentherapie sinnvoll. Warum in 10 bis 20 % der Fälle beim Prostatakrebs und beim Brustkrebs die Krankheit wiederkommt und metastasiert, ist bis heute nicht ganz geklärt. Wenn wir das sicher voraussagen könnten, würde unsere ganze postoperative Therapie verändert werden müssen. Leider ist das zur Zeit noch nicht der Fall.

Eltner: Kann man Knochenmetastasen zuverlässig daran hindern, sich auszubreiten?

PROF. DR. MED. DIEL: Leider muss man ein "Nein" als Antwort geben. Das Ziel jeder Therapie bei Skelettmetastasen ist, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Das gelingt in vielen Fällen sehr gut. Patienten mit Knochemetastasen können viele Jahre bei guter Lebensqualität leben, wenn sie richtig behandelt werden.

Marin_Schellhorn: Ist die Verblockung der einzige Weg bei Metastasen in der Wirbelsäule? Gehen dadurch auch automatisch die Schmerzen weg? Gibt es auch einen anderen Weg? Bitte diese Frage Prof. Diel vorlegen. Wäre sehr nett und ich bedanke mich dafür.

PROF. DR. MED. DIEL: Eine operative Verblockung von Wirbelkörpern wird dann empfohlen, wenn die Metastasen den Knochen so zerstört haben, dass ein Bruch droht. Zusätzlich zur operativen Versorgung muss auch eine Bestrahlung der verblockten Wirbelkörper erfolgen. Das führt zu einem Wiederaufbau des Knochens und zur Zerstörung von Tumorzellen, bei gleichzeitiger Verminderung der Knochenschmerzen. Selbstverständlich sind auch andere therapeutische Optionen sinnvoll und richtig (Osteoprotektion, Chemotherapie, Antihormontherapie etc.).

Sonja.Lasberg: Ich habe etwas zeitversetzt aber weitgehend zusammen mit der Chemotherapie Bisphosphonate bekommen. Das sei gut für die Knochen, sagte man und verhindere Entkalkung. Dennoch hat das jetzt gravierende Auswirkungen auf meine Zähne, was ich nicht verstehe. Warum ist es gut für die Knochen, aber offenbar nicht gut für den Kiefer? Das ist doch auch ein Knochen. Kann man durch eine veränderte Therapie die Kiefer-Probleme noch in den Griff bekommen?

PROF. DR. MED. DIEL: Leider weiß ich nicht, welche Störung bei Ihren Zähnen vorliegt. Oft können das auch Folgen der Tumortherapie sein. Bisphosphonate und Denosumab können zu so genannten Kieferosteonekrosen führen. Diese sind aber ausgesprochen selten, zumindest in der geringen Dosierung, die man zur Verhinderung von Knochenmetastasen wählt. Ist allerdings die Diagnose Kieferosteonekrose gestellt, sollten Sie sich unbedingt in die Hände eines Kieferchirurgen begeben.

Renck: Wie lange dauert es bis aus einer Krebszelle eine Knochenmetastase wird?

PROF. DR. MED. DIEL: Gute Frage, aber kaum zu beantworten. Wir wissen, dass zwischen der Ersttherapie und einer Knochenmetastase oft viele Jahre liegen können. Dieser Vorgang ist noch nicht erforscht. Wenn die Zellen, die zu einer Knochenmetastasierung führen, zu wachsen begonnen haben, kann die weitere Zerstörung auch rasch erfolgen. Wichtig ist die schnelle und konsequente Therapie mit Osteoprotektiva und Tumormedikamenten.

Reimö: Trotz meiner Krebserkrankung will ich so gut wie möglich leben. Kann man die Medikamente nicht zusammenfassen? Gegen metastasen und gegen die Schmerzen?

PROF. DR. MED. DIEL: Ich gehe mal davon aus, dass sich Ihre Fragen auf Knochenmetastasen beziehen. Selbstverständlich muss man bei Knochenschmerzen die Schmerzmedikamente mit den anderen Medikamenten kombinieren. Nur so erreicht man eine schnelle und dauerhafte Schmerzunterdrückung. Wie schon oben beschrieben, spielt auch die Strahlentherapie eine wichtige Rolle.

Budweg: Die ganze Familie ist sensibilisiert, wenn meine Frau mal hier und mal da Schmerzen hat. Eigentlich erwarten wir immer eine Katastrophe, was sicherlich nicht gut ist. Gibt es untrügliche Anzeichen, Signale, die Knochenmetastasen „senden“?

PROF. DR. MED. DIEL: Das ist ein Problem, das fast alle Menschen mit Tumorerkrankungen haben, dass Schmerzen, die man ansonsten übersehen würde, plötzlich mit der Angst vor einer Metastasierung verbunden sind. Schmerzen von Knochenmetastasen werden dadurch gekennzeichnet, dass sie immer vorhanden sind, egal ob man liegt oder steht und einen bohrenden Charakter haben. Rückenschmerzen sind außerordentlich häufig und sind zumeist degenerativer Natur (Verschleißerscheinung) oder auch Folgen einer antihormonellen Therapie. Im Zweifelsfall würde ich allerdings zu einer Knochenszintigraphie raten, danach ist man häufig beruhigter. Wenn Knochenmetastasen Schmerzen bereiten, sieht man sie in aller Regel auch auf einer normalen Röntgenaufnahme.

gerald_Salzburg: Was ist Xgeva?

PROF. DR. MED. DIEL: Xgeva heißt mit seinem internationalem Namen Denosumab. Das Medikament ist ein Antikörper, der in den Knochenstoffwechsel eingreift und den Knochenabbau hemmt. Dadurch werden auch die Komplikationen, die häufig mit Knochenmetastasen verbunden sind, reduziert. Des Weiteren verringert Denosumab den Knochenschmerz und kann bedenkenlos mit allen anderen Therapieformen kombiniert werden. Die Substanz wird monatlich unter die Haut gespritzt und ist in aller Regel sehr gut verträglich. Eine schwerwiegende, aber seltene, unerwünschte Wirkung ist die Ausbildung einer Kieferosteonekrose (siehe oben). Um eine solche zu verhindern, macht es Sinn, die Patienten vor der Therapie einem erfahrenen Zahnarzt oder einem Kieferchirurgen vorzustellen.

Schlüter: Ich versuche alle Informationen zu sammeln, die meiner Frau helfen können. Dabei bin ich auf Stammzellen von Metastasen gestoßen. Was ist mit denen? Was bedeuten die für die Knochen. Meine Frau hatte – ja: HATTE – Brustkrebs. Ich gehe davon aus, dass sie gesund ist und kein neuer Tumor dazukommt. Aber ich habe immer Angst vor Metastasen in Organen und in Knochen, obwohl ihr Risiko als gering eingeschätzt wird. Was hat das mit den Stammzellen auf sich?

PROF. DR. MED. DIEL: Die Bedeutung der Stammzellen bei der Tumorentstehung und Metastasierung ist bis heute noch nicht geklärt. Manche Forscher glauben, dass es Brustkrebsstammzellen sind, die die Knochenmetastasierung verursachen. Das ist nicht gesichert. Wie bereits erwähnt, werden die meisten Patientinnen geheilt und erleiden keine Metastasierung (ca. 80 %). Wenn der Brustkrebs allerdings wiederkommt, metastasiert er sehr häufig in das Skelett.

PROF. DR. MED. DIEL: Der Experte macht eine kurze Pause. Wir setzen die Beantwortung Ihrer Fragen in wenigen Minuten fort.

Berlin: Kann man durch eine Stammzelltransplantation nach einer primären Tumorerkrankung sicher verhindern, dass Knochenmetastasen entstehen?

PROF. DR. MED. DIEL: Die Stammzellbehandlung ist derzeit für hämatologische Erkrankungen (Blutkrebs) zugelassen und sinnvoll. Bei soliden Tumoren, wie Brustkrebs oder Prostatakrebs, hat die Stammzelltherapie noch keinen Eingang gefunden. Insofern kann ich Ihre Frage weder positiv noch negativ beantworten.

PRook: Bisher haben wir immer gedacht, dass viel Kalzium die Knochen schützt, was für meine Mutter besonders wichtig ist, weil sie eine Chemotherapie hatte nachdem ein Tumor aus ihrer linken Brust entfernt worden war. Jetzt hat sie offenbar zu viel davon und das beeinträchtigt das Herz. Wir sind alle sehr beunruhigt, verstehen aber die Zusammenhänge nicht wirklich. Woher kommt das plötzlich?

PROF. DR. MED. DIEL: Die ausreichende Aufnahme von Kalzium ist in der Tat notwendig, damit unser Skelett gesund bleibt. Allerdings schützt die Einnahme von Kalzium nicht vor einer Metastasierung. Normalerweise nehmen wir mit der Nahrung, insbesondere durch Verzehr von Käse und Milchprodukten ausreichend Kalzium auf. Die empfohlene Tagesmenge liegt bei ca. 1.000 mg. Wenn das nicht erreicht werden kann, macht es auch Sinn, Kalzium in Tablettenform zu ergänzen. Ob die Herzbeschwerden Ihrer Mutter von zu viel Kalzium kommen, wage ich zu bezweifeln. Eine wichtige Kalziumquelle ist auch ein Mineralwasser, das mehr als 300 mg Kalzium pro Liter enthält.

Holtmaier: Ich kenne inzwischen verschiedene Behandlungsarten, um gegen Knochenmetastasen anzugehen. Gibt es eine Chronologie, wann was sinnvoll eingesetzt wird, oder wonach Entscheidet der Onkologe das?

PROF. DR. MED. DIEL: Bei diesen Therapiekombinationen muss man unterscheiden. Zur Osteoprotektion ist die Behandlung mit Denosumab zu empfehlen und kann auch beibehalten werden, da die Knochenzellen nicht resistent werden. Alternativ können auch Bisphosphonate eingesetzt werden. Die Strahlentherapie sollte - wenn möglich - auch frühzeitig bei Knochenschmerzen eingesetzt werden und kann mit allen anderen Behandlungsformen kombiniert werden. Die jeweiligen Tumortherapien werden eingesetzt, solange sie wirksam sind und danach durch andere ersetzt.

Per_Weber3: Mir wurden erst mehrere Metastasen aus den Wirbeln entfernt, mit Zement gefestigt und versteift. Trotzdem kann ich mich recht gut bewegen. Aber ich habe große Angst vor weiteren Metastasen als Folge von Blasenkrebs. Kann man die überhaupt verhindern?

PROF. DR. MED. DIEL: Ich gehe mal davon aus, dass die Wirbel zusätzlich auch bestrahlt wurden. Wenn anschließend keine neuen Metastasen aufgetreten sind, ist die Chance gegeben, dass es auch so bleibt. Bedauerlicherweise neigen Knochenmetastasen zu einem chronischen Verlauf und kommen sehr häufig wieder.

Erfurt: Welche Rolle spielt die Antikörpertherapie in der Therapie von Knochenmetastasen?

PROF. DR. MED. DIEL: Die Therapie mit dem Antikörper Denosumab ist ein integraler Bestandteil jeglicher Behandlung von Knochenmetastasen (Dauertherapie). Weitere Antikörper, die spezifisch zur Verringerung der Knochenzerstörung eingesetzt werden können, sind mir nicht bekannt. Allerdings gibt es zahlreiche Antikörper, die eine tumorspezifische Wirkweise haben. Insofern haben sie auch einen Einfluss auf die Metastasen des Ursprungstumors.

Far: Wie kann man Knochenmetastasen aufspüren?

PROF. DR. MED. DIEL: Die beste Methode, um Knochenmetastasen aufzuspüren, ist die Knochenszintigraphie. Diese Methode weist recht sicher Knochenmetastasen nach, aber nicht alles, was bei  der Knochenszintigraphie auffällig ist, entspricht auch einer Metastase, manchmal sind es auch Abnutzungserscheinungen. Im Zweifelsfalle muss zur Identifizierung metastasenverdächtiger Herde in der Szintigraphie eine Kernspinuntersuchung durchgeführt werden.

Goldmann: Erst ging es um Eierstockkrebs, es folgten Lebermetastasen. Meine Mutter hatte dann Rückenschmerzen und uns war klar, die Krankheit hat wieder zugeschlagen. Es wurden bei ihr 3 Metastasen in den unteren Rückenwirbeln gefunden. Wir wissen alle, dass das ein Hinweis auf eine starke Verschlechterung der Gesamtsituation ist, obwohl sie mit den Auswirkungen recht gut klarkommt. Was bedeutet in Bezug auf das Voranschreiten der Erkrankung? Gibt es überhaupt eine Perspektive?

PROF. DR. MED. DIEL: Das Auftreten von Knochenmetastasen im Rahmen eines Eierstockkrebses ist sicher sehr selten. Im Falle von nur drei Wirbelmetastasen empfehle ich eine Bestrahlung dieser drei Areale, bei gleichzeitigem Einsatz entsprechender neuer Chemotherapien. Allerdings sind die vorhandenen Lebermetastasen sicher mit größeren Einschränkungen bezüglich des weiteren Verlaufes vergesellschaftet. Eine entsprechende Therapie der Lebermetastasen (Chemotherapie) hat auch eine Auswirkung auf die Knochenmetastasierung.

U.Herks: Gibt es Menschen, die zu einer Krebserkrankung „neigen“? Wer bekommt welchen Krebs? Gibt es dazu verlässliche Zusammenstellungen

PROF. DR. MED. DIEL: Wir haben in den letzten Jahren sehr vieles dazugelernt. Unter anderem wissen wir, dass die Neigung zur Entstehung von Krebs bei vielen Menschen genetisch bedingt ist. Solche Krebsarten sind allerdings nicht sehr häufig. Dass es aber einen bestimmten Krebstypus beim Menschen gibt, ist nicht bekannt.

Alvarez: Was ist mit den Schmerzen bei Knochenmetastasen, wie bekämpft man die am besten?

PROF. DR. MED. DIEL: Die typische Behandlung von Knochenschmerzen liegt in der Kombination von Schmerzmitteln (Opioiden u. a.), Osteoprotektiva (Bisphophonate, Denosumab) und der Strahlentherapie.

Werden diese Therapieformen richtig und konsequent eingesetzt, kann in der Mehrzahl der Fälle eine signifikante Verringerung des Knochenschmerzes erreicht werden.

Thor: Gehört eine Untersuchung/Kontrolle wegen Metastasen in Knochen mit zur Nachsorge?

PROF. DR. MED. DIEL: Diese Frage berührt einen immer wieder diskutierten Punkt bei der Tumornachsorge. Die Leitlinien zur Nachsorge beim Mammakarzinom z. B. umfassen nicht die Suche nach Metastasen mit bildgebenden Verfahren. Ich persönlich empfehle meinen Patientinnen mit einem erhöhten Metastasierungsrisiko (z. B. viele befallene Lymphknoten) in den ersten Jahren nach Primärtherapie auch ein Knochenszintigramm. Ich betone aber nochmals, dass das nicht der üblichen Vorgehensweise und Empfehlung entspricht.

SRoth: Ich habe in der Klasse meiner Tochter etwas unglaublich trauriges erlebt. Ein Junge konnte nach einer Krebs-Operation mit Chemotherapie fast wieder ganz gesund werden, aber dann kamen die Metastasen in der Lunge und das Kind starb letztlich doch. Warum kann man Metastasen noch immer nicht besser bekämpfen?

PROF. DR. MED. DIEL: Ich teile diese traurige Erfahrung, die Sie gemacht haben, auch immer wieder mit meinen Patienten. Bedauerlicherweise gibt es nur wenige Fälle, bei denen man im Zustand nach einer Metastasierung eine Heilung erreichen kann. Warum das so ist, können wir bedauerlicherweise immer noch nicht erklären. Allerdings haben wir sehr viel erreicht und können bei vielen Patienten mit Metastasen das Leben deutlich verlängern. Ich bin davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr Erfolge sehen werden. Vielleicht ist das dann auch gar nicht mehr so weit, bis wir immer mehr Patienten mit Metastasen heilen können.

Kahler: Meine Mutter hatte Brustkrebs, ist operiert, Chemo, dann war Ruhe und jetzt sind Knochenmetastasen da. Dann erfuhren wir, das sei eher untypisch bei Brustkrebs. Mir ist klar die Dinger destabilisieren nicht nur den Knochen, aber warum sind sie wirklich so gefährlich?

PROF. DR. MED. DIEL: Die Aussage ist meiner Ansicht nach nicht richtig. Brustkrebs metastasiert typischerweise in das Skelett. Knochenmetastasen sind gefährlich, weil sie in den meisten Fällen eine Unheilbarkeit der Erkrankung anzeigen. Das Weiteren besteht ihr Gefahr darin, dass vermehrt Knochenbrüche auftreten können. Daher ist es außerordentlich wichtig, den Knochen "von Beginn an" nach der Diagnose zu schützen. Die Basistherapie dabei ist - wie bereits mehrfach erwähnt - die Osteoprotektion mit Denosumab oder Bisphosphonaten.

PROF. DR. MED. DIEL: Ich bedanke mich für die rege Teilnahme an dieser Sprechstunde und die vielen interessanten Fragen. Zum Abschluss wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Abend.



Ende der Sprechstunde.